Maurach – Weißenbachalm – Ochsenspitze – Gamskarspitze – Kaserjoch – Falzthurntal – Pertisau -Maurach
Es zieht sich fast schon wie ein Mantra durch die Wanderrubrik meiner Website: Wieder einmal musste ich aufs Fliegen verzichten. Der Südwind war einfach zu stark und zu turbulent. Sich an einem solchen Tag unter einen Gleitschirm zu hängen, wäre keine gute Idee gewesen. In einem Gleitschirmurlaub ist dies auf der einen Seite meganervig, andererseits konnte ich dadurch endlich einmal ausführlicher das wundervolle Karwendelgebirge im Norden der Alpen erkunden.
Und so machte ich mich mit zwei anderen verhinderten Gleitschirmpilotinnen von Maurach aus auf den Weg hinauf zur Weißenbachalm, die kurioserweise fest in sächsischer Hand ist: Die Besitzerin kommt aus Bad Schandau, dem kleinen Kurörtchen in der Sächsischen Schweiz, die Kellnerin hat ihre Wurzeln ebenfalls in der Nähe von Dresden und trägt ihre Herkunft sozusagen auf der Zunge… Wir machen unsere Witze über den sächsischen Einfluss in den Nordalpen (Dresdner Hütte im Stubai, die Weißenbachalm am Achensee), essen eine Kleinigkeit und beobachten dabei die seelig grasenden Kühe auf der Alm.
Meine Wanderbegleitung hat an diesem Tag keine Lust auf weitere Höhenmeter, sodass ich von nun ab alleine unterwegs bin. Oberhalb der Alm erreiche ich bereits nach wenigen Gehminuten den Weißenbachsattel (1668m). Die meisten Wanderer folgen von hier dem Weg zum Bärenkopf, dem ikonischen Berg am Südende des Achensees. Ich kenne den Aufstieg schon von einer früheren Wanderung und entscheide mich für eine südliche Route, die mich über das Stanzer Joch, einen viel versprechenden Kammweg, dem Kaserjoch und über das Falzthurntal im großen Bogen wieder zurück nach Maurach führt. Alles Neuland für mich – fantastisch!
Also los: Das Stanzer Joch liegt auf etwas über 2100 Höhenmetern und ist schnell erreicht. Wenige Meter neben dem Joch klettere ich weglos auf einen kleinen Aussichtsfelsen, der mir einen wundervollen Panoramablick in Richtung Weißenbachtal einerseits und Achensee, Seeebergspitze & Co. andererseits ermöglicht. Auf dem Joch treffe ich an diesem Tag zum letzten Mal andere Wanderer. Die nächsten Stunden bin ich komplett allein unterwegs – was für ein Glück! 🙂
Vom Joch aus folge ich dem „Stanzer Joch Kamm“, der in westlicher Richtung auf der Südseite des Grates verläuft. Der Ochsenkopf (2148m), die Gamskarspitze (2098m) und die Kaserjochspitze (2198m) liegen dabei jeweils neben dem Weg, können problemlos bestiegen werden und locken mit wundervollen Ausblicken, tiefen Abgründen und immer wieder neuen Perspektiven: In südlicher Richtung präsentieren die 3000er des Alpenhauptkamms ihre schneebedeckten Gipfel, in Verlängerung des Kammwegs nach Westen eröffnen sich sehr schöne Blicke ins weitere Karwendel und in Richtung Norden und Nordosten ist immer wieder der wundervoll türkisblau leuchtende Achensee und die direkt angrenzenden Gipfel zu sehen.
Das Kaserjoch ist mein westlichstes Ziel an diesem Tag. Die direkt neben dem Joch stehende Rappenspitze ist ebenfalls ein überaus viel versprechendes Ziel, kann jedoch ausschließlich über einen in einem großen Bogen verlaufenden Weg begangen werden – zu viel für mich an diesem Tag, ich habe schließlich noch einen weiten Weg vor mir.
Ich steige in Richtung Norden vom Joch hinunter. Der Weg führt über Geröllfelder, saftige Wiesen voller Wiesenblumen und tanzenden Schmetterlingen vorbei an kleinen Schmelzwasserseen. Es geht über kleine sulzige Schneefelder und schließlich steil hinunter, einen kleinen Gegenanstieg hinauf, vorbei an einer unbewirtschafteten Hütte und schließlich über unzählige enge Serpentinen steil hinab ins Falzthurntal.
In der Jausenstation Falzturn möchte ich eigentlich einen Kaffee trinken, werde aber beharrlich vom Kellner ignoriert und gehe schließlich ohne Stärkung weiter. Das macht aber nix – nach all den Eindrücken an diesem wundervollen Tag kann mich nichts erschüttern! 🙂 Der Talweg führt zunächst die Straße entlang, teilt sich aber bereits nach ca. 2 km auf. Wanderer und Radfahrer können der direkten Forststraße folgen, die Autos sind dabei außen vor – sehr schön!
Nach wenigen Kilometern erreiche ich den Touriort Pertisau, laufe an der Zwölferbahn und der Flugschule vorbei, passiere die Gleitschirmlandeplätze und folge schließlich der Uferpromenade des Achensees die letzten 5 Kilometer nach Maurach. Jetzt habe ich Zeit, den Tag Revue passieren zu lassen: Das Karwendelgebirge ist ein wundervolles Wandergebiet, das ich in Zukunft intensiver erkunden möchte. Ich hatte einen sehr schönen Tag voller schönster Naturerlebnisse und kann die Tour jedem empfehlen, der schwindelfrei, trittsicher und (wegen des steilen Abstiegs ins Falzthurntal) gesunde Knie und eine ausreichende Kondition hat.
Ich gebe in meinen Artikeln natürlich nur meine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse wieder. In den Bergen seid Ihr eigenverantwortlich unterwegs. Bitte informiert Euch vor Euren Touren in der einschlägigen Literatur und/oder in den Informationszentren vor Ort. Viel Spaß!
Maximale Höhe: 2137 m
Minimale Höhe: 931 m
Gesamtanstieg: 1755 m
Gesamtabstieg: -1756 m
Gesamtzeit: 08:17:51
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