An diesem Flugsonntag sollte es nach Cottbus gehen. Die Wetterprognose war viel versprechend, im Windenkalender hatten etliche Pilot:innen ihr Kommen angekündigt – das könnte also ein sehr guter Tag werden! Als ich kurz nach 10 Uhr am Windenstartplatz ankam, waren bereits einige Streckenflug-Experten vor Ort und bereiteten sich auf ihren Flug vor. Ab und an habe ich eine Frage gestellt und wurde sogleich ultra-nett mit in die Vorbereitungen eingebunden. Wow, was für eine Gelegenheit – mit viel Glück könnte ich eventuell ein Stückchen mit Thoralf und René mitfliegen und am Funk ihren Einschätzungen lauschen? Die Chancen dafür waren allerdings nicht zu groß, da der Erfahrungsvorsprung der beiden schließlich kaum in Worte zu fassen ist und mein geliebter Iota DLS (High B) im beschleunigten Flug mit den Nova Vortex (C-Schirm Zweileiner) der beiden Nova-Team-Piloten auch nicht mithalten kann! Aber wer weiß?

Verpasste Gelegenheit …
Wir warteten noch ein bisschen, bis das Wolkenbild und die Basishöhe zu passen schienen, und dann machten sich Thoralf und René fertig. Ich würde dann im zweiten Windendurchgang geschleppt werden. Mir war das sehr recht – mein Bottleneck für diesen Flug würde sicherlich die Suche nach der ersten Thermik sein. Noch standen nämlich keine Wolken direkt über dem Startplatz und ich bin zu selten in Cottbus, um zielgenau und ohne Sucherei und damit ohne Zeit- und Höhenverlust die richtigen Spots anzufliegen. Da würden mir ultra-erfahrene XC-Piloten hoffentlich ein wenig auf die Sprünge helfen können. Und dann war es soweit. Toralf wurde geschleppt, erreichte eine sehr gute Ausklinkhöhe und machte sich auf die Suche nach der ersten Thermik – erst südlich vom Startplatz, allerdings vergeblich. Später, bereits deutlich tiefer, nördlich davon. Mittlerweile war auch René in der Luft. Die beiden suchten nun zu zweit und tatsächlich… Gerade, als ich damit gerechnet hatte, dass die beiden bald würden landen müssen, fanden sie die erste zuverlässige Thermik, machten Höhe und flogen ab. Als ich an der Reihe war, habe ich allerdings nur paar kleine Heberchen gefunden, aber nichts, was ich hätte verwerten und nennenswert in Höhe umsetzen konnte. Also ging ich landen und verfolgte noch eine ganze Weile am Funk, wie die beiden unterwegs die aktuelle Flugtaktik besprachen.

Aller guten Dinge sind … vier!
Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich erneut am Schleppseil hing und erneut in die Höhe gezogen wurde. Aber wieder habe ich die Einstiegsthermik nicht gefunden! Beim dritten Schlepp sprang für mich bereits ein halbstündiger Flug heraus. Obwohl sich für mich und die anderen alles ein bisschen zäh entwickelte, war die Stimmung am Platz ausgezeichnet. Ich schwatzte mit den ultranetten Cottbussern und beobachtete die Starts und Landungen der Anderen, während ich auf meinen nächsten Schlepp wartete. Und dann ging der Flugtag auch für mich so richtig los! Nach dem Ausklinken flog ich eine der mittlerweile in Startplatznähe stehenden Wolken an, spürte das Ziehen und war ruckzuck an der Basis… So, die erste Hürde war genommen!

Ich wollte in Richtung Südwesten fliegen, musste nur einen blauen Bereich queren und hätte dann erneut Wolkenanschluss. Doch als ich an der ersten Wolke ankam, zog da gar nichts. Ich suchte noch ein Weilchen und entschied mich dann aber für einen anderen Ansatz. Ich flog ein Stückchen zurück, fand in 170m Höhe einen schönen Bart und kurbelte ihn bis an die Basis. Von nun an folgte ich einer Wolkenstraße in westlicher Richtung. Wie cool! Ohne groß kurbeln zu müssen, zog die Landschaft unter mir durch. So könnte es weitergehen! Als ich über Jehschen ankam, bin ich nach Süden abgebogen, weil ich im weiteren Verlauf des Fluges zwischen verschiedenen Lufträumen durchschlüpfen wollte. Kurz vor Großräschen habe ich dann noch einmal die Lufträume kontrolliert und dabei einen großen Fehler gemacht. In Folge dessen habe ich meinen Flugplan komplett über den Haufen geworfen. Eigentlich wollte ich ja One-Way mit dem Wind fliegen, soweit es eben gehen würde. Nun wollte ich versuchen, zurück nach Cottbus zu kommen.
Diese Aufgabe war deutlich anspruchsvoller, als das Weiterfliegen mit dem Wind. In direkter Sichtlinie nach Cottbus standen keine Wolken, also habe ich mich entschieden, einen Umweg zu fliegen. Was mir mit dem Wind aber noch recht einfach von der Hand ging, gestaltete sich gegen den Wind deutlich schwieriger. Ich flog beschleunigt, hatte hier und da Steigen, fand aber nicht mehr den richtig starken Lift. Nach rund einem Drittel des Rückweges war klar, dass ich mich nach einem Landeplatz umschauen müsste. Ich entschied mich für den Rand einer großen Wiese in der Nähe von Missen, machte eine solide Landeeinteilung und hatte alsbald wieder festen Boden unter den Füßen. Es war zwar kein wirklich großer XC-Flug, aber immerhin standen knapp 45 XC-km auf der Uhr! 🙂

Rückweg mit einigen Überraschungen
Kurz nach meiner Landung kam eine, wie sich später herausgestellt hat, fast achzigjährige Frau auf die Wiese geradelt und sprach mich freundlich an. Sie wolle mal schauen, was ich so mache und ob ich gut gelandet sei! Wir schwatzten eine ganze Weile übers Gleitschirmfliegen an sich, über meine Ausrüstung und „wie das alles so funktioniert“, über ihre Familie, die Gegend, das kleine Dörfchen, wie zu Ostzeiten das Geschirr auf dem Tisch gewackelt hat, wenn die Kampfjets über den Spreewald gedonnert sind, und wie sich alles in den Jahrzehnten danach entwickelt hat. Und schwupps waren wir beim „Du“ und einer Einladung, bei der nächsten Außenlandung in der Gegend doch mal bei ihr zu klingeln und einen Kaffee zu trinken! Was für eine wundervolle Begegnung! 🙂
Die Skepsis der Frau, dass ich von einem Auto mitgenommen werden würde, hat sich dann bewahrheitet. Aber das hat mir an diesem Tag wirklich nichts ausgemacht. Ich wanderte gut gelaunt die 6 km in das kleine Spreewald-Städtchen Vetschau, konnte unterwegs immer wieder Störche beobachten, die noch in der Thermik drehten und ließ in Gedanken noch einmal den Flug Revue passieren. Als mir dann klar wurde, dass ich den Zug nach Cottbus um gerade mal drei Minuten verpassen würde, hatte ich die leise Hoffnung auf die Zuverlässigkeit der Bahn in puncto Unpünktlichkeit 😀 … und tataaaa, die Bahn hat prompt geliefert! 😉 Keine Minute, nachdem ich auf dem Bahnsteig angekommen war, kam der verspätete RE2 an und brachte mich in 0,nix zurück nach Cottbus! Na das war wirklich gut gelaufen! So habe ich mir über eine Stunde Wartezeit bzw. einen dreistündigen Fußmarsch erspart! 🙂

Manöverkritk – was geht besser?
Dass ich beim ersten Schlepp den Einstieg nicht gefunden habe, war suboptimal aber letztlich einfach nur Pech. Das ging vielen deutlich erfahreneren Piloten an diesem Tag auch so. Klar war ich etwas traurig, dass ich nicht mit Thoralf und René zumindest ein kleines Stückchen hatte mitfliegen können. Aber das wird in Zukunft schon mal klappen! Ich freue mich jedenfalls, die beiden ein wenig kennen gelernt zu haben und im Gespräch dies und das aufgeschnappt zu haben, was mich in Zukunft weiterbringt. 🙂
Wirklich blöd war, dass ich mich nicht gut genug auf den Flugtag vorbereitet hatte. Ich hatte mir im Vorfeld nämlich nur ganz grob die möglichen Routen und die Lufträume angesehen. Und das hat sich dann in der Luft gerächt. Ich musste während des Fluges recherchieren und habe dabei einen ziemlichen Bock geschossen. Das war wirklich ärgerlich, weil ich in der Nähe von Großräschen nämlich durchaus hätte weiterfliegen können, ohne Luftraumverletzungen zu begehen. Dann hätte der Flug bei diesen tollen Flugbedingungen noch deutlich länger ausfallen können. Tja, Lessons learnt!

Für mich war es dennoch ein sehr cooler Tag in Cottbus! 🙂 Ich hatte einen wundervollen Streckenflug, war dabei die ganze Zeit alleine unterwegs und habe viel gelernt! Fliegerisch habe ich keine Fehler gemacht und die Flugtaktik bekomme ich das nächste Mal sicherlich besser hin!

Vielen Dank an die netten Cottbusser für die Schlepps und die schöne Zeit! Sicherlich werde ich das Fluggebiet in Zukunft wieder öfter ansteuern!


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Flugdetails auf DHV-XC


Der erste Hunni

13. April 2025 Berge

Die ersten Tage unseres diesjährigen Abstechers nach Bassano waren nicht direkt von Euphorie und Vorfreude geprägt. Am Anreisetag regnete es, für die darauf folgenden Tagen prognostizierten fast alle Wettermodelle Föhn und damit grenzwertige Bedingungen, jedenfalls nicht das Wetter, was wir uns für unser kleines Projekt vorgestellt hatten. Wir wollten nämlich in diesem Urlaub unseren ersten Hunderter aka „Hunni“ fliegen und damit aus dem Klub der „UHUs“ (Unterhunderter) in den der „ÜHUs“ wechseln. Jawohl, Gleitschirmpiloten sind speziell. 😉 Doch nach und nach verbesserten sich die Prognosen, sodass sich für uns ein paar viel versprechende Flugfenster ergaben, in denen die Wolkenbasis mit rund 1500m hoch genug war und nicht mit zu viel Gegenwind zu rechnen war.

Der Plan
Der Flugplan war klar: Wir wollten am Beppi starten, zunächst nach Osten bis zum Monte Tomba, also bis kurz vors Piavetal, fliegen und dort den östlichen Wendepunkt setzen. Fortan sollte es nach Westen gehen, am Startplatz vorbei, über das Brentatal, und über den Rubbio und Lusiana bis nach Schio. Dort würde die große Talquerung zum Monte Sumano auf dem Plan stehen. Der westliche Wendepunkt sollte rund einen Kilometer westlich vom Monte Calliano sein. Schließlich müssten wir dann noch den Weg zurück nach Bassano fliegen und hätten unseren ersten Hunderter im Sack! Klingt machbar, und Teile davon waren wir beide ja auch schon wiederholt geflogen. Also los…

Flugübersicht – zunächst ging es nach Osten, dann nach Westen und wieder zurück…

Der Flug nach Osten
Am Startplatz warteten wir, bis die Thermik an war und starteten dann zügig. Der Weg in Richtung Osten warf keine neuen Fragen auf. Ich beeilte mich, drehte die Thermiken nicht aus, sondern flog in der Höhe ab, die ich für den nächsten Thermikanschluss brauchte. Ich wollte diesen ersten Flugteil einfach möglichst schnell abspulen, um hintenraus mehr Zeit zu haben. So war ich dann auch recht zügig am östlichen Wendepunkt und kehrte in Richtung Westen um. Und dann passierte es… Ich war einen Tucken zu tief und schaffte es auf dem Rückweg nicht ganz zur ersten sicheren Thermik und sackte im flachen Bereich unter die Geländekante. Ich merkte, wie ich mich über mich selbst geärgert habe. Hätte ich doch die letzte Thermik einfach ein bisschen länger ausgedreht, wäre das Problem gar nicht entstanden. War ich zu offensiv gewesen? Die einsickernde Enttäuschung war spürbar und lähmte mich für ein paar Sekunden. Doch dann schob ich die fatalistischen Gedanken beiseite, besann ich mich auf meine „fliegerischen Skills“ und buddelte mich auch relativ zügig wieder aus. Dass ich an dieser Stelle mental nicht weiter abgerutscht bin, freut mich richtig. Noch vor ein paar Jahren hätte ich an dieser Stelle vermutlich den Flug abgebrochen (und mich danach tierisch darüber geärgert)! Cool, dass das jetzt anders läuft, das ist für mich ein großer Erfolg! 🙂

Weiter nach Westen
Der weitere Weg nach Westen war fliegerisch kein Problem. Der Startplatz war schnell passiert, nun stand der Brentasprung an. Etwas nördlich des Oststartplatzes stand eine schöne Thermik, die für die Querung erforderliche Höhe hatte ich also schnell erreicht und flog los. Direkt auf der gegenüberliegenden Talseite konnte ich gleich wieder Höhe machen und so ging es dann auch weiter. Die Bärte standen da, wo ich es mir dachte. Ich flog die Themiken konsequent an, adaptierte meine Linie immer wieder und befand mich nach 2,5 Flugstunden vor dem weitem Schiotalsprung. Hier kurbelte bereits ein Segelflugzeug, zu dem ich mich gesellte – mit Segelflugzeugen zu fliegen, ist immer wieder cool! 🙂 Ich konnte in diesem Bart noch einmal gut aufdrehen und im Anschluss die lange Talquerung nutzen, um etwas zu essen und zu trinken. Gerade auf längeren Flügen ist es für mich besonders wichtig, hin und wieder etwas zu trinken. Das hält meine Konzentrationsfähigkeit oben und liefert neue Kräfte! Die Snacks habe ich eigentlich nur zum Trainieren der Handgriffe in Vorbereitung auf hoffentlich irgendwann noch längere Flüge gegessen.

Unentdeckte Weiten
Am Monte Sumano mit seiner ikonischen Jesus-Statue ging es wieder gut hoch – ab jetzt kam Neuland für mich. Weiter war ich in Bassano noch nie geflogen. Wir hangelten uns weiter in Richtung Westen vor und kurbelte das erste Mal am Tag eine Thermik bis in die Wolke aus. Schon bald kam der Wendepunkt in Sicht. Ich versicherte mich am Funk noch einmal bei E. – „Das ist doch schon der Wendepunkt, oder?“. Was für ein schönes Gefühl! Über die Hälfte war bereits geschafft, jetzt mussten wir „es „nur noch“ zurück fliegen. E. und ich waren ja direkt hintereinander gestartet, sind aber Großteile der Strecke getrennt voneinander geflogen. Hin und wieder haben wir uns dann in der Luft wieder getroffen, haben eine Thermik gemeinsam gekurbelt, bis wir andere Wegabschnitte wieder unterschiedlich angegangen sind. Am westlichen Wendepunkt drehten wir noch einmal bis in die Wolke auf und machten uns auf den Heimweg.

Beinaheunfall
Nein, ich bin nicht aus dem Himmel gefallen, und doch wäre es beinahe zu einem unschönen Zwischenfall gekommen – zumindest für E. … 😀 Weiter oben habe ich ja geschrieben, dass ich während der Talquerung etwas getrunken hatte. Nun, was oben nachgefüllt wird, muss unten wieder raus, nicht? So natürlich auch beim Fliegen. Wir nutzen dafür Urinalkondome, die Hinterlassenschaften werden dann auf direktem Weg über einen Schlauch nach außen geführt. Ich hatte mir dafür eine Stelle ausgesucht, in der am Boden garantiert keine Wanderer unterwegs sein konnten. E. flog etwas tiefer ca. 30 Meter vor mir, es konnte also nichts schief gehen! Ich kontrollierte noch einmal alles: War der Schlauch fest? Hatte sich keine Verbindung gelöst? Schaute das Schlauchende auch tatsächlich aus dem Gurtzeug heraus? Das ist nämlich immer so ein Thema – schließlich will man ja nicht sein Gurtzeug, den Rettungsschirm und die Kleidung einsauen… Check, check und check, also los! Und wie es so aus dem Schlauch tröpfelte und sich bei mir die damit verbundene Erleichterung einzustellen begann, bemerkte ich, wie E. vor mir eine Wende einleitete und quasi direkt in Richtung meiner Tröpfeleien zu fliegen begann! 😀 Glücklicherweise konnte ich noch schnell einen Haken schlagen und E. die unangenehme Überraschung ersparen! Puh, alles gut gegangen!

Der Weg zurück
Nach dieser kleinen Aufregung am westlichen Wendelpunkt ging es also wieder zurück. Bis zum Monte Sumano zeigten Themikwolken die Bärte an, aber auf Höhe der Jesusstatue ging das Basteln los…. Gleich mehrere Piloten hatten an der Stelle Probleme, zügig aufzudrehen. Irgendwie zog nichts richtig durch. Wir probierten es hier und da – es reichte aber überall bei weitem nicht aus, um den Rücksprung über das weite Tal in Angriff nehmen zu können. Letztlich habe ich dann etwas abseits der anderen doch einen guten Bart gefunden, konnte aufdrehen und machte mich alleine auf den Rückflug übers Tal. Auf der Gegenseite konnte ich zunächst nur hochachtern, weiter oben fand ich dann aber sehr schöne Thermiken, die mich ruckzuck wieder an die Basis katapultierten. Geschafft! 🙂 Der weitere Weg zurück zum Brentatal war dann ein toller Mix aus Wolkenfliegen und sehr schönen Gleitpassagen. Ich hatte eine gute Linie gewählt, kam gut voran, konnte immer wieder ohne Umwege aufdrehen, fand schließlich auch vor der Brenta noch einmal einen guten Bart, querte das Tal und kam auf der Gegenseite mit deutlicher Überhöhung über dem Oststartplatz an!

Und die Kür
Eigentlich war jetzt alles geschafft! Nur noch am Garden Relais landen, und der Hunni wäre im Sack. 🙂 Ich flog noch einmal zu den Südstartplätzen, macht jenseits der Drachenrampe noch einmal richtig Höhe und flog dann in Richtung Garden Relais ins Flache. Auf dem Weg dahin fand ich noch einen Flachlandbart, kurbelte ihn genüsslich aus und verlängerte den Flug noch ein kleines bisschen in Richtung Süden, bevor ich dann endlich nach 6,5 Flugstunden überglücklich am Garden Relais gelandet bin! Natürlich habe ich sofort das Vario gecheckt, den Flug hochgeladen und noch einmal gescheckt – tatsächlich, der Hunni war geschafft! 🙂 Ich spürte einen Mix aus Erleichterung, Stolz und Glück, stand noch eine Weile in voller Montur da, bis ich es dann endlich wirklich realisierte und die Anspannung von mir abfiel. Nun war ich also kein UHU mehr, sondern bin nun im Klub der ÜHUs. 😉

Was für ein Schnappschuss! Danke, U. 🙂 Links lande ich, rechts landet E. (Der Wind wechselte sehr schnell von Süd auf West und zurück, sodass wir aus verschiedenen Richtungen anfliegen.)

Zahlenspielerei
Der erste Hunni ist so eine Sache. Aber sagt es wirklich etwas über das Können einer Pilot:in aus, ob nun 99,8 oder 100,1 XC-Kilometer zurückgelegt worden sind? Sicherlich nicht. Sind Zahlen generell Schall und Rauch? Ist jeder Hunni gleich viel wert? Klar, in der XC-Szene sind die zurückgelegten Kilometer natürlich DIE Metrik, was auch sonst? Ich kann mich natürlich auch nicht davon frei machen, und doch war mir das immer ein bisschen zu wenig. Irgendwie spielen noch viele andere Punkte eine Rolle. Wie waren denn die Bedingungen? War der Flug für mich selbst herausfordernd? Habe ich Dinge geschafft, die früher für mich nicht erreichbar gewesen wären, steht der Flug also auch für (m)eine persönliche fliegerische Entwicklung? Musste ich im Flug selbst Entscheidungen treffen und bin selbst offensiv und eigenständig geflogen? Oder bin ich „nur“ jemandem hinterher geeiert?

Ich freue mich über meinen ersten Hunni, weil es für mich eben nicht „Fliegen nach Zahlen“ war, bei dem ich lediglich einem Strecken-Crack hinterher geflogen wäre und quasi keine Entscheidungen hätte treffen müssen. Nein, von Anfang an habe ich den Flug in die eigenen Hände genommen, habe die flugtaktischen Entscheidungen selbst getroffen und war einen Großteil der Strecke auch alleine unterwegs, auch wenn im weiteren Umfeld immer mal wieder Mitflieger am Himmel waren. Diesen bin ich aber bewusst nie stumpf hinterher geflogen, sondern habe im Flug immer abgewogen, ob sich deren Entscheidungen (wo stehen die besten Thermiken, wie ist die günstigste Linienwahl, bis zur welcher Höhe kurbelt man eine Thermik, wann fliegt man ab zur nächsten usw.) mit meinen Einschätzungen decken und habe mich dann sehr oft auch anders entschieden und bin gut damit gefahren! Und ich freue mich sehr darüber, dass ich im Osten die für mich psychologisch heikle Stelle gut gemeistert hatte. Der Flug war für mich also kein Geschenk, auch wenn die Bedingungen sehr gut waren.

Und erst das Überwinden dieser Hindernisse, das selbst bestimmte Fliegen und meine persönliche fliegerische Entwicklung dahin macht diesen Hunni für mich zu einem Meilenstein! Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich nun offensichtlich in der Lage bin, auch die längeren Strecken zu fliegen, ohne auf direkte Hilfe anderer angewiesen zu sein. Und ich freue mich riesig, dass ich mittlerweile mit meinem Mentor E. fliegen kann, ohne ihn aufzuhalten. Und das macht mich schon ein wenig stolz! Dass auch E. an diesem Tag seinen ersten Hunni geschafft hat, setzt dem Ganzen dann natürlich noch die Krone auf! 🙂

Was geht besser?
Fliegerisch bin ich eigentlich zufrieden, auch wenn natürlich noch reichlich Potenzial nach oben besteht. Ich habe das umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte. Um in Zukunft noch besser und effizienter unterwegs sein zu können, muss ich allerdings daran arbeiten, mein Fluginstrument intensiver zu nutzen. Das geht mir ATM noch nicht so flüssig von der Hand, insbesondere in turbulenteren Bedingungen. In Gegenden, in denen ich mich nicht gut auskenne, ist es aber unumgänglich, zumindest ab und zu mal über die Bildschirmseiten des Variometers huschen zu können, ohne das als Last/Anstrengung zu empfinden. Aber das wird schon noch…

Die Umarmung am Landeplatz mit E. und U., das Knuddeln der „süßesten Hündin weit und breit“ aber auch die lieben Gratulationen und Kommentare einiger Flugfreunde werden mir noch lange in Erinnerung bleiben! Ich freue mich auf weitere tolle weite und lange Flüge! 🙂


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Flugdetails auf DHV-XC


Da stand ich also vor der Qual der Wahl:
Was sollte ich an diesem Sonntag machen? Fliegen natürlich. Klar, aber das war ja nicht die Frage. Es galt zu entschieden, wohin die Reise gehen sollte: Zum Frauenberg bei Sondershausen oder zum Rammelsberg vor den Toren von Goslar? Die Wetterprognosen unterschieden sich nur marginal, letztlich habe ich mich für den Rammelsberg entschieden. In diesem Fluggebiet war ich nämlich noch nie, das würde eine Premiere werden! Und als Bonus gab es die Aussicht, gute Freunde und „die süßeste Hündin weit und breit“ treffen zu können! 🙂

Hike & Fly
Rammelsberg aka „Rammi“ also. Die knapp 3h Fahrt vergingen wie im Fluge und so stand ich gegen 10 Uhr auf dem Parkplatz am Landeplatz und machte mich auf den Weg zum Startplatz. Der Pfad ist steil und führt fast in gerader Linie den Berg hinauf und war trocken, sodass ich Gas geben konnte und schon nach einer knappen halben Stunde oben angekommen bin. Wenn man sich Zeit lässt, braucht man bei normalem Tempo vielleicht 40 Minuten. Wenn die Wege nass sein sollten, wird es vermutlich an einigen Stellen deutlich beschwerlicher – dann mag vielleicht das vom lokalen Verein betriebene Shuttle die bessere Wahl sein!

Gesamtstrecke: 976 m
Maximale Höhe: 607 m
Minimale Höhe: 429 m
Gesamtanstieg: 186 m
Gesamtabstieg: -13 m
Gesamtzeit: 00:18:40
Download file: Rammi.gpx

Früher war der Startplatz von Bäumen umgeben, der ganze Berg war bewaldet. Mittlerweile ist aufgrund schlimmer Borkenkäferjahre alles viel lichter geworden, was allerdings auch dazu führt, dass der Berg früher am Tag thermisch aktiv wird. Als ich oben angekommen bin, war davon allerdings noch nichts zu spüren. Kein Lüftchen, aber ich wollte ja ohnehin erst einmal einen Abgleiter machen, um mich mit dem Startplatz und dem Landeplatz vertraut zu machen. Also habe ich zügig ausgepackt und bin schnell gestartet… Tatsächlich habe ich in den wenigen Flugminuten dann auch nicht die Ahnung eines Hauches eines Hebers gespürt, hatte aber Zeit genug, ein bisschen mit dem Schirm zu spielen und meinen Blick schweifen zu lassen. Obwohl die Fernsicht noch deutlich von der Inversion getrübt war, bekam ich schon einen guten Eindruck von der landschaftlichen Attraktivität dieses Fluggebietes: Berge, Täler, Flüsse, Talspeeren und Goslar mit all den schönen Bauwerken, der historischen Stadtmauer und den Wehrtürmen. Das hat schon was! 🙂

Die guten Freunde U. und E. wollten erst später vor Ort sein – ich schaute kurz auf die Uhr. Super, da müsste eigentlich noch ein Abgleiter reinpassen! 😀 Also hab ich das Spielchen wiederholt: Zusammengepackt, mit Vollgas den Berg hoch (diesmal nur 18 Minuten ;-D ) und noch einen Abgleiter gemacht. Der Landeplatz am Rammi ist riesig, fällt aber über zwei Seiten deutlich ab, was Landungen spannend werden lassen kann, wenn der Platz thermisch aktiv ist… Das Timing war perfekt: Kaum war ich gelandet, trudelten U. und E. ein, sodass wir nun gemeinsam und für mich zum dritten Mal an diesem Tag den Berg hoch liefen, diesmal ein bisschen gemächlicher.

Der „richtige“ Flug – ab zur Basis
Mittlerweile war einiges los am Startplatz. Vielleicht 20 Pilot:innen machten sich bereit, besprachen das Wetter, fachsimpelten und hatten einfach eine gute Zeit. U. wollte nicht auf die richtig gute Thermik warten, startete bald und hatte schon bald über dem Landeplatz eine schöne Thermik. Nun wurde es am Startplatz hektisch. Es war zu spüren, dass die Luft deutlich aktiver wurde. Und so habe ich mich auch schnell fertig gemacht, um die Zeit möglichst optimal nutzen zu können. Diesmal stand der Startplatz gut im Wind, sodass ich meinen geliebten Iota DLS rückwärts aufzog und binnen Sekunden eine Thermik hatte, die mich bis auf über 1000m hoch katapultierte. Woohoo! 🙂 Wie geil war das denn?!
Und so ging es weiter. Ich erkundete erst ein bisschen die direkte Umgebung des Rammis und folgte dann für einige Kilometer einer wundervollen Wolkenstraße nach Nordwesten. Was für ein tolles Gefühl, mal direkt an der Wolkenkante, mal direkt unter der Basis fliegen zu können und dabei die wundervolle Aussicht auf die Stauseen und die wirklich sehr schöne Landschaft genießen zu können! 🙂

Als ich den Stausee hätte überfliegen müssen, verließ ich die Wolkenstraße, bog in Richtung Goslar ab, überflog die Stadt, holte mir am Rammi wieder Höhe und kurbelte endlich auch ein bisschen mit E., der noch gar nicht lange in der Luft war, weil er während U.s Flug auf die kleine süße Hündin aufgepasst hatte. Irgendwann trennten sich aber unsere Wege, und ich bin noch ein Stück nach Nordosten geflogen. So langsam wurde es mir aber an den Fingern sehr, sehr kalt. Die Übungen zum Aufwärmen brachten leider auch nichts mehr, sodass ich schließlich nach 100 Minuten landen gegangen bin.
Was für eine schöne Premiere am Rammi, was für ein schöner Flug – immerhin der zweitweiteste Flug am Rammi, der an diesem Tag auf den einschlägigen Portalen hochgeladen worden ist. Das Grinsen hatte ich an diesem Tag noch sehr lange auf dem Gesicht. Und mindestens genauso lange hat es gedauert, bis sich meine Hände wieder komplett warm angefühlt haben…

Detaillierte Fluginfos auf DHV-XC

Fazit
Hatte ich mich morgens bei der Fluggebietswahl richtig entschieden? Tja, am Frauenberg wurden an diesem Tag einige sehr lange Flüge gemacht: einige schicke Dreiecke und sogar ein 65km-Streckenflug! Wow! Andererseits hatte ich ein neues Fluggebiet kennengelernt und war ja auch insgesamt knapp zwei Stunden in der Luft. Ich würde sagen, es steht unentschieden… 😉 Alles in allem bin ich aber wirklich froh, dem nördlichsten Flugberg Deutschlands mal einen Besuch abgestattet zu haben und mir damit wieder ein neues Fluggebiet erschlossen zu haben. Und last not least hatte ich eine sehr schöne Zeit mit guten Freunden und der „süßesten Hündin weit und breit“. 🙂

Lessons learnt:
– Elektrisch beheizbare Handschuhe kaufen!!!!
– Das nächste Mal folge ich der Wolkenstraße so lange wie ich kann! 🙂


Allen relevanten Infos zum Fluggebiet: https://www.hdgv.de/fluggebiete/rammelsberg/

In diesem Jahr war ich das erste Mal am Krupka fliegen und bin ein bisschen verliebt … 🙂 Der Startplatz nicht weit hinter der tschechisch-deutschen Grenze liegt erfreulicherweise gerade mal 40 und ein paar Zerquetschte Autominuten von Dresden entfernt und ist damit geradezu prädestiniert, mir auch mal nach der Arbeit in die Luft zu verhelfen! 🙂 Der Krupka stellt aber mitnichten nur eine „Notlösung“ dar, sondern ist ein unglaublich attraktives Fluggebiet – fliegerisch und landschaftlich!

Die Gegend ist einfach traumhaft schön! Im Süden sind viele kleine kegelförmige Hügel und Bergchen in der Landschaft verstreut, man kann architektonisch interessante Schlösser, Burgen und Aussichtstürme entdecken, dazwischen erstrecken sich Felder und Wiesen, es gibt zahlreiche Seen und kleine Ortschaften und im Norden liegt das Erzgebirge und weiter nordöstlich die Sächsische Schweiz. Egal, in welche Richtung man fliegt, die Landschaft zaubert einem ein Grinsen ins Gesicht!

Um diese Aussicht perfekt genießen zu können, muss man natürlich aber erst einmal in die Luft kommen. Und das ist beim Krupka deutlich einfacher als in vielen anderen Fluggebieten. Die meisten Höhenmeter lassen sich nämlich mit dem eigenen Auto, dem Bus der Linie 582484 (am WE aller 2h, in der Woche stündlich) oder einem Sessellift absolvieren. Danach wartet dann nur noch eine Miniwanderung mit wenigen Höhenmetern auf einen. Ich bevorzuge allerdings eine andere Methode, nämlich das Auto direkt am Landeplatz zu parken und und den kompletten Aufstieg zu Fuß zu machen: Wenn man sich ganz viel Zeit lässt, muss man eine Gehzeit von ca. einer Stunde veranschlagen. Ich mag es zügiger – bei Vollgas ist der Aufstieg nach einer reichlichen halben Stunde erledigt – zugegeben man selbst dann auch ein bisschen… 😉 Aber ich liebe es einfach, den Flugtag so zu beginnen. Meine favorisierte Route ist diese hier:

Gesamtstrecke: 3034 m
Maximale Höhe: 633 m
Minimale Höhe: 246 m
Gesamtanstieg: 389 m
Gesamtabstieg: -1 m
Gesamtzeit: 00:42:50
Download file: Krupka2.gpx

Es gibt aber auch noch viele andere Wege zum Startplatz. Das Wegenetz ist groß und ermöglicht den Zugang aus allen Himmelsrichtungen. Wenn man es denn geschafft hat, erwartet einen ein großer, vollständig mit Matten ausgelegter und recht steiler Schneisenstartplatz, der aber keine Fragen aufwirft. Wenn es thermisch ist, stehen die Bärte direkt nach dem Rausfliegen links und rechts am Hang. Allerdings sollte man sich nicht verbasteln, weil man spätestens 150m unter dem Startplatz zum Landeplatz abfliegen sollte. Um diesen zu erreichen, muss man es nämlich noch über einige Neubaublöcke schaffen, was sich bei starkem Gegenwind als spannend herausstellen kann… 😉 Besser, man macht sich mit dieser ungewöhnlichen Konstellation mal bei einem Morgenabgleiter in halbwegs toter Luft vertraut. Ich habe es jedenfalls genau so gemacht und war bei den darauf folgenden Flügen deutlich entspannter… 😉

Meinereiner im Anflug auf den Landeplatz. Im Hintergrund ist der Startberg zu sehen. Die Kamera steht genau auf dem Landeplatz.

Und fliegerisch?
Bis jetzt war ich 3x am Krupka, bei jeweils unterschiedlichen Bedingungen. Mein erster Flug war ein chilliger, leicht verlängerter Abgleiter – klar, das ist nichts Besonderes.

Aber bereits im nächsten Flug ging es ordentlich nach oben. Ich bin nach dem Start erst ganz kurz nach Westen, dann aber recht zügig ein ganzes Stück nach Osten geflogen und habe anschließend noch einen Miniabstecher ins Flache unternommen. Inklusive Außenlandung auf einem der zahlreichen (noch) unbestellten Felder.

Mein bislang schönstes Flugerlebnis am Krupka war ein Feierabendflug, bei dem ich nur bis mittags arbeiten war, schnell zum Fluggebiet gefahren und mit Vollgas den Berg hochgelaufen bin und dann ein schönes Dreieck fliegen konnte. Die Thermiken standen besonders in östlicher Richtung entlang der Ridge und katapultieren mich auf über 1000m. ich konnte mich mehrere Querrippen nach Osten vorarbeiten und immer wieder auf über 1000m aufdrehen. Dann bin ich umgekehrt, habe den Startplatz wieder passiert und wollte den westlichen Teil der Ridge erkunden. Dort hat das Gelände aber nicht so schön definierte Abrisskanten, und ich habe mich deutlich schwerer getan, durchziehende Thermiken zu finden. Mein Highlight bei diesem Flug war aber der ausgedehntere Ausflug ins Flache, wo ich über Solarpanel-Arealen und einem Parkplatz hoch reichende Thermiken gefunden habe und den Flug deutlich ausdehnen konnte und dabei viel Zeit hatte, den Blick schweifen zu lassen:

Dass es auch anders geht, hat bereits der darauf folgende Tag gezeigt. Die Vorhersagen waren ähnlich, der Wind kam aber etwas mehr aus Westen und das Thermikpotenzial war etwas geringer. Das sorgte dann dafür, dass das Fliegen an der Ridge sehr hackig war und im Flachland (für mich) nichts zu holen war. Aber auch das gehört dazu, nicht jeder Flug kann geil-geil-geil sein! Und dennoch hatte auch dieser Flugtag einen für mich tollen Moment parat: Nachdem der Flug eigentlich recht viel versprechend gestartet war, ging es nämlich nur noch runter, die anderen Piloten um mich herum haben ebenfalls nichts mehr gefunden und sind alle landen gegangen. Ich habe mich also auch bereits auf den Landeanflug vorbereitet, als mein geliebter Iota DLS plötzlich kaum wahrnehmbar nach rechts zog. Und tatsächlich – aus einem Nullschieber entwickelte sich ganz allmählich ein 0,2m/s-Steigen. Ich hielt mich an der Minithermik fest und kurbelte und kurbelte. Später ging es mit über 1m/s hoch und letztlich mit über 2m/s – das alles in einem Rutsch von ganz unten bis ganz hoch – was für ein schöner Low Save! 🙂

Was kommt?
Ich freue mich jedenfalls sehr, so ein schönes Fluggebiet quasi direkt vor der Haustür zu haben! Mein Ziel für dieses Jahr ist es, dass geflogene Dreieck in alle Richtungen deutlich zu erweitern. Drückt die Daumen, dass das klappt… 😉


Fluggebietsinfos
Fluggebietsinfos #2

Ende des Jahres lasse ich die Saison Revue passieren. Dabei kommen mir einige Flüge und Erlebnisse in den Sinn, die ich wohl nie vergessen werde. Eines meiner absoluten Highlights war zweifellos meine „kleine Gletscherrunde“ im Stubaital – aus verschiedenen Gründen, aber der Reihe nach…

Die Gletscherrunde im Stubai beschreibt einen Gleitschirmflug, der am Kreuzjoch, also relativ weit vorne im Stubaital, beginnt, über die beiden Burgställe führt, das Oberbergtal hinauf in Richtung der Dreitausender verläuft, dann einen mehr oder weniger großen Bogen über die Gletscher im hinteren Bereich des Stubais beschreibt, retour dem Stubaital folgt und schließlich in Neustift bzw. Fulpmes endet.

Für mich steht diese Gletscherrunde gefühlt schon ewig auf meiner persönlichen Das-muss-ich-unbedingt-mal-fliegen-Liste! Ich erinnere mich, wie ich als A-Schein-Schüler in den Unterrichtspausen vor dem Schaukasten der Flugschule stand, in dem u.a. diese Flugroute eingezeichnet war. Schon damals habe ich mir ausgemalt, wie schön es wohl wäre, in einem längeren Flug über all die vertrauten Gipfel, Berghütten und Gletscher des Stubais zu fliegen!

Aber irgendwie hatte es bislang nie geklappt. Meistens war das Wetter nicht entsprechend, aber letztlich war ich persönlich wohl auch noch nicht so weit. Am eigentlichen fliegerischen Können lag es dabei bestimmt nicht, Hemmungen und Selbstzweifel haben es aber einige Male verhindert, hinter der Rinnenspitze weiterzufliegen. Dank der fantastischen Fluglehrer Ferdi, Simon und den guten Freunden E. und U. taue ich in Sachen XC-Fliegerei aber zunehmend auf. Die Hemmungen sind im Wesentlichen der Neugier gewichen, an die Stelle der Selbstzweifel rücken erfreulicherweise langsam kühle Einschätzungen der aktuellen Lage.

Und so stand ich also Anfang August am Kreuzjoch mit einem High-B-Tester, den ich bislang nur bei einigen kurzen Abgleitern und in absolut ruhiger Thermik hatte ausprobieren können und wollte mal schauen, was der Tag so bringt. Der Startplatz war gut gefüllt. Die Vorhersagen waren fantastisch, hatten allerdings den kleinen Haken, dass der Tag recht spät anfangen und erst hintenraus besser werden sollte. Also Para-Waiting in brütender Hitze… Schluck… Auf gute Startbedingungen zu warten, ist für mich nach wie vor eine Herausforderung, auch wenn ich zunehmend geduldiger werde. Glücklicherweise ließen ein schattiges Plätzchen und ein interessantes Gespräch mit einem anderen Piloten die Wartezeit wie im Flug (haha 😉 ) vergehen.

Blick zur Rinnenspitze und Rinnensee (Oberbergtal).

Als dann endlich der erste und kurz darauf der zweite Pilot durch die Inversion durchkamen, machte auch ich mich zügig fertig. Der Start verlief problemlos, allerdings zog der Hausbart direkt rechts neben dem Startplatz noch nicht durch. Also Wechsel nach Norden an den Bart, der normalerweise der Bergbahn folgt. Hier ging es viel besser, sodass ich schon wenige Minuten später den Startplatz deutlich überhöht hatte und den Flug in Richtung der Burgställe beginnen konnte. Hier und da waren einzelne andere Piloten unterwegs, ich hatte aber keine direkten Vorflieger. Am Hohen Burgstall bog ich ins Oberbergtal ab und folgte der Ridge in Richtung Rinnenspitze. Dort müsste ich es dann schaffen, auf deutlich über 3000m aufzudrehen, um die Passage über die Gletscher beruhigt angehen zu können. Na mal schauen…

Bis jetzt klappte alles wie am Schnürchen. Die Thermiken standen genau da, wo ich es mir dachte, mein Iota DLS war deutlich gesprächiger als mein Epsilon 9, aber auf der angenehmen Seite, ohne mich zu überfordern. Also weiter! Über der Rinnenspitze konnte ich noch gut Höhe machen und dabei den wundervollen Blick auf den Lüsener Ferner, den Rinnensee und in Richtung der höheren 3000er des Stubais genießen. „Heute klappt’s!“ dachte ich mir und flog weiter. Von jetzt an war es Neuland für mich. Ich querte einen kleinen Gletscher, checkte beim Überflug einige Male, dass der Notausgang nach hinten noch offen ist und ich umkehren könnte, falls ich keine weiteren Thermiken finden würde. „Alles gut, weiter!“

Doch an diesem Tag schien tatsächlich alles zu klappen. Ich flog den nächsten Bart an und drehte ihn aus, dann noch einen und noch einen und hatte dann gleich die Dresdner Hütte in Sicht. 🙂

Vermutlich hätte ich es an diesem Tag auch schaffen können, den Flug in Richtung Sölden deutlich zu verlängern. Ich wollte aber nichts erzwingen und ließ es bei der kleinen Gletscherrunde bewenden. Bei der Querung des Stubaitals war dann endlich Zeit, etwas zu essen und zu trinken und dabei den wundervollen Ausblick zu genießen. Vor mir lag der tosende Grawa-Wasserfall, rechts davon die beiden Trögler und die Dresdner Hütte, dahinter Schaufelspitze & Co.! Wenn ich mit dem Schirm über diese wundervolle Landschaft fliegen kann, erfüllt mich jedesmal ein tiefes Glücksgefühl! Hach! Auf dem Weg zurück habe ich dann noch den Habicht, den Zwölfer und Elfer passiert und habe den Flug noch bis vor zur Serles und hinüber zum Startplatz verlängert, um dann letztlich überglücklich in Neustift zu landen.

Ich freue mich riesig, dass ich mir diesen lang gehegten Traum erfüllen konnte und dabei den größten Teil der Strecke alleine unterwegs war! Der Iota DLS hat sich bewährt, sodass ich meinen geliebten Epsilon 9 mittlerweile in gute Hände abgegeben habe und nun in der High-B-Klasse unterwegs bin. In der kommenden Flugsaison hoffe ich auf eine Fortsetzung dieses schönen Fluges – dann will ich die „große Gletscherrunde“ angehen, die im Süden und Osten noch deutlich länger ist, und rückzu noch dem Habicht von oben zuwinken! 🙂

Flug-Details auf DHV-XC.

2024 – Sicherheitskurse

29. Dezember 2024 Kurse

In der 23er Saison habe ich meine beiden Sikus (Sicherheitskurse) vor allem dazu genutzt, den Umgang mit meinem damaligen Liegegurtzeug-Kandidaten (und jetzigem Alltagsgurtzeug) zu üben, wenn sich der Schirm über mir knäult… 😉 In diesem Jahr ging es schon wieder um einen Ausrüstungswechsel, diesmal den Umstieg von meinem geliebten Epsilon 9 auf den Iota DLS, also den Wechsel in die High-B-Klasse. Diese Schirme reagieren bei Kappenstörungen (im beschleunigten Flug) deutlich zackiger, und ich wollte testen, ob ich damit klar kommen würde.

Erfreulicherweise war es mir auch in diesem Jahr gelungen, für beide von Simon Winkler bei der Flugschule Achensee geleiteten Sikus einen Platz zu ergattern! Simon ist für mich DER Fluglehrer in Sachen Sikus. In erster Linie ist er einfach mal ein mega-sympathischer Typ. Zudem sind seine nette und kompetente Art zu unterrichten, die ultra-präzisen Funkansagen in genau dem richtigen Ton und Umfang und die ausführlichen Analysen einfach ideal für mich, sodass die Vorfreude entsprechend groß war!

Im ersten Training habe ich zunächst das Standard-Klapperprogramm absolviert: Seitenklapper, Frontklapper, unbeschleunigt, halb und voll beschleunigt. Dabei hat sich erfreulicherweise sehr schnell herausgestellt, dass der Iota DLS bei beschleunigten Klappern zwar deutlich schneller als der Eps reagiert, das Ganze für mich aber gut zu handeln ist. Also habe ich den Rest des Sikus fürs Wingover-Training genutzt – was suuuuuper geklappt hat! 🙂

Wingover im Siku mit Simon Winkler und der Flugschule Achensee.

Im zweiten Siku habe ich mich dann im Wesentlichen auf Full Stalls konzentriert, die ich nach ein paar Versuchen einigermaßen hinbekommen habe. Den Iota musste ich bei der Ausleitung zwar manchmal ein bisschen überreden, seine Ohren wieder freizugeben, was insgesamt aber kein Problem dargestellt hat.

Full Stall mit schönem Rückwärtsflug, Siku 2024 mit Simon Winkler und der Flugschule Achensee.

Was bleibt?
Ich habe wieder zwei äußerst aufschlussreiche Sikus erleben dürfen, in denen ich sehr viel dazulernen konnte. Gute Wingover! WINGOVER! 🙂 🙂 Am Ende der beiden Sikus war ich mir dann ganz sicher, dass ich mit dem Iota DLS die richtige Wahl getroffen habe! Ich freue mich auf die kommenden Flüge mit meinem neuen Schaaaaaaatz… 🙂

Simon und die Crew der Flugschule Achensee haben beide Kurse wieder einmal zu wirklichen Highlights werden lassen – vielen Dank dafür, Ihr seid die Besten! 🙂

Iota DLS 27

5. Oktober 2024 Ausrüstung

Hochoffiziell sei hiermit verkündet, dass der Advance Iota DLS von nun ab und immerfort dem Ritter Veit als Fortbewegungsmittel in den Lüften dienen soll. Möge die Macht mit ihm sein. 😀

Ich habe den Iota DLS 27 sehr ausführlich ausprobiert – meiner Meinung nach ist er für mich der logische nächste Schritt in meiner fliegerischen Entwicklung. Der Schirm ist etwas agiler als mein geliebter Epsilon 9 und ist schneller im beschleunigten Flug gegen den Wind. Bei beschleunigten Klappern und ähnlichen Störungen reagiert er zwar spritziger, kann aber gut wieder eingefangen werden, sodass ich in meinen Tests tatsächlich keinerlei Nachteile feststellen konnte. Die Entscheidung für den Umstieg in den High-B-Bereich war dann letztlich viel leichter als zunächst angenommen. 🙂

In der Abschlussbesprechung des diesjährigen XC-Seminars in Bassano hat mir Ferdi die Anregung gegeben, mich doch eventuell mal im Segment der High-B-Gleitschirme umzuschauen. Während des Seminars hatte ich die Nachteile meines Mid-B-Schirmes Advance Epsilon 9 im beschleunigten Flug gegen den Wind deutlich wahrnehmen können. Gegen all die höherklassigen Schirme der anderen Teilnehmerinnen konnte meine „Hummel“ nämlich nicht anstinken – sie ist in solchen Bedingungen halt einfach zu langsam, auch wenn sie ansonsten aus meiner Sicht maximal marginale Nachteile hat.

Also habe ich mir neulich beim Händler meines Vertrauens, Sepp von der Flugschule Hochries, einen Tester des High-B-Modells Advance Iota DLS organisiert, um einmal zu schauen, ob diese Schirmklasse für mich geeignet ist. Vor allem wollte ich ausprobieren, ob mich die höhere Dynamik des Schirms und das deutlich ausgeprägtere Kappenfeedback verunsichert oder gar nervt bzw. im besten Fall weiterbringt.

Starten und Landen waren gar keine Themen. Ich bin mit dem Iota DLS sofort klar gekommen. Auch beim Thermikfliegen habe ich mich unterm Iota DLS sofort wie zu Hause gefühlt und konnte viele andere Piloten ausdrehen. Der Schirm ist deutlich gesprächiger, wohlgemerkt auf der für mich angenehmen Seite. Es ist für mich also von Vorteil, dass der Schirm mir sehr viele Rückmeldungen über seinen aktuellen Zustand liefert. Ich hatte das Gefühl, im Vergleich zu meinem Eps deutlich feinfühliger steuern zu können und somit effizienter unterwegs sein zu können.

In turbulenten Bedingungen zappelt der Iota natürlich mehr als der Eps, aber auch das war ok für mich. Als es richtig schaukelig wurde, konnte ich den Schirm ebenfalls problemlos über mir halten. Allerdings fing in diesen Bedingungen dann bei mir das Kopfkino an, weil ich einen neuen Schirm normalerweise zuerst in einem Sicherheitstraining in Ausnahmezustände bringe, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was er mit welcher Dynamik bei welchen Kappenstörungen so macht. Das wollte ich aber nicht alleine in der Luft ausprobieren.

Auch wenn ich wegen des bescheidenen Wetters nur wenige Testflüge mit dem Schirm machen konnte, habe ich doch einen guten Eindruck vom Flugverhalten bekommen: Ich weiß jetzt, dass zumindest der Iota DLS für mich absolut geeignet wäre und mich nicht überfordern würde. Ich sehe das auch als eien Bestätigung meines persönlichen Fortschritts über die Jahre. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob mir die Leistungsunterschiede zu meinem Eps groß genug sind, um den aktuell recht happigen Preis für ein Schirmupgrade zu rechtfertigen… Mit anderen Worten: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte ich jetzt bereits einen Iota DLS. So werde ich wohl aber noch ein paar Ründchen des Es-mir-schön-rechnens drehen müssen…. 😉

Danke an Sepp für den Tester! 🙂