Ende des Jahres lasse ich die Saison Revue passieren. Dabei kommen mir einige Flüge und Erlebnisse in den Sinn, die ich wohl nie vergessen werde. Eines meiner absoluten Highlights war zweifellos meine „kleine Gletscherrunde“ im Stubaital – aus verschiedenen Gründen, aber der Reihe nach…

Die Gletscherrunde im Stubai beschreibt einen Gleitschirmflug, der am Kreuzjoch, also relativ weit vorne im Stubaital, beginnt, über die beiden Burgställe führt, das Oberbergtal hinauf in Richtung der Dreitausender verläuft, dann einen mehr oder weniger großen Bogen über die Gletscher im hinteren Bereich des Stubais beschreibt, retour dem Stubaital folgt und schließlich in Neustift bzw. Fulpmes endet.

Für mich steht diese Gletscherrunde gefühlt schon ewig auf meiner persönlichen Das-muss-ich-unbedingt-mal-fliegen-Liste! Ich erinnere mich, wie ich als A-Schein-Schüler in den Unterrichtspausen vor dem Schaukasten der Flugschule stand, in dem u.a. diese Flugroute eingezeichnet war. Schon damals habe ich mir ausgemalt, wie schön es wohl wäre, in einem längeren Flug über all die vertrauten Gipfel, Berghütten und Gletscher des Stubais zu fliegen!

Aber irgendwie hatte es bislang nie geklappt. Meistens war das Wetter nicht entsprechend, aber letztlich war ich persönlich wohl auch noch nicht so weit. Am eigentlichen fliegerischen Können lag es dabei bestimmt nicht, Hemmungen und Selbstzweifel haben es aber einige Male verhindert, hinter der Rinnenspitze weiterzufliegen. Dank der fantastischen Fluglehrer Ferdi, Simon und den guten Freunden E. und U. taue ich in Sachen XC-Fliegerei aber zunehmend auf. Die Hemmungen sind im Wesentlichen der Neugier gewichen, an die Stelle der Selbstzweifel rücken erfreulicherweise langsam kühle Einschätzungen der aktuellen Lage.

Und so stand ich also Anfang August am Kreuzjoch mit einem High-B-Tester, den ich bislang nur bei einigen kurzen Abgleitern und in absolut ruhiger Thermik hatte ausprobieren können und wollte mal schauen, was der Tag so bringt. Der Startplatz war gut gefüllt. Die Vorhersagen waren fantastisch, hatten allerdings den kleinen Haken, dass der Tag recht spät anfangen und erst hintenraus besser werden sollte. Also Para-Waiting in brütender Hitze… Schluck… Auf gute Startbedingungen zu warten, ist für mich nach wie vor eine Herausforderung, auch wenn ich zunehmend geduldiger werde. Glücklicherweise ließen schattiges Plätzchen und ein interessantes Gespräch mit einem anderen Piloten die Wartezeit wie im Flug (haha 😉 ) vergehen.

Blick zur Rinnenspitze und Rinnensee (Oberbergtal).

Als dann endlich der erste und kurz darauf der zweite Pilot durch die Inversion durchkamen, machte auch ich mich zügig fertig. Der Start verlief problemlos, allerdings zog der Hausbart direkt rechts neben dem Startplatz noch nicht durch. Also Wechsel nach Norden an den Bart, der normalerweise der Bergbahn folgt. Hier ging es viel besser, sodass ich schon wenige Minuten später den Startplatz deutlich überhöht hatte und den Flug in Richtung der Burgställe beginnen konnte. Hier und da waren einzelne andere Piloten unterwegs, ich hatte aber keine direkten Vorflieger. Am Hohen Burgstall bog ich ins Oberbergtal ab und folgte der Ridge in Richtung Rinnenspitze. Dort müsste ich es dann schaffen, auf deutlich über 3000m aufzudrehen, um die Passage über die Gletscher beruhigt angehen zu können. Na mal schauen…

Bis jetzt klappte alles wie am Schnürchen. Die Thermiken standen genau da, wo ich es mir dachte, mein Iota DLS war deutlich gesprächiger als mein Epsilon 9, aber auf der angenehmen Seite, ohne mich zu überfordern. Also weiter! Über der Rinnenspitze konnte ich noch gut Höhe machen und dabei den wundervollen Blick auf den Lüsener Ferner, den Rinnensee und in Richtung der höheren 3000er des Stubais genießen. „Heute klappt’s!“ dachte ich mir und flog weiter. Von jetzt an war es Neuland für mich. Ich querte einen kleinen Gletscher, checkte beim Überblick einige Male, dass der Notausgang nach hinten noch offen ist und ich umkehren könnte, falls ich keine weiteren Thermiken finden würde. „Alles gut, weiter!“

Doch an diesem Tag schien tatsächlich alles zu klappen. Ich flog den nächsten Bart an und drehte ihn aus, dann noch einen und noch einen und hatte dann gleich die Dresdner Hütte in Sicht. 🙂

Vermutlich hätte ich es an diesem Tag auch schaffen können, den Flug in Richtung Sölden deutlich zu verlängern. Ich wollte aber nichts erzwingen und ließ es bei der kleinen Gletscherrunde bewenden. Bei der Querung des Stubaitals war dann endlich Zeit, etwas zu essen und zu trinken und dabei den wundervollen Ausblick zu genießen. Vor mir lag der tosende Grawa-Wasserfall, rechts davon die beiden Trögler und die Dresdner Hütte, dahinter Schaufelspitze & Co.! Wenn ich mit dem Schirm über diese wundervolle Landschaft fliegen kann, erfüllt mich jedesmal ein tiefes Glücksgefühl! Hach! Auf dem Weg zurück habe ich dann noch den Habicht, den Zwölfer und Elfer passiert und habe den Flug noch bis vor zur Serles und hinüber zum Startplatz verlängert, um dann letztlich überglücklich in Neustift zu landen.

Ich freue mich riesig, dass ich mir diesen lang gehegten Traum erfüllen konnte und dabei den größten Teil der Strecke alleine unterwegs war! Der Iota DLS hat sich bewährt, sodass ich meinen geliebten Epsilon 9 mittlerweile in gute Hände abgegeben habe und nun in der High-B-Klasse unterwegs bin. In der kommenden Flugsaison hoffe ich auf eine Fortsetzung dieses schönen Fluges – dann will ich die „große Gletscherrunde“ angehen, die im Süden und Osten noch deutlich länger ist, und rückzu noch dem Habicht von oben zuwinken! 🙂

Flug-Details auf DHV-XC.

Sicherheitskurse

29. Dezember 2024 Kurse

In der 23er Saison habe ich meine beiden Sikus (Sicherheitskurse) vor allem dazu genutzt, den Umgang mit meinem damaligen Liegegurtzeug-Kandidaten (und jetzigem Alltagsgurtzeug) zu üben, wenn sich der Schirm über mir knäult… 😉 In diesem Jahr ging es schon wieder um einen Ausrüstungswechsel, diesmal den Umstieg von meinem geliebten Epsilon 9 auf den Iota DLS, also den Wechsel in die High-B-Klasse. Diese Schirme reagieren bei Kappenstörungen (im beschleunigten Flug) deutlich zackiger, und ich wollte testen, ob ich damit klar kommen würde.

Erfreulicherweise war es mir auch in diesem Jahr gelungen, für beide von Simon Winkler bei der Flugschule Achensee geleiteten Sikus einen Platz zu ergattern! Simon ist für mich DER Fluglehrer in Sachen Sikus. In erster Linie ist er einfach mal ein mega-sympathischer Typ. Zudem sind seine nette und kompetente Art zu unterrichten, die ultra-präzisen Funkansagen in genau dem richtigen Ton und Umfang und die ausführlichen Analysen einfach ideal für mich, sodass die Vorfreude entsprechend groß war!

Im ersten Training habe ich zunächst das Standard-Klapperprogramm absolviert: Seitenklapper, Frontklapper, unbeschleunigt, halb und voll beschleunigt. Dabei hat sich erfreulicherweise sehr schnell herausgestellt, dass der Iota DLS bei beschleunigten Klappern zwar deutlich schneller als der Eps reagiert, das Ganze für mich aber gut zu handeln ist. Also habe ich den Rest des Sikus fürs Wingover-Training genutzt – was suuuuuper geklappt hat! 🙂

Wingover im Siku mit Simon Winkler und der Flugschule Achensee.

Im zweiten Siku habe ich mich dann im Wesentlichen auf Full Stalls konzentriert, die ich nach ein paar Versuchen einigermaßen hinbekommen habe. Den Iota musste ich bei der Ausleitung zwar manchmal ein bisschen überreden, seine Ohren wieder freizugeben, was insgesamt aber kein Problem dargestellt hat.

Full Stall mit schönem Rückwärtsflug, Siku 2024 mit Simon Winkler und der Flugschule Achensee.

Was bleibt?
Ich habe wieder zwei äußerst aufschlussreiche Sikus erleben dürfen, in denen ich sehr viel dazulernen konnte. Gute Wingover! WINGOVER! 🙂 🙂 Am Ende der beiden Sikus war ich mir dann ganz sicher, dass ich mit dem Iota DLS die richtige Wahl getroffen habe! Ich freue mich auf die kommenden Flüge mit meinem neuen Schaaaaaaatz… 🙂

Simon und die Crew der Flugschule Achensee haben beide Kurse wieder einmal zu wirklichen Highlights werden lassen – vielen Dank dafür, Ihr seid die Besten! 🙂

In der Abschlussbesprechung des diesjährigen XC-Seminars in Bassano hat mir Ferdi die Anregung gegeben, mich doch eventuell mal im Segment der High-B-Gleitschirme umzuschauen. Während des Seminars hatte ich die Nachteile meines Mid-B-Schirmes Advance Epsilon 9 im beschleunigten Flug gegen den Wind deutlich wahrnehmen können. Gegen all die höherklassigen Schirme der anderen Teilnehmerinnen konnte meine „Hummel“ nämlich nicht anstinken – sie ist in solchen Bedingungen halt einfach zu langsam, auch wenn sie ansonsten aus meiner Sicht maximal marginale Nachteile hat.

Also habe ich mir neulich beim Händler meines Vertrauens, Sepp von der Flugschule Hochries, einen Tester des High-B-Modells Advance Iota DLS organisiert, um einmal zu schauen, ob diese Schirmklasse für mich geeignet ist. Vor allem wollte ich ausprobieren, ob mich die höhere Dynamik des Schirms und das deutlich ausgeprägtere Kappenfeedback verunsichert oder gar nervt bzw. im besten Fall weiterbringt.

Starten und Landen waren gar keine Themen. Ich bin mit dem Iota DLS sofort klar gekommen. Auch beim Thermikfliegen habe ich mich unterm Iota DLS sofort wie zu Hause gefühlt und konnte viele andere Piloten ausdrehen. Der Schirm ist deutlich gesprächiger, wohlgemerkt auf der für mich angenehmen Seite. Es ist für mich also von Vorteil, dass der Schirm mir sehr viele Rückmeldungen über seinen aktuellen Zustand liefert. Ich hatte das Gefühl, im Vergleich zu meinem Eps deutlich feinfühliger steuern zu können und somit effizienter unterwegs sein zu können.

In turbulenten Bedingungen zappelt der Iota natürlich mehr als der Eps, aber auch das war ok für mich. Als es richtig schaukelig wurde, konnte ich den Schirm ebenfalls problemlos über mir halten. Allerdings fing in diesen Bedingungen dann bei mir das Kopfkino an, weil ich einen neuen Schirm normalerweise zuerst in einem Sicherheitstraining in Ausnahmezustände bringe, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was er mit welcher Dynamik bei welchen Kappenstörungen so macht. Das wollte ich aber nicht alleine in der Luft ausprobieren.

Auch wenn ich wegen des bescheidenen Wetters nur wenige Testflüge mit dem Schirm machen konnte, habe ich doch einen guten Eindruck vom Flugverhalten bekommen: Ich weiß jetzt, dass zumindest der Iota DLS für mich absolut geeignet wäre und mich nicht überfordern würde. Ich sehe das auch als eien Bestätigung meines persönlichen Fortschritts über die Jahre. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob mir die Leistungsunterschiede zu meinem Eps groß genug sind, um den aktuell recht happigen Preis für ein Schirmupgrade zu rechtfertigen… Mit anderen Worten: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte ich jetzt bereits einen Iota DLS. So werde ich wohl aber noch ein paar Ründchen des Es-mir-schön-rechnens drehen müssen…. 😉

Danke an Sepp für den Tester! 🙂