Dieser Flugtag ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Glück nicht alleine aus bloßen Kilometerzahlen und persönlichen Bestleistungen besteht. Mhm? Hä? Was? Wovon redet der Mann? Nun, der Reihe nach… 😀

Mittlerweile ist es bei mir zur täglichen Routine geworden, an jedem Tag mehrmals das Wetter zu checken, um potenziell gute Gleitschirmtage möglichst nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Bei einem dieser Kontrollgänge durch die verschiedenen Wetterportale und -Apps war uns aufgefallen, dass ein paar Tage später am Frauenberg eigentlich gute Bedingungen herrschen sollten: Die Thermikprognose spuckte nutzbare Höhen von rund 1500m aus, der Wind aus Südost sollte die richtige Stärke haben – perfekt also, oder?

Also habe ich Urlaub beantragt, habe am Flugtag ein paar Stunden im Auto verbracht und stand dann gegen Mittag in guter Gesellschaft am Startplatz. Zunächst schauten wir noch etwas unschlüssig in den Himmel. Flatternde Vögel zeigten deutlich an, dass die Thermik noch nicht durchzog. Es war ein „blauer Tag“, es gab also keine Wolken als Thermik-Anzeiger. Zudem war es diesig, und die Windvorhersage hatte sich nach hinten raus deutlich verschlechtert. Also warteten wir noch ein bisschen, bis wir den Eindruck hatten, dass sich vor dem Hang etwas tat. Dann spürten wir Bewegung in der Luft, also los jetzt…

Binnen kürzester Zeit waren wir drei Piloten in der Luft und fanden auch sehr schnell eine Thermik, die uns auf rund 1000m beförderte. Kurbeln in der Gruppe ist immer wieder ein absolutes Highlight für mich. Und wenn es dann noch gute Freunde und Bekannte sind – besser geht’s kaum! Als wir oben angekommen waren, flogen wir ab und ließen uns vom Wind nach Nordwesten versetzen. Doch schnell wurde uns klar, dass das kein guter Streckenflugtag werden würde. Wir fanden nämlich keine Anschlussthermiken, die es uns erlaubt hätten, immer wieder aufzudrehen und so eine längere Strecke absolvieren zu können.

Also haben wir uns nach knapp 10 Kilometern ein Landefeld gesucht und standen bereits nach einer halben Stunde wieder am Boden. Mmpf… Blöd, oder? Naja, irgendwie schon, auf der anderen Siete auch nicht! Denn nun begann für mich das Abenteuer der Rückreise zum Startplatz. Flugfreund S. war auf dem Nachbarfeld gelandet, hatte ruckzuck zusammengepackt und lief bereits zur Hauptstraße, als E. und ich uns dann auch in Bewegung gesetzt haben. Die Zug- und Busverbindungen waren ungünstig und somit keine Option, uns noch einen zweiten Flug zu ermöglichen! Wir wollten aber noch einmal fliegen. Möglichst vor 16 Uhr, denn dann sollten die Windbedingungen mehr und mehr in den nicht fliegbaren Bereich rutschen. Aber noch war ja Zeit für einen zweiten Flug…

Also strategisch günstig an einer Kreuzung aufgestellt und Daumen raus… 😉
Zu zweit trampen ist allerdings so eine Sache, zumal mit unseren großen Gleitschirmrucksäcken auf dem Rücken. Dieses Gepäck weckt zwar einerseits die Neugier der Vorbeifahrenden. Allerdings kann das XXL-Gepäck auch schnell zu einem Platzproblem werden, wenn mehrere Piloten mitgenommen werden wollen… Und so warteten wir und 15 Minuten und fanden es mehr als kurios, dass viele SUVs, Mini-Vans, Mini-Busse und große Geländewagen an uns vorbeigefahren sind und ausgerechnet ein Kleinwagenfahrer anhielt, um uns mitzunehmen. Was für ein Glück… 🙂

Wir sprangen am Sondershausener Friedhof raus, passierten im Eiltempo den Nordlandeplatz und stapften zügig zum Startplatz hoch, kamen dort nur etwas später als S. an, der schon eher Tramperglück hatte und machten uns fertig für den zweiten Flug. Mittlerweile waren die Bedingungen spannend… Starke Böen und insgesamt undefinierte Bedingungen würden vermutlich nur einen kurzen Flug zulassen. Und so war es dann auch. In der Luft hatte ich teilweise schöne Soaring-Bedingungen, dann hackte es plötzlich sehr unangenehm, die Turbulenzen nahmen deutlich zu und sollten ja nach hintenraus noch deutlich zulegen. Und so entschieden wir uns nach rund einer Viertelstunde, landen zu gehen. Alles richtig gemacht, mehr war aus dem Tag einfach nicht rauszuholen!

Nach dem obligatorischen Landeplatzschwätzchen habe ich E. noch nach Hause gebracht. Zuvor haben wir aber noch einen Zwischenstopp in einem zauberhaften Kaffee in einem winzigen Dorf eingelegt und dort ultraleckeren Kuchen gekauft, den wir uns dann bei E. in Ruhe haben schmecken lassen. Und so blieb glücklicherweise auch noch Zeit, beim Kaffee die wohl süßeste Hündin weit und breit zu streicheln, bevor ich mich dann gegen 17 Uhr auf den zweieinhalbstündigen Heimweg gemacht habe…

Wenn man den Tag bei Licht zusammenfegt, war die Flugausbeute natürlich spärlich und enttäuschend! Und dennoch war es für mich ein wunderschöner Tag! Zeit mit guten Freunden zu verbringen, die man leider nicht jeden Tag sehen kann, zwar kurze aber sehr interessante Flüge zu haben, zum Startplatz zurück zu trampen und dann noch einen schnellen Hike zum Startplatz zu haben… all das wiegt für mich deutlich schwerer als der Malus der mageren Flugausbeute. Und es ist ja nur eine Frage der Zeit, mal richtig gute Bedingungen zu erwischen! Dann hoffentlich ebenfalls mit guten Freunden und Bekannten! 🙂


Flug1: Ausführliche Fluginfos über den Ministreckenflug
Flug2: Ausführliche Infos über den Quicky vor dem schlechten Wetter

Was macht man mit einem freien Sonntag? Ausschlafen? In aller Ruhe frühstücken und ganz langsam den Tag beginnen? Oder doch lieber eine zweieinhalb stündige Fahrt (pro Strecke) mit der vagen Hoffnung auf einen verheißungsvollen Flugtag auf sich nehmen? Rund eine Femtosekunde lang habe ich das Für und Wider in aller Gründlichkeit durchdacht und bin zur einzig möglichen Entscheidung gelangt: fliegen natürlich!

Und so stand ich bereits gegen 10 Uhr im Kreise einiger bekannter und neuer Gesichter am Landeplatz des Frauenbergs in der Nähe von Sondershausen. Der Berg ist nicht sehr hoch, bietet aber Startplätze in drei Richtungen an! Heute würden wir den Oststartplatz nehmen. Es war Soaring-Wind angesagt, und es bestand eine gewisse Möglichkeit, dass es zarte Winterthermik geben könnte! Also beendeten wir unser Schwätzchen, setzten uns in Bewegung und liefen zügig den Berg hoch. Es ist keine lange Wanderung, man ist ungefähr eine knappe halbe Stunde unterwegs.

Die Startvorbereitungen waren schnell erledigt, zerrten allerdings eine etwas nervige Nachlässigkeit in der Vorbereitung ans Licht: Ich hatte mir zu Hause zwei Paar Handschuhe herausgelegt, ein ultradickes und ein dünneres. Kurz vor der Abfahrt hatte ich mich dann für die dicken entschieden, dummerweise aber leider nur den jeweils rechten Handschuh beider Paare eingesteckt. Ich hatte also zwei rechte Handschuhe und keinen linken. Bei den Temperaturen in der Luft von unter 0° und dem anstehenden Flugwind von knapp 40 km/h war das euphemistisch ausgedrückt natürlich eher suboptimal… 😉

Der Schnitt der Handschuhe machte ein „Andersrumtragen“ unmöglich, also blieb die eine Hand vorerst ungeschützt… Wir hatten perfekten Startwind und waren binnen weniger Minuten in der Luft. Die Soaringkante am Frauenberg ist nicht sehr groß, das Timing zwischen uns vier Piloten war aber recht gut, sodass sich die meisten halten konnten. Und dann setzte langsam das Kribbeln in der linken Hand ein…. gefolgt von einem pulsierendes Stechen, sodass ich bereits nach 13 Minuten landen gegangen bin, obwohl ich mich noch länger im Hangaufwind hätte halten können. Kurz durchgezählt: Alle fünf Finger waren noch da, und es dauerte dann auch gar nicht sooo lange, bis ich sie wieder spüren konnte… 😀

Nächste Runde:
Hochlaufen, auspacken, guten Wind abwarten und erneut starten. Diesmal verpackte ich die Hand so in der Jacke, dass nur noch zwei Finger rausschauten. So ging’s es deutlich besser. Und das war gut so, denn neben dem Soaringwind waren plötzlich auch Thermikblasen zu spüren, die den Flug deutlich verlängerten: Erst einige Heber und dann endlich konnte ich eindrehen, kurz darauf sogar den Startplatz überhöhen und synchron mit anderen kurbeln. Diese Momente des gemeinsamen Fliegens machen mir immer besonders viel Spaß: Mit anderen Pilot:innen in einer Thermik auf gleicher Höhe gemeinsam synchron aufdrehen! Ich liebe es! Aber so richtig zog die Thermik noch nicht durch, sodass wir bald schon erneut am Landeplatz standen und uns gegenseitig begeistert von den Flugeindrücken berichteten.

Auf rund 1000m Höhe über dem Frauenberg. 🙂

Der Tag sollte hintenraus besser werden, also noch einmal hoch… Schnell!
Ein Flug sollte sich an diesem Tag nämlich noch locker ausgehen! Jetzt hatte ich einen Leihhandschuh von einem Freund, was für eine Wohltat! 🙂 Nach dem Start ging es nun nämlich sofort hoch. Die Thermik zog, also drehte ich ein und kurbelte in einem Rutsch bis auf knapp 1000m! Was für eine Aussicht! Was für ein Glück, Anfang Februar solche Momente erleben zu können! Was sind dann schon ein paar Stunden Fahrt? Fahrt? Welche Fahrt? 😉
Ich ließ mich mit dem Wind übers Tal im Norden versetzen, fand zwischendurch immer wieder Thermiken, um die beim Geradeausflug verlorenen Höhenmeter wieder gut zu machen. Das Spielchen habe ich einige Male wiederholt, kehrte dann zum Frauenberg zurück und machte noch einen Abstecher in Richtung Süden, um letztlich nach rund 50 Minuten überglücklich zu landen!

Was für ein Tag! Schon wieder hatte ich ein für mich neues Fluggebiet kennen gelernt und dabei dann noch so tolle Flüge und eine ultraschöne Zeit mit den anderen gehabt! Das hat sich wirklich gelohnt! 🙂

Fluginfos auf DHV-XC.

Winterpause?

12. März 2025 Flachland

Kennst Du das auch? Du hast Dich über die Jahre in irgendeiner Nische Deines Lebens mit einem Zustand arrangiert, den Du selbst zwar irgendwie als unerfreulich oder zumindest als suboptimal empfindest, stellst den Status Quo aber schon lange nicht mehr in Frage… Naaaa? Erwischt? Oder doch nicht?

Naja, ich habe zu Beginn des Jahres bei mir jedenfalls so einen blinden Fleck entdeckt und kann mich im Nachhinein nur wundern, dass erst jetzt der Groschen gefallen ist! Wovon ich rede?

Von der Winterpause beim Gleitschirmfliegen… In den vergangenen Jahren habe ich mich im Winter zwar mit dem Fliegen beschäftigt: Ich habe Videos geschaut, Bücher gelesen, Artikel studiert, Ausrüstung optimiert und Pläne für den weiteren Jahresverlauf geschmiedet. Nur eines habe ich nicht gemacht: Fliegen!

Was mir die letzten Jahre entgangen ist, zeigen die ersten beiden Monate in diesem Jahr:

In diesem Jahr habe ich bislang fast jede Gelegenheit genutzt, um in die Luft zu kommen. Dabei habe ich alleine im Januar und Februar fünf für mich neue, bequem erreichbare Fluggebiete entdeckt, war bereits 30 Stunden in der Luft, habe viele wirklich nette Menschen kennen gelernt und einfach eine tolle Zeit gehabt! 🙂

Ich habe in der Zeit enorm viel gelernt:
Beim Starten bei stärkerem Wind, beim Toplanden, beim Reparieren der Ausrüstung und natürlich beim eigentlichen Fliegen. 🙂 Mir ist aber auch auf einer anderen Ebene wieder einmal klar geworden, dass es sich wirklich lohnt, ausgetretene Pfade zu verlassen, neugierig zu bleiben und sich auf Neues einzulassen…

Und so gibt es viel zu berichten: Über unzählige wundervolle Momente beim Fliegen am Frauenberg, in Laucha, in Knobelsdorf, am Rana und am Krupka…

Stay tuned und miste vielleicht auch bei Dir mal aus! 😉