In den allermeisten Artikeln auf meiner kleinen Website habe ich von Highlights und (für mich) spannenden Dingen aus meinem Fliegerleben berichtet – so zum Beispiel von langen Flügen, gemeisterten Herausforderungen, überwundenen Hindernissen usw. Heute will ich einmal über einen der dunkleren Tage berichten, die auf den ersten, zweiten und allen weiteren Blicken nicht gerade dazu taugen, zu den fliegerischen Höhepunkten gezählt zu werden…

Wundervoller Start
Dabei fing der Tag eigentlich super an! Nach zweieinhalbstündiger Autofahrt bin ich kurz nach 8 Uhr gut gelaunt und voller Erwartungen in Knobelsdorf angekommen, habe das Auto auf dem Gästeparkplatz abgestellt und bin dann noch die kleine Strecke zum Startplatz gelaufen. Wunderbares Wetter, die Vögel zwitscherten, ein Hase rannte vor mir den Weg entlang und zauberte mir ein Grinsen aufs Gesicht! Genau hier wollte ich sein – wirklich idyllisch! Zu dieser frühen Stunde war ich noch ganz alleine am Startplatz. Ich nutze diese ruhigen Morgenstunden ohne Thermik sehr gerne, um einen Morgenabgleiter zu machen und anschließend wieder zum Startplatz hochzulaufen. Das stimmt mich irgendwie perfekt auf einen Flugtag ein, und ich kann beim Hochwandern oftmals der Natur beim Erwachen zuschauen und zuhören. 🙂 So machte ich mich also in aller Ruhe fertig, war schon bald in der Luft. Hach, wie geil, die leisen Windgeräusche im Schirm, die ruhige Umgebung, einfach toll! 🙂 Nach der Landung am unteren Landeplatz packte ich zusammen und machte mich auf die Wanderung zurück zum Startplatz.

Oben angekommen, füllte sich nach und nach der Startplatz. Und irgendwie war schon zu spüren, dass der Tag anders verlaufen würde, als ich mir das vorgestellt hatte. Die Thermik schien sich nämlich nur äußerst zaghaft zu entwickeln. Es waren keine Greifvögel am Himmel zu sehen, in den Bäumen unterhalb des Startplatzes waren kaum Bewegungen auszumachen. Noch war alles gut, dies war noch nichts außergewöhnliches. Schließlich passiert es ganz oft, dass es Verzögerungen gibt – „Wait & Fly“ oder „Parawaiting“ wird diese Disziplin spaßeshalber genannt, wenn Pilot:innen – gerne auch mit Helm, Flugjacke und Handschuhen „im eigenen Saft“ in der Sonne schmorend – am Startplatz auf gute Bedingungen warten. Darin bin ich zugegebenermaßen noch kein Meister, aber es gibt deutlich schlechtere Orte als Knobelsdorf, um einige Zeit auszuharren und auf ein gutes Startfenster zu warten. Die Aussicht ist wundervoll und die Mitglieder des Ostthüringer Drachen- u. Gleitschirmfliegervereins sind wirklich nette Leute! Die Atmosphäre am Startplatz war toll – interessante Gespräche, es wurde gescherzt und gefachsimpelt!

Irgendwann hatten wir dann doch das Gefühl, dass sich etwas entwickeln könnte – die Bewegungen in den Bäumen vor dem Startplatz waren viel versprechend. Lokalmatador O. machte sich schnell fertig, startete und fand tatsächlich in einiger Entfernung vor dem Startplatz eine Thermik und kurbelte langsam nach oben. Der nächste Pilot startete, flog dieselbe Stelle an und fand nur Sinken. Nanu? War die Thermik schon durchgezogen? Oder war er doch irgendwie daran vorbeigeflogen? Der nächste startete und fand ebenfalls nichts, und dann war ich an der Reihe. Doch schon nach dem Start fühlte sich die Luft „tot“ an. Winzige Ahnungen von Miniheberchen, aber keine verwertbare Thermik – schade! Also landete ich nicht auf dem unteren Startplatz, sondern auf halber Höhe. Dies verkürzt den Weg nach oben zwar deutlich, allerdings muss man dann auch eine steilere Wegvariante nach oben nehmen. Wie ganz oft bei diesen Gelegenheiten machte ich mir den Spaß, gegen meine bisherige Bestzeit anzutreten und stapfte im Eiltempo wieder nach oben. So weit, so gut.

Doch das Blöde an diesem Tag war, das sich dieses Spielchen noch viele weitere Male so abgespielt und dabei sogar noch gesteigert hat. Die Vorhersage hatte ja gemeldet, dass es im Laufe des Tages eigentlich besser werden sollte. Also war bei jedem weiteren Flug meine Hoffnung noch größer, dass es doch dann endlich zuverlässig nach oben gehen müsste. Und wieder nix. Wieder nach wenigen Minuten unten gelandet. Wieder alles eingepackt und am Anschlag nach oben gehetzt. Bei zwei weiteren Versuchen konnte ich im Flug direkt vor mir Schirme beobachten, die eine Minithermik erwischt hatten, die dann nach oben raus deutlich besser wurde. Ich war eine Minute später an der Stelle und die Luft war tot. F-r-u-s-t-r-i-e-r-e-n-d! Insgesamt hatte ich 6 Flüge an diesem Tag – alles nur Abgleiter, keinen einzigen Thermikflug. Vielen anderen Piloten ging es den ganzen Tag so wie mir, aber ab und an hatte halt jemand Glück und konnte den Startplatz deutlich überhöhen und sogar etwas wegfliegen.

Ich war dermaßen frustriert, dass ich nach dem letzten verlängerten Abgleiter, bei dem für mich wieder nix zu holen war, erst einmal ein paar gute Freunde anrufen und von meinem shitty day berichten musste! „Ich brauche jetzt dringend ein bisschen Trost!“ hörte ich mich sagen und schwatzte mir ein Weilchen den Ärger von der Seele… Der Frust war natürlich noch lange nicht verdaut, aber anschließend ging es schon ein wenig besser. Also packte ich ein letztes Mal meinen Kram zusammen und stieg den steilen Hang hoch. Vielleicht wäre am frühen Abend dann noch etwas gegangen – ich wollte aber nicht noch eine Enttäuschung riskieren (und anschließend noch einmal den Berg hochlaufen müssen) und habe die 2,5-stündige Heimfahrt in Angriff genommen…

Überraschung!
Im späteren Abend war ich dann endlich zu Hause – immer noch ganz schön angefressen vom Tag! Und was finde ich in meinem Briefkasten? Diese wie für diesen Tag maßgeschneiderte Aufmerksamkeit eines lieben Freundes, der gar nichts von meinen Herausforderungen an diesem Tag wissen konnte und dennoch genau das richtige Gegenmittel parat hatte. Wie das manchmal so geht… Ich habe mich natürlich riesig gefreut und hatte sofort ein breites Grinsen auf dem Gesicht!


Es ist wirklich ein wundervolles Gefühl, Freunde zu haben, die auch an solchen Tagen für mich da sind, genau die richtigen Worte finden oder mit einer Geste oder Aufmerksamkeit helfen, die finsteren Gedanken wegzuschieben! Danke, U., E. und G.! 🙂

Und nun?
Natürlich habe ich den Tag noch rauf- und runteranalysiert. Wieso war ich denn soooo dermaßen frustriert?! Hatte sich im Laufe der Woche so viel Stress und Ärger angesammelt, sodass meine Haut an diesem Tag dünner war? War ich von den vielen, vielen gelungenen Flügen in dieser Saison irgendwie ein bisschen zu verwöhnt? Oder habe ich Fehler gemacht?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich fliegerisch eigentlich nichts falsch gemacht habe! Ich war ja nicht voreilig gestartet, war nicht zu ungeduldig und schaffe es in der Regel auch, sehr schwache Thermiken zu finden und zu nutzen. Aber manchmal hat man einfach nur Pech. Und bei diesen nicht sehr hohen Startbergen hat man eben nur eine oder zwei Möglichkeiten, eine Thermik zu finden. Kann ich in Zukunft dennoch etwas besser machen? Mit Sicherheit! Ich will mir noch intensiver die Wettervorhersagen anschauen und vor allem versuchen, vor und während der Flugtage besser in mich hineinzuhorchen, um bei Fehlschlägen emotional nicht so angefasst zu werden. Suboptimale Erlebnisse wird es auch in Zukunft ab und zu mal geben, aber es werden auch immer wieder gute Tage kommen! Und so war es diesmal auch! Schon am Folgetag hatte ich nämlich ein kleines Highlight, über das hier demnächst sicherlich auch etwas zu lesen sein wird.

„Stay tuned…“ 😉


Winterpause?

12. März 2025 Flachland

Kennst Du das auch? Du hast Dich über die Jahre in irgendeiner Nische Deines Lebens mit einem Zustand arrangiert, den Du selbst zwar irgendwie als unerfreulich oder zumindest als suboptimal empfindest, stellst den Status Quo aber schon lange nicht mehr in Frage… Naaaa? Erwischt? Oder doch nicht?

Naja, ich habe zu Beginn des Jahres bei mir jedenfalls so einen blinden Fleck entdeckt und kann mich im Nachhinein nur wundern, dass erst jetzt der Groschen gefallen ist! Wovon ich rede?

Von der Winterpause beim Gleitschirmfliegen… In den vergangenen Jahren habe ich mich im Winter zwar mit dem Fliegen beschäftigt: Ich habe Videos geschaut, Bücher gelesen, Artikel studiert, Ausrüstung optimiert und Pläne für den weiteren Jahresverlauf geschmiedet. Nur eines habe ich nicht gemacht: Fliegen!

Was mir die letzten Jahre entgangen ist, zeigen die ersten beiden Monate in diesem Jahr:

In diesem Jahr habe ich bislang fast jede Gelegenheit genutzt, um in die Luft zu kommen. Dabei habe ich alleine im Januar und Februar fünf für mich neue, bequem erreichbare Fluggebiete entdeckt, war bereits 30 Stunden in der Luft, habe viele wirklich nette Menschen kennen gelernt und einfach eine tolle Zeit gehabt! 🙂

Ich habe in der Zeit enorm viel gelernt:
Beim Starten bei stärkerem Wind, beim Toplanden, beim Reparieren der Ausrüstung und natürlich beim eigentlichen Fliegen. 🙂 Mir ist aber auch auf einer anderen Ebene wieder einmal klar geworden, dass es sich wirklich lohnt, ausgetretene Pfade zu verlassen, neugierig zu bleiben und sich auf Neues einzulassen…

Und so gibt es viel zu berichten: Über unzählige wundervolle Momente beim Fliegen am Frauenberg, in Laucha, in Knobelsdorf, am Rana und am Krupka…

Stay tuned und miste vielleicht auch bei Dir mal aus! 😉