Da stand ich also vor der Qual der Wahl:
Was sollte ich an diesem Sonntag machen? Fliegen natürlich. Klar, aber das war ja nicht die Frage. Es galt zu entschieden, wohin die Reise gehen sollte: Zum Frauenberg bei Sondershausen oder zum Rammelsberg vor den Toren von Goslar? Die Wetterprognosen unterschieden sich nur marginal, letztlich habe ich mich für den Rammelsberg entschieden. In diesem Fluggebiet war ich nämlich noch nie, das würde eine Premiere werden! Und als Bonus gab es die Aussicht, gute Freunde und „die süßeste Hündin weit und breit“ treffen zu können! 🙂
Hike & Fly
Rammelsberg aka „Rammi“ also. Die knapp 3h Fahrt vergingen wie im Fluge und so stand ich gegen 10 Uhr auf dem Parkplatz am Landeplatz und machte mich auf den Weg zum Startplatz. Der Pfad ist steil und führt fast in gerader Linie den Berg hinauf und war trocken, sodass ich Gas geben konnte und schon nach einer knappen halben Stunde oben angekommen bin. Wenn man sich Zeit lässt, braucht man bei normalem Tempo vielleicht 40 Minuten. Wenn die Wege nass sein sollten, wird es vermutlich an einigen Stellen deutlich beschwerlicher – dann mag vielleicht das vom lokalen Verein betriebene Shuttle die bessere Wahl sein!
Maximale Höhe: 607 m
Minimale Höhe: 429 m
Gesamtanstieg: 186 m
Gesamtabstieg: -13 m
Gesamtzeit: 00:18:40



Früher war der Startplatz von Bäumen umgeben, der ganze Berg war bewaldet. Mittlerweile ist aufgrund schlimmer Borkenkäferjahre alles viel lichter geworden, was allerdings auch dazu führt, dass der Berg früher am Tag thermisch aktiv wird. Als ich oben angekommen bin, war davon allerdings noch nichts zu spüren. Kein Lüftchen, aber ich wollte ja ohnehin erst einmal einen Abgleiter machen, um mich mit dem Startplatz und dem Landeplatz vertraut zu machen. Also habe ich zügig ausgepackt und bin schnell gestartet… Tatsächlich habe ich in den wenigen Flugminuten dann auch nicht die Ahnung eines Hauches eines Hebers gespürt, hatte aber Zeit genug, ein bisschen mit dem Schirm zu spielen und meinen Blick schweifen zu lassen. Obwohl die Fernsicht noch deutlich von der Inversion getrübt war, bekam ich schon einen guten Eindruck von der landschaftlichen Attraktivität dieses Fluggebietes: Berge, Täler, Flüsse, Talspeeren und Goslar mit all den schönen Bauwerken, der historischen Stadtmauer und den Wehrtürmen. Das hat schon was! 🙂


Die guten Freunde U. und E. wollten erst später vor Ort sein – ich schaute kurz auf die Uhr. Super, da müsste eigentlich noch ein Abgleiter reinpassen! 😀 Also hab ich das Spielchen wiederholt: Zusammengepackt, mit Vollgas den Berg hoch (diesmal nur 18 Minuten ;-D ) und noch einen Abgleiter gemacht. Der Landeplatz am Rammi ist riesig, fällt aber über zwei Seiten deutlich ab, was Landungen spannend werden lassen kann, wenn der Platz thermisch aktiv ist… Das Timing war perfekt: Kaum war ich gelandet, trudelten U. und E. ein, sodass wir nun gemeinsam und für mich zum dritten Mal an diesem Tag den Berg hoch liefen, diesmal ein bisschen gemächlicher.
Der „richtige“ Flug – ab zur Basis
Mittlerweile war einiges los am Startplatz. Vielleicht 20 Pilot:innen machten sich bereit, besprachen das Wetter, fachsimpelten und hatten einfach eine gute Zeit. U. wollte nicht auf die richtig gute Thermik warten, startete bald und hatte schon bald über dem Landeplatz eine schöne Thermik. Nun wurde es am Startplatz hektisch. Es war zu spüren, dass die Luft deutlich aktiver wurde. Und so habe ich mich auch schnell fertig gemacht, um die Zeit möglichst optimal nutzen zu können. Diesmal stand der Startplatz gut im Wind, sodass ich meinen geliebten Iota DLS rückwärts aufzog und binnen Sekunden eine Thermik hatte, die mich bis auf über 1000m hoch katapultierte. Woohoo! 🙂 Wie geil war das denn?!
Und so ging es weiter. Ich erkundete erst ein bisschen die direkte Umgebung des Rammis und folgte dann für einige Kilometer einer wundervollen Wolkenstraße nach Nordwesten. Was für ein tolles Gefühl, mal direkt an der Wolkenkante, mal direkt unter der Basis fliegen zu können und dabei die wundervolle Aussicht auf die Stauseen und die wirklich sehr schöne Landschaft genießen zu können! 🙂



Als ich den Stausee hätte überfliegen müssen, verließ ich die Wolkenstraße, bog in Richtung Goslar ab, überflog die Stadt, holte mir am Rammi wieder Höhe und kurbelte endlich auch ein bisschen mit E., der noch gar nicht lange in der Luft war, weil er während U.s Flug auf die kleine süße Hündin aufgepasst hatte. Irgendwann trennten sich aber unsere Wege, und ich bin noch ein Stück nach Nordosten geflogen. So langsam wurde es mir aber an den Fingern sehr, sehr kalt. Die Übungen zum Aufwärmen brachten leider auch nichts mehr, sodass ich schließlich nach 100 Minuten landen gegangen bin.
Was für eine schöne Premiere am Rammi, was für ein schöner Flug – immerhin der zweitweiteste Flug am Rammi, der an diesem Tag auf den einschlägigen Portalen hochgeladen worden ist. Das Grinsen hatte ich an diesem Tag noch sehr lange auf dem Gesicht. Und mindestens genauso lange hat es gedauert, bis sich meine Hände wieder komplett warm angefühlt haben…
Detaillierte Fluginfos auf DHV-XC
Fazit
Hatte ich mich morgens bei der Fluggebietswahl richtig entschieden? Tja, am Frauenberg wurden an diesem Tag einige sehr lange Flüge gemacht: einige schicke Dreiecke und sogar ein 65km-Streckenflug! Wow! Andererseits hatte ich ein neues Fluggebiet kennengelernt und war ja auch insgesamt knapp zwei Stunden in der Luft. Ich würde sagen, es steht unentschieden… 😉 Alles in allem bin ich aber wirklich froh, dem nördlichsten Flugberg Deutschlands mal einen Besuch abgestattet zu haben und mir damit wieder ein neues Fluggebiet erschlossen zu haben. Und last not least hatte ich eine sehr schöne Zeit mit guten Freunden und der „süßesten Hündin weit und breit“. 🙂
Lessons learnt:
– Elektrisch beheizbare Handschuhe kaufen!!!!
– Das nächste Mal folge ich der Wolkenstraße so lange wie ich kann! 🙂
Allen relevanten Infos zum Fluggebiet: https://www.hdgv.de/fluggebiete/rammelsberg/