Wer mich fragt, was mich am Fliegen so fasziniert, muss sich in der Regel auf eine ausschweifende Antwort einstellen. Oftmals gerate ich dann in Nullkommanix ins Schwärmen und berichte begeistert von den Facetten dieses grandiosen Zeitvertreibs, die mir besonders wichtig sind: Vom erhebenden Gefühl, mich eins zu fühlen mit der Natur. Davon, wie oft ich staunend die sich mit jedem gewonnenen Höhenmeter verändernden Perspektiven auf diese wunderschönen Landschaften genieße. Wie erfüllend es für mich ist, mit Freunden zu fliegen und mich mit ihnen anschließend über die gemeinsamen Erlebnisse austauschen zu können. Huch, es geht schon wieder los… 😉 Dabei will ich diesmal eigentlich davon berichten, dass auch eine selbst gestellte Herausforderung und deren Umsetzung ein unglaublich schönes Gefühl sein kann.
Aber zurück zum Anfang. Letzten Herbst saß ich im Büro und schielte immer wieder ins Live Tracking – Freunde hatten noch ein paar Urlaubstage zusammengekratzt, in Werfenweng tolles XC-Wetter erwischt und einen 6-stündigen XC-Flug hingelegt – für mich eine riesige Motivation, etwas ähnliches selbst einmal zu versuchen.
Im 2023er Flugurlaub in Werfenweng ergab sich dann die Gelegenheit, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Das riesige Dreieck, das sich ein Freund am Vorabend bei der Streckenbesprechung in sein Vario programmiert hatte, war ganz klar mindestens eine Nummer zu groß für mich. Schließlich verfügt er nicht nur über einen schnelleren Schirm, sondern hat mir 10 Jahre Flugerfahrungen voraus… Mein Plan war, einfach ein gutes Stück mitzufliegen, bei jedem Wendepunkt einen Teil der Strecke wegzulassen, sodass am Ende eigentlich auch ein Dreieck für mich rausspringen sollte.
Nach einem chilligen Morgenabgleiter mussten wir uns mit der nächsten Auffahrt beeilen, denn mittlerweile zog der Hausbart am Bischling schon durch, und über den exponierten Abrisskanten der geplanten Flugstrecke standen bereits wunderschöne Thermikwolken! Also nichts wie los! Nach dem Start konnten wir schnell zur Wolkenbasis aufdrehen. Ich war so aufgeregt, dass mir blöderweise sogleich ein Fehler unterlief. Anstatt in Thermiknähe auf die anderen zu warten, eierte ich 2-3 Minuten ein wenig planlos umher, machte vorschnell den ersten Talsprung und hatte auf der anderen Talseite aufgrund von Abschattungen keinen Anschluss. Verdammt! Ich musste also zurückfliegen, erneut Höhe machen und es erneut versuchen. Mittlerweile hatte ich den Mitfliegern gefunkt, dass sie nicht auf mich warten sollten. Ich würde nachkommen. Dies bedeutete aber auch, dass ich von da ab größtenteils alleine fliegen würde.
Nachdem ich erneut an der Wolkenbasis über dem Bischling angekommen war, flog ich diesmal konsequent den Frommerkogel an, fand über dem Gipfelkreuz Thermik, drehte etwas auf und flog sogleich weiter. Wann immer es ging, stieg ich in den Beschleuniger. Einerseits wollte ich aufholen, zugleich war der konsequente Beschleunigereinsatz eine meiner Hausaufgaben aus dem letzten XC-Training. Über dem Ostmaisspitz fand ich nach kurzem Suchen eine Hammerthermik, die mich in kurzer Zeit nach oben spülte und somit optimal auf den großen Talsprung über das Lammertal bei St. Martin vorbereitete. Auf der anderen Seite hatte ich zunächst nur Nullschieber, fand aber alsbald einen schicken Bart. Puh, alles richtig gemacht!
Nachdem ich ein Stück in Richtung Dachsteingebirge geflogen war, setzte ich meinen Wendepunkt, wechselt auf die Südseite der Ridge und flog anschließend direkt in Richtung St. Johann im Pongau, meinem zweiten Wendepunkt.
Eigentlich lief dann alles wie am Schnürchen. Ich machte Basis, wenn ich die Höhe brauchte, erwischte den Talsprung zwischen Eben und Altenmark im Pongau perfekt, sodass ich auf der anderen Seite sofort Anschluss hatte.
Es dauerte zwar ein Weilchen, bis ich dort wieder eine komfortable Höhe hatte, die Flugtaktik schien aber zu stimmen, was einen interessanten Effekt auf meine Psyche hatte: Flogen zu Beginn noch nennenswerte Selbstzweifel mit, stiegen die Zuversicht und mein Selbstvertrauen im Laufe des Fluges doch deutlich an.
Nordwestlich von Moos machte ich mir kurz Sorgen, weil Abschattungen aufkamen. Doch dann zog mir ganz deutlich der herrliche Duft von frisch gewendetem Heu in die Nase – was für eine Erleichterung, denn schon ging es hoch! 🙂 Kurz vor Sankt Johann im Pongau konnte ich nochmals richtig aufdrehen und hatte einen wundervollen Blick über das Salzachtal, rüber zum Hochkönig und in die andere Richtung zu den Gasteiner Bergen.
Doch was jetzt? Direkt in Richtung Werfenweng zurückfliegen? Oder doch die Talquerung riskieren und vielleicht sogar dem Hochkönig einen Besuch abstatten?
An dieser Stelle hätte ich vermutlich die erste Option wählen sollen und es wahrscheinlich zurück zum Bischlinglandeplatz geschafft. Ich habe mich allerdings für die Talquerung entschieden, der Hochkönig schien mir so nah zu sein! Allerdings habe ich keine durchziehende Thermik gefunden. An dieser Stelle des Salzachtals ist dies aber kein Problem, weil es dort nur so vor guten Landeplätzen wimmelt. Ich querte das Tal noch einmal und peilte eine Geländekante an, die als Abrisskante fungieren könnte. Aber keine Chance, da war einfach nix! Mein Plan B war eine riesige Landewiese direkt in Bischofshofen. Landeeinteilung und Landung waren gut – ein gelungener Abschluss dieses schönen Streckenfluges! 🙂
Was für ein wundervoller, herausfordernder und befriedigender Tag! Ich freue mich riesig, dass mir dieser XC-Flug gelungen ist! Vor allem, weil ich größtenteils alleine unterwegs war, dabei gute flugtaktische Entscheidungen getroffen habe und diese zudem gut umgesetzt habe. Auch scheine ich mich immer mehr mit dem konsequenten Beschleunigereinsatz anfreunden zu können, was für längere Flüge enorm wichtig ist! Dass am Ende ein 43er FAI-Dreieck herausgesprungen ist, ist ein schöner Bonus! 🙂
Wo Licht ist, findet sich aber normalerweise auch Schatten…. Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Ganz klar direkt nach dem Start: Ich hätte nicht vorschnell aus dem Startbart herausfliegen sollen. Und am Ende des Fluges hätte ich gut auf das Hochkönigabenteuer verzichten können und mich besser auf das Schließen des Dreiecks konzentrieren sollen.
Das geflogene Dreieck wird mir in kommenden Werfenweng-Urlauben ein schöner Ausgangspunkt für weitere Flüge sein. Vielleicht gelingt es mir, die einzelnen Dreiecksseiten noch auszudehnen – einerseits direkt bis zum Dachstein, auf der gegenüberliegenden Seite bis zum Fulseck!
Ich freue mich schon aufs nächste Mal! 🙂