Was macht man mit einem freien Sonntag? Ausschlafen? In aller Ruhe frühstücken und ganz langsam den Tag beginnen? Oder doch lieber eine zweieinhalb stündige Fahrt (pro Strecke) mit der vagen Hoffnung auf einen verheißungsvollen Flugtag auf sich nehmen? Rund eine Femtosekunde lang habe ich das Für und Wider in aller Gründlichkeit durchdacht und bin zur einzig möglichen Entscheidung gelangt: fliegen natürlich!
Und so stand ich bereits gegen 10 Uhr im Kreise einiger bekannter und neuer Gesichter am Landeplatz des Frauenbergs in der Nähe von Sondershausen. Der Berg ist nicht sehr hoch, bietet aber Startplätze in drei Richtungen an! Heute würden wir den Oststartplatz nehmen. Es war Soaring-Wind angesagt, und es bestand eine gewisse Möglichkeit, dass es zarte Winterthermik geben könnte! Also beendeten wir unser Schwätzchen, setzten uns in Bewegung und liefen zügig den Berg hoch. Es ist keine lange Wanderung, man ist ungefähr eine knappe halbe Stunde unterwegs.
Die Startvorbereitungen waren schnell erledigt, zerrten allerdings eine etwas nervige Nachlässigkeit in der Vorbereitung ans Licht: Ich hatte mir zu Hause zwei Paar Handschuhe herausgelegt, ein ultradickes und ein dünneres. Kurz vor der Abfahrt hatte ich mich dann für die dicken entschieden, dummerweise aber leider nur den jeweils rechten Handschuh beider Paare eingesteckt. Ich hatte also zwei rechte Handschuhe und keinen linken. Bei den Temperaturen in der Luft von unter 0° und dem anstehenden Flugwind von knapp 40 km/h war das euphemistisch ausgedrückt natürlich eher suboptimal… 😉
Der Schnitt der Handschuhe machte ein „Andersrumtragen“ unmöglich, also blieb die eine Hand vorerst ungeschützt… Wir hatten perfekten Startwind und waren binnen weniger Minuten in der Luft. Die Soaringkante am Frauenberg ist nicht sehr groß, das Timing zwischen uns vier Piloten war aber recht gut, sodass sich die meisten halten konnten. Und dann setzte langsam das Kribbeln in der linken Hand ein…. gefolgt von einem pulsierendes Stechen, sodass ich bereits nach 13 Minuten landen gegangen bin, obwohl ich mich noch länger im Hangaufwind hätte halten können. Kurz durchgezählt: Alle fünf Finger waren noch da, und es dauerte dann auch gar nicht sooo lange, bis ich sie wieder spüren konnte… 😀
Nächste Runde:
Hochlaufen, auspacken, guten Wind abwarten und erneut starten. Diesmal verpackte ich die Hand so in der Jacke, dass nur noch zwei Finger rausschauten. So ging’s es deutlich besser. Und das war gut so, denn neben dem Soaringwind waren plötzlich auch Thermikblasen zu spüren, die den Flug deutlich verlängerten: Erst einige Heber und dann endlich konnte ich eindrehen, kurz darauf sogar den Startplatz überhöhen und synchron mit anderen kurbeln. Diese Momente des gemeinsamen Fliegens machen mir immer besonders viel Spaß: Mit anderen Pilot:innen in einer Thermik auf gleicher Höhe gemeinsam synchron aufdrehen! Ich liebe es! Aber so richtig zog die Thermik noch nicht durch, sodass wir bald schon erneut am Landeplatz standen und uns gegenseitig begeistert von den Flugeindrücken berichteten.

Der Tag sollte hintenraus besser werden, also noch einmal hoch… Schnell!
Ein Flug sollte sich an diesem Tag nämlich noch locker ausgehen! Jetzt hatte ich einen Leihhandschuh von einem Freund, was für eine Wohltat! 🙂 Nach dem Start ging es nun nämlich sofort hoch. Die Thermik zog, also drehte ich ein und kurbelte in einem Rutsch bis auf knapp 1000m! Was für eine Aussicht! Was für ein Glück, Anfang Februar solche Momente erleben zu können! Was sind dann schon ein paar Stunden Fahrt? Fahrt? Welche Fahrt? 😉
Ich ließ mich mit dem Wind übers Tal im Norden versetzen, fand zwischendurch immer wieder Thermiken, um die beim Geradeausflug verlorenen Höhenmeter wieder gut zu machen. Das Spielchen habe ich einige Male wiederholt, kehrte dann zum Frauenberg zurück und machte noch einen Abstecher in Richtung Süden, um letztlich nach rund 50 Minuten überglücklich zu landen!
Was für ein Tag! Schon wieder hatte ich ein für mich neues Fluggebiet kennen gelernt und dabei dann noch so tolle Flüge und eine ultraschöne Zeit mit den anderen gehabt! Das hat sich wirklich gelohnt! 🙂