Streckenfliegen fetzt! 🙂 Was für ein erfüllendes Hobby Gleitschirmfliegen doch ist!

Nachdem mich eine Erkältung die fliegbaren Brückentage rund um den 1. Mai und Christi Himmelfahrt im Bett verbringen ließ und ich dazu verdammt war, den anderen via Live Tracking beim Fliegen zuzuschauen, war der Frust gewaltig! Mmpf, da hatte meine Gleitschirmsaison mit dem fantastischen Streckenflugseminar mit Ferdi in Bassano so toll angefangen, und nun das…

Umso glücklicher war ich, als Windy & Co. für den Pfingstmontag gutes Flugwetter voraussagten. Und so bin ich zeitig aufgestanden, habe mich mal wieder in den Zug gesetzt und stand pünktlich um 11 Uhr an der Winde in Beilrode. 🙂 Beim ersten Schlepp fand ich keine durchziehende Thermik und hatte bereits nach 10 Flugminuten wieder festen Boden unter den Füßen. Aber das war kein Problem, der Tag sollte „hintenraus“ besser werden, es war sogar eine Tendenz zu Überentwicklungen vorhergesagt. Davon war zu diesem Zeitpunkt aber weit und breit noch nix zu sehen. Überall standen schöne Thermikwolken am Himmel, und der Wind war auch nicht zu stark. Also stand ich alsbald wieder am Schleppseil und folgte dem Protokolls für Windenstarts, während der Startleiter meine Ansagen via Funk an den Windenführer weitergab:

  • „Pilot und Gerät startklar.“ (Der Schirm liegt sauber ausgelegt hinter mir, alles ist kontrolliert, ich bin eingehängt und mit dem Seil verbunden.)
  • „Pilot eingehängt.“ (Alles nochmal kontrolliert.)
  • „Seil anziehen.“ (Das Seil wird langsam angezogen, sodass es unter Spannung kommt.)
  • „Seil straff.“ (Das Seil ist straff.)
  • „Fertig.“ (Luftraum frei? Wind ok? Daraufhin wird das Seil weiter angezogen, ich ziehe den Schirm auf, kontrolliere die Kappe.)
  • „Staaaaaaarrrrrrrt.“ (Wenn mit dem aufgezogenen Schirm alles stimmt. Der Windenführer gibt nun Gas und man hebt ab.)

Zack, schon ging es los! 🙂 Direkt nach dem Ausklinken hatte ich den Eindruck, dass man Schirm nach rechts zog. Sehr gut, da musste also eine Thermik stehen! Ich folgte der leichten Tendenz und hatte nach wenigen Sekunden einen Aufwind mit recht starkem Windversatz, der mich langsam aber stetig auf rund 1000m brachte. Währenddessen gesellte sich der Streckenflug-Crack Toralf Hase zu mir, bog aber kurz darauf in Richtung Torgau ab. Ich hatte mir für den Tag aber etwas anderes vorgenommen: Ich wollte zum ersten Mal (halbwegs) planvoll losfliegen, den Bahngleisen folgen und somit in der Luft meine Bahnfahrt nach Hause abkürzen.

Also los… Ich kam gut voran, kurbelte die Thermiken in nordöstliche Richtung aus, näherte mich in den Gleitphasen wieder der Bahnstrecke an, um mich im nächsten Thermikbart wieder etwas mit dem Wind versetzen lassen zu können. Unterwegs zeigten mir zwei Störche eine Thermik, was an sich ja schon ein tolles Erlebnis gewesen wäre. Die beiden spielten aber regelrecht in der Thermik! Der eine drehte auf, tauchte dann unter den anderen, um kurz darauf wieder aufzudrehen. Fantastisch schön, so etwas hatte ich zuvor noch nie beobachten können! 🙂

Ich überquerte kleine Waldstücke, Felder, kleine Siedlungen und Dörfer und war nach einer reichlichen Stunde in komfortabler Höhe über Falkenberg angekommen. Was für eine Aussicht auf den Ort, den kleinen See, die sich kreuzenden Bahnlinien… Aber Moment mal, für meinen Geschmack war da eine Bahnlinie „zu viel“… 😉 Ich wusste, dass ich in Falkenberg grob nach Süden abbiegen musste, mir war aber nicht klar, dass es dort neben der West-Ost-Trasse (A), der ich bislang gefolgt war und der Nord-Süd-Trasse (B) auch noch einen dazwischen diagonal verlaufenden Schienenstrang (C) gibt. Shit, welche war denn jetzt „meine“? Irgendwann würde ich ja landen müssen und wollte dann nicht irgendwo im Nirgendwo stehen, sondern möglichst nah an einer Bushaltastelle oder einem Bahnhof einer Linie in meiner Richtung sein.

Tja, B oder C?

Klar, GoogleMaps hätte helfen können. Mittlerweile wurde es in der Luft aber turbulenter, sodass ich es nicht geschafft habe, mein Handy sinnvoll zu bedienen. Letztlich habe ich mich dann für die schräg verlaufende Bahnlinie entschieden, der ich noch einige Kilometer gefolgt bin, um dann nach insgesamt knapp 30 XC-km mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht auf einer schönen großen Wiese sicher zu landen. Was für ein toller Flug! Ein kurzer Check in der Karten-App bestätigte meine Entscheidung für die diagonal verlaufende Bahnlinie, alles richtig gemacht. 🙂 Also packte ich zusammen und wanderte noch 40 Minuten entlang eines mit Seerosen bewachsenen Kanals zum Bahnhof von Bad Liebenwerda und bekam unterwegs auch noch Emus und Esel zu sehen! ESEL!! 🙂 <3 Kaum hatte ich das Gleis erreicht, fuhr auch schon mein Zug ein! 🙂

Was für ein toller Flugtag! Ich bin froh, dass ich im Flachland endlich mal losgeflogen bin und einen (kleinen) Streckenflug gemacht habe! Und was habe ich gelernt? Was kann ich beim nächsten Mal besser machen? Flugtechnisch hat eigentlich alles ganz gut geklappt. Ich verbrate aber immer noch zu viele Ressourcen bei dem Gedanken an die Optimierung des Heimweges. Das geht besser! Entweder ich mache mir am Vortag einen fixen Flugplan, dem ich dann folge. Oder ich fliege einfach und kümmere mich konsequent erst nach der Landung um den Anschluss an die Öffis. Mal schauen, wie das beim nächsten Mal klappt.

Danke an die netten Windenleute in Beilrode. Hoffentlich bis bald! 🙂

Flug-Details auf DHV-XC.de

„Du kommst aus Dresden und warst noch nie in Beilrode an der Winde? Noch nie?“

Diese Frage hatte ich in der letzten Zeit des öfteren gestellt bekommen… Ja, wieso hatte das bislang eigentlich noch nicht geklappt? Bislang bin ich immer nur in Cottbus an der Winde geflogen, ganz selten auch mal in Großenhain. Dabei ist Beilrode, das kleine Örtchen unweit von Torgau, ja nun wirklich nicht weit von Dresden entfernt! Bei Licht betrachtet ist es verkehrstechnisch sogar besser angebunden als Cottbus, zumindest wenn man so wie ich des öfteren mit dem Zug anreisen möchte/muss. Lediglich 2h Zugfahrt und ein Katzensprung vom Bahnhof zum Startgelände klingen überschaubar, also habe ich mich neulich mal auf die Socken gemacht. 🙂

Auf dem Weg zum Bahnhofhof beobachtet: Ein Heißluftballon startet von den Elbwiesen.

Die Wetterprognosen waren nicht schlecht, es war aber mitnichten ein „Hammertag“. Und das kam mir sogar ein wenig gelegen. Ich wollte mich ja eigentlich nur mal mit dem Fluggelände vertraut machen, die lokalen Piloten kennenlernen und mein neues Liegegurtzeug an der Winde ausprobieren, damit dann an guten Thermiktagen nicht alles neu für mich ist und der Stresslevel auf einem überschaubaren Niveau bleibt. Nicht, dass ich im Umgang mit dem neuen Equipment große Herausforderungen erwartet hätte. Es sind aber oft Kleinigkeiten, die sich bei einem Ausrüstungswechsel ändern. Was verstaue ich am günstigsten in welchen Gurtzeugtaschen, damit im Flug nichts drückt und wichtige Dinge auch in der Luft erreichbar bleiben? Ändert sich etwas an den eingespielten Abläufen der Startvorbereitung? Und wie fühlt sich das Liegegurtzeug beim Windenstart an? Würde der Beinsack beim Startlauf im flachen Gelände stören? Und zu welchem Zeitpunkt des Windenschlepps setzt man sich eigentlich ins Gurtzeug? Fragen über Fragen… 😀

An der Winde in Beilrode – noch zieht die Winde. In wenigen Augenblicken bin ich fast senkrecht über der Winde und löse dann die Verbindung.

Wie sich sehr schnell herausgestellt hat, sind die Beilroder Locals sehr nett, entspannt und hilfsbereit! Ich habe mich sofort wohl gefühlt und habe dann auch gleich mit meinen Startvorbereitungen begonnen. Das Advance Lightness 3 hat an der Vorderkante des Sitzbereiches noch ein Staufach, in dem ich die Schirmhülle, das Ersatzshirt für die Heimfahrt und das Erstehilfeset unterbringen konnte. So bleiben für das Staufach am Rücken nur noch der Trinksack, die Helmhülle, der Packsack und Kleinkram – perfekt! Die beiden Beinsacktaschen sind zurzeit noch ungenutzt und in der Cockpittasche ist auch noch reichlich Platz – sehr gut! Dort finden völlig problemlos beispielsweise noch etwas zu essen, dickere Handschuhe und Kamerazubehör Platz! 🙂

Der erste Windenschlepp im Liegegurtzeug verlief problemlos. Wie sich herausgestellt hat, ist es am besten, wenn ich bald nach dem Start in den Beinsack schlüpfe, die Beine aber anziehe und erst nach dem Ausklinken strecke. Klar, wie soll das auch anders funktionieren? Von schräg unten verläuft ja schließlich das Schleppseil, eine frühzeitige Beinstreckung ist also ausgeschlossen. 🙂 Dann konnte es ja jetzt ums Fliegen an sich gehen! 🙂
Der erste Flug war ein reiner Abgleiter. Macht ja nix, das war ja für heute eigentlich sogar eingeplant. Auch der nächste Flug war nur unwesentlich länger. Den dritten Flug konnte ich dann allerdings auf deutlich über eine Stunde ausdehnen und beim Thermikkurbeln in aller Ruhe die Aussicht bis zum Horizont genießen. So sehr ich das Fliegen in den Bergen liebe, so sehr faszinieren mich diese schier endlosen Aussichten im Flachland. Aber schaut selbst….

Beim Kurbeln in der Nähe von Torgau.

Auch wenn an diesem Tag kein wirklich langer Flug dabei war, hatte ich nach dem Landen doch ein sehr breites Grinsen auf dem Gesicht. Mittlerweile war ich schon mehrere Male in Beilrode und hatte jedesmal schöne Flüge! Sehr cool, dass ich endlich in diesem Fluggebiet unterwegs bin – ich freue mich schon auf die kommende Flugsaison! 🙂

Tipp: Der lokale Flugverein betreibt eine Website mit einem Windenkalender.

Ich wohne im Flachland – Starts an der Winde sind für mich somit der einzige Weg, „mal schnell“ in die Luft zu kommen.

Meinen ersten richtigen XC-Flug habe ich 2022 in Cottbus machen können. Ich bin extra nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug angereist, damit ich im Flug keine Ausreden habe, wieder zum Startplatz zurückkommen zu müssen…

Frühmorgendlicher Start am Dresdner Hbf.

Die ersten Windenstarts verliefen nicht ideal, der Wind war stark, und ich habe kleine Fehler gemacht. Ärgerlich, aber es gelang auch den anderen Pilot:innen nicht, bei diesen Bedingungen oben zu bleiben. Kurz nach dem Mittag hat es dann aber doch geklappt – ich habe es geschafft, nach dem Ausklinken ausreichend Höhe zu machen und wegzufliegen.

Untenrum waren die Bedingungen nicht schlimm, weiter oben gab es aber Windscherungen, die unangenehm waren. Trotzdem bin ich von Bart zu Bart geflogen, sodass am Ende immerhin ca. 20 km zusammengekommen sind – für den ersten Flachland-XC-Flug gar nicht sooooo schlecht…

Für mich war es ein großartiges Erlebnis, einfach loszufliegen. Immer der Nase nach, so lange es eben geht. Irgendwo zu landen und dann mit dem ÖPNV zurück zu kommen.

Landeplanung.

Als es zäh wurde, habe ich mir am Rand des Spreewalds eine große Landewiese ausgesucht und eine vernünftige Landeeinteilung gemacht. Nach knapp 2 Kilometern Fußmarsch stand ich bereits an einer Bushaltestelle und war mit einem Zwischenstopp schon bald auf dem Rückweg zum Cottbusser Bahnhof!

Perfekter Landeplatz im Nirgendwo.