Ende März 2024

Was sich bereits in den beiden vergangenen Jahren bewährt hat, scheint nun erfreulicherweise irgendwie zur Tradition zu werden… 😉 Wieder einmal hatte ich das unverschämte Glück, mein Flugjahr mit Ferdinand „Ferdi“ Vogels XC-Kurs in Bassano beginnen zu können! Dies ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit, schließlich ist die Liste der Interessenten für seine Kurse lang, ich meine laaaaaaaaaaaaaang!

Es ist eben schon längst keine Geheimnis mehr, dass Ferdi neben seinen Tätigkeiten als Renndirektor der Redbull X-Alps, als Teilnehmer des Weltcups und anderer Meisterschaften, als Testpilot und Webinar-Dozent und zig anderen Aktivitäten eben auch noch ein begnadeter Fluglehrer und last not least einfach ein angenehmer Zeitgenosse ist!

Status Quo vor dem Kurs?

Wie war mein Stand vor dem Kurs? Als ich meine vergangene Saison Revue passieren ließ, war ich eigentlich recht zufrieden: Ich hatte meine Airtime auf deutlich über 60h ausbauen können, hatte an zwei Sikus teilgenommen, hatte mehrere neue Fluggebiete kennen gelernt und dabei einige sehr schöne längere Flüge machen können. Zudem war ich Ferdis Ratschlägen gefolgt:
Nach der vorsichtigen Annäherung an das Thema „Liegegurtzeug“ war ich über Siku-Teilnahmen und zig Flügen systematisch umgestiegen und fühle mich in meinem Lightness3 pudelwohl. Und mittlerweile gehe ich auch öfter ins Gas, auch in turbulenteren Bedingungen.

Wohin soll die Reise gehen?

Das klingt soweit alles ganz passabel, allerdings stellt sich natürlich die Frage, welche Defizite ich selbst noch sehe. Da muss ja was sein, schließlich hatte ich mich ja erneut für einen XC-Kurs angemeldet. Nunja, das ist ein weites Feld… 😀
So war ich noch nie länger als 4 Stunden in der Luft und hatte immer das Gefühl, in der Nähe dieser Marke in ein mentales Tief zu fallen. Zudem habe ich in der Fluganalyse oft mit einigen meiner flugtaktischen Entscheidungen gehadert: Hier hätte ich eine Thermik besser nicht auskurbeln sollen, sondern nach MacCready eher weiterfliegen müssen. Da wäre hingegen eine zusätzliche Portion an Geduld angebracht gewesen. Dort wiederum wäre eine andere Linienwahl sinnvoller gewesen.

Ich hatte mir für den Kurs vorgenommen, Ferdi meinen Flugstil im Liegegurtzeug (Kurbeltechnik, Gewichtsverlagerung, Körperposition) überprüfen zu lassen. Außerdem wollte ich ein noch besseres Verständnis für gute flugtaktische Entscheidungen gewinnen und komfortabel ohne Zwang die 4h-Marke überwinden. Wenn im Kursverlauf dabei ein paar längere XC-Flüge herausspringen sollten, wäre das natürlich auch höchst willkommen! 🙂

Also los

Der Ablauf der Kurstage war wie gehabt:
Nach dem gemeinsamen Frühstück in Monis fantastischer Unterkunft Casa del Cuore gleich unterhalb des Oststartplatzes fand ein ausführliches Morgenbriefing statt, in dem das Wetter und die daraus resultierenden Flugoptionen sowie noch einige Theorieeinheiten zu verschiedensten Themen, z.B. Wetter, Flugtaktik, Flugtechnik, Fluggelände und Ausrüstung besprochen wurden.

Allerdings konnte Moni diesmal gesundheitsbedingt nicht vor Ort sein – mittlerweile geht es ihr aber erfreulicherweise wieder besser! 🙂 Sie wurde von Jenny Söder vertreten, was ganz hervorragend funktioniert hat. Jenny ist nicht nur den Bus (aka „Zebra“) gefahren, sie hat auch die Startplatzbetreuung sowie die Start- und Landeanalyse übernommen und mit ihrer ultranetten Art und ihrem Fachwissen viel zum Gelingen des Kurses beigetragen! Die Flugpläne waren natürlich nicht in Stein gemeißelt, sondern wurden im Tagesverlauf dem Wetter und der Form der Kursteilnehmer:innen angepasst. Im Nachmittag bzw. abends fanden dann ausführliche Debriefings statt, in deren Verlauf Ferdi die Flüge ausgewertet hat und mit den Kursteilnehmer:innen viele Kleinigkeiten besprochen hat, die verbesserungswürdig waren. Beim Plaudern während des gemeinsamen Abendessens gabs dann unzählige spannende Insights in Ferdis Aktivitäten.

Auch wenn ich es in meinen früheren Artikeln über Ferdis XC-Kurse schon mehrfach beschrieben habe, will und muss ich es dem geneigten Leser hier noch einmal schildern, wie fantastisch gut Ferdis Kursführung ist:
Ferdi startete immer als erster und flog zur ersten Thermik vor, wo sich dann alle versammelten. Hatte eine Teilnehmer:in Probleme, die Thermik zu finden oder sauber zu zentrieren, war er sofort zur Stelle. In seinen Kursen ist es ganz normal, dass er eben noch vorne im Pulk kurbelt und während des Fluges über Funk taktische Entscheidungen begründet sowie Kleinigkeiten bei den Pilot:innen in seiner Umgebung korrigiert, wenige Augenblicke später aber bereits zu Nachzügler:innen hinabspiralt ist und ihnen beim Anschluss hilft. Natürlich ohne dabei die anderen aus dem Blick zu verlieren. Währenddessen findet er noch Zeit, Luftaufnahmen von den Teilnehmer:innen zu machen, mit Jenny zu telefonieren und die aktuelle Flugplanung anzupassen. Und all dies mit einer Engelsgeduld und einem netten Ton mit klaren Ansagen und – was für mich besonders wichtig ist – ohne zu viel zu sagen. Die Ansagen kommen genau im richtigen Moment im richtigen Ton und klar formuliert!
Jeden Tag standen wir staunend am Landeplatz und fragten uns, wie er das alles wieder gemacht hat! Dabei spornt er zwar hin und wieder an, er übt aber niemals Druck aus, ganz im Gegenteil: Entscheidungen einiger Teilnehmer:innen, Flüge vorzeitig abzubrechen oder wegen nachlassender mentaler Fitness ganz auszulassen, ist er mit großem Respekt begegnet und hat täglich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, in sich hereinzuhören, seine eigenen Grenzen zu kennen. Wie Simon Winkler auf dem Siku-Gebiet ist Ferdi für mich im XC-Sektor DIE BENCHMARK für einen Fluglehrer!

Fliegerische Höhepunkte

Auch in diesem Jahr sind uns einige schöne Flüge gelungen, von denen mir zwei sicherlich ganz besonders in Erinnerung bleiben werden. Vermutlich sind sie für mich (unabhängig von der Länge und Dauer) so wertvoll, weil es eben keine „Geschenke“ waren, sondern mir an etlichen Stellen vieles abverlangt haben. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass das alles so gut geklappt hat.

Campeggia – Lago di Lago
Nach dem Start am Campeggia, sind wir erst zur Drachenrampe, dann zurück zum Oststartplatz und wegen des Westwindes letztlich aber konsequent nach Osten geflogen. Ich habe zum ersten Mal das Piavetal gequert, was sehr spannend ist, weil in dieser Gegend kaum Landeplätze vorhanden sind (man müsste letztlich entweder direkt am Fluss oder auf kleinen Wegen zwischen Telefon- und Stromleitungen landen) und einem langsam aber sicher die Höhe ausgeht. Glücklicherweise haben wir auf der anderen Talseite aber sofort Anschluss gefunden und sind dann von Rippe zu Rippe über mehrere kleinere Talsprünge hinweg bis zum Col Vinsentin geflogen, haben dort den Wendepunkt gesetzt und sind dann noch ein Stückchen zurückgeflogen. Wegen der fortgeschrittenen Zeit und des damit ungünstig werdenden Sonnenwinkels und dem zackigen Gegenwind haben wir den Flug dann am Lago die Lago beendet.
Während des ganzen Fluges musste ich die Nachteile meines Low-B-Schirmes ausgleichen, um mit den schnelleren High-B- und C-Schirmen der anderen mithalten zu können. Entsprechend war ich größere Teile des Fluges alleine unterwegs und bin ein bisschen stolz darauf, dabei die richtigen taktischen Entscheidungen getroffen zu haben.
Am Ende standen tatsächlich 5 Stunden Airtime auf der Uhr – mit 77.4 XC-km und 174.7 km über Grund mit großem Abstand mein bis dato längster und weitester Flug! 🙂
Flugdetails auf DHV-XC.

Campeggia – Monte Sumano – Bassano – Garden Relais
„Bis dato“, denn bereits einige Tage später ist uns ein noch längerer Flug gelungen, der es ebenfalls in sich hatte und dem ich auf meiner kleinen Seite einen eigenen Artikel gewidmet habe. Diesmal waren wir über 6 Stunden in der Luft, wir sind ein Dreieck geflogen mit knapp 90 XC-km und über 180 km über Grund. 🙂
Flugdetails auf DHV-XC.

Und nun?

Was hat mir der Kurs gebracht?
Eine Menge! Zunächst einmal fantastisch schöne Tage mit netten Kursteilnehmer:innen und dem für mich idealen Trainerpaar Ferdi & Jenny. Dann natürlich die vielen interessanten Gespräche, die vielen kleinen Details, mit denen ich Wissenslücken füllen konnte und Dinge einordnen konnte, die sich das Jahr über angesammelt hatten.

Und fliegerisch?
Ich bin erleichtert und froh, dass ich die 4h-Marke völlig problemlos überwinden kann, wenn ich einer sinnvollen Aufgabe folgen kann. Ich werde also in Zukunft ein größeres Augenmerk auf die Flugplanung legen und diese dann auch kleinteiliger in der Luft anpassen. In Sachen Flugtaktik habe ich wieder einiges dazu gelernt – diesmal vor allem, was die Linienwahl bei starkem Gegenwind anbelangt.
Wie immer waren Ferdis Hinweise in der Luft überaus aufschlussreich und die Debriefings eine wahre Fundgrube… Ich sehe mich in meiner Systematik für den Liegegurtumstieg bestätigt und bin froh, dass ich mir in meinem ersten Jahr mit der neuen Ausrüstung keinen Quatsch angewöhnt habe, sondern flugtechnisch solide unterwegs bin. Approved by Ferdi sozusagen… 😀
Als einzigen Hinweis hat mir Ferdi mitgegeben, dass ich von meinem Low-B-Schirm ausgebremst werde und mich eventuell mal nach einem High-B-Schirm umschauen könnte, wenn ich das wöllte. Diesen Rat werde ich beherzigen und habe mir für den Sommerflugurlaub bereits als Testschirm einen Advance Iota DLS gebucht. Ich bin schon gespannt, wie groß der Unterschied sein wird.

Vielen Dank an Ferdi, Jenny & Moni sowie an Ulrich, Markus, Micha, Marina und alle anderen! 🙂

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Keine Kommentare.