Die Wetterapps verheißen für Gleitschirmpiloten nix Gutes, und trotzdem wird es ein guter Tag! 🙂 Nanu? Wie geht das denn? Die Leser meiner kleinen Website kennen den Grund vermutlich schon – ich habe mal wieder die Wanderstiefel geschnürt und habe eine interessante Wanderung gemacht. 😀

Wegen des kürzlich gefallenen Neuschnees kann ich meine geplanten langen Touren in Richtung der hohen Dreitausender des Stubaitals leider nicht unternehmen und suche mir ein Stockwerk tiefer in der Nähe meiner Pension Ersatz. Gesucht ist ein Berg mit Aufstieg von der südlichen Seite – dort sollte der Schnee schon wieder geschmolzen sein! Ich entscheide mich für den Hohen Burgstall, einen Berg direkt über dem Ort Neustift im Stubaital, den ich zwar schon etliche Male bestiegen bin, heute aber im Expresstempo über einen für mich neuen Weg direkt von Neustift aus begehen will.

Also los! 🙂 Heute habe ich keine lange Anfahrt, sondern kann direkt von meiner Pension in Neustift aus losgehen. Ganz zu Beginn verläuft der Weg noch auf kleinen Straßen und Fahrwegen, schon sehr bald verschwindet er jedoch im Wald und führt kompromisslos steil den Berg hinauf. Ich freue mich über die Anstrengung und gebe Gas. 🙂 Die Ruhe beim Aufstieg ist wundervoll. Waldvögel begrüßen mich, hin und wieder zirpen Grillen im hohen Gras, und der zackige Wind pfeift durch die Lichtungen, die hin und wieder sehr schöne Blicke zu den gegenüber liegenden Hausbergen Elfer und Zwölfer freigeben, deren Gipfel aber noch teilweise in den Wolken stehen.

Nach rund 1000 Höhenmetern komme ich aus dem Wald heraus, quere einige Weiden, und gehe wenig später auf einem sehr schönen Bergweg mit Blick auf das erste Ziel meiner Tour – die Starkenburger Hütte. Direkt über der Hütte thront der Hohe Burgstall, ist jedoch noch in den Wolken versteckt. Die Hütte ist schnell erreicht, und ich gönne mir als einziger Gast einen Kaiserschmarrn, Kaffee und Almdudler (Nicht meckern, das war der erste Kaiserschmarrn in diesem Urlaub! 😀 Und nach dem sehr schnellen Aufstieg in reichlich der Hälfte der ausgeschriebenen Zeit war er sogar irgendwie verdient. 😉 ). Nach einem netten Schwätzchen mit dem Hüttenwirt übers Gleitschirmfliegen und die besch…eidene Föhnlage, die das Fliegen nachhaltig verhindert, nehme ich den Endaufstieg zum Hohen Burgstall in Angriff. Bislang habe ich keinen anderen Wanderer gesehen und habe den Berg und die wundervoll geheimnisvolle Stimmung ganz für mich: Mit jedem Höhenmeter schälen sich neue Details aus den Wolken. Bizarre Felsformationen, Schafe, die mich verwundert anschauen und mir zuzurufen scheinen: „Alter, was machst Du denn bei dem Wetter hier? Man sieht doch gar nix!“

Ich bin überglücklich und merke, wie sich mit jedem Schritt meine mentalen Akkus aufladen. 🙂 Die letzten hundert Höhenmeter sind teilweise seil- und trittversichert. Besonders im Nassen sind das sicherlich nützliche Hilfsmittel. Heute ist es jedoch größtenteils trocken. Kurz unter dem Gipfel sehe ich die tiefen sulzigen Schneefelder auf der Nordseite und bin sehr sehr froh, an diesem Tag nicht meine nördliche Standardroute auf den Berg genommen zu haben, sondern der südlichen schneefreien und trockenen Alternative gefolgt zu sein.

Am Gipfelkreuz empfängt mich ein ein schöner Mix aus ständig wechselnden Anteilen von dichter Wolkensuppe, aufgerissenen Bereichen, freien Blicken und allen Schattierungen dazwischen. 🙂 Spannend, kurzweilig und wunderschön! 🙂 Ich verweile kurz und gehe dann denselben Weg bis kurz vor der Hütte zurück. Dort biege ich dann aber in Richtung Kreuzjoch ab und verzichte auf den steilen Weg zurück ins Tal. Viel lieber verbringe ich noch ein wenig Zeit auf derselben Höhe und fahre später mit der Schlickseilbahn nach Fulpmes und nehme anschließend den Bus zurück nach Neustift. Der Weg zum Kreuzjoch ist recht einfach und hat nur wenige kleinere An- und Abstiege, bietet aber sehr schöne Ausblicke zurück zum Hohen Burgstall und hinüber auf die andere Talseite zu den ikonischen Bergen des vorderen Stubais, der Serles, der Kesselspitze, Kirchdach & Co.

Auf diesem Wegabschnitt hatte ich die lustigste Tierbegegnung meines kurzen Stubaiaufenthaltes: Als der Weg um eine Felsnase herumführt und ich um die Ecke schaue, steht da ein Murmeltier auf dem Weg und schaut mich einige Augenblicke verwundert an. Dann dreht es sich um und wackelt mit seinem niedlichen Murmeltierhintern auf dem Weg davon, um nach 20 Metern dann in freies Gelände abzubiegen – was für ein lustiger Anblick! 🙂 Etwas später kann ich noch weitere Murmeltiere beobachten (und diesmal auch fotografieren). 😉

Der letzte Wegabschnitt im Bereich der Schlicker Skipisten ist nicht wirklich spannend, ich werde allerdings mit einem atemberaubend schönen Blick hinüber zu den Kalkkögeln entschädigt. Dieses Massiv zu umrunden und zu überschreiten, steht ebenfalls auf meiner langen Liste… Vielleicht klappt’s im kommenden Jahr! 🙂

Die Kalkkögel – für mich besonders schön, wenn sie so wie hier ein wenig in den Wolken stehen. 🙂

Die Bahn bringt mich schnell ins Tal zurück, ich muss nur noch ins Zentrum von Fulpmes laufen, wo schon bald der Bus nach Neustift abfährt. Ein sehr schöner Tag! 🙂

Gesamtstrecke: 13439 m
Maximale Höhe: 2609 m
Minimale Höhe: 980 m
Gesamtanstieg: 1992 m
Gesamtabstieg: -864 m
Gesamtzeit: 05:39:11

Ich erzähle auf meiner Seite natürlich nur von meinen persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen und Einschätzungen. In den Bergen seid Ihr eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte vor Euren Touren in der einschlägigen Literatur und/oder in den Informationszentralen vor Ort. Viel Spaß beim Wandern! 🙂