Kampl – Kesselspitze (2728m) – Kalbenjoch (2226m) – Serles (2718m) – Wildeben – Kampl

Nun saß ich also wieder in meiner Pension am Frühstückstisch und genoss den herrlichen Blick auf die Kesselspitze und die Serles, die beiden prominenten Berge im vorderen Teil des Stubais. Den Aufstieg zur Kesselspitze musste ich am Vortag wegen aufziehender Gewitter abbrechen, doch nun schien sich das Wetter endlich etwas beruhigt zu haben: Bis auf einige prognostizierte Regenschauer war in Windy, Meteoblue & Co. nichts Bedrohliches zu sehen! Fantastisch! 🙂

2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze
2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze

Diesmal hatte ich mir eine Tour überlegt, in der ich ein für mich noch unbekanntes Gebiet des Stubais erkunden können würde: Auf der Kesselspitze (2728m) war ich schon, auch der Serles (2718m) hatte ich schon einen Besuch abgestattet. Allerdings hatte ich die Berge noch nie miteinander verbunden! Dafür hatte ich mir den Weg über das an der „Rückseite“ der beiden Gipfel gelegene Kalbenjoch (2226m) herausgesucht! 🙂

In Windeseile hatte ich gefrühstückt, den Rucksack gepackt und stand schon kurz darauf in Kampl am Startpunkt meiner Wanderung. Nun ging es also zunächst zur Kesselspitze hinauf! Den Aufstieg kannte ich ja bereits von früheren Wanderungen und freute mich dennoch erneut darauf. Der Weg ist wegen seiner Steilheit (bei höherem Tempo) herausfordernd und recht abwechslungsreich. Während es im unteren Bereich durch den Wald geht, folgen später Latschen-, Grat- und Geröll- sowie Felspassagen mit wundervollen Blicken in die Tiefe und die Umgebung! 🙂 Ab ca. 2000m war ich in den Wolken unterwegs, die sich immer mal wieder ausdünnten und schöne, geheimnisvolle Blicke in die Umgebung freigaben, um sich kurz darauf wieder zu einer weißen Wand zusammen zu schließen.

Nach rund 2,5 Stunden stand ich am Gipfelkreuz der Kesselspitze, einem meiner Lieblingsberge im Stubai, und schaute ins Rund: Viel war nicht zu sehen und dennoch war es spannend: Lugte da hinten der Habicht (3277m) aus den Wolken? Schwups, schon war wieder alles weiß! Und das da drüben war doch die Kirchdachspitze (2840m), oder? Zack, wieder war alles weiß! 😀 Von meinen nächsten Wanderzielen war ebenfalls nichts zu erahnen. Ich gönnte mir ein kleines 2. Frühstück, und dann ging es auch schon weiter. Von nun ab also Neuland! 🙂

Der Weg zum Kalbenjoch führt zunächst ein wenig am Kesselspitzengrat entlang und schlängelt sich dann über Geröllpassagen nach unten. Wenig später ändert sich der Charakter der Wege: alles wurde grüner, offener, weiter! Der Weg war komplett unproblematisch, und es gab viele Gelegenheiten, die Aussichten zu genießen. Hier und da zeigten sich Gämsen! Erst eine, dann eine weitere und später sogar ein ganzer Familienverband! Was für ein schönes Erlebnis!

Am Kalbenjoch hätte ich noch einen Abstecher auf die Pfeilspitze unternehmen können. Im Anbetracht der noch vor mir liegenden Kilometer und Höhenmeter habe ich aber darauf verzichtet und bin direkt nach links abgebogen und folgte nun einem leicht ansteigenden Weg, der sich auf halber Höhe am Berg entlangschlängelte. Schon bald kam das Serlesjöchel in den Blick, die mächtige Serles verbarg sich aber noch hinter den Wolken.

Am Serlesjöchel habe ich dann tatsächlich 5 andere Wanderer gesehen. Wir waren aber mit unterschiedlichen Zielen unterwegs, sodass ich schon kurz darauf wieder alleine unterwegs war. Ansonsten war ich den ganzen Tag alleine unterwegs. 🙂 Ich liebe solche Wanderungen – für mich ist dann das Naturerlebnis noch viel intensiver und die Chancen, einige Wildtiere zu sehen, sind natürlich viel größer! 🙂

Noch immer stand die Serles in den Wolken, mittlerweile regnete es auch wieder und das Wetterradar gab keinerlei Anlass für den Hauch von Hoffnung auf eine tolle Aussicht vom Gipfel. Ich bin natürlich trotzdem aufgestiegen… 😉 Gleich zu Beginn muss man eine kleine Leiterpassage und seilversicherte Stellen überwinden, die im Trockenen völlig unproblematisch sind, im Nassen aber ganz gelegen kommen. Später windet sich der Weg in Geröllserpentinen nach oben und wird erst kurz vor dem Gipfel felsiger. Wie erwartet, war die Aussicht von der Serles an diesem Tag …. schnittfest… ;-D Doch wenig später zog es auf dem Weg zurück zum Serlesjöchel immer mal wieder kurz auf:

Nun hatte ich alle Höhenmeter hinter mir, von nun an ging es also nur noch rund 1700m nach unten zum Ausgangspunkt der Wanderung. Der Weg vom Serlesjöchel zur Wildeben-Hütte ist steil und führt größtenteils über Geröllserpentinen nach unten:

Auf halbem Weg zurück ins Stubaital liegt der Berggasthof Wildeben, ein wundervolles Plätzchen mit netten Wirten, in dem ich immer Halt mache, wenn ich in der Nähe bin. Diesmal habe ich einen Kaiserschmarrn, ’nen Almdudler und den größten Kaffee auf der Karte bestellt und ließ beim Essen den Tag noch einmal Revue passieren:

Eigentlich war ich ja wieder einmal zum Gleitschirmfliegen ins Stubai gekommen. Aber wie so oft in den letzten Jahren hatte Petrus andere Pläne! Und dennoch war ich glücklich! Diese Wanderungen alleine in den Bergen sind für mich wirkliche Glücksmomente und füllen meine Akkus auf. Es fühlt sich fast schon falsch an, dabei von einem „Plan B“ zu sprechen. Es fühlt sich einfach „anders wunderbar“ an. Beim Fliegen genieße ich die Ruhe und die Aussicht aus der Luft, das Wandern schenkt mir aber auch wundervolle Momente, die ich nie vergessen werde. 🙂

Die letzten 700m hinab ins Stubaital habe ich dann im Eiltempo absolvieren müssen, weil ich die Supermarktöffnungszeiten geringfügig aus dem Blick verloren hatte und dringend noch etwas einkaufen musste! Naja, challenge accepted and accomplished! ;-D

Eine wundervolle Wanderung! Die Passagen rund um die Serles und der Kesselspitze würde ich nur bei trockenem Wetter und Trittsicherheit empfehlen. Den Abstieg vom Serlesjöchel ins Stubaital sollten Wanderer mit Problem(ch)en im Kniebereich meiner Meinung nach vermeiden. Der Weg ist extrem steil und wegen des Gerölls sehr rutschig. Dann wäre die Alternative über Maria Waldrast mit anschließender Bahnfahrt nach unten sicherlich sinnvoller. Eine Wetterlage mit etwas höherer Wolkenbasis kann vermutlich auch nicht schaden, dann ergeben sich quasi den ganzen Tag über wundervolle Ausblicke! 🙂

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

Gesamtstrecke: 18779 m
Maximale Höhe: 2713 m
Minimale Höhe: 1039 m
Gesamtanstieg: 2262 m
Gesamtabstieg: -2255 m
Gesamtzeit: 08:45:43

Semonzo – Bepi Tappeti (834m) – Semonzo

Was macht denn ein Bepi-Artikel im Wanderbereich? Das ist doch ein Gleitschirm-Startplatz!

Nun, nachdem zu Hause um 1:30 Uhr in der Früh der Wecker gebimmelt hatte und ich nach rund 10 Stunden Autofahrt das rund 1000km entfernte Gleitschirm-Mekka Bassano erreicht hatte, war zwar noch recht viel vom Tag übrig, allerdings nicht mehr von meiner Konzentrationsfähigkeit. Also habe ich mal die Hike-and-fly-Route zum Gleitschirmstartplatz Bepi Tappeti erkundet. Der Gleitschirmpacksack blieb natürlich in der Pension, ich brauchte ja nur leichtes Gepäck.

Traumhaftes Wanderwetter! Wegen der Flugwetterprognose für die Folgetage mit bester Laune ausgestattet, machte ich mich von meiner Unterkunft in Semonzo aus auf den Weg. Vorbei an einer Eselweide kreuzte ich schon bald die Straße zu den Startplätzen und folgte zunächst einer kleinen Bergstraße, die in die andere Richtung hinauf ging. Nach wenigen Hundert Metern wechselte ich auf einen Wanderweg, der zunächst flach anstieg und durch ein Meer an Frühjahrsblühern führte.

Wenig später zweigte der Pfad in den Wald ab und schlängelte sich fortan in zumeist steilen Serpentinen den Berg hinauf. Was sich vielleicht etwas dröge liest, war in Realität aber sehr abwechslungsreich. Immer wieder konnte ich durch die Bäume hindurch einen Blick auf Semonzo, das benachbarte Borso del Grappa und die weitere Umgebung erhaschen. Mal war die ikonische Kirche unweit des Landeplatzes zu sehen, mal in der Ferne die vorgelagerte sanfte Hügelkette oder die malerisch schöne kleine Erhebung mit dem römischen Turm nebst Friedhof. Und dies alles bei wundervollem Vogelgesang! Die rund 40 Serpentinen waren schnell absolviert, und nach einem letzten Steilstück stand ich nach rund einer Stunde am unteren Ende des Startplatzes – für mich eine völlig neue Perspektive! Normalerweise betrete ich den Platz von der Straße aus von oben.

Am Startplatz war bei diesem Wetter natürlich voller Betrieb. Links und rechts reihten sich die auf einen freien Spot wartenden Piloten, fertig vorbereitet, ihre Schirme zur Tulpe zusammengezogen. In der Mitte der erst vor kurzem mit textilem Untergrund ausgestattete Startplatz, von dem sich in schneller Abfolge Piloten in die Luft begaben. Ich verfolgte das Gewusel eine zeitlang und freute mich schon auf die Folgetage, an denen ich hoffentlich viele Flugstunden sammeln können würde. Kurz darauf kramte ich die Wanderstöcke aus dem Rucksack, und nahm den selben Weg nach unten. In Semonzo stattete ich noch dem kleinen Tante-Emma-Laden einen Besuch ab und musste natürlich auch noch einmal bei den süßen Eseln vorbeischauen … Diese Plüschohren, hach! 🙂 🙂

Eine schöne kleine Wanderung ohne nennenswerte Schwierigkeiten!

Gesamtstrecke: 9688 m
Maximale Höhe: 823 m
Minimale Höhe: 192 m
Gesamtanstieg: 664 m
Gesamtabstieg: -657 m
Gesamtzeit: 02:26:15

Milders – Elferhütte – Elfer (2505m) – Zwölfernieder – Zwölfer (2562m) – Elferhütte – Neustift

Das Stubaital ist seit Jahren eines meiner Lieblingsziele, wenn es ums Gleitschirmfliegen geht. Das liegt vor allem daran, dass ich in Neustift meinen A-Schein und auch den B-Scheinflug gemacht habe, das Tal also gut kenne, hier aber noch einige Strecken fliegen möchte, die mir bislang noch nicht gelungen sind.

Nun fliegt es jedoch sogar im geschützten Stubaital nicht immer – dies sind dann für mich die Gelegenheiten, meine Wanderziele anzugehen. Im Sommer 2022 war es wieder einmal soweit: Windy & Co. prognostizierten einen fürs Fliegen zu starken Wind und gelegentlichen Niederschlag.

Also Plan B: Diesmal hatte ich mir den Zwölfer herausgesucht, einen wenig begangenen Gipfel zwischen dem Elfermassiv und dem Habicht, zu dem ich schon oft hochgeschielt hatte, dessen Begehung sich bislang aber irgendwie nie ergeben hatte. Ich bin direkt von meiner Pension in Milders losgegangen und in Richtung Autenalm gewandert.

Der Weg führt größtenteils durch den Wald. Weiter unten ist er noch breit, später wird er schmaler und steiler. An der Autenalm angekommen, hatte ich die Wahl, auf direktem Weg zum Zwölfernieder hochzusteigen oder einen Umweg über die Elferhütte und das Elfermassiv zu machen. Ich habe mich für letzteren Weg entschieden, der sich bis zur Hütte größtenteils durch offenes Latschengelände nach oben schlängelt.

Ab der Elferhütte ging es den wunderschönen Standardweg zum Elfer hoch, den ich bestimmt schon ein Dutzend mal genommen hatte und dennoch immer wieder genießen kann, besonders wenn nicht so viel los ist. Wie an diesem Tag, schließlich war die Wetterprognose nicht ideal. Oben angekommen habe ich dem Gipfelkreuz noch einen Besuch abgestattet und mich aber schnell wieder auf den Weg in Richtung Zwölfernieder gemacht, der erst sehr steil hinunter führt, bevor er nach kurzem Anstieg am Zwölfernieder herauskommt.

Rechts das Elfermassiv, links das Pinnistal mit Kirchdachspitze & Co.

Der Weg zum Zwölfer ist zwar ausreichend markiert, wird aber offensichtlich nicht oft begangen. Auf vielen Wanderkarten ist er aber gar nicht eingezeichnet. Und das hat auch seine Gründe. Er ist teilweise extrem ausgesetzt, immer wieder müssen kleinere Blockkletterpassagen gemeistert werden, oftmals ist er extrem schmal mit steilen Abgründen auf beiden Seiten. Ich würde den Weg nur bei absolut trockenen Bedingungen und ausschließlich Wanderern empfehlen, die vollkommen trittsicher und schwindelfrei sind.

Oben angekommen, wird man mit einem wundervollen Blick belohnt. In Richtung Innsbruck blickt man auf das Elfermassiv, übers Pinnistal hinweg sieht man Kirchdachspitze, Hammerspitze & Co. und in Richtung Stubaital und Oberbergtal sind die Burgställe, Gamskogel & Co. zum Greifen nah. Der Abstieg ist wegen der kleinen Klettereien meiner Meinung nach schwieriger als der Aufstieg – besonders hierbei sollte man trittsicher und schwindelfrei sein!

Für den Weg zurück habe ich den Panoramaweg gewählt, was an diesem Tag ein Volltreffer war, konnte ich doch sogar noch Gämsen unterhalb des Elfermassivs beobachten – wirklich eine Seltenheit am Elfer. Die behänden Kletterer hatte ich in dieser Gegend bislang nur an den steilen Hängen der Kirchdachspitze und Hammerspitze und ganz am Ende des Pinnistals gesehen.

Eine wirklich schöne Tour! 🙂

Gesamtstrecke: 18412 m
Maximale Höhe: 2512 m
Minimale Höhe: 1009 m
Gesamtanstieg: 1811 m
Gesamtabstieg: -1060 m
Gesamtzeit: 06:30:32

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

Stubaital – Grawawasserfall – Sulzenauhütte – Peiljoch – Dresdner Hütte – Großer Trögler (2902m) – Kleiner Trögler (2885m) – Sulzenauhütte – Stubaital

Ein Regentag. Im Flugurlaub. Toll. Gaaaaaaanz fantastisch…

Plan A funktionierte also nicht, aber da gab es ja noch die lange Liste der Wandergipfel, denen ich schon lange mal einen Besuch abstatten wollte. 🙂 Also regenfeste Kleidung und Wechselshirts eingepackt und schon ging’s los. Ausgangspunkt für meine Tour war der imposante Grawawasserfall. Wie angesagt, hing das Tal voller Wolken und es fing an zu regnen, sobald mich der Bus direkt am Wasserfall ausgespuckt hatte. Der Normalweg zur Sulzenaualm, der direkt am Wasserfall durch den Wald nach oben führt, eröffnet immer wieder tolle Blicke über den Wasserfall. Bei nassen Bedingungen ist er eigentlich nicht zu empfehlen, weil er stellenweise über dann rutschige Holzkonstruktionen führt und an anderen Stellen sehr schlammig sein kann.

Bei mir war der Boden aber noch nicht zu sehr aufgeweicht, sodass ich ohne Probleme am weiten Rund der Sulzenaualm ankam.

Bei diesem Wetter unterwegs zu sein, hat Vor- und Nachteile: Klar, es ist nass und die Sicht ist mindestens eingeschränkt, meistens sogar schnittfest. Allerdings sind auch nur wenige andere Wanderer unterwegs, sodass man die Natur quasi für sich hat und die mystisch anmutende Wolkendynamik genießen kann!

Ich passierte die Sulzenaualm und ging zügig in Serpentinen den Weg zur Sulzenauhütte hoch, wobei ich immer wieder von neugierigen Ziegen begutachtet wurde! 🙂 Der Weg ist sehr schön, weil der Sulzenauwasserfall und viele andere kleinere Wasserfälle quasi immer im Blick sind und mit ihrem Getöse für eine tolle Atmosphäre sorgen.

Ich bin nicht in der Sulzenauhütte eingekehrt, sondern direkt in Richtung Sulzenausee weitergelaufen. Die Sicht wurde immer schlechter. Ich kannte den Weg jedoch von vielen anderen Wanderungen – keine Gefahr voraus! Kurz bevor der Weg nach rechts zum Peiljoch abzweigt, stattete ich noch schnell dem Sulzenausee einen kurzen Besuch ab. Ich konnte kaum 20m sehen, kleine Eisberge trieben auf dem See und die umgebenden Gipfel waren unsichtbar in den Wolken gefangen!

Nach steilem Anstieg erreichte ich das Peiljoch mit seinem dichten Wald aus Steinmännchen, die sich mit jedem Schritt schier endlos aus der dichten Wolkensuppe schälten – ein fantastischer Anblick!

Nun hatte ich den Abstieg zur Dresdner Hütte vor mir, der teilweise ausgesetzt ist und besser nur bei trockenen Bedingungen begangen werden sollte. Auf meinem Weg nach unten zog es hin und wieder auf, der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf, sodass ich ohne Probleme in der Dresdner Hütte ankam. Kaiserschmarrn und Kaffee und Almdudler! 🙂

Frisch gestärkt ging es zunächst den selben Weg wieder nach oben. Deutlich vor dem Peiljoch folgte ich dann der Beschilderung zum Großen Trögler, meinem Hauptziel für diesen Tag. Der Anstieg ist steil, an einigen Stellen ausgesetzt. Noch war die Nässe aber kein Problem. Kurz vor dem Gipfel zog es wieder komplett zu – die fantastische Aussicht auf den Sulzenauferner und die imposanten Gipfel des Stubais, von der in der Tourenbeschreibung meines Wanderführers geschwärmt wurde, konnte man aber nicht einmal erahnen. Alles war weiß. Ringsum. Komplett. Das war mir aber schon vorher bewusst, also kein Problem. An diesem Tag war ganz klar der Weg das Ziel, und ich war froh, endlich mal dem Trögler „Hallo!“ gesagt zu haben.

Der Pfad führte weiter über den Kleinen Trögler (ja, die Sicht war immer noch nichtexistent 😉 ) und später teilweise sehr steil und an Stahlseilen gesichert in Richtung Sulzenauhütte hinunter. An den versicherten Stellen wäre ich bei diesen Bedingungen ohne Handschuhe aufgeschmissen gewesen. Kälte, Nässe, grobes Stahlseil und rutschiger Untergrund – ohne meine guten Bergstiefel, Stöcke und Handschuhe wäre das eine unangenehme Kombination gewesen. So erforderte es zwar Konzentration, stellte aber nicht wirklich ein Problem dar. Dennoch würde ich den Weg über die beiden Trögler nur bei trockenem Untergrund empfehlen. Und selbstverständlich sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Grundvoraussetzungen!

Kurz nach einer seilversicherten Stelle hat mir dann noch eine Ziege eindrücklich klar gemacht, wer hier der Profi in den Bergen ist. Während ich das Seil in der Hand nach unten stieg, stand sie in Sichtweite entspannt in/an einer ultrasteilen Wand, knabberte genüsslich an einigen Trieben, schaute sich zu mir um und schien zu sagen: „Na? Es ist schon blöd, wenn man ein Seil braucht, oder?“ 😀

Weiter unten begann sich der Weg dann sehr angenehm in Serpentinen der Sulzenauhütte entgegen zu schlängeln – die Schwierigkeiten der Tour waren gemeistert! Das kam mir nun sehr gelegen, hatte ich ja schon einige Höhenmeter in den Beinen. Nun zog es ab und zu auf, sodass ich den Blick in Richtung Sulenauhütte und -Alm und in die andere Richtung zum Sulzenauferner zumindest ein wenig schweifen lassen konnte. Hach, ich liebe das Stubai!

Bei einer kurzen Trinkpause an der Sulzenauhütte habe ich noch schnell den Busfahrplan gecheckt und festgestellt, dass ich mich von nun an entweder extrem beeilen oder bei mäßigem Tempo später lange auf den Bus warten musste. Challenge accepted… 😉 Von jetzt an ging es denselben Weg im Eiltempo hinunter, dem ich bereits in den Morgenstunden nach oben gefolgt war. Wann immer es das Gelände zuließ, bin ich gejoggt, ansonsten sehr schnell gegangen. Ab dem Grawawasserfall ging es dann die längere aber dafür weniger rutschige Pfadalternative nach unten, die ebenfalls ein höheres Tempo zuließ. Im Tal angekommen, stellte sich heraus, dass eine auf der Karte eingezeichnete Brücke einfach nicht mehr da war und die angepeilte Bushaltestelle somit nicht erreichbar war. Verdammt! Also erneut aufs Tempo drücken und den Fluss bis zur nächsten Brücke und der nächsten Haltstelle entlang joggen. Das Timing war aber perfekt – kaum hatte ich die Haltestelle erreicht, kam auch schon der Bus, der mich zurück nach Milders brachte. Strike! 🙂

Ein wundervoller, erlebnisreicher und herausfordernder Wandertag, auch wenn ich unterwegs kein einziges Bergpanorama zu Gesicht bekommen hatte! 🙂

Gesamtstrecke: 25208 m
Maximale Höhe: 2895 m
Minimale Höhe: 1523 m
Gesamtanstieg: 2055 m
Gesamtabstieg: -2033 m
Gesamtzeit: 09:43:57

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

Karpacz – Strzecha Akademicka – Schronisko Samotnia – Odrodzenie – Śnieżne Stawki – Szklarska Poręba

Krummhübel – Hampelbaude – Kleine Teichbaude – Rübezahlhaus – Schneegrubenaussicht – Schreiberhau

Eine ganze Woche Riesengebirge, endlich! 🙂 Nun hat es tatsächlich bis in meine mittleren Vierziger gedauert, bis ich dieses tolle Wandergebiet kennenlernen durfte.

Anders als an den Tagen zuvor, wollten wir an unserem 3. Riesengebirgstag nicht den teilweise recht überfüllten Kammweg nehmen, sondern einen der vielversprechenden Pfade auf halber Höhe. Wir hatten den Tag recht ambitioniert geplant: Mit dem Auto von Kovary nach Karpacz (dt. Name: Krummhübel) fahren, dort den Hochleistungskleinwagen stehen lassen, nach Szklarska Poręba (dt. Name: Schreiberhau) wandern, mit dem letzten Bus zurück nach Karpacz und letztlich mit dem Auto wieder in die Ferienwohnung fahren.

Für mich hatte dies den äußert angenehmen Nebeneffekt, dass wir in der Früh aus Zeitgründen den Sessellift nehmen mussten. Seit meiner Kindheit, als ich in der Hohen Tatra das erste Mal in einem Sessellift fahren durfte, freue ich mich immer wieder, wenn sich mal die Gelegenheit ergibt… 🙂

Bergstation des Sessellifts von Karpacz

Direkt an der Bergstation nahmen wir den Weg in Richtung Strzecha Akademicka (dt. Name: Hampelbaude). Gleich zu Beginn wurde uns klar, dass wir uns richtig entschieden hatten. Das Gros der Leute war in Richtung Kammweg (vermutlich zur Schneekoppe) gegangen, unseren Weg mussten wir nur mit wenigen anderen Wanderern teilen. Wir passierten die Strzecha Akademicka und folgten dem Weg zur Schronisko Samotnia (dt. Name: Kleine Teichbaude), ein wirklich schöner Wegabschnitt mit wundervollen Ausblicken. 🙂

Ohne einzukehren, ging es weiter in Richtung Koci Zamek (dt. Name: Katzen), einer kleinen Felsformation in Sichtweite des Weges, die wohl an liegende Katzen erinnert. Noch ein gutes Stück vor den deutlich imposanteren Pielgrzymy (dt. Name: Pilgersteine) die wir am Tag zuvor aus der anderen Richtung kommend ausführlich erkundet hatten, orientierten wir uns nach rechts in Richtung Odrodzenie (dt. Name: Rübezahlhaus) und folgten nun dem malerischen Weg, der zu Beginn als Holzpfad ausgelegt war. Links und rechts naturbelassene Vegetation, Unmengen von Wollgras – das Ganze wenig begangen! Fantastisch!

Der Weg war sehr abwechslungsreich – gerade hatte er noch Waldwegcharakter, wenig später glich er eher grobem Blockgelände, um sich danach wieder ausgebauter zu präsentieren. Wir hatten das Gefühl, im besten Sinne des Wortes mitten in der Natur zu sein. Kein Vergleich zur Wandermagistrale Kammweg mit seiner zumindest in Teilen für meinen Laufrhythmus äußerst unangenehmen Pflasterung.

Nach einer kurzen Suppenpause in Odrodzenie folgten wir nun ein Stück dem Kammweg, den wir kurz vor der Petrovy Boudy (Petersbaude) nach rechts verließen, um auf einem angenehm zu gehenden Weg im großen Bogen zu den beiden Seen unterhalb des RTON Śnieżne Kotły (dt. Name: Schneegrubenhaus) zu gehen. Was für eine fantastische Landschaft! Aller paar Meter eröffnete sich uns ein neuer schöner Ausblick auf die ehemalige Sendestation, die direkt am Abgrund erbaut worden ist. Noch am Tag zuvor standen wir da oben und haben die Aussicht auf die Seen genossen. Nun standen wir direkt an den Seen und schauten hinauf! 🙂 Am steilen Hang entdeckten wir sogar noch ein kleines Schneefeld – erstaunlich für die hochsommerlichen Temperaturen.

Mittlerweile ging uns auf, dass der Zeitplan wirklich ambitioniert war. Also legten wir einen Zahn zu, schließlich wollten wir ja noch die Wodospad Szklarki sehen, kleine Wasserfälle, die am Ortsrand von Szklarska Poręba direkt am Parkeingang liegen.

Der kleine Wasserfall am Ende der Tour.

Zehn Minuten vor der Abfahrt des letzten Busses kamen wir an der Haltestelle an – Punktlandung! 🙂 Die Rückfahrt war chillig – was für ein schöner Tag!

Gesamtstrecke: 30488 m
Maximale Höhe: 1354 m
Minimale Höhe: 529 m
Gesamtanstieg: 1000 m
Gesamtabstieg: -1823 m
Gesamtzeit: 09:42:56

Disclaimer
Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte in Karpacz im Nationalparkzentrum und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß!

Psiloritis (2456m)

Die griechische Insel Kreta hat eine Menge zu bieten – wundervolle Strände mit klarem, türkisblauem Wasser, einsame Buchten, Städte mit beeindruckender Geschichte, interessante Museen, viele kleine sehenswerte Orte, Ausgrabungsstätten, kleine und große Naturwunder und natürlich auch lohnenswerte Wandergebiete. Eines dieser Gebiete befindet sich in erster Näherung in der Mitte der Insel und beinhaltet u.a. auch den mit 2556m höchsten Gipfel Kretas, den Psiloritis.

Blick zum Psiloritis

Wir hatten uns in unserem Kretaurlaub bereits viel angesehen und einige wundervolle Wanderungen unternommen. An diesem Tag sollte es nun aber endlich auf das Dach der Insel gehen. Von Bali aus, unserem Wohnort an der Nordküste der Insel, brauchten wir mit dem Mietwagen eine reichliche Stunde, um den letzten Parkplatz vor dem Gipfel zu erreichen – nicht ohne auf eine Schafsherde warten zu müssen, die in aller Seelenruhe auf der Straße stand und sich zunächst so gar nicht um die beiden ankommenden Touristen scherte. 😀

Määäääääääh 😀

Der in den allermeisten Bereichen gut markierte Weg führte konsequent nach oben, stellte uns vor keine Schwierigkeiten. Auch die weiter unten zu überquerenden Schneefelder konnten wir problemlos meistern.

Im Gegensatz zu vielen anderen Wanderungen war an diesem Tag aber der Weg gar nicht das Ziel, eigentlich auch nicht der Gipfel. Vielmehr hatten wir gehofft, die in diesem Gebiet ansässigen Geier beobachten zu können. Seit ich im Norden Mallorcas habe zum ersten Mal diese beeindruckenden Vögel aus nächster Nähe an uns vorbeisegeln sehen, war ich fasziniert von diesen Flugkünstlern! Einer meiner großen Träume ist es, einmal mit dem Gleitschirm gemeinsam mit Geiern oder Adlern in der Thermik aufdrehen zu können…

Umso glücklicher waren wir, als ungefähr auf halbem Weg zum Gipfel zum ersten Mal ein Schatten an uns vorbeihuschte – tatsächlich, ein Geier! Fantastisch! Schon bald entdeckten wir noch andere Exemplare, die majestätisch durch die Luft glitten! Toll, nicht nur hatten wir in dieser Höhe nun bereits einen wundervollen Blick über die östliche Hälfte der Insel. Nun konnten wir also auch in aller Ruhe diese beeindruckenden Vögel beobachten.

Endlich! Meistersegler direkt über uns!

Weiter oben wurde der Weg mit etwas ausgesetzteren Stellen ein wenig anspruchsvoller. Auch die Querung der Schneefelder erforderte angesichts der nunmehr tieferen und steileren Abgründe eine erhöhte Konzentration. Auf den letzten 100 Höhenmetern begleitete uns in gewissem Abstand eine Ziegenfamilie, die flink nach oben kraxelte.

Am höchsten Punkt befindet sich eine aus Steinen aufgeschichtete Kapelle (Timios Stavros = „ehrwürdiges Kreuz“). Den Weg bis zum Gipfel zu absolvieren, lohnt sich wirklich! Nicht nur, weil man dann die außen stehende Glocke der Kapelle läuten kann, sondern weil einem die Insel quasi zu Füßen liegt. Bei klarem Wetter muss die Aussicht hier einfach fantastisch sein! Wir hatten leider einen diesigen Tag erwischt, sodass die Fernsicht etwas getrübt war.

Dennoch haben wir uns auf dem Gipfel viel Zeit gelassen und waren fasziniert von der Landschaft, die auf den ersten Blick zwar gewissermaßen eintönig wirkt, bei genauerer Betrachtung aber viel interessantes zu bieten hat. Später sind wir auf demselben Weg wieder zum Auto gelaufen. Für uns war dies ein chilliger, entspannter Tag mit viel Zeit für Naturbeobachtungen!

Gesamtstrecke: 10758 m
Maximale Höhe: 2443 m
Minimale Höhe: 1567 m
Gesamtanstieg: 992 m
Gesamtabstieg: -999 m
Gesamtzeit: 06:25:19

Disclaimer
Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte vor Tourenbeginn über das Wetter und zieht Literatur und/oder Bergführer zu Rate. Ohne eine gewissen Portion Abenteuerlust ist die Anreise im Auto sicherlich nicht jedermanns Sache. Die Straßen sind teilweise eng, es gibt sehr viele Serpentinen und einige Passagen sind baufällig. 🙂

Die Samariaschlucht im Süden Kretas ist mit einer Länge von ca. 16 km die längste Schlucht der Insel und fast ein MUSS für Wanderfreunde. Sie ist allerdings nicht ganzjährig begehbar, weil sich der untere Teil nach starken Niederschlägen in ein Inferno aus Stromschnellen verwandelt und dann wegen akuter Lebensgefahr nicht begehbar ist.

Wir hatten großes Glück, weil die Schlucht just in unserer Urlaubswoche nach einer längeren Schließung wieder eröffnet wurde. Wir waren am ersten Tag da und hatten alles richtig gemacht – die Neueröffnung schien sich nämlich noch nicht überall herumgesprochen zu haben, sodass wir sehr viel weniger andere Wanderer getroffen haben, als es zu dieser Jahreszeit wohl sonst üblich ist. 🙂

Aber der Reihe nach… Die Anfahrt aus dem zentralen Norden der Insel ist kein Quicky – Gernfahrern wird aber spätesten dann ein Grinsen aufs Gesicht gezaubert, wenn man die Autobahn, die den Ost- mit dem Westteil der Insel verbindet, verlässt und nach Süden abbiegt. Dann folgen tolle Bergstraßen, zahllose Serpentinen, enge Passagen und wundervolle Ausblicke!

Wir haben uns dazu entschieden, die Schlucht von oben nach unten zu gehen, dann mit der Fähre nach Sougia zu schippern, um mit dem Bus wieder zum Parkplatz zurückzukehren. Der Einstieg der Schlucht befindet sich auf rund 1200m. Nachdem wir die Eintrittskarten gekauft hatten, starteten wir den Abstieg, der zu Beginn auf befestigten Wegen durch den Wald sehr steil nach unten führte.

De Weg ist äußerst abwechslungsreich – überall gibt es was zu entdecken.

Weiter unten verengt sich die Schlucht – links und rechts ragen steile Felswände empor.

Die Schlucht und damit auch der Wanderweg endet im unscheinbaren Küstenörtchen Agia Roumeli, das keine Straßenanbindung hat, also ausschließlich über Fähren und den Schluchtenwanderweg mit dem Rest der Insel verbunden ist. In Hafennähe kauften wir die Tickets für die Fähre (und hätten die für den Bus auch gleich mit erwerben sollen) und hatten gerade noch Zeit, um einen Kaffee zu trinken, bevor das Schiff schon anlegte.

Die Fahrt verläuft in Küstennähe und ermöglicht den Blick auf wundervolle Felsformationen mit großen Höhlen, kleinen Buchten und einsamen Stränden, die nur übers Wasser erreichbar sind. Nach der Wanderung in der prallen Sonne war die frische Brise an Deck höchst willkommen und sorgte für Abkühlung! 🙂

Als wir das Schiff verließen, kamen mir schon leise Zweifel, dass all die von Board strömenden Touristen in die wenigen Busse passen sollten, die in Kai-Nähe warteten. Jetzt rächte sich, dass wir noch keine Tickets gekauft hatten. Also schnell noch Fahrscheine kaufen. Aber wo? Ah, weiter vorne fand sich ein kleiner Kiosk, vor dem sich schnell eine Schlange bildete. Allerdings ging es dort auch nicht recht voran, weil die großen Linienbusse ja schon ausgebucht waren und keine weiteren Tickets verkauft wurden. Mhm, was tun? Glücklicherweise erhaschten wir noch zwei Plätze in einem privaten Kleinbus, der uns wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung brachte! 🙂

Die Heimfahrt war wieder ein tolles Erlebnis! Unser Timing war perfekt – während des malerischen Sonnenuntergangs kurvten wir die Bergstraßen hinunter und machten ab und an Halt, um diese wundervollen Ausblicke in Ruhe genießen zu können!

Ein wundervoller Tag!

Auch die Heimfahrt während des Sonnenuntergangs war ein Erlebnis! 🙂
Gesamtstrecke: 22706 m
Maximale Höhe: 1235 m
Minimale Höhe: 38 m
Gesamtanstieg: 291 m
Gesamtabstieg: -1459 m
Gesamtzeit: 05:18:01

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine Eindrücke von der Wanderung wieder. In den Bergen ist man natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Also informiert Euch vor der Wanderung über die Schwierigkeiten aber auch über den Fahrplan der Fähren und Busse und stellt Euch einen Zeitplan mit genügend Reserven auf. Viel Spaß!

Neustift – Neder – Kesselspitze (2728m) – Kirchdachspitze (2840m) – Hammerspitze (2641m) – Pinnistal – Neder – Neustift

Traumerfüllung pur! 🙂

Wenn man nachmittags mit dem Gleitschirm im Stubaital vom Elfer startet, eröffnet sich einem ein wundervoller Blick auf die von der Nachmittagssonne angestrahlten Gipfel Kesselspitze, Hammerspitze und Kirchdachspitze mit ihren imposanten Wänden, die fast senkrecht ins Pinnistal hinunterreichen. Schon oft bin ich in der Thermik gekurbelt und hatte dabei immer wieder zu diesen drei Gipfeln rübergelugt und insgeheim den Plan gefasst, diese drei Berge einmal per pedes zu verbinden.

Nun sollte es also soweit sein. Die Wetterprognose sagte „schönes“ Spätsommerwetter voraus, das zwar nicht zum Fliegen, dafür umso mehr zum Wandern geeignet war. Ich ließ das Frühstück in der Pension unweit der Neustifter Kirche aus und startete noch im Dunkeln mit Stirnlampe und normaler Wanderausrüstung bewaffnet in Richtung Neder. Ich passierte den Gleitschirmlandeplatz, bog in Neder in den Waldweg ein und war nach einer knappen Stunde Gehzeit in Kampl, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Bergtour, angekommen.

Mein erstes Ziel an diesem Tag war die Kesselspitze, einer meiner Lieblingsberge im Stubaital, der über einen gleichermaßen herausfordernden wie abwechslungsreichen Weg erreichbar ist, der aus ultrasteilen Waldpassagen, mehreren sehr schmalen Stellen mit klaffenden Abgründen links und rechts und im letzten Abschnitt felsigen Abschnitten erreichbar ist. Ich war zuvor schon mehrmals auf diesem Gipfel, der glücklicherweise zu den wenig begangenen Bergen im Stubaital zählt. Vermutlich habe ich ihn auch aus diesem Grund so sehr ins Herz geschlossen….

Meine Stirnlampe illuminierte den Pfad direkt vor mir, es war noch angenehm kühl und ich kam sehr schnell voran. Kaum hatte ich die Baumgrenze erreicht, erwachte das Tal. Schon waren in der Umgebung Konturen auszumachen, wenig später zeichneten sich die vertrauten Berge und Täler in der Umgebung ab und kurze Zeit darauf wurden die Burgställe und Kalkkögel auf der anderen Talseite in ein zartes rotes Licht getaucht – es ist einfach wundervoll, so zeitig am Tag in der Natur unterwegs sein zu können! Was für ein Privileg! 🙂

Noch vor 9 Uhr, also nur knapp 4h ab Haustür in Neustift, hatte ich den Gipfel erreicht und bereits so viele wunderbare Naturerlebnisse in mich aufsaugen können, dass ich mein Glück kaum fassen konnte! Der Ausblick von der Kesselspitze war atemberaubend – die Umgebung war teilweise noch in Wolken gehüllt, die Spitzen der beiden anderen Tourenziele lugten aber aus dem Weiß hervor. Jetzt holte ich das verpasste Frühstück nach und überschlug die weitere Zeitplanung. Bei diesem Tempo müsste ich eigentlich alles gut schaffen…. Also weiter…

Blick von der Kesselspitze in Richtung der noch „unter der Sonne“ in den Wolken versteckten Serles und (durch die Panoramaufnahme ermöglicht) ein bisschen Kirchdachspitze und den Habicht auf der anderen Seite.

Ich verließ die Kesselspitze auf demselben Weg bis zum Sattel, wo mir ein süßes Murmeltier „Guten Morgen!“ zuraunte – zumindest war das mein Eindruck 😀 – und ging von da weiter den Grat entlang über den Roten Kopf in Richtung Aufstieg zur Wasenwand.

Die Wasenwand mit ihrem Gras bewachsenen Gipfel ließ ich heute aber aus und wählte den Weg nach unten in Richtung Padasterjochhaus. Ohne einzukehren, ging es jetzt wieder bergauf in Richtung Kirchdachspitze. Unterwegs stoben Gämsen im gestreckten Galopp über die weiten Geröllhänge. Der Weg führte an einem steilen Abhang entlang, war aber einfach zu begehen. Die Aussicht ins Gschnitztal war einfach nur spektakulär schön! Die Kirchdachspitze versteckte sich noch immer in den Wolken, ich kam ihr aber schnell näher – boom, jetzt zog es plötzlich auf!

Da lag doch noch einiges vor mir! Der eigentlich Aufstieg zum 2. Gipfel des Tages war mit kleinen Klettereinlagen versehen, es gab seilversicherte Stellen und einige Passagen, die durch Fixleitern gemeistert werden mussten. Für die Kesselspitze sollte man trittsicher und schwindelfrei sein und ich würde den Aufstieg nur im Trockenen empfehlen.

Am Gipfel angekommen, genoss ich das Gefühl, mir einen Traum erfüllt zu haben! Was für ein toller Rundumblick! Auf der einen Seite der Habicht, der Zwölfer und das Elfermassiv, hinter mir die Hammerspitze, Wasenwand und Kesselspitze und in Richtung Osten das Gschnitztal und zahlreiche andere Gipfel in der Ferne – fantastisch!

Nach kurzer Pause ging ich auf demselben Weg runter und machte mich auf, den dritten Gipfel anzusteuern: die Hammerspitze.

Kurz unterhalb der Kirchdachspitze Blick zurück zur Hammerspitze und Kesselspitze. Links das Pinnistal und Stubaital, rechts das Gschnitztal.

Aus meiner Richtung kommend, muss diese erst halb umrundet werden, bevor man zum Gipfel läuft. Der Weg war gut ausgebaut und wurde nur am Ende steiler – allerdings machten sich nun langsam die im Expresstempo absolvierten Höhenmeter bemerkbar und der Wasserspiegel in den Trinkflaschen nahm leider auch zu schnell ab…

Auf der Hammerspitze hielt ich mich nicht lange auf, sondern kehrte schnell wieder um, um über den Rohrauersteig zurück in Pinnistal und von dort ins Stubaital nach Neustift zurückzulaufen. Trittsichere Wanderer werden auf dem Steig ihren Spaß haben – seilversicherte Stellen wechseln sich mit Serpentinen ab!

Der Rohrauersteig führt steil nach unten ins Pinnistal.

Im Pinnistal angekommen, war ich eigentlich schon leer! 😉 Hätte mir hier das Taxi, das zwischen Karalm und Stubaital pendelt, einen Platz angeboten, wäre ich vielleicht schwach geworden… 😉 Glücklicherweise eröffnete sich mir die Gelegenheit aber nicht, sodass ich im späten Nachmittag nach über 12,5 Stunden, sehr vielen Höhenmetern und über 32 km Tourenlänge überglücklich aber total ausgelaugt in der Pension in Neustift ankam.

Was für ein fantastischer Wandertag, was für eine tolle Tour! 🙂

Die Tour ist meiner Meinung nach allerdings nur für sehr konditionsstarke, trittsichere und schwindelfreie Frühaufsteher geeignet. Rückblickend habe ich eigentlich alles richtig gemacht. Das nächste Mal würde ich vielleicht noch einen zusätzlichen Camelbag mitnehmen.

Gesamtstrecke: 32646 m
Maximale Höhe: 2911 m
Minimale Höhe: 1117 m
Gesamtanstieg: 2870 m
Gesamtabstieg: -2857 m
Gesamtzeit: 12:34:44

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

2016 – Habicht

19. August 2016 Wandern

Neder – Pinnistal – Innsbrucker Hütte – Habicht (3277m) – Innsbrucker Hütte – Neustift

Am Ende meines ersten Gleitschirmkurses im Stubaital hatte ich noch einen Tag übrig – was tun? Mir kam sogleich der Habicht in den Sinn, der markante 3000er im vorderen Stubaital, den ich schon seit geraumer Zeit besteigen wollte. Glücklicherweise hatte ich mich am Vortag im Bergführerbüro in Neustift nach den Bedingungen für den Folgetag und über den Berg an sich erkundigt – spätestens gegen Mittag sollte ich den Gipfel erreichen, um nicht in Gipfelnähe in den Regen zu kommen…

Drei hin, vier im Sinn… Nach kurzem Überschlagen der zu überwindenen Distanzen und des zeitlichen Ablaufs der Route war klar, dass ich sehr früh, also deutlich vor dem Frühstück, starten musste, so schnell wie möglich das Pinnistal durchqueren musste, um dann zügig den eigentlichen Anstieg über die Innsbrucker Hütte zum Habicht in Angriff nehmen zu können.

Ich habe mir dann kurzer Hand ein E-Bike ausgeliehen und bin am kommenden Morgen noch vor 5 Uhr gestartet. Jetzt hatte ich allerdings ein Problem. Wie lang würde wohl der Akku halten? Keine Ahnung, das war das erste Mal, dass ich als überzeugter Non-E-Bike-Fahrer überhaupt auf einem E-Bike saß. Ok, also dann zur Sicherheit mit minimaler Unterstützung… Im Nachhinein musste ich über mich schmunzeln. Gerade im vorderen Teil des Pinnistals ist der Anstieg so extrem, dass man Mühe hat, das Vorderrad auf dem Boden zu halten. Hier hätte ich mir rückblickend deutlich mehr Motorkraft gönnen können – am Ende des Tages hatte ich nämlich noch deutlich mehr als die Hälfte der Akkukapazität übrig. *facepalm* Andererseits fühlte sich das E-Bike-Fahren irgendwie nach Cheaten an. Dass ich es mir dabei schwerer gemacht hatte, als es eigentlich nötig gewesen wäre, sorgte dabei irgendwie für einen gewissen Ausgleich. 🙂

Ich passierte Almhütte um Almhütte und kam endlich am Ende des Pinnistals an der Karalm an. Hier musste ich das Rad abstellen – von nun an ging es per pedes weiter! Die Dunkelheit war dem Morgengrauen gewichen, voller Vorfreude machte ich mich an den Anstieg. Der Weg zu meinem ersten Tagesziel, der Innsbrucker Hütte, war steil aber gut ausgebaut und führte im wesentlichen in weiten Serpentinen hinauf. Ich kam schnell voran und hatte dabei immer wieder einen wundervollen Blick auf die Habichtspitze, die nun von der Morgensonne angestrahlt wurde. Als ob sie mir zurufen wollte: „Komm, beeil Dich! Hier ist das Ziel!“. Immer wieder stoben Gämsen mit lautem Getöse an den Schotterhängen entlang, was für ein fantastischer Anblick!

An der Innsbrucker Hütte angekommen, aß ich schnell einen Riegel und machte mich ohne einzukehren an den Aufstieg. Es war erst gegen halb 7 Uhr, der Zeitplan ging also bislang sehr gut auf. Der Weg war gut markiert und sorgte für ein schnelles Vorankommen. Immer wieder drehte ich mich um und konnte mich an dem Panorama kaum satt sehen: Die Wolken zogen über den Grat und bildeten auf Seiten des Gschnitztales einen wundervollen Rotor. Dahinter Bergkette um Bergkette, magisch von der Morgensonne angestrahlt – einfach fantastisch! Genau hier wollte ich sein!

Die Route war sehr abwechslungsreich: Einfachere Passagen wechselten sich mit seil- und kettenversicherten Stellen ab. Mal war der Weg völlig unproblematisch, bald darauf stark ausgesetzt. Sicherlich sollten nur trittsichere und schwindelfreie Wanderer hier hochgehen.

Wenn man auf Abkürzungen „außen rum“ verzichtet (so wie ich) und dem ausgeschilderten Weg folgt, sind die dabei zu überquerenden Schneefelder völlig problemlos. Bereits im frühen Vormittag war es abzusehen, dass es sich bald zuziehen würde. Also beeilte ich mich, auch noch die letzten 100-200 Höhenmeter zu absolvieren. Kurz vor dem Gipfel gab es noch mehrere kurze seilversicherte Stellen, die ich schnell überwand und dann endlich auf meinem ersten 3000er stand! 3277m, um genau zu sein! 🙂

Was für ein Ausblick! Ich plünderte meinen Proviant und genoss dabei die Rundumsicht, die aber zunehmend von Wolken verdeckt wurde. Gut, dass ich mir den Rat der Bergführer eingeholt hatte. Wäre ich auch nur eine halbe Stunde später am Gipfel angekommen, hätte ich an diesem Tag komplett in den Wolken gestanden! Jetzt nur noch sicher wieder unten ankommen! Also los, ich hielt mich nicht lange am Gipfel auf und machte mich an den Abstieg. Bereits auf halber Strecke zur Innsbrucker Hütte begann es zu nieseln. Gut, dass ich schon auf dem Rückweg war… Im Trockenen war der Weg gar kein Problem, im Nassen wird es an den versicherten Stellen natürlich schnell rutschig.

Im späten Vormittag stand ich nun zum zweiten Mal an diesem Tag vor der Innsbrucker Hütte – diesmal bin ich für einen heißen Tee eingekehrt und habe dabei meine Sachen getrocknet. Was für ein behagliches, zufriedenes Gefühl! 🙂 Der Weg zurück zur Karalm war dann nur noch eine Kür – mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne kam erneut durch. Überglücklich absolvierte ich die letzten Kilometer und belohnte mich für den Expressauf- und -abstieg an der Karalm mit einem großen Stück Kuchen und (nat.) einer Tasse Kaffee, bevor ich mit dem Rad mit Volldampf das Pinnistal runtergeballert bin.

Bereits gegen Mittag war ich wieder in Neustift. Eine Freundin hat den Habicht zur selben Zeit von der anderen Talseite fotografiert, als er nun schon komplett in den Wolken stand.

Solide Planung und konsequente Umsetzung! Was für ein schöner, erfüllender und unvergesslicher Wandertag! 🙂

Der Habicht, in etwa zum Zeitpunkt, als ich bereits wieder in Neustift war – von einer Freundin von der anderen Talseite aus aufgenommen. Er war nunmehr kaum zu sehen und fast vollständig von dunklen Wolken umgeben. Alles richtig gemacht! 🙂

Tourenalternative
Eine sicherlich auch interessante Tourenvariante ergibt sich bei der Aufteilung auf zwei Tage:

  • Tag 1: Aufstieg aus dem Stubaital zur Innsbrucker Hütte mit Übernachtung (vorher anmelden!)
  • Tag 2: Aufstieg zum Habicht und Abstieg ins Stubaital oder nochmalige Übernachtung

Diese Varianten entspannen den Zeitplan deutlich und bedeuten natürlich auch signifikant weniger Höhenmeter/Tag. Wenn man das richtige Wetter abpasst, sind bestimmt schon alleine der Sonnenunter- und -Aufgang sowie der Sternenhimmel an der Innsbrucker Hütte gute Argumente für diese Varianten. Zudem kann man sich für den Auf- und Abstieg sehr viel mehr Zeit lassen.

Disclaimer
Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂