Der Štrbské Pleso ist nicht nur einer der beliebtesten touristisch erschlossenen Seen der Hohen Tatra, sondern auch einer der zentralen Ausgangspunkte für viele verschiedene interessante Wanderungen. Eine dieser Touren führt das Tal Mlynická Dolina hinauf zum beeindruckenden Wasserfall Skok (Vodopád Skok), führt an Bergseen vorbei zur Bystrá Lávka, wechselt dort hinüber ins Nachbartal Furkotska Dolina und endet nach einem attraktiven Abstieg an Seen vorbei letztlich wieder am Štrbské Pleso.

Wir starten am späten Morgen und folgen vom Bahnhof aus dem gelb markierten Weg, der zunächst an der Straße direkt neben dem See verläuft, aber schon bald im Wald verschwindet und in gerader Linie zum Vodopád Skok führt. Es ist ein wirklich schöner Wanderweg, der etwas späte Start fordert aber seinen Tribut – es sind nämlich sehr viele Wanderer und Spaziergänger unterwegs, die sich wohl zumindest den Wasserfall ansehen möchten. Aber egal, die Landschaft ist zauberhaft! Direkt unter dem Wasserfall machen wir eine Pause, hören und sehen, wie das Wasser die rund 25m hinunterschießt und genießen das eindrucksvolle Bergpanorama. Schon bald machen wir uns aber wieder auf die Socken und folgen wieder dem Weg, der nun sehr steil direkt an der Steilstufe nach oben geht. Die letzten Meter sind mit Ketten und Stahlklammern versichert. Im Trockenen sind sie zwar kaum notwendig, auf feuchtem Untergrund jedoch sicherlich höchst willkommen.

Von nun an bin ich alleine unterwegs – meine bessere Hälfte laboriert noch an nervigen Rückenproblemen und möchte aus diesem Grund lieber den Wasserfall und den nahegelegenen See (Pleso nad Skokum) erkunden und dann auf demselben Weg absteigen. Ich entscheide mich für die große Runde und gebe Gas, im Nachmittag wollen wir uns dann wieder am Štrbské Pleso treffen. Mein weiterer Weg zum Bystrá Lávka verläuft bis fast zum Talschluss über größere Hochplateaus mit Bergseen, wunderschönen Blumenwiesen und einem sehr schönen Bergpanorama. Es wechseln sich also flache Abschnitte mit steileren Passagen zur Überwindung der Steilstufen ab. Direkt am Capie Pleso biegt der Weg nach links ab und führt über Blockgelände, Schneefelder und Geröllpassagen steil nach oben.

In meiner Kindheit hat man noch den Bystre Sedlo als Verbindungsstück zum Nachbartal genutzt, wegen der dort verstärkten Erosion ist seit 1993 die rund 200m weiter südlich eingerichtete Scharte Bystrá Lávka (dt. ungefähr „Steiler Steig“) nunmehr Teil des Weges. Die letzten Meter bis zu diesem höchsten Punkt der Tour sind sehr steil und mit Ketten und Metallklammern versichert. Der Abschnitt ist technisch nicht wirklich schwierig, allerdings sollte man schon absolut trittsicher und frei von Höhenangst sein. Eine weitere Grundvoraussetzung scheint auch eine größere Portion Geduld zu sein, weil es sich hier schon mal stauen kann. Anders als bei anderen Sattelüberschreitungen in der Hoehen Tatra gibt es an der Bystrá Lávka keine explizite Empfehlung hinsichtlich der Tourenrichtung, sodass sich an diesem Nadelöhr die Menschenströme aus beiden Richtungen begegnen… Ich nutze die Wartezeit, um zurückzublicken und kann mich kaum satt sehen. Die Hochplateaus mit den Seen sind wirklich ein toller Anblick:

Nach rund 10-minütiger Wartezeit komme ich auf der anderen Seite an und muss nur noch die kurze kettenversicherte Stelle unterhalb der Scharte meistert – dann endlich kann ich den Ausblick genießen. Eine graue Wolkendecke hüllt zwar den Kriváñ und die anderen vor mir liegenden Berge ein, dafür ist der Obere Wahlenberg-See (Vyšné Wahlenbergovo Pleso) umso attraktiver. Bei diesem Bergsee handelt es sich um den zweithöchsten ständigen See der Hohen Tatra. Wir haben nun Mitte Juli, und er ist noch von Schneeresten umgeben. Hier und da treiben kleine Eisstücke und in der Uferregion schimmert es in einem wunderbaren Blau! Der Weg führt ohne Umwege direkt in Richtung Talausgang und geht über Blockplatten direkt am See vorbei. Danach geht es eine Steilstufe hinunter, wo mich der Soliskove Pleso und noch ein Stückchen weiter unten der Untere Wahlenberg-See (Nižné Wahlenbergovo Pleso) begrüßen.

Ich beobachte noch ein paar Gämsen, die weit über mir am Steilhang des Štrbské Solisko kraxeln und folge dem Weg weiter nach unten. Zunächst durch Latschengelände, wenig später direkt durch den Wald. Dieser Wegabschnitt mündet schließlich auf der Tatramagistrale, dem von Westen nach Osten verlaufenden Rückgrat des Wegenetzes der Hohen Tatra. Nun sind es nur noch wenige Kilometer zurück zum Štrbské Pleso.

Gesamtstrecke: 16878 m
Maximale Höhe: 2316 m
Minimale Höhe: 1322 m
Gesamtanstieg: 1359 m
Gesamtabstieg: -1311 m
Gesamtzeit: 05:57:31

Verlängerung zum Predné Solisko
Als ich noch nicht ganz auf der Tatramagistrale angekommen bin, hat meine bessere Hälfte bereits den Štrbské Pleso erreicht. Glücklicherweise hält ihr Rücken, und es ist noch etwas vom Tag übrig. Also verabreden wir uns kurzerhand noch zu einem Abstecher auf den Predné Solisko… Ich gehe also mit Maximaltempo zum Štrbské Pleso zurück, umrunde den See halb in nördlicher Richtung und treffe meine bessere Hälfte an der Talstation des Sessellifts. Wir gönnen uns den Spaß und fahren mit baumelden Beinen zur Chata pod Soliskom hinauf und gehen von der Bergstation aus durch größtenteils Blockgelände die rund 300 Höhenmeter zum Predné Solisko (2117m) hinauf, von dem wir einen wundervollen Blick u.a. auf den Štrbské Pleso, den Kriváñ und last not least auf den vorderen Teil unserer heutigen Tour haben. Rückzu nehmen wir denselben Weg und fahren vom Štrbské Pleso mit der Zahnradbahn noch zwei Stationen zu unserer Ferienwohnung in Štrba, in der wir kurz nach 18 Uhr ankommen.

Was für ein schöner Wandertag!

Gesamtstrecke: 1882 m
Maximale Höhe: 2078 m
Minimale Höhe: 1816 m
Gesamtanstieg: 311 m
Gesamtabstieg: -303 m
Gesamtzeit: 01:26:47

Der frühe Vogel hat seine Ruhe (oder so…)
Es lohnt sich, eine Stunde vor der „Welle“ der meisten anderen Wanderer und Spaziergänger zu starten – dann ist das Naturerlebnis noch schöner und vor allem ungestörter. Bei meinen Touren auf den Rysy und den Kriváñ ist mir genau das gelungen und hat mir in beiden Fällen viele unvergessliche Stunden „allein mit dem Berg“ beschert. Wer zeitlich flexibel ist, hat also so eine gute Chance, auch in den zu Stoßzeiten etwas überlaufenen Regionen der Hohen Tatra schöne ruhige Wandermomente genießen zu können!

Disclaimer
Ich beschreibe auf meiner kleinen Website natürlich nur meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. In der Bergen seid Ihr selbstverständlich eigenverantwortlich unterwegs. Bitte nutzt vor Euren Touren die mannigfaltigen Informationsmöglichkeiten im Netz, die einschlägige Literatur (z.B. den Wanderführer „Hohe Tatra“ von Václav Klumpar, ISBN: 978-3-7633-4503-8) und/oder konsultiert die Informationsstellen vor Ort. Viel Spaß in den Bergen!

Am letzten Urlaubstag in der Hohen Tatra haben wir eine wundervolle Tour unternommen, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. In vielerlei Hinsicht beinhaltet diese Wanderung all das, was ich an der Hohen Tatra so liebe: Abwechslungsreiche Wege, wundervolle Ausblicke, Berghütten, Bergseen, Wasserfälle und Kletterpassagen – einfach wundervoll!

An diesem Tag liegt unser Wandergebiet im östlichen Teil der Hohen Tatra, ganz in der Nähe der ikonischen Lomnitzspitze, ist also ein gutes Stück von unserer Ferienwohnung in Štrba entfernt. Dank der hervorragenden Infrastruktur im Slowakischen Teil der Hohen Tatra ist es aber nur ein Klacks, zu unserem Ausgangspunkt, dem Hrebienok, zu gelangen: Wir nehmen die Zahnradbahn bis zum Štrbské Pleso, steigen dort in die Tatrabahn um, fahren bis Stary Smokovec und nehmen dort die Standseilbahn zum Hrebienok. Bereits nach einer guten Stunde Fahrtzeit können wir unsere Wanderung starten.

Wir folgen zunächst nicht dem kürzesten Weg zur Téryho Chata (dt. „Téryhütte“), sondern nehmen im ersten Abschnitt den längeren grünen Weg – so kommen wir an einigen sehr schönen Wasserfällen vorbei, die die paar zusätzlichen Gehminuten allemal wert sind! Kurz nach der Rainerova Chata (dt. „Rainerhütte“) vereinigt sich der grüne Wanderweg mit der Tatramagistrale, die erst kurz vor der Zamkovského Chata (dt. „Zamkovskyhütte“) weiter in Richtung Osten abbiegt. Wir bleiben jedoch auf dem grün markierten Weg, der nun fast in gerader Linie mit moderater Steigung in Richtung Téryho Chata strebt. Zunächst geht es noch durch den Wald, schon bald wird das Gelände offener. Auf der rechten Seite prangt weit oben die Lomnitzspitze, und in der Ferne kann man schon den Wasserfall direkt unter der Téryho Chata ausmachen, die ganz vorne an der Klippe steht – was für ein toller Anblick!

Erst kurz vor dem Wassserfall wird der Weg steiler. Die letzten Meter vor der Hütte führen an einem zweiten Wasserfall vorbei, und wenig später stehen wir direkt vor der Téryho Chata und befinden uns nun auf einem Hochplateau mit drei sehr schönen Bergseen. Wir machen eine kurze Pause, essen und trinken etwas und besprechen den weiteren Plan:

Von hier an wollen wir unseren Wandertag getrennt verbringen: Während meine bessere Hälfte vor Ort in aller Ruhe die Seen erkunden und dann auf demselben Weg zurück zum Hrebienok gehen möchte, reizt mich die große Runde über das Nachbartal Vel’ká Studená Dolina. Im späten Nachmittag wollen wir uns dann wieder am Ausgangspunkt treffen.
Mein Weg beinhaltet dabei etliche zusätzliche Höhenmeter und ist deutlich länger – ich verabschiede mich also bald und gehe nun sehr zügig auf dem gelben Pfad, der zunächst unterhalb der Pfinnova Kopa steil hinaufführt – hier sind stellenweise Stahlketten angebracht, die ich bei den idealen Bedingungen an diesem Tag aber kaum brauche. Dann schlängelt sich der Weg um den Berg und führt für kurze Zeit wieder ein Stück nach unten. An der Wegkreuzung bleibe ich auf dem gelben Weg – der blaue Pfad geht in Richtung Polen. Vor mir liegt nun ein unangenehm zu begehendes rutschiges Geröllfeld, das ich aber schnell in engen Serpentinen hochsteige, weil ich über mir bereits den Einstiegspunkt zu einem der absoluten Highlights der Tour sehe.

Rund Hundert Höhenmeter unter dem Priečne Sedlo (in dt. Sprache als „Prinzensattel“ bekannt), der die Verbindung zum Nachbartal Vel’ká Studená Dolina ist, beginnt eine fast senkrechte Wand, die man von Sicherungsketten und Metallklammern unterstützt durchsteigen muss. Diese Passage würde ich nur bei gutem Wetter und für äußerst trittsichere Wanderer empfehlen, die absolut keine Höhenangst haben und in der Lage sind, sich an Stahlketten emporzuziehen. Ein Helm als Schutz vor herabfallenden Steinen kann sicherlich auch nicht schaden. Wer ein Klettersteigset parat hat, kann auch auf den nur wenige Meter entfernt parallel verlaufenden Klettersteig niedriger Schwierigkeit ausweichen, der nicht zuletzt zur Entlastung der normalen Route eingerichtet worden ist.

Ich habe auf meiner Tour das große, große Glück, weder Vorsteiger noch Gegenverkehr zu haben, habe diese Passage also ganz für mich und kann die Wand mit einem großen Grinsen auf dem Gesicht hochklettern! Was für ein gewaltiger Spaß! 🙂
Der Abstieg auf der anderen Seite des Sattels gestaltet sich nicht ganz so steil, ist aber auch mit Ketten und Metallklammern gesichert. Direkt nach dem versicherten Abstieg folgt ein rutschiger Geröllabschnitt, der wenig später glücklicherweise in einen wunderbaren Bergweg übergeht. Die Zbojnícka Chata (dt. „Räuberhütte“) liegt ebenfalls auf meinem Weg und ist hier und da bereits in der Ferne zu sehen. Sie versteckt sich ganz in der Nähe eines Bergsees hinter einer Erhebung und lugt hin und wieder hervor. Es dauert aber noch etwas, bis ich sie erreiche, weil der Weg in einer großen Schlaufe fast den ganzen hintern Abschnitt des Vel’ke Studena Dolina durchmisst. Ich passiere u.a. die malerischen Bergseen Starolesnianske Pleso und Sesterské Pleso, umkurve Felsrippen, passiere Schneefelder und habe auf diese Weise ständig neue Perspektiven und tolle Ausblicke. Hoch über dem Talschluss erkenne ich den Pol’sky Hrebeñ, auf dem ich einige Tage zuvor gestanden habe und wetterbedingt eine Tour abgebrochen habe. So fügt sich alles zusammen…

Ich mache kurz an der Räuberhütte Halt, trinke etwas und beobachte dabei amüsiert einen Fuchs, der wie zufällig an rastenden Wanderern vorbeischlendert und vermutlich auf den einen oder anderen zusätzlichen Happen hofft, sich aber bald ins freie Gelände trollt. Auch ich muss los – ich will mich beeilen und das hohe Tempo halten – schließlich möchte ich meine bessere Hälfte tief unten im Tal nicht warten lassen… 😉 Der gelbe Weg endet an der Räuberhütte. Von nun an bin ich auf dem blau markierten Pfad unterwegs, der zunächst steil nach unten führt und dann mehr oder weniger in gerader Linie dem Fluss folgt. Ich genieße den Abstieg und schaue dabei immer wieder auf das eindrucksvolle Bergpanorama. Die letzten Kilometer führen zunächst durch Latschengelände und anschließend durch den Wald – ebenfalls sehr schön!

An der letzten Brücke vor dem Hrebienok treffen unser Hinweg und mein Rückweg aufeinander, und ich warte noch kurz auf meine bessere Hälfte, die wenig später eintrifft. Wir erzählen uns begeistert von unseren Erlebnissen, fahren mit der Standseilbahn zurück nach Stary Smokovic und lassen uns das Abendessen im wirklich empfehlenswerten Restaurant „Koliba Kamzík“ schmecken, bevor wir mit der Tatrabahn und einem Regionalzug zurück nach Štrba fahren, wo wir bereits nach weniger als einer Stunde Fahrtzeit ankommen.

Was für ein wunderbarer erfüllter Tag und gelungener Abschluss unseres Tatra-Urlaubs! 🙂

Meine große Runde ist mit Sicherheit eine der schönsten Wanderungen in der Hohen Tatra! Es ist eine lange Tour mit unzähligen Highlights, die ich gerne allen Wander:innen empfehlen möchte, die konditionsstark und absolut trittsicher und frei von Höhenangst sind! Mit diesen Voraussetzungen ist die Tour ein purer Genuss!

Gesamtstrecke: 20399 m
Maximale Höhe: 2302 m
Minimale Höhe: 1223 m
Gesamtanstieg: 1441 m
Gesamtabstieg: -1434 m
Gesamtzeit: 08:33:16

Disclaimer
Ich beschreibe auf meiner kleinen Website natürlich nur meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. In der Bergen seid Ihr selbstverständlich eigenverantwortlich unterwegs. Bitte nutzt vor Euren Touren die mannigfaltigen Informationsmöglichkeiten im Netz, die einschlägige Literatur (z.B. den Wanderführer „Hohe Tatra“ von Václav Klumpar, ISBN: 978-3-7633-4503-8) und/oder konsultiert die Informationsstellen vor Ort. Viel Spaß in den Bergen!

Die letzten Tage in der Hohen Tatra waren wettertechnisch …. sagen wir mal: herausfordernd. Jeden Tag gab es mehrere Unwetterwarnungen, die sich zwar nicht immer bewahrheiteten. Wenn es dann aber doch zu Starkregen, Hagel und Gewitter kam, waren die Nachrichten voll mit Berichten u.a. über Murenabgänge mit all den Folgen für Wanderer, die ich hier nicht näher beschreiben will. Natürlich habe ich deswegen besonders intensiv ins Wetter geschaut, bevor ich mich heute auf die Socken gemacht habe. Eigentlich sollte ich ein Fenster bis 14 Uhr haben – danach würde die Gewitterwahrscheinlichkeit signifikant zunehmen.

Der Plan war also, von Tatranská Polianka mit Maximaltempo zum Sliezsky Dom aufzusteigen und von dort in mehr oder weniger gerader Linie zum Sattel Pol’sky Hrebeñ hinaufzugehen. Wegen eines kleinen persönlichen Fuckups bin ich ausgerechnet heute etwas spät dran und steige erst 8:45 Uhr in Tatranská Polianka aus der Tatrabahn aus. Ich folge dem ausgeschilderten Weg zum Sliezsky Dom, der sich als sehr schöner Wanderweg entpuppt. Zunächst führt er mich durch den Wald, kreuzt dabei mehrmals das Bergflüsschen Velicky Potok, bis er schließlich am Sliezsky Dom ankommt.

Ich gönne mir wegen des sportlichen Zeitplans keine Pause, sondern folge dem Pfad entlang des Velické Pleso, der kurz darauf die Steilstufe zum sehr schön anzuschauenden Wasserfall Velicky Vodopad hinaufführt.

Oben angekommen, erwartet mich ein imposantes Bergpanorama mit der schönsten Bergblumenwiese, die ich ich in diesem Tatra-Urlaub zu sehen bekommen habe. Zwei, drei Fotos später steige ich weiter auf zum nächsten Bergsee auf der Route, dem Dlhé Pleso.

Nun wird es wieder ein wenig steiler, der Untergrund wird gerölliger. Ich laufe an einigen Schneefeldern vorbei und komme schließlich an dem kleinen Kletterstück an, das mit etlichen Ketten und Metallklammern versichert ist. Im Trockenen ist diese Passage absolut kein Problem, wenn der Untergrund nass ist, wird es hier sicherlich zumindest etwas schwieriger.

Geschafft, es ist kurz nach 11 Uhr und ich bin am Sattel Pol’sky Hrebeñ angekommen. Mich erwartet ein toller Rundumblick, der alles hat, was mich als Wanderer begeistert: Schroffe Berge, wundervolle Bergseen, steile Abhänge und einige (leichte) Kletterstellen. Ich esse schnell etwas, ziehe mir trockene Sachen an und will den Endanstieg zum Vychodná Vysoká in Angriff nehmen, als mein Handy möppelt: Eine Unwetterwarnung per SMS.

Kleines Panorama in westlicher Richtung: Links der Dlhé Pleso, rechts der Zamrznute Pleso. Hinter den Wolken u.a. die Gerlachspitze.

Warnung vor Starkregen, Sturm, Gewitter und Hagel. Verdammt, ich habe keine Datenverbindung, kann also in Windy & Co. nichts checken und bin nur auf meine eigene Einschätzung des Wolkenbildes angewiesen. Und das verändert sich im Minutentakt. Eben waren die benachbarten Gipfel (Litvorovy Štít, Zadny Gerlach usw.) noch zu sehen, doch nun stehen sie plötzliche in ultradunklen Wolken.

Das reicht mir, ich ziehe die Reißleine für die heutige Tour und steige auf demselben Weg wieder ab. Ich denke, dass ich alles richtig gemacht habe, genau weiß ich es natürlich nicht. Auf dem Rückweg ab Sliecsky Dom höre ich immer wieder Gewitter und als ich unten an der Bahnstation ankomme, fängt es mittelstark zu regnen an… Tja, so kann es gehen.

Gesamtstrecke: 16209 m
Maximale Höhe: 2185 m
Minimale Höhe: 990 m
Gesamtanstieg: 1342 m
Gesamtabstieg: -1341 m
Gesamtzeit: 05:08:27

Tourenvarianten
Bei Wetterlagen ohne Gewitterneigung hätte ich natürlich den kleinen Abstecher zum Vychodná Vysoká gemacht und hätte dann den Sattel in Richtung Zbojnícka Chata überschritten, um dann durch das Vel’ká Studená Dolina bis Hrebienok zu laufen und ab Stary Smokovec mit der Bahn zurück nach Štrba zu kommen. Diese Tourvariante ist unter den zahlreichen möglichen Routen die für meinen Geschmach schönste – hoffentlich kann ich sie bei einem der nächsten Tatraurlaube verwirklichen.

Disclaimer
Ich beschreibe auf meiner kleinen Website natürlich nur meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. In der Bergen seid Ihr selbstverständlich eigenverantwortlich unterwegs. Bitte nutzt vor Euren Touren die mannigfaltigen Informationsmöglichkeiten im Netz, die einschlägige Literatur (z.B. den Wanderführer „Hohe Tatra“ von Václav Klumpar, ISBN: 978-3-7633-4503-8) und/oder konsultiert die Informationsstellen vor Ort. Viel Spaß in den Bergen!

Noch immer trage ich Kindheitserinnerungen an meine ersten Wanderungen in der Hohen Tatra in mir und spüre sofort jenen eindrucksvollen Gefühlsmix aus Abenteuer, Aufregung, Anstrengung und Stolz über eine Gipfelbesteigung in mir, wenn ich daran denke, wie ich als 5-Jähriger zum ersten Mal in meinem Leben in einem höheren Gebirge unterwegs war. Ich weiß noch, wie sehr mich der Bergsteigerfriedhof am Popradské Pleso fasziniert hat und wie ich staunend auf dem Rysy stand, mit dem einen Bein in Polen und dem anderen auf dem Gebiet der damaligen Tschecheslowakei. Dies alles gepaart mit den Erinnerungen an die wundervolle Landschaft und urigen Hütten…

In meinem jetzigen Tatraurlaub wollte ich unbedingt noch einmal auf die Berge meiner Kindheit gehen, und an diesem Tag hatte ich mir den Rysy ausgesucht. Damit ich möglichst vor dem zu erwartenden Wandererstrom unterwegs sein konnte, bimmelte um 3 Uhr der Wecker, 4:27 Uhr nahm ich die erste Zahnradbahn zum Štrbské Pleso, kurz vor 5 Uhr konnte es also losgehen….

Der Weg führt zunächst auf der Tatramagistrale leicht bergauf in Richtung Popradské Pleso, dem ich aber erst auf der Rücktour einen Besuch abstatten will. Ich biege also an der Weggabelung kurz vor dem See links ab und laufe weiter. Die Morgenstimmung ist wundervoll, einige Bergspitzen werden bereits von der Sonne wach geküsst, vieles liegt noch im Schatten, sodass ich in einer sehr angenehmen Morgenkühle unterwegs bin. Auf dem Weg nach oben gibt es so viel zu sehen. Der Mix aus Bergblumenwiesen, Wasserfällen, sehr schönen Wegen und dem stets präsenten Bergpanorama ist fantastisch schön. Ich freue mich, so zeitig am Morgen unterwegs zu sein und tatsächlich nur wenige andere Wanderer zu treffen, die aber ebenfalls die Stille und die erwachende Natur zu genießen scheinen.

Am Wasserfall wird der Weg ein wenig steiler und führt in Serpentinen in das Hochtal Kotlina Zabích plies mit den zwei malerisch schönen Bergseen Velké und Malé Zabie Pleso. Hoch über mir beginnt der kurze Ketten- und Steigversicherte Teil der Wanderung, den ich nach einigen Wegserpentinen schnell erreiche. Die gesicherten Stellen sind im Trockenen gar kein Problem – für mich als Kind waren diese Stellen der Inbegriff von Abenteuer – quasi ein Klettergerüst in XXL. 🙂

Wenige Minuten später passiere ich schon die Rysybaude Chata pod Rysmi, der ich aber erst auf der Rücktour einen Besuch abstatten will. Und das ist auch gut so, denn Hundert Meter über der Baude, direkt auf dem Sattel Váha, habe ich die bislang schönste Tierbegegnung des Urlaubs, die ich ansonsten mit Sicherheit verpasst hätte: Auf einem Schneefeld springt ein junger Fuchs umher und scheint sich nicht die Bohne um mich zu kümmern. Er spielt, trommelt auf den Schnee, lauscht nach möglicher Beute, läuft in einem Abstand von 2 Metern an mir vorbei und schaut dann (so wie ich) in die Tiefe – wundervoll!

Der Endanstieg ist einfach und beinhaltet nur kurz vor Schluss ein wenig Kraxelei, und schon stehe ich auf dem Gipfel. Halb 9 Uhr morgens sind schon einige andere Wanderer da – allesamt sehr nett, es ist ein wirklich schöner Moment! Ich lasse den Blick schweifen: Hinunter nach Polen, in Richtung Morskie Oko, im Westen mache ich den Kriváñ aus, auf dem ich einige Tage zuvor war, und in der Gegenrichtung sehe ich die Lomnitzspitze! Für mich hat der Gipfel nichts an seiner Faszination verloren. Wie als kleines Kind freue ich mich, hier oben zu sein und diese tolle Landschaft genießen zu können!

Auf dem Rückweg kehre ich kurz in die Rysybaude ein – die Wirte müssen schließlich auch von etwas leben – und mache natürlich auch einen kleinen Abstecher zum schönsten Bergklo der Hohen Tatra, das in einiger Entfernung zur Baude an einem Felsabgrund steht. 🙂

Auf dem Rückweg sehe ich meine Tagesplanung bestätigt – ich begegne sehr vielen anderen Wanderern, und die Temperaturen sind mittlerweile auch sehr hoch. Alles richtig gemacht also! Nun ist Zeit für einen Besuch des Popradské Pleso, mein Ziel ist der Bergsteigerfriedhof mit der kleinen Kapelle auf der anderen Seite des Sees. Ich schlendere also um den See, sehe viele Details, die Erinnerungen in mir wachrütteln. Schon bald erreiche ich den symbolischen Bergsteigerfriedhof mit seinen vielen Gedenkplatten für die in den Bergen umgekommenen Kletterer und Wanderer.

Während ich mir die Texte auf einigen der Platten durchlese und einen Blick in die kleine Kapelle werfe, spüre ich wie als Kind ein Gefühl der Andacht an die Verstorbenen und die Gewissheit, dass sich hinter jeder Erinnerungsplatte ein Schicksal verbirgt. Gleichzeitig freue ich mich, dass ich mit meinem erneuten Besuch meiner Lieblingsplätze aus meiner Kindheit die Erinnerung aufgefrischt, sie aber nicht zerstört habe.

Gegen Mittag bin ich wieder am Štrbské Pleso – überglücklich! Es ist interessant, wie sich im Lauf der Jahrzehnte vielleicht der Fokus auf verschiedenste Details verändert hat, die Faszination für die Berge und die Natur aber geblieben ist!

Gesamtstrecke: 24694 m
Maximale Höhe: 2482 m
Minimale Höhe: 1323 m
Gesamtanstieg: 1745 m
Gesamtabstieg: -1716 m
Gesamtzeit: 08:08:33

Disclaimer
Ich beschreibe auf meiner kleinen Website natürlich nur meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. In der Bergen seid Ihr selbstverständlich eigenverantwortlich unterwegs. Bitte nutzt vor Euren Touren die mannigfaltigen Informationsmöglichkeiten im Netz, die einschlägige Literatur (z.B. den Wanderführer „Hohe Tatra“ von Václav Klumpar, ISBN: 978-3-7633-4503-8) und/oder konsultiert die Informationsstellen vor Ort. Viel Spaß in den Bergen!

Nach mehreren Jahrzehnten (mein Gott, ich bin alt… ;-D ), in denen ich in anderen Wanderregionen unterwegs war, blicke ich endlich, endlich, endlich wieder auf die mir noch vertraute Silouette der Hohen Tatra und spüre dabei einen Mix aus Vorfreude, Neugierde, Nostalgie und dem Gefühl, nach Hause zu kommen. So seltsam das auch klingen mag. Ich habe noch Erinnerungsfetzen im Kopf, wie ich als 5-Jähriger Knirps auf dem Kriváñ und dem Rysy stehe, an bestimmte Wegabschnitte, an Bergseen, daran, wie ich staunend die Lastenträger beobachtet habe, die mit ihren überdimensionierten Holzkraxen die Berghütten mit all den Dingen versorgen, die dort gebraucht und verkauft werden…

Der Kriváñ (dt.: Kriwan, Ochsenhorn, Krummhorn) war der erste Berggipfel in meinem Leben, und so ist es irgendwie ein schöner Zufall, dass ich auch in diesem Urlaub zuerst diesem populären Tatra-Gipfel einen Besuch abstatten werde. Ich bin in der Hauptferienzeit an einem Samstag unterwegs und rechne mit einem großen Andrang. Deswegen will ich recht zeitig starten und sehr schnell aufsteigen.

Ganz links oben steht der charakteristische krumme Zacken des Kriváñ, gesehen (an einem anderen Tag) vom Štrbské Pleso aus.

Kurz vor 6 Uhr steige ich am Štrbské Pleso aus der Zahnradbahn aus und folge auf den ersten Kilometern der Tatramagistrale, dem gut ausgebauten Weg, der zu Füßen der Hohen Tatra verläuft und somit eine Art Rückgrat des Wegenetzes darstellt. Nach rund einer Stunde zügigen Gehens biege ich einen Steinwurf vom Jamské Pleso entfernt rechts in Richtung Kriváñ ab, von nun an geht es den Bergrücken in mehr oder weniger gerader Linie nach oben.

Zunächst führt ein schmaler Pfad durch wunderschöne Blumenwiesen, schon bald wird der Weg etwas breiter, steiler und steiniger und schraubt sich durch den Wald nach oben, um schließlich in offenes Latschengelände zu münden. Hier habe ich einen tollen Blick zurück zum Štrbské Pleso und hinüber zur Niederen Tatra. Vor mir sehe ich allerdings noch nicht allzu viel.

Dabei wäre zumindest der Vorgipfel meines heutigen Zieles, der Kleine Kriváñ, eigentlich auch die meiste Zeit sichtbar. Zum Zeitpunkt meines Aufstiegs liegt die Wolkenuntergrenze allerdings noch bei rund 2000 m, Vor- und Hauptgipfel schlummern also noch in den Wolken. Eine einzelne Gämse taucht schemenhaft aus dem Grau hervor, begrüßt mich mit einem lauten Ruf und schaut mir eine Weile hinterher, bevor sie wieder verschwindet. Es wird zunehmend kühler. Ich ziehe trockene Kleidung an, trinke etwas und versuche, meine Kindheitserinnerungen zu sortieren: Der Kriváñ war mein erster Berggipfel und ich erinnere mich vage an Blockklettereinlagen kurz vor dem Gipfel. Diese Passage ist nur noch wenige Gehminuten von mir entfernt. Schon bald passiere ich die Stelle, an der sich beide Kriváñ-Zugänge vereinigen und fortan den Endanstieg miteinander teilen. Jetzt sehe und höre ich zum ersten Mal einige vereinzelte andere Wanderer.

Von jetzt an geht es steil nach oben, immer wieder muss ich auch die Hände zu Hilfe nehmen. Die Blockkletterei ist dabei technisch nicht wirklich anspruchsvoll, trockenes Wetter ist aber definitiv von Vorteil, Trittsicherheit meiner Meinung nach zwingende Voraussetzung! Kurz nachdem ich den Kleinen Kriváñ passiert habe, also nur noch 160 Höhenmeter vor mir liegen, erbarmt sich die dicke Wolkensuppe, reißt hier und da auf und lässt dabei einige Blicke in die Tiefe und die Ferne zu!

Was für ein Glück! Ich genieße die letzten Meter des Aufstiegs und komme bereits nach rund 3:20 Stunden Gehzeit ab Štrbské Pleso mit einem Riesengrinsen auf dem Gesicht auf dem Gipfel an. Hier stand ich schon als kleiner Junge! Komisch, wie sehr mich das anfasst, jetzt nach all den Jahren erneut wieder hier stehen zu können und kleine Erinnerungsfetzen mit neuen Eindrücken komplettieren zu können. Mittlerweile ist der Blick fast komplett frei, nur noch wenige Wolken ziehen in hohem Tempo die steilen Hänge hoch. Ich suche mir an der Ostseite des Gipfel einen ruhigen Platz und genieße den traumhaft schönen Blick hinunter zum Krivánske Zelené Pleso und den Nižné Terianske Pleso und hinüber zu all den Gipfeln, die für mich wahre Verheißungen für andere Wanderungen darstellen! Toll!

Beim Abstieg wird schnell deutlich, wie gut das Timing meines zeitigen Aufstiegs doch gewählt war. Mittlerweile sind sehr viele Menschen am Berg unterwegs. Kein Wunder, der Kriváñ gehört mit Sicherheit zu den populärsten Gipfeln des Gebirges! Kurzerhand entscheide ich mich gegen die geplante Abstiegsroute über den Partisanenbunker, weil mir das Treiben auf diesem Weg einfach eine Spur zu bunt wird. Ich gehe also auf dem deutlich weniger begangenen Weg hinunter, über den ich einige Stunden zuvor schon aufgestiegen bin.

Was für ein Glück, meinem ersten Gipfel erneut einen Besuch abgestattet haben zu können und dabei quasi während des ganzen Aufstiegs alleine mit dem Berg gewesen zu sein!

Gesamtstrecke: 20289 m
Maximale Höhe: 2457 m
Minimale Höhe: 1324 m
Gesamtanstieg: 1491 m
Gesamtabstieg: -1460 m
Gesamtzeit: 06:47:06

Disclaimer
Ich beschreibe auf meiner kleinen Website natürlich nur meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. In der Bergen seid Ihr selbstverständlich eigenverantwortlich unterwegs. Bitte nutzt vor Euren Touren die mannigfaltigen Informationsmöglichkeiten im Netz, die einschlägige Literatur (z.B. den Wanderführer „Hohe Tatra“ von Václav Klumpar, ISBN: 978-3-7633-4503-8) und/oder konsultiert die Informationsstellen vor Ort. Viel Spaß in den Bergen!