Kampl – Kesselspitze (2728m) – Kalbenjoch (2226m) – Serles (2718m) – Wildeben – Kampl

Nun saß ich also wieder in meiner Pension am Frühstückstisch und genoss den herrlichen Blick auf die Kesselspitze und die Serles, die beiden prominenten Berge im vorderen Teil des Stubais. Den Aufstieg zur Kesselspitze musste ich am Vortag wegen aufziehender Gewitter abbrechen, doch nun schien sich das Wetter endlich etwas beruhigt zu haben: Bis auf einige prognostizierte Regenschauer war in Windy, Meteoblue & Co. nichts Bedrohliches zu sehen! Fantastisch! 🙂

2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze
2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze

Diesmal hatte ich mir eine Tour überlegt, in der ich ein für mich noch unbekanntes Gebiet des Stubais erkunden können würde: Auf der Kesselspitze (2728m) war ich schon, auch der Serles (2718m) hatte ich schon einen Besuch abgestattet. Allerdings hatte ich die Berge noch nie miteinander verbunden! Dafür hatte ich mir den Weg über das an der „Rückseite“ der beiden Gipfel gelegene Kalbenjoch (2226m) herausgesucht! 🙂

In Windeseile hatte ich gefrühstückt, den Rucksack gepackt und stand schon kurz darauf in Kampl am Startpunkt meiner Wanderung. Nun ging es also zunächst zur Kesselspitze hinauf! Den Aufstieg kannte ich ja bereits von früheren Wanderungen und freute mich dennoch erneut darauf. Der Weg ist wegen seiner Steilheit (bei höherem Tempo) herausfordernd und recht abwechslungsreich. Während es im unteren Bereich durch den Wald geht, folgen später Latschen-, Grat- und Geröll- sowie Felspassagen mit wundervollen Blicken in die Tiefe und die Umgebung! 🙂 Ab ca. 2000m war ich in den Wolken unterwegs, die sich immer mal wieder ausdünnten und schöne, geheimnisvolle Blicke in die Umgebung freigaben, um sich kurz darauf wieder zu einer weißen Wand zusammen zu schließen.

Nach rund 2,5 Stunden stand ich am Gipfelkreuz der Kesselspitze, einem meiner Lieblingsberge im Stubai, und schaute ins Rund: Viel war nicht zu sehen und dennoch war es spannend: Lugte da hinten der Habicht (3277m) aus den Wolken? Schwups, schon war wieder alles weiß! Und das da drüben war doch die Kirchdachspitze (2840m), oder? Zack, wieder war alles weiß! 😀 Von meinen nächsten Wanderzielen war ebenfalls nichts zu erahnen. Ich gönnte mir ein kleines 2. Frühstück, und dann ging es auch schon weiter. Von nun ab also Neuland! 🙂

Der Weg zum Kalbenjoch führt zunächst ein wenig am Kesselspitzengrat entlang und schlängelt sich dann über Geröllpassagen nach unten. Wenig später ändert sich der Charakter der Wege: alles wurde grüner, offener, weiter! Der Weg war komplett unproblematisch, und es gab viele Gelegenheiten, die Aussichten zu genießen. Hier und da zeigten sich Gämsen! Erst eine, dann eine weitere und später sogar ein ganzer Familienverband! Was für ein schönes Erlebnis!

Am Kalbenjoch hätte ich noch einen Abstecher auf die Pfeilspitze unternehmen können. Im Anbetracht der noch vor mir liegenden Kilometer und Höhenmeter habe ich aber darauf verzichtet und bin direkt nach links abgebogen und folgte nun einem leicht ansteigenden Weg, der sich auf halber Höhe am Berg entlangschlängelte. Schon bald kam das Serlesjöchel in den Blick, die mächtige Serles verbarg sich aber noch hinter den Wolken.

Am Serlesjöchel habe ich dann tatsächlich 5 andere Wanderer gesehen. Wir waren aber mit unterschiedlichen Zielen unterwegs, sodass ich schon kurz darauf wieder alleine unterwegs war. Ansonsten war ich den ganzen Tag alleine unterwegs. 🙂 Ich liebe solche Wanderungen – für mich ist dann das Naturerlebnis noch viel intensiver und die Chancen, einige Wildtiere zu sehen, sind natürlich viel größer! 🙂

Noch immer stand die Serles in den Wolken, mittlerweile regnete es auch wieder und das Wetterradar gab keinerlei Anlass für den Hauch von Hoffnung auf eine tolle Aussicht vom Gipfel. Ich bin natürlich trotzdem aufgestiegen… 😉 Gleich zu Beginn muss man eine kleine Leiterpassage und seilversicherte Stellen überwinden, die im Trockenen völlig unproblematisch sind, im Nassen aber ganz gelegen kommen. Später windet sich der Weg in Geröllserpentinen nach oben und wird erst kurz vor dem Gipfel felsiger. Wie erwartet, war die Aussicht von der Serles an diesem Tag …. schnittfest… ;-D Doch wenig später zog es auf dem Weg zurück zum Serlesjöchel immer mal wieder kurz auf:

Nun hatte ich alle Höhenmeter hinter mir, von nun an ging es also nur noch rund 1700m nach unten zum Ausgangspunkt der Wanderung. Der Weg vom Serlesjöchel zur Wildeben-Hütte ist steil und führt größtenteils über Geröllserpentinen nach unten:

Auf halbem Weg zurück ins Stubaital liegt der Berggasthof Wildeben, ein wundervolles Plätzchen mit netten Wirten, in dem ich immer Halt mache, wenn ich in der Nähe bin. Diesmal habe ich einen Kaiserschmarrn, ’nen Almdudler und den größten Kaffee auf der Karte bestellt und ließ beim Essen den Tag noch einmal Revue passieren:

Eigentlich war ich ja wieder einmal zum Gleitschirmfliegen ins Stubai gekommen. Aber wie so oft in den letzten Jahren hatte Petrus andere Pläne! Und dennoch war ich glücklich! Diese Wanderungen alleine in den Bergen sind für mich wirkliche Glücksmomente und füllen meine Akkus auf. Es fühlt sich fast schon falsch an, dabei von einem „Plan B“ zu sprechen. Es fühlt sich einfach „anders wunderbar“ an. Beim Fliegen genieße ich die Ruhe und die Aussicht aus der Luft, das Wandern schenkt mir aber auch wundervolle Momente, die ich nie vergessen werde. 🙂

Die letzten 700m hinab ins Stubaital habe ich dann im Eiltempo absolvieren müssen, weil ich die Supermarktöffnungszeiten geringfügig aus dem Blick verloren hatte und dringend noch etwas einkaufen musste! Naja, challenge accepted and accomplished! ;-D

Eine wundervolle Wanderung! Die Passagen rund um die Serles und der Kesselspitze würde ich nur bei trockenem Wetter und Trittsicherheit empfehlen. Den Abstieg vom Serlesjöchel ins Stubaital sollten Wanderer mit Problem(ch)en im Kniebereich meiner Meinung nach vermeiden. Der Weg ist extrem steil und wegen des Gerölls sehr rutschig. Dann wäre die Alternative über Maria Waldrast mit anschließender Bahnfahrt nach unten sicherlich sinnvoller. Eine Wetterlage mit etwas höherer Wolkenbasis kann vermutlich auch nicht schaden, dann ergeben sich quasi den ganzen Tag über wundervolle Ausblicke! 🙂

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

Gesamtstrecke: 18779 m
Maximale Höhe: 2713 m
Minimale Höhe: 1039 m
Gesamtanstieg: 2262 m
Gesamtabstieg: -2255 m
Gesamtzeit: 08:45:43

Neustift – Neder – Kesselspitze (2728m) – Kirchdachspitze (2840m) – Hammerspitze (2641m) – Pinnistal – Neder – Neustift

Traumerfüllung pur! 🙂

Wenn man nachmittags mit dem Gleitschirm im Stubaital vom Elfer startet, eröffnet sich einem ein wundervoller Blick auf die von der Nachmittagssonne angestrahlten Gipfel Kesselspitze, Hammerspitze und Kirchdachspitze mit ihren imposanten Wänden, die fast senkrecht ins Pinnistal hinunterreichen. Schon oft bin ich in der Thermik gekurbelt und hatte dabei immer wieder zu diesen drei Gipfeln rübergelugt und insgeheim den Plan gefasst, diese drei Berge einmal per pedes zu verbinden.

Nun sollte es also soweit sein. Die Wetterprognose sagte „schönes“ Spätsommerwetter voraus, das zwar nicht zum Fliegen, dafür umso mehr zum Wandern geeignet war. Ich ließ das Frühstück in der Pension unweit der Neustifter Kirche aus und startete noch im Dunkeln mit Stirnlampe und normaler Wanderausrüstung bewaffnet in Richtung Neder. Ich passierte den Gleitschirmlandeplatz, bog in Neder in den Waldweg ein und war nach einer knappen Stunde Gehzeit in Kampl, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Bergtour, angekommen.

Mein erstes Ziel an diesem Tag war die Kesselspitze, einer meiner Lieblingsberge im Stubaital, der über einen gleichermaßen herausfordernden wie abwechslungsreichen Weg erreichbar ist, der aus ultrasteilen Waldpassagen, mehreren sehr schmalen Stellen mit klaffenden Abgründen links und rechts und im letzten Abschnitt felsigen Abschnitten erreichbar ist. Ich war zuvor schon mehrmals auf diesem Gipfel, der glücklicherweise zu den wenig begangenen Bergen im Stubaital zählt. Vermutlich habe ich ihn auch aus diesem Grund so sehr ins Herz geschlossen….

Meine Stirnlampe illuminierte den Pfad direkt vor mir, es war noch angenehm kühl und ich kam sehr schnell voran. Kaum hatte ich die Baumgrenze erreicht, erwachte das Tal. Schon waren in der Umgebung Konturen auszumachen, wenig später zeichneten sich die vertrauten Berge und Täler in der Umgebung ab und kurze Zeit darauf wurden die Burgställe und Kalkkögel auf der anderen Talseite in ein zartes rotes Licht getaucht – es ist einfach wundervoll, so zeitig am Tag in der Natur unterwegs sein zu können! Was für ein Privileg! 🙂

Noch vor 9 Uhr, also nur knapp 4h ab Haustür in Neustift, hatte ich den Gipfel erreicht und bereits so viele wunderbare Naturerlebnisse in mich aufsaugen können, dass ich mein Glück kaum fassen konnte! Der Ausblick von der Kesselspitze war atemberaubend – die Umgebung war teilweise noch in Wolken gehüllt, die Spitzen der beiden anderen Tourenziele lugten aber aus dem Weiß hervor. Jetzt holte ich das verpasste Frühstück nach und überschlug die weitere Zeitplanung. Bei diesem Tempo müsste ich eigentlich alles gut schaffen…. Also weiter…

Blick von der Kesselspitze in Richtung der noch „unter der Sonne“ in den Wolken versteckten Serles und (durch die Panoramaufnahme ermöglicht) ein bisschen Kirchdachspitze und den Habicht auf der anderen Seite.

Ich verließ die Kesselspitze auf demselben Weg bis zum Sattel, wo mir ein süßes Murmeltier „Guten Morgen!“ zuraunte – zumindest war das mein Eindruck 😀 – und ging von da weiter den Grat entlang über den Roten Kopf in Richtung Aufstieg zur Wasenwand.

Die Wasenwand mit ihrem Gras bewachsenen Gipfel ließ ich heute aber aus und wählte den Weg nach unten in Richtung Padasterjochhaus. Ohne einzukehren, ging es jetzt wieder bergauf in Richtung Kirchdachspitze. Unterwegs stoben Gämsen im gestreckten Galopp über die weiten Geröllhänge. Der Weg führte an einem steilen Abhang entlang, war aber einfach zu begehen. Die Aussicht ins Gschnitztal war einfach nur spektakulär schön! Die Kirchdachspitze versteckte sich noch immer in den Wolken, ich kam ihr aber schnell näher – boom, jetzt zog es plötzlich auf!

Da lag doch noch einiges vor mir! Der eigentlich Aufstieg zum 2. Gipfel des Tages war mit kleinen Klettereinlagen versehen, es gab seilversicherte Stellen und einige Passagen, die durch Fixleitern gemeistert werden mussten. Für die Kesselspitze sollte man trittsicher und schwindelfrei sein und ich würde den Aufstieg nur im Trockenen empfehlen.

Am Gipfel angekommen, genoss ich das Gefühl, mir einen Traum erfüllt zu haben! Was für ein toller Rundumblick! Auf der einen Seite der Habicht, der Zwölfer und das Elfermassiv, hinter mir die Hammerspitze, Wasenwand und Kesselspitze und in Richtung Osten das Gschnitztal und zahlreiche andere Gipfel in der Ferne – fantastisch!

Nach kurzer Pause ging ich auf demselben Weg runter und machte mich auf, den dritten Gipfel anzusteuern: die Hammerspitze.

Kurz unterhalb der Kirchdachspitze Blick zurück zur Hammerspitze und Kesselspitze. Links das Pinnistal und Stubaital, rechts das Gschnitztal.

Aus meiner Richtung kommend, muss diese erst halb umrundet werden, bevor man zum Gipfel läuft. Der Weg war gut ausgebaut und wurde nur am Ende steiler – allerdings machten sich nun langsam die im Expresstempo absolvierten Höhenmeter bemerkbar und der Wasserspiegel in den Trinkflaschen nahm leider auch zu schnell ab…

Auf der Hammerspitze hielt ich mich nicht lange auf, sondern kehrte schnell wieder um, um über den Rohrauersteig zurück in Pinnistal und von dort ins Stubaital nach Neustift zurückzulaufen. Trittsichere Wanderer werden auf dem Steig ihren Spaß haben – seilversicherte Stellen wechseln sich mit Serpentinen ab!

Der Rohrauersteig führt steil nach unten ins Pinnistal.

Im Pinnistal angekommen, war ich eigentlich schon leer! 😉 Hätte mir hier das Taxi, das zwischen Karalm und Stubaital pendelt, einen Platz angeboten, wäre ich vielleicht schwach geworden… 😉 Glücklicherweise eröffnete sich mir die Gelegenheit aber nicht, sodass ich im späten Nachmittag nach über 12,5 Stunden, sehr vielen Höhenmetern und über 32 km Tourenlänge überglücklich aber total ausgelaugt in der Pension in Neustift ankam.

Was für ein fantastischer Wandertag, was für eine tolle Tour! 🙂

Die Tour ist meiner Meinung nach allerdings nur für sehr konditionsstarke, trittsichere und schwindelfreie Frühaufsteher geeignet. Rückblickend habe ich eigentlich alles richtig gemacht. Das nächste Mal würde ich vielleicht noch einen zusätzlichen Camelbag mitnehmen.

Gesamtstrecke: 32646 m
Maximale Höhe: 2911 m
Minimale Höhe: 1117 m
Gesamtanstieg: 2870 m
Gesamtabstieg: -2857 m
Gesamtzeit: 12:34:44

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂