Neustift – Neder – Kesselspitze (2728m) – Kirchdachspitze (2840m) – Hammerspitze (2641m) – Pinnistal – Neder – Neustift

Traumerfüllung pur! 🙂

Wenn man nachmittags mit dem Gleitschirm im Stubaital vom Elfer startet, eröffnet sich einem ein wundervoller Blick auf die von der Nachmittagssonne angestrahlten Gipfel Kesselspitze, Hammerspitze und Kirchdachspitze mit ihren imposanten Wänden, die fast senkrecht ins Pinnistal hinunterreichen. Schon oft bin ich in der Thermik gekurbelt und hatte dabei immer wieder zu diesen drei Gipfeln rübergelugt und insgeheim den Plan gefasst, diese drei Berge einmal per pedes zu verbinden.

Nun sollte es also soweit sein. Die Wetterprognose sagte „schönes“ Spätsommerwetter voraus, das zwar nicht zum Fliegen, dafür umso mehr zum Wandern geeignet war. Ich ließ das Frühstück in der Pension unweit der Neustifter Kirche aus und startete noch im Dunkeln mit Stirnlampe und normaler Wanderausrüstung bewaffnet in Richtung Neder. Ich passierte den Gleitschirmlandeplatz, bog in Neder in den Waldweg ein und war nach einer knappen Stunde Gehzeit in Kampl, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Bergtour, angekommen.

Mein erstes Ziel an diesem Tag war die Kesselspitze, einer meiner Lieblingsberge im Stubaital, der über einen gleichermaßen herausfordernden wie abwechslungsreichen Weg erreichbar ist, der aus ultrasteilen Waldpassagen, mehreren sehr schmalen Stellen mit klaffenden Abgründen links und rechts und im letzten Abschnitt felsigen Abschnitten erreichbar ist. Ich war zuvor schon mehrmals auf diesem Gipfel, der glücklicherweise zu den wenig begangenen Bergen im Stubaital zählt. Vermutlich habe ich ihn auch aus diesem Grund so sehr ins Herz geschlossen….

Meine Stirnlampe illuminierte den Pfad direkt vor mir, es war noch angenehm kühl und ich kam sehr schnell voran. Kaum hatte ich die Baumgrenze erreicht, erwachte das Tal. Schon waren in der Umgebung Konturen auszumachen, wenig später zeichneten sich die vertrauten Berge und Täler in der Umgebung ab und kurze Zeit darauf wurden die Burgställe und Kalkkögel auf der anderen Talseite in ein zartes rotes Licht getaucht – es ist einfach wundervoll, so zeitig am Tag in der Natur unterwegs sein zu können! Was für ein Privileg! 🙂

Noch vor 9 Uhr, also nur knapp 4h ab Haustür in Neustift, hatte ich den Gipfel erreicht und bereits so viele wunderbare Naturerlebnisse in mich aufsaugen können, dass ich mein Glück kaum fassen konnte! Der Ausblick von der Kesselspitze war atemberaubend – die Umgebung war teilweise noch in Wolken gehüllt, die Spitzen der beiden anderen Tourenziele lugten aber aus dem Weiß hervor. Jetzt holte ich das verpasste Frühstück nach und überschlug die weitere Zeitplanung. Bei diesem Tempo müsste ich eigentlich alles gut schaffen…. Also weiter…

Blick von der Kesselspitze in Richtung der noch „unter der Sonne“ in den Wolken versteckten Serles und (durch die Panoramaufnahme ermöglicht) ein bisschen Kirchdachspitze und den Habicht auf der anderen Seite.

Ich verließ die Kesselspitze auf demselben Weg bis zum Sattel, wo mir ein süßes Murmeltier „Guten Morgen!“ zuraunte – zumindest war das mein Eindruck 😀 – und ging von da weiter den Grat entlang über den Roten Kopf in Richtung Aufstieg zur Wasenwand.

Die Wasenwand mit ihrem Gras bewachsenen Gipfel ließ ich heute aber aus und wählte den Weg nach unten in Richtung Padasterjochhaus. Ohne einzukehren, ging es jetzt wieder bergauf in Richtung Kirchdachspitze. Unterwegs stoben Gämsen im gestreckten Galopp über die weiten Geröllhänge. Der Weg führte an einem steilen Abhang entlang, war aber einfach zu begehen. Die Aussicht ins Gschnitztal war einfach nur spektakulär schön! Die Kirchdachspitze versteckte sich noch immer in den Wolken, ich kam ihr aber schnell näher – boom, jetzt zog es plötzlich auf!

Da lag doch noch einiges vor mir! Der eigentlich Aufstieg zum 2. Gipfel des Tages war mit kleinen Klettereinlagen versehen, es gab seilversicherte Stellen und einige Passagen, die durch Fixleitern gemeistert werden mussten. Für die Kesselspitze sollte man trittsicher und schwindelfrei sein und ich würde den Aufstieg nur im Trockenen empfehlen.

Am Gipfel angekommen, genoss ich das Gefühl, mir einen Traum erfüllt zu haben! Was für ein toller Rundumblick! Auf der einen Seite der Habicht, der Zwölfer und das Elfermassiv, hinter mir die Hammerspitze, Wasenwand und Kesselspitze und in Richtung Osten das Gschnitztal und zahlreiche andere Gipfel in der Ferne – fantastisch!

Nach kurzer Pause ging ich auf demselben Weg runter und machte mich auf, den dritten Gipfel anzusteuern: die Hammerspitze.

Kurz unterhalb der Kirchdachspitze Blick zurück zur Hammerspitze und Kesselspitze. Links das Pinnistal und Stubaital, rechts das Gschnitztal.

Aus meiner Richtung kommend, muss diese erst halb umrundet werden, bevor man zum Gipfel läuft. Der Weg war gut ausgebaut und wurde nur am Ende steiler – allerdings machten sich nun langsam die im Expresstempo absolvierten Höhenmeter bemerkbar und der Wasserspiegel in den Trinkflaschen nahm leider auch zu schnell ab…

Auf der Hammerspitze hielt ich mich nicht lange auf, sondern kehrte schnell wieder um, um über den Rohrauersteig zurück in Pinnistal und von dort ins Stubaital nach Neustift zurückzulaufen. Trittsichere Wanderer werden auf dem Steig ihren Spaß haben – seilversicherte Stellen wechseln sich mit Serpentinen ab!

Der Rohrauersteig führt steil nach unten ins Pinnistal.

Im Pinnistal angekommen, war ich eigentlich schon leer! 😉 Hätte mir hier das Taxi, das zwischen Karalm und Stubaital pendelt, einen Platz angeboten, wäre ich vielleicht schwach geworden… 😉 Glücklicherweise eröffnete sich mir die Gelegenheit aber nicht, sodass ich im späten Nachmittag nach über 12,5 Stunden, sehr vielen Höhenmetern und über 32 km Tourenlänge überglücklich aber total ausgelaugt in der Pension in Neustift ankam.

Was für ein fantastischer Wandertag, was für eine tolle Tour! 🙂

Die Tour ist meiner Meinung nach allerdings nur für sehr konditionsstarke, trittsichere und schwindelfreie Frühaufsteher geeignet. Rückblickend habe ich eigentlich alles richtig gemacht. Das nächste Mal würde ich vielleicht noch einen zusätzlichen Camelbag mitnehmen.

Gesamtstrecke: 32646 m
Maximale Höhe: 2911 m
Minimale Höhe: 1117 m
Gesamtanstieg: 2870 m
Gesamtabstieg: -2857 m
Gesamtzeit: 12:34:44

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂