Stubaital – Grawawasserfall – Sulzenauhütte – Peiljoch – Dresdner Hütte – Großer Trögler (2902m) – Kleiner Trögler (2885m) – Sulzenauhütte – Stubaital

Ein Regentag. Im Flugurlaub. Toll. Gaaaaaaanz fantastisch…

Plan A funktionierte also nicht, aber da gab es ja noch die lange Liste der Wandergipfel, denen ich schon lange mal einen Besuch abstatten wollte. 🙂 Also regenfeste Kleidung und Wechselshirts eingepackt und schon ging’s los. Ausgangspunkt für meine Tour war der imposante Grawawasserfall. Wie angesagt, hing das Tal voller Wolken und es fing an zu regnen, sobald mich der Bus direkt am Wasserfall ausgespuckt hatte. Der Normalweg zur Sulzenaualm, der direkt am Wasserfall durch den Wald nach oben führt, eröffnet immer wieder tolle Blicke über den Wasserfall. Bei nassen Bedingungen ist er eigentlich nicht zu empfehlen, weil er stellenweise über dann rutschige Holzkonstruktionen führt und an anderen Stellen sehr schlammig sein kann.

Bei mir war der Boden aber noch nicht zu sehr aufgeweicht, sodass ich ohne Probleme am weiten Rund der Sulzenaualm ankam.

Bei diesem Wetter unterwegs zu sein, hat Vor- und Nachteile: Klar, es ist nass und die Sicht ist mindestens eingeschränkt, meistens sogar schnittfest. Allerdings sind auch nur wenige andere Wanderer unterwegs, sodass man die Natur quasi für sich hat und die mystisch anmutende Wolkendynamik genießen kann!

Ich passierte die Sulzenaualm und ging zügig in Serpentinen den Weg zur Sulzenauhütte hoch, wobei ich immer wieder von neugierigen Ziegen begutachtet wurde! 🙂 Der Weg ist sehr schön, weil der Sulzenauwasserfall und viele andere kleinere Wasserfälle quasi immer im Blick sind und mit ihrem Getöse für eine tolle Atmosphäre sorgen.

Ich bin nicht in der Sulzenauhütte eingekehrt, sondern direkt in Richtung Sulzenausee weitergelaufen. Die Sicht wurde immer schlechter. Ich kannte den Weg jedoch von vielen anderen Wanderungen – keine Gefahr voraus! Kurz bevor der Weg nach rechts zum Peiljoch abzweigt, stattete ich noch schnell dem Sulzenausee einen kurzen Besuch ab. Ich konnte kaum 20m sehen, kleine Eisberge trieben auf dem See und die umgebenden Gipfel waren unsichtbar in den Wolken gefangen!

Nach steilem Anstieg erreichte ich das Peiljoch mit seinem dichten Wald aus Steinmännchen, die sich mit jedem Schritt schier endlos aus der dichten Wolkensuppe schälten – ein fantastischer Anblick!

Nun hatte ich den Abstieg zur Dresdner Hütte vor mir, der teilweise ausgesetzt ist und besser nur bei trockenen Bedingungen begangen werden sollte. Auf meinem Weg nach unten zog es hin und wieder auf, der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf, sodass ich ohne Probleme in der Dresdner Hütte ankam. Kaiserschmarrn und Kaffee und Almdudler! 🙂

Frisch gestärkt ging es zunächst den selben Weg wieder nach oben. Deutlich vor dem Peiljoch folgte ich dann der Beschilderung zum Großen Trögler, meinem Hauptziel für diesen Tag. Der Anstieg ist steil, an einigen Stellen ausgesetzt. Noch war die Nässe aber kein Problem. Kurz vor dem Gipfel zog es wieder komplett zu – die fantastische Aussicht auf den Sulzenauferner und die imposanten Gipfel des Stubais, von der in der Tourenbeschreibung meines Wanderführers geschwärmt wurde, konnte man aber nicht einmal erahnen. Alles war weiß. Ringsum. Komplett. Das war mir aber schon vorher bewusst, also kein Problem. An diesem Tag war ganz klar der Weg das Ziel, und ich war froh, endlich mal dem Trögler „Hallo!“ gesagt zu haben.

Der Pfad führte weiter über den Kleinen Trögler (ja, die Sicht war immer noch nichtexistent 😉 ) und später teilweise sehr steil und an Stahlseilen gesichert in Richtung Sulzenauhütte hinunter. An den versicherten Stellen wäre ich bei diesen Bedingungen ohne Handschuhe aufgeschmissen gewesen. Kälte, Nässe, grobes Stahlseil und rutschiger Untergrund – ohne meine guten Bergstiefel, Stöcke und Handschuhe wäre das eine unangenehme Kombination gewesen. So erforderte es zwar Konzentration, stellte aber nicht wirklich ein Problem dar. Dennoch würde ich den Weg über die beiden Trögler nur bei trockenem Untergrund empfehlen. Und selbstverständlich sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Grundvoraussetzungen!

Kurz nach einer seilversicherten Stelle hat mir dann noch eine Ziege eindrücklich klar gemacht, wer hier der Profi in den Bergen ist. Während ich das Seil in der Hand nach unten stieg, stand sie in Sichtweite entspannt in/an einer ultrasteilen Wand, knabberte genüsslich an einigen Trieben, schaute sich zu mir um und schien zu sagen: „Na? Es ist schon blöd, wenn man ein Seil braucht, oder?“ 😀

Weiter unten begann sich der Weg dann sehr angenehm in Serpentinen der Sulzenauhütte entgegen zu schlängeln – die Schwierigkeiten der Tour waren gemeistert! Das kam mir nun sehr gelegen, hatte ich ja schon einige Höhenmeter in den Beinen. Nun zog es ab und zu auf, sodass ich den Blick in Richtung Sulenauhütte und -Alm und in die andere Richtung zum Sulzenauferner zumindest ein wenig schweifen lassen konnte. Hach, ich liebe das Stubai!

Bei einer kurzen Trinkpause an der Sulzenauhütte habe ich noch schnell den Busfahrplan gecheckt und festgestellt, dass ich mich von nun an entweder extrem beeilen oder bei mäßigem Tempo später lange auf den Bus warten musste. Challenge accepted… 😉 Von jetzt an ging es denselben Weg im Eiltempo hinunter, dem ich bereits in den Morgenstunden nach oben gefolgt war. Wann immer es das Gelände zuließ, bin ich gejoggt, ansonsten sehr schnell gegangen. Ab dem Grawawasserfall ging es dann die längere aber dafür weniger rutschige Pfadalternative nach unten, die ebenfalls ein höheres Tempo zuließ. Im Tal angekommen, stellte sich heraus, dass eine auf der Karte eingezeichnete Brücke einfach nicht mehr da war und die angepeilte Bushaltestelle somit nicht erreichbar war. Verdammt! Also erneut aufs Tempo drücken und den Fluss bis zur nächsten Brücke und der nächsten Haltstelle entlang joggen. Das Timing war aber perfekt – kaum hatte ich die Haltestelle erreicht, kam auch schon der Bus, der mich zurück nach Milders brachte. Strike! 🙂

Ein wundervoller, erlebnisreicher und herausfordernder Wandertag, auch wenn ich unterwegs kein einziges Bergpanorama zu Gesicht bekommen hatte! 🙂

Gesamtstrecke: 25208 m
Maximale Höhe: 2895 m
Minimale Höhe: 1523 m
Gesamtanstieg: 2055 m
Gesamtabstieg: -2033 m
Gesamtzeit: 09:43:57

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂