Werfenweng im September

5. Oktober 2023 Berge

Eigentlich wollten wir ja eine ganze Woche in Slowenien fliegen, doch ein heranrauschendes Tief hätte uns sicherlich erst einige „spannende“ Nächte in unseren Zelten und danach fliegerisch wenig ergiebige Tage beschert. Also haben wir kurzerhand unsere Behausungen im Camp Gabrje abgebaut und sind nach Werfenweng ausgewichen, um dort die letzten beiden Urlaubstage bei hoffentlich besseren Bedingungen zu verbringen. Was für eine gute Entscheidung, wir haben einen glatten Volltreffer gelandet! Nicht nur wurde die „etwas“ längliche neunstündige Heimfahrt aus Slowenien in zwei kürzere, gut verdaubare Häppchen aufgeteilt. Wir hatten zudem großes Glück mit dem kurzfristig gebuchten Quartier etwas außerhalb von Werfenweng und was noch viel wichtiger war: mit dem Wetter!

Der Bischling inmitten eines Wolkenmeeres. Zentral vorne der Süd- und der Weststartplatz, ganz rechts die Bergbahn, halbrechts im Hintergrund der Hochkönig, zentral ganz hinten die hohen Dreitausender… 🙂

Ganz typisch für Werfenweng war der Bischling am frühen Vormittag zwar noch komplett von einem Wolkenmeer umgeben – wunderschön aber natürlich nicht fliegbar, sodass wir zunächst bei einem Kaffee noch Slowenien-Erinnerungen ausgetauscht haben und Pläne für den Tag geschmiedet haben. Ideal waren die Bedingungen sicherlich nicht: An den Bergketten im Süden standen Föhnmauern, sodass wir sicherheitshalber keine Streckenflüge in Angriff nehmen wollten. Die Wetterprognose war aber allemal gut genug, um lokal im Bereich des Bischlings und des Tennengebirges stundenlang fliegen zu können! Strike! 🙂

Seele baumeln lassen und einfach nur die wundervolle Aussicht genießen… 🙂

So sind in den beiden Tagen um die zehn Flugstunden zusammengekommen, die ich intensiv genutzt habe, um in den verschiedensten Bedingungen mein neues Gurtzeug noch besser kennen zu lernen. Dabei sind mir drei Erlebnisse ganz besonders in Erinnerung geblieben:

Als ich am Hochthron, einem markanten Gipfel am Rand des Tennengebirges, in einer recht starken Thermik aufdrehte, huschte plötzlich ein Schatten über mein Gesicht. „Das wird doch nicht…? Doch, juchu!“ In einer Entfernung von vielleicht 3m zu meinem linken Außenflügel tauchte ein Steinadler auf und flog synchron mit mir einige Thermikkreise, bevor er noch einige Augenblicke vor meinem Schirm verweilte, um dann endgültig weiterzuziehen! Was für eine magische Begegnung und unbeschreiblicher Glücksmoment! 🙂
Leider hatte sich meine Insta360 X3 schon vor längerer Zeit abgeschaltet, und wegen der anspruchsvollen Thermik konnte ich die Hände nicht von den Steuerleinen nehmen, um die Handykamera zu zücken…

Am zweiten Tag in Werfenweng bin ich im späten Vormittag gestartet und konnte mehrere Stunden in den verschiedensten Bedingungen fliegen: Zunächst waren die Thermiken noch sehr schwach, später standen sehr starke Bärte über dem Bischling und am Tennengebirge, in denen es quasi wie im Expressfahrstuhl nach oben ging. Besonders gefreut habe ich mich, dass die Ballooning-Klapper-Lektion aus dem diesjährigen Siku mit Simon Winkler bei mir verfangen hat. Diese Art von Kappenstörungen kann entstehen, wenn ein sehr starkes Steigen abrupt nachlässt. In solchen Situationen kann es dann zu Leinenentlastern kommen, die großflächige Klapper mit allen potenziell unangenehmen und gefährlichen Folgen nach sich ziehen können. Dank des Unterrichts von Simon Winkler war ich aber auf der Hut und hatte alles im Griff. Danke, Simon! 🙂


An diesem Tag fand am Bischling die Österreichische Meisterschaft der Vereine statt. Bei derlei Wettbewerben starten alle Teilnehmer rechtzeitig vor dem eigentlichen Start des Wettbewerbs und versuchen sich in einem vorgegebenen virtuellen Startzylinder in der Nähe des Startplatzes optimal zu positionieren. Wenn dann endlich das Rennen freigegeben wird, müssen die Piloten so schnell wie möglich die von der Rennleitung vorgegebenen Wegpunkte abfliegen.
Ich war schon längst in der Luft und konnte aus der Ferne verfolgen, wie sich der Startzylinder langsam füllte und sah dann plötzlich, wie der Schwarm der Wettkampfpiloten auf mich zuflog. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt direkt an der Wolkenunterkante am Hochthron und hatte einen fantastischen Ausblick auf das Gewusel! Um ja keinem Teilnehmer im Weg zu stehen, „parkte“ ich mich in einiger Entfernung, studierte die verschiedenen Flugtaktiken der Teilnehmer und konnte etwas später sogar ein Stück mitfliegen – toll!

Am letzten Tag waren wir bereits mehrere Stunden in der Luft und haben uns dann im Spätnachmittag im wundervollen Licht der schon relativ niedrig stehenden Sonne zu einem langen Gruppenflug entlang des Tennengebirges zusammengefunden. Hier und da haben wir gemeinsam aufgedreht und konnten die Landschaft und das Gruppenfliegen noch ein letztes Mal in diesem Jahr in vollen Zügen genießen! 🙂

Könnte ein letzter Flug schöner sein? Wolken- und Lichtspiel am Hochkönig! 🙂 Hoffentlich bis bald!

Nun hat es also doch geklappt! Wir sind in Slowenien! Irgendwie konnten wir noch ein paar Urlaubstage zusammenkratzen und sitzen nun vor unseren Zelten im Camp Gabrje, einem kleinen Campingplatz unweit von Tolmin, schlürfen die letzten Schlucke Kaffee und können unser Glück kaum fassen. Wenige Meter hinter uns windet sich das malerisch schöne Flüsschen Soča in einem wundervollen Türkis das Tal hinunter. Auf der anderen Seite blicken wir auf den vorderen Teil der Ridge, die das Fluggebiet so beliebt macht: Schier endlose Berg- und Felsformationen, die von wenigen Taleinschnitten unterbrochen, bis nach Italien reichen und unglaublichen Gleitschirmspaß verheißen.

Camp Gabrje wird zu einem guten Teil vom Gleitschirmpiloten bevölkert, denn die (Flug-)Infrastruktur ist außergewöhnlich: Der Zeltplatz verfügt über einen eigenen Landeplatz und organisiert und betreibt Shuttle-Busse zu den beiden nächsten Startplätzen – bequemer geht es nicht! Der Kobala-Startplatz befindet sich unweit des Camps oberhalb von Tolmin am östlichen Ende der Ridge, der Stol ist deutlich weiter entfernt und befindet sich zwei Talquerungen weiter ungefähr auf halbem Weg nach Italien. Wir entscheiden uns für den Kobala und sitzen schon bald in einem von drei Shuttle-Bussen, die sich eine abenteuerlich enge Bergstraße hochschlängeln. Wer hier hinter dem Steuer sitzt, braucht wirklich gute Nerven!

Der Endgegner… 😉

Als wir am Startplatz ankommen, ist hier schon einiges los: Drachen stehen aufgebaut und warten auf ein Startfenster, Gleitschimpiloten hocken fachsimpelnd beieinander, nesteln an ihren Ausrüstungen herum und schauen abwechselnd in den Himmel und in ihre Wetterapps, es ist aber noch niemand in der Luft. Noch zieht die Thermik nicht durch, Geduld ist angesagt. Einige wenige starten doch, werden aber schnell den Berg hinuntergespült und bestätigen damit die Entscheidung der noch Wartenden…

Blick vom Kobala-Westartplatz, heute gehen wir aber am Oststartplatz in die Luft.

Parawaiting ist ganz klar eine Disziplin, in der ich noch Trainingsbedarf habe! Ich werde schnell ungeduldig und fange mir dann oft lustige Kommentare der Flugfreunde ein.. Heute sollte ich aber auf keinen Fall zu zeitig starten. Wenn ich hier nach dem Start absaufe, muss ich erst irgendwie zum Campingplatz zurückkommen, dort das nächste Shuttle buchen und dann wieder hochfahren. Das würde mich locker 2-3 Stunden und damit vielleicht sogar den ganzen Flugtag kosten…

Gut, dass ich mich mit Kumpel E. noch einmal über die Details der Flugroute und der neuralgischen Punkte unterhalten kann. Er war vor Jahren schon einmal hier, hat unseren Kurzurlaub organisiert und kann uns viele Tipps zum Gelände und der Flugtaktik geben. Unser heutiger Flugplan ist gleichermaßen simpel wie aufregend: Nach dem Start vom Oststartplatz müssen wir Höhe machen, weil bereits direkt neben dem Kobala die erste Talquerung ansteht. Ist diese gemeistert, können wir uns den ersten Teil einer Ridge entlang arbeiten. Danach kommt ein riesiger Kessel, der wahrscheinlich nicht direkt überflogen werden kann, sondern in einem großen Bogen entlang der höheren Berge im Nordosten überwunden werden muss. Dann kommt schon Kobarid, der nächste große Talsprung. Erst danach werden wir uns an der schier endlosen Ridge befinden, die am Stol vorbei bis nach Italien führt. Puh, die Aufregung und Vorfreude wachsen…

Endlich scheinen sich die Bedingungen zu verbessern: die ersten Piloten starten und können sich halten. Allerdings ist es wohl alles andere als ein Selbstläufer. Heftige Kappenbewegungen lassen auf kleinräumige und kräftige Thermiken schließen, zudem muss man an diesem Tag früher oder später im Lee aufdrehen. Ruhiges Thermikkurbeln steht somit heute wohl nicht an. Wir machen uns fertig. Ein letzter Check, und los gehts:

Der Start gelingt mir gut, nun beginnt die Arbeit. Schnell gelingt es mir, den Startplatz zu überhöhen – puh, das wäre geschafft! Doch ab einer gewissen Höhe macht sich das Lee zunehmend bemerkbar und der Schirm über mir fühlt sich nicht mehr gut an. Weiter hinten sehe ich E. aufdrehen, doch bevor ich zu ihm rüber fliegen kann, um in seiner Thermik aufzudrehen, kommt von ihm über Funk die Warnung, dass das alles kein Spaß sei und definitiv nicht empfehlenswert sei. Ok, dann versuche ich es an einer anderen Stelle. Und an einer weiteren. Endlich schaffe ich es als einer von wenigen Piloten, die nötigen Höhenmeter zu kurbeln, um den ersten Talsprung zu meistern.

Mittlerweile ist E. ist in einer kleinen Gruppe auf die andere Talseite gewechselt und ist schon längst nicht mehr in Sicht. Ich habe also keine Vorflieger mehr und bin alleine unterwegs, die Aufregung steigt. Würde ich jenseits des Tales Thermik finden? Doch noch ist es nicht soweit, noch habe ich Zeit, bei der Querung die wunderschöne Landschaft zu genießen. Hohe Berge, malerische Täler, dazwischen kleine Hügel, wundervolle Flussläufe und Seen – was für ein Glück es doch ist, hier fliegen zu können! 🙂

Schnell noch etwas trinken und schon komme ich auf der anderen Talseite an. Ich hatte eine exponierte Rippe anvisiert, an der ich Thermik finden müsste und tatsächlich zieht es hoch und lässt mich schnell über die Kante steigen. Ich spüre, wie die Anspannung in mir etwas nachlässt. Vor mir liegt eine ansteigende Ridge, an der sich leicht die Thermikabrisskanten ausmachen lassen, sodass ich mich gut voranhangeln kann.

Nach dem ersten Talsprung habe ich gleich Thermikanschluss – so kann es bitte weitergehen… 😉

Das ging schnell, ich befinde mich schon am großen Kessel, beschließe aber, ihn nicht im weiten Bogen auszufliegen, sondern in gerader Linie zu queren. Auf der anderen Seite habe ich ansteigende Hänge ausgemacht, an denen ich eigentlich Thermikanschluss finden müsste. Doch als ich da ankomme, ist außer kleinen Hebern nichts, verdammt! Ich befinde mich nun direkt an der Kobarid-Talquerung und komme nicht über 1100m hinaus. Diese Höhe reicht nie, um in einem Rutsch das Tal zu überfliegen. Allerdings befindet sich auf halben Wege, mitten im Tal das Hügelchen Kuk, das wir liebevoll „Mittelpocke“ getauft haben. Wenn ich dort Thermikanschluss bekommen würde, wäre der zweite Teil der Talquerung einfach machbar. Falls nicht, würde ich allerdings irgendwo in Kobarid landen müssen und wäre dann auf den „Abholdienst“ einer der Flugfreunde angewiesen. Ich will diesen Fall aber nicht einfach so einkalkulieren, fliege daher eher konservativ und entschließe mich zur Umkehr.

Auf dem Rückweg habe ich den Kessel schnell überwunden, allerdings finde ich keine Thermik. Es gelingt mir nicht, erneut über die Ridge zu kommen. Ich kratze noch ein wenig direkt am Hang, entschließe mich dann aber doch zu einer Außenlandung, die mir gut gelingt. Ich packe in aller Ruhe zusammen und laufe die rund 3km zurück zu den anderen, die bereits gelandet sind. Aus unserer Fluggruppe ist nur noch E. in der Luft. Wie sich später am Abend herausstellen wird, befand er sich vor dem letzten Talsprung an exakt derselben Stelle in exakt der selben Höhe wie ich. Im Gegensatz zu mir ist er allerdings losgeflogen, hat tatsächlich über der Mittelpocke Thermik gefunden hat und konnte den Flug entlang der Ridge noch viele Kilometer verlängern. Er hatte mir das alles sogar noch gefunkt – ich hatte seinen Funkspruch aber komplett missverstanden und war davon überzeugt, dass er mich mit einem anderen Piloten verwechselt hat.

„Verdammt, das war eine gute Gelegenheit, die ich ausgelassen habe…“ schoss es mir durch den Kopf! Doch schon bald überwog die Freude über meinen gelungenen Soloflug in dem für mich neuen Fluggebiet. 🙂

An den folgenden Tagen sind wir noch einige Mal vom Kobala gestartet – ich hatte beispielsweise einen sehr coolen Flug mit E., in dessen Verlauf wir erst zusammen mit Geiern geflogen sind, anschließend den Talsprung bei Kobarid absolviert haben, die lange Ridge bis etwas hinter den Stol geflogen sind und es wieder nach Hause geschafft haben. Es war aber auch noch ein zweiter aufregender Soloflug dabei. 🙂
Ich bin überglücklich, endlich mal in Slowenien fliegen gewesen zu sein! Mein Dank geht an E. – ohne Dich wäre das nicht möglich gewesen! 🙂 Ich freue mich schon aufs nächste Mal! 🙂

Tracklog meines ersten Flugs im Tolminer Fluggebiet.

Beim Gleitschirmfliegen gibt es immer wieder Momente, in denen ich vor Glück platzen könnte! Eines dieser absoluten Hochgefühle wurde mir in diesem Jahr in Slowenien beschert!

Gerade noch hatte ich an einer Bastelstelle alle Hände voll zu tun, um mich wieder auszugraben und den Flug mit einem Freund fortsetzen zu können, der einen Berg weiter mit deutlich mehr Höhe auf mich wartete. Ich kratzte also am Hang, versuchte jeden noch so kleinen Heber mitzunehmen und fand dann endlich Anschluss. Mit diesen paar Metern mehr Höhe war es dann plötzlich recht einfach – puh, die Schwierigkeit war gemeistert. 😉 Kaum flog ich wieder in Richtung des nächsten Wegpunktes, glaubte ich, in einiger Entfernung einen großen Vogel auszumachen. Dann noch einen und noch einige andere. Für Alpendohlen waren sie deutlich zu groß, Bussarde vielleicht oder Adler? Aber so viele an einer Stelle? Und dann realisierte ich es endlich!

Dies waren Geier, die direkt neben Gleitschirmen gemütlich in der Thermik aufdrehten. Es ratterte in meinem Kopf: Mönchsgeier? Nein, das müssen Gänsegeier sein! Gut ein halbes Dutzend dieser großen Flugkünstler drehten erst in einiger Entfernung, doch schon bald direkt über mir – was für ein Gefühl! Und dann bemerkte ich im Augenwinkel eine Bewegung auf meiner Höhe! Einer der Geier flog direkt an mir vorbei, drehte den langen Hals zu mir rüber und schaute mich an, während er vorüberglitt. Herrlich!

Das ist für mich die Essenz des Gleitschirmfliegens. Mitten in der der Natur zu sein, ohne störend einzugreifen. Die Insta360 X3 rückt diese nahen Motive mit ihrer Weitwinkligkeit leider unwirklich in die Ferne. So muss man schon genau hinschauen, um die Vögel auf den Bildern erkennen zu können. In meiner Erinnerung sind sie aber immer noch präsent. 🙂

Kampl – Kesselspitze (2728m) – Kalbenjoch (2226m) – Serles (2718m) – Wildeben – Kampl

Nun saß ich also wieder in meiner Pension am Frühstückstisch und genoss den herrlichen Blick auf die Kesselspitze und die Serles, die beiden prominenten Berge im vorderen Teil des Stubais. Den Aufstieg zur Kesselspitze musste ich am Vortag wegen aufziehender Gewitter abbrechen, doch nun schien sich das Wetter endlich etwas beruhigt zu haben: Bis auf einige prognostizierte Regenschauer war in Windy, Meteoblue & Co. nichts Bedrohliches zu sehen! Fantastisch! 🙂

2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze
2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze

Diesmal hatte ich mir eine Tour überlegt, in der ich ein für mich noch unbekanntes Gebiet des Stubais erkunden können würde: Auf der Kesselspitze (2728m) war ich schon, auch der Serles (2718m) hatte ich schon einen Besuch abgestattet. Allerdings hatte ich die Berge noch nie miteinander verbunden! Dafür hatte ich mir den Weg über das an der „Rückseite“ der beiden Gipfel gelegene Kalbenjoch (2226m) herausgesucht! 🙂

In Windeseile hatte ich gefrühstückt, den Rucksack gepackt und stand schon kurz darauf in Kampl am Startpunkt meiner Wanderung. Nun ging es also zunächst zur Kesselspitze hinauf! Den Aufstieg kannte ich ja bereits von früheren Wanderungen und freute mich dennoch erneut darauf. Der Weg ist wegen seiner Steilheit (bei höherem Tempo) herausfordernd und recht abwechslungsreich. Während es im unteren Bereich durch den Wald geht, folgen später Latschen-, Grat- und Geröll- sowie Felspassagen mit wundervollen Blicken in die Tiefe und die Umgebung! 🙂 Ab ca. 2000m war ich in den Wolken unterwegs, die sich immer mal wieder ausdünnten und schöne, geheimnisvolle Blicke in die Umgebung freigaben, um sich kurz darauf wieder zu einer weißen Wand zusammen zu schließen.

Nach rund 2,5 Stunden stand ich am Gipfelkreuz der Kesselspitze, einem meiner Lieblingsberge im Stubai, und schaute ins Rund: Viel war nicht zu sehen und dennoch war es spannend: Lugte da hinten der Habicht (3277m) aus den Wolken? Schwups, schon war wieder alles weiß! Und das da drüben war doch die Kirchdachspitze (2840m), oder? Zack, wieder war alles weiß! 😀 Von meinen nächsten Wanderzielen war ebenfalls nichts zu erahnen. Ich gönnte mir ein kleines 2. Frühstück, und dann ging es auch schon weiter. Von nun ab also Neuland! 🙂

Der Weg zum Kalbenjoch führt zunächst ein wenig am Kesselspitzengrat entlang und schlängelt sich dann über Geröllpassagen nach unten. Wenig später ändert sich der Charakter der Wege: alles wurde grüner, offener, weiter! Der Weg war komplett unproblematisch, und es gab viele Gelegenheiten, die Aussichten zu genießen. Hier und da zeigten sich Gämsen! Erst eine, dann eine weitere und später sogar ein ganzer Familienverband! Was für ein schönes Erlebnis!

Am Kalbenjoch hätte ich noch einen Abstecher auf die Pfeilspitze unternehmen können. Im Anbetracht der noch vor mir liegenden Kilometer und Höhenmeter habe ich aber darauf verzichtet und bin direkt nach links abgebogen und folgte nun einem leicht ansteigenden Weg, der sich auf halber Höhe am Berg entlangschlängelte. Schon bald kam das Serlesjöchel in den Blick, die mächtige Serles verbarg sich aber noch hinter den Wolken.

Am Serlesjöchel habe ich dann tatsächlich 5 andere Wanderer gesehen. Wir waren aber mit unterschiedlichen Zielen unterwegs, sodass ich schon kurz darauf wieder alleine unterwegs war. Ansonsten war ich den ganzen Tag alleine unterwegs. 🙂 Ich liebe solche Wanderungen – für mich ist dann das Naturerlebnis noch viel intensiver und die Chancen, einige Wildtiere zu sehen, sind natürlich viel größer! 🙂

Noch immer stand die Serles in den Wolken, mittlerweile regnete es auch wieder und das Wetterradar gab keinerlei Anlass für den Hauch von Hoffnung auf eine tolle Aussicht vom Gipfel. Ich bin natürlich trotzdem aufgestiegen… 😉 Gleich zu Beginn muss man eine kleine Leiterpassage und seilversicherte Stellen überwinden, die im Trockenen völlig unproblematisch sind, im Nassen aber ganz gelegen kommen. Später windet sich der Weg in Geröllserpentinen nach oben und wird erst kurz vor dem Gipfel felsiger. Wie erwartet, war die Aussicht von der Serles an diesem Tag …. schnittfest… ;-D Doch wenig später zog es auf dem Weg zurück zum Serlesjöchel immer mal wieder kurz auf:

Nun hatte ich alle Höhenmeter hinter mir, von nun an ging es also nur noch rund 1700m nach unten zum Ausgangspunkt der Wanderung. Der Weg vom Serlesjöchel zur Wildeben-Hütte ist steil und führt größtenteils über Geröllserpentinen nach unten:

Auf halbem Weg zurück ins Stubaital liegt der Berggasthof Wildeben, ein wundervolles Plätzchen mit netten Wirten, in dem ich immer Halt mache, wenn ich in der Nähe bin. Diesmal habe ich einen Kaiserschmarrn, ’nen Almdudler und den größten Kaffee auf der Karte bestellt und ließ beim Essen den Tag noch einmal Revue passieren:

Eigentlich war ich ja wieder einmal zum Gleitschirmfliegen ins Stubai gekommen. Aber wie so oft in den letzten Jahren hatte Petrus andere Pläne! Und dennoch war ich glücklich! Diese Wanderungen alleine in den Bergen sind für mich wirkliche Glücksmomente und füllen meine Akkus auf. Es fühlt sich fast schon falsch an, dabei von einem „Plan B“ zu sprechen. Es fühlt sich einfach „anders wunderbar“ an. Beim Fliegen genieße ich die Ruhe und die Aussicht aus der Luft, das Wandern schenkt mir aber auch wundervolle Momente, die ich nie vergessen werde. 🙂

Die letzten 700m hinab ins Stubaital habe ich dann im Eiltempo absolvieren müssen, weil ich die Supermarktöffnungszeiten geringfügig aus dem Blick verloren hatte und dringend noch etwas einkaufen musste! Naja, challenge accepted and accomplished! ;-D

Eine wundervolle Wanderung! Die Passagen rund um die Serles und der Kesselspitze würde ich nur bei trockenem Wetter und Trittsicherheit empfehlen. Den Abstieg vom Serlesjöchel ins Stubaital sollten Wanderer mit Problem(ch)en im Kniebereich meiner Meinung nach vermeiden. Der Weg ist extrem steil und wegen des Gerölls sehr rutschig. Dann wäre die Alternative über Maria Waldrast mit anschließender Bahnfahrt nach unten sicherlich sinnvoller. Eine Wetterlage mit etwas höherer Wolkenbasis kann vermutlich auch nicht schaden, dann ergeben sich quasi den ganzen Tag über wundervolle Ausblicke! 🙂

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

Gesamtstrecke: 18779 m
Maximale Höhe: 2713 m
Minimale Höhe: 1039 m
Gesamtanstieg: 2262 m
Gesamtabstieg: -2255 m
Gesamtzeit: 08:45:43

Wer mich fragt, was mich am Fliegen so fasziniert, muss sich in der Regel auf eine ausschweifende Antwort einstellen. Oftmals gerate ich dann in Nullkommanix ins Schwärmen und berichte begeistert von den Facetten dieses grandiosen Zeitvertreibs, die mir besonders wichtig sind: Vom erhebenden Gefühl, mich eins zu fühlen mit der Natur. Davon, wie oft ich staunend die sich mit jedem gewonnenen Höhenmeter verändernden Perspektiven auf diese wunderschönen Landschaften genieße. Wie erfüllend es für mich ist, mit Freunden zu fliegen und mich mit ihnen anschließend über die gemeinsamen Erlebnisse austauschen zu können. Huch, es geht schon wieder los… 😉 Dabei will ich diesmal eigentlich davon berichten, dass auch eine selbst gestellte Herausforderung und deren Umsetzung ein unglaublich schönes Gefühl sein kann.

Aber zurück zum Anfang. Letzten Herbst saß ich im Büro und schielte immer wieder ins Live Tracking – Freunde hatten noch ein paar Urlaubstage zusammengekratzt, in Werfenweng tolles XC-Wetter erwischt und einen 6-stündigen XC-Flug hingelegt – für mich eine riesige Motivation, etwas ähnliches selbst einmal zu versuchen.

Im 2023er Flugurlaub in Werfenweng ergab sich dann die Gelegenheit, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Das riesige Dreieck, das sich ein Freund am Vorabend bei der Streckenbesprechung in sein Vario programmiert hatte, war ganz klar mindestens eine Nummer zu groß für mich. Schließlich verfügt er nicht nur über einen schnelleren Schirm, sondern hat mir 10 Jahre Flugerfahrungen voraus… Mein Plan war, einfach ein gutes Stück mitzufliegen, bei jedem Wendepunkt einen Teil der Strecke wegzulassen, sodass am Ende eigentlich auch ein Dreieck für mich rausspringen sollte.

Tracklog: Start am Bischling, Landung in Bischofshofen

Nach einem chilligen Morgenabgleiter mussten wir uns mit der nächsten Auffahrt beeilen, denn mittlerweile zog der Hausbart am Bischling schon durch, und über den exponierten Abrisskanten der geplanten Flugstrecke standen bereits wunderschöne Thermikwolken! Also nichts wie los! Nach dem Start konnten wir schnell zur Wolkenbasis aufdrehen. Ich war so aufgeregt, dass mir blöderweise sogleich ein Fehler unterlief. Anstatt in Thermiknähe auf die anderen zu warten, eierte ich 2-3 Minuten ein wenig planlos umher, machte vorschnell den ersten Talsprung und hatte auf der anderen Talseite aufgrund von Abschattungen keinen Anschluss. Verdammt! Ich musste also zurückfliegen, erneut Höhe machen und es erneut versuchen. Mittlerweile hatte ich den Mitfliegern gefunkt, dass sie nicht auf mich warten sollten. Ich würde nachkommen. Dies bedeutete aber auch, dass ich von da ab größtenteils alleine fliegen würde.

Nach dem Fehler direkt nach dem Start bin ich mittlerweile zum zweiten Mal an der Wolkenbasis über dem Bischling… Jetzt kann es losgehen! Der Gebirgszug zentral am Horizont ist das Dachsteingebirge – das ist das grobe Ziel.

Nachdem ich erneut an der Wolkenbasis über dem Bischling angekommen war, flog ich diesmal konsequent den Frommerkogel an, fand über dem Gipfelkreuz Thermik, drehte etwas auf und flog sogleich weiter. Wann immer es ging, stieg ich in den Beschleuniger. Einerseits wollte ich aufholen, zugleich war der konsequente Beschleunigereinsatz eine meiner Hausaufgaben aus dem letzten XC-Training. Über dem Ostmaisspitz fand ich nach kurzem Suchen eine Hammerthermik, die mich in kurzer Zeit nach oben spülte und somit optimal auf den großen Talsprung über das Lammertal bei St. Martin vorbereitete. Auf der anderen Seite hatte ich zunächst nur Nullschieber, fand aber alsbald einen schicken Bart. Puh, alles richtig gemacht!

Nach dem ersten großen Talsprung hatte ich zunächst nur Nullschieber und musste mich durchbeißen, doch jetzt bin ich endlich wieder an der Basis. Jetzt noch ein Stück geradeaus in Richtung Dachstein, dann auf die andere, von der Sonne beschienene Seite der Ridge (rechts im Bild) wechseln und gen zweiten Wendepunkt, St. Johann.

Nachdem ich ein Stück in Richtung Dachsteingebirge geflogen war, setzte ich meinen Wendepunkt, wechselt auf die Südseite der Ridge und flog anschließend direkt in Richtung St. Johann im Pongau, meinem zweiten Wendepunkt.

Tolle Aussicht auf das Dachsteingebirge! Hier bin ich schon auf dem Weg, auf die andere Seite der Ridge zu queren. Ich fliege also rechts aus dem Bild heraus und biege dann erneut 90 Grad nach rechts ab und folge der Ridge in Richtung St. Johann.

Eigentlich lief dann alles wie am Schnürchen. Ich machte Basis, wenn ich die Höhe brauchte, erwischte den Talsprung zwischen Eben und Altenmark im Pongau perfekt, sodass ich auf der anderen Seite sofort Anschluss hatte.

Hinten rechts das Dachsteingebirge, hinten zentral das Tennengebirge. Ich hatte unter der dunklen Wolke (rechts im Bild zu sehen) sehr schön Höhe machen können und konnte den weiten Talsprung relativ entspannt angehen.

Es dauerte zwar ein Weilchen, bis ich dort wieder eine komfortable Höhe hatte, die Flugtaktik schien aber zu stimmen, was einen interessanten Effekt auf meine Psyche hatte: Flogen zu Beginn noch nennenswerte Selbstzweifel mit, stiegen die Zuversicht und mein Selbstvertrauen im Laufe des Fluges doch deutlich an.

Nordwestlich von Moos machte ich mir kurz Sorgen, weil Abschattungen aufkamen. Doch dann zog mir ganz deutlich der herrliche Duft von frisch gewendetem Heu in die Nase – was für eine Erleichterung, denn schon ging es hoch! 🙂 Kurz vor Sankt Johann im Pongau konnte ich nochmals richtig aufdrehen und hatte einen wundervollen Blick über das Salzachtal, rüber zum Hochkönig und in die andere Richtung zu den Gasteiner Bergen.

Voll beschleunigt in Richtung Abrisspunkt, wo ich auch sofort die vermutete Thermik fand. Dahinter das Salzachtal, rechts hinten das Tennengebirge, zentral hinten der Hochkönig und links hinten die Gasteiner Berge – hach, was für ein geiles Hobby! 🙂

Doch was jetzt? Direkt in Richtung Werfenweng zurückfliegen? Oder doch die Talquerung riskieren und vielleicht sogar dem Hochkönig einen Besuch abstatten?

An dieser Stelle hätte ich vermutlich die erste Option wählen sollen und es wahrscheinlich zurück zum Bischlinglandeplatz geschafft. Ich habe mich allerdings für die Talquerung entschieden, der Hochkönig schien mir so nah zu sein! Allerdings habe ich keine durchziehende Thermik gefunden. An dieser Stelle des Salzachtals ist dies aber kein Problem, weil es dort nur so vor guten Landeplätzen wimmelt. Ich querte das Tal noch einmal und peilte eine Geländekante an, die als Abrisskante fungieren könnte. Aber keine Chance, da war einfach nix! Mein Plan B war eine riesige Landewiese direkt in Bischofshofen. Landeeinteilung und Landung waren gut – ein gelungener Abschluss dieses schönen Streckenfluges! 🙂

Überglücklich stehe ich am Landeplatz in Bischofshofen mit Blick auf den Hochkönig und kann es noch gar nicht richtig fassen, was für einen schönen Flug ich erleben durfte! 🙂

Was für ein wundervoller, herausfordernder und befriedigender Tag! Ich freue mich riesig, dass mir dieser XC-Flug gelungen ist! Vor allem, weil ich größtenteils alleine unterwegs war, dabei gute flugtaktische Entscheidungen getroffen habe und diese zudem gut umgesetzt habe. Auch scheine ich mich immer mehr mit dem konsequenten Beschleunigereinsatz anfreunden zu können, was für längere Flüge enorm wichtig ist! Dass am Ende ein 43er FAI-Dreieck herausgesprungen ist, ist ein schöner Bonus! 🙂
Wo Licht ist, findet sich aber normalerweise auch Schatten…. Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Ganz klar direkt nach dem Start: Ich hätte nicht vorschnell aus dem Startbart herausfliegen sollen. Und am Ende des Fluges hätte ich gut auf das Hochkönigabenteuer verzichten können und mich besser auf das Schließen des Dreiecks konzentrieren sollen.

Das geflogene Dreieck wird mir in kommenden Werfenweng-Urlauben ein schöner Ausgangspunkt für weitere Flüge sein. Vielleicht gelingt es mir, die einzelnen Dreiecksseiten noch auszudehnen – einerseits direkt bis zum Dachstein, auf der gegenüberliegenden Seite bis zum Fulseck!

Ich freue mich schon aufs nächste Mal! 🙂

Wenn man sich zu diesem Thema informiert, prasseln viele Meinungen auf einen ein: Für die einen kommen Liegegurtzeuge wegen einer erhöhten Eindrehgefahr, also letztlich aus Sicherheitsgründen, nicht in Frage. Andere empfehlen den Wechsel vom Sitz- auf ein Liegegurtzeug bereits nach wenigen Flugstunden. Streckenpiloten schwören auf den Leistungsgewinn. Kaltwetterpiloten führen den Windschutz an und erwähnen länger warm bleibende Füße, Beine und Blasen…

Was macht man denn nun… Erschwerend kommt hinzu, dass diese unterschiedlichen Meinungen nicht nur an Stammtischen, sondern von äußerst ernst zu nehmenden „Altvorderen“ der Gleitschirmszene geäußert werden, zu denen ich aufblicke! Mist! 😉 Die letzte von mir identifizierte Gruppe soll hier nicht unerwähnt, dafür selbstverständlich unbeachtet bleiben – die Damen und Herren, denen die Ästhetik und ein vermeintlicher Statusgewinn die ausschlaggebenden Argumente für den Erwerb eines Liegegurtzeuges gewesen zu sein scheinen…

Werfenweng

Doch wie fliegt es sich nun eigentlich in einem Liegegurtzeug? Wie funktioniert die Gewichtsverlagerung? Fühlt es sich im Vergleich zu einem Sitzgurtzeug vielleicht instabil an? Und wie ist das eigentlich mit dem Ein- und Ausstieg? Ich habe da natürlich so manche Ausgabe der unter Gleitschirmpiloten bekannten Kössen-Bloopers vor Augen, bei denen immer wieder Piloten bei der Landung nicht aus dem Gurtzeug herausgekommen sind und infolge dessen mit äußerst niedrigen B-Noten gelandet sind, wenn man das so nennen kann.. 😀

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mir ein Liegegurtzeug ausgeliehen, um mich der Beantwortung dieser Fragen zu nähern. Meine Wahl fiel dabei wegen seiner relativ hohen passiven Sicherheit auf das Advance Lightness 3. Die erste potenzielle Baustelle, das Anlegen des Gurtzeugs, war nicht der Rede wert. Zwei solide Schnallen und ein simples Befestigungssystem des Beinsacks machen die Startvorbereitungen nicht wirklich komplizierter als bei meinem Sitzgurtzeug Advance Success 4 – sehr gut!

Vor dem Tennengebirge.

Nächster Halt: Das Verstauen der Füße nach dem Start. Dabei hatte ich so meine Momente… Ohne Zuhilfenahme von mindestens einer Hand ist es mir bei 6 Flügen nicht gelungen, mit den Füßen in das Gurtzeug reinzukommen. Ich weiß, dass man dieses Problemchen mit einem kleinen Gummi, den man am Schuh und dem Beinsack befestigt, umgehen kann. Aber gut zu wissen, wie sich das ohne Helferlein anfühlt.

Nun kam der wichtigste Part: Das Fliegen. Angefangen habe ich in toter Morgenluft – keine Turbulenzen, keine Thermiken, also einfaches Gleiten. Es macht Spaß. Gewichtsverlagerungen werden durch die Füße bzw. deren Druck gegen das Fußbrett initiiert und fühlen sich intuitiv an. Mein erster Eindruck war, dass das für mich gut machbar ist. Rollen und Stabilisieren nur über Gewichtsverlagerungen hat sofort geklappt. Gut, das ist zumindest meine „Innensicht“. Da müsste ganz sicher nochmal ein Fluglehrer draufschauen, damit ich mir keinen Quatsch antrainiere…

Doch wie ist das in (ruppiger) Thermik, wenn es dann doch zu unerwarteten, von außen induzierten Pendelbewegungen kommt, die man fix stoppen können sollte? Auch das habe ich beim letzten Flug in Werfenweng ausprobieren können. Bei starken Thermiken, die mit teilweise integrierten 5m/s hochzogen, hatte ich keine Probleme. Bei „hackigem Thermikmist“ auch nicht wirklich. Mhm, es sieht gut aus!

Die Übersicht nach unten leidet natürlich ein wenig, allerdings konnte ich zumindest bei meinem Testmodell am Beinsack vorbei nach unten schauen. Und letztlich könnte man ja auch die Beine anziehen. Einen Punkt habe ich nicht ausprobiert: Allerdings gehe ich davon aus, dass das Handling von Urinalkondomen im Liegegurtzeug bei weitem angenehmer ist als im Sitzgurtzeug. Schließlich sitzt man nicht im Freien und viele Liegegurtzeuge haben eine entsprechende seitliche Austrittsöffnung. Nun bin ich mit meinen Flügen der 4h-Klasse noch lange kein XC-Crack, sodass dieses Thema noch nicht ganz oben auf der Liste steht. Aber das kann ja noch kommen…

Der letzte Punkt auf meiner Liste waren die Landungen. Kössen-Bloopers-Prophylaxe, sozusagen… Nachdem ich festgestellt habe, wie leicht man tatsächlich aus dem Gurtzeug kommt, wenn man das rechtzeitig vor der Landung macht, war ich auch in diesem Punkt beruhigt.

Mhm, was hat mir der Test nun gebracht?

Eigentlich nur eins: Ich schließe den Kauf eines Liegegurtzeugs nicht kategorisch aus, es hat mir großen Spaß gemacht, und ich habe mich beim Fliegen sicher gefühlt.

Ungeklärt ist, ob die Sicherheitsbedenken tatsächlich ausgeräumt werden können. Vermutlich werde ich das ganze Programm nochmal in einem Siku durchgehen. Mit echten Kappenstörungen und ’nem Experten am Funk, der hoffentlich helfen kann, wenn dabei doch etwas schief geht…

Für mich ist es immer ein großes Glück, neue Fluggebiete erkunden zu können. Wenn dies dann noch im Kreise der Flugfreunde passiert – umso besser! 🙂

In unserem Urlaubsgebiet Werfenweng war unfliegbares Wetter vorausgesagt worden, die Prognosen für das Zwölferhorn oberhalb von St. Gilgen am Wolfgangsee waren jedoch nahezu ideal: Mittlerer Wind aus Nord bis Nordwest sowie gute Thermikprognosen. Die Entscheidung, an diesem Tag diesem Fluggebiet einen Besuch abzustatten, war also verständlicherweise schnell gefällt… 😉

Die Landewiese in St. Gilgen fällt in zwei Richtungen leicht ab, ist aber riesig und aus der Luft sehr leicht identifizierbar. Vom Landeplatz aus läuft man knapp 10 Minuten durch einen schönen Randbereich von St. Gilgen zur zentral gelegenen Bergbahn.

Auf dem Weg zur Bergbahn…

Wichtig zu wissen: Gleitschirmpiloten müssen vor Fahrtantritt zwingend eine Tagesmitgliedschaft im lokalen Flugklub erwerben. Dies kann direkt am Ticketschalter der Talstation erledigt werden.

Blick vom Zwölferhorn

Wenn man am Zwölferhorn aus der Bahn steigt und die wenigen Meter zum steilen Startplatz direkt unterhalb des Gipfels (1522m) hochläuft, eröffnet sich einem ein Panorama, das wirklich beeindruckt: Direkt am Fuße des Berges liegt der Wolfgangsee mit seinem türkisblauen Wasser. In Richtung Norden kann man hinter einer letzten Bergkette bereits das Flachland sehen, etwas westlicher lugt der Mondsee hinter Hügeln hervor. Und auf der anderen Seite komplettieren die richtigen Berge das Panorama – fantastisch! 🙂

Wegen der Luftraumsituation im Westen (CTR von LOWS usw.) hatten wir uns einen kleinen Streckenflug in Richtung Südosten überlegt. Der Bergwerkskogel oder der Sonntagskogel am südöstlichen Ende des Sees sollte der Wendepunkt sein, die Rückroute sollte mehr oder weniger direkt am Ufer des Wolfgangsees verlaufen. Eigentlich…. 😀

Blick gen Südosten – links der Wolfgangsee. 🙂
Blick nach Nordwesten: Im Vordergrund der Wolfgangsee mit St. Gilgen, links das Zwölferhorn und hinten rechts der Mondsee. 🙂

Obwohl wir an einigen Stellen Basis knapp jenseits der 2000m machen konnten, haben wir unsere XC-Träume an diesem Tag schnell ad acta gelegt. Südöstlich des Zwölferhorns sind wir derart runtergespült worden, dass es uns wenig sinnvoll erschien, es zu riskieren, irgendwelche Bastelabenteuer zu starten. Dann doch lieber ein nicht weniger schönes Alternativprogramm genießen – ich bin über den See rausgeflogen, habe das Panorama auf mich wirken lassen, einige Thermiken ausgekurbelt, ein bisschen „rumgespielt“ und wegen des im Laufe des Tages zunehmenden Windes eine herausforderne, gute Landung … 😉

Am Ende des Tages hatten wir ein paar Flugstunden mehr auf der Uhr, ein dickes Grinsen auf dem Gesicht und mit St. Gilgen für kommende Werfenweng-Urlaube einen perfekten Plan B, wenn am Bischling Nord-Wind ansteht. Perfekt! 🙂

Insta360-Support

15. April 2023 Ausrüstung

Update 24.04.2023

Weiter unten hatte ich noch beschrieben, dass ich vom Insta360-Support etwas enttäuscht war. Meine nagelneue Insta360 Action Fernsteuerung hatte bereits nach einem Tag die Zusammenarbeit verweigert und der Kontakt mit Insta360 verlief zunächst etwas schleppend.

Letztlich wurde mir aber doch geholfen – gerade habe ich meine Kamera mit einer nagelneuen (Austausch-)Fernbedienung gekoppelt und alles funktioniert so, wie man es sich vorstellt! Danke an Insta360! Mögen hoffentlich bald Flugtage kommen, an denen ich das Schätzchen nutzen kann. 🙂


15.4.2023

Für den XC-Urlaub in Bassano hatte ich mir neben der Insta360 X3 auch noch Selfie Sticks, Zusatzakkus und die neue Insta360 GPS-Action-Fernsteuerung (jawohl, das ist der auf der Hersteller-Website angegebene offizielle Name) gekauft, da in der Kamera ja leider immer noch kein GPS-Modul verbaut ist. Wie der Name schon vermuten lässt, befindet sich jedoch in der Fernbedienung eine GPS-Einheit.

Das Gerät dient also nicht nur dazu, die Kamera ein- oder auszuschalten bzw. Aufnahmemodi zu wechseln, sondern versorgt die Kamera auch mit einem GPS-Signal, sodass die Aufnahmen dann über entsprechende Lokalisationsmetadaten verfügen. Die Kamera habe ich bei einem für guten Support bekannten Großhändler, die Fernbedienung und Kleinkram leider direkt bei Insta360 erworben, weil sie zu dem Zeitpunkt nur direkt beim Hersteller verfügbar war…

Bereits nach einem Flug war der Power-Button defekt. Es fühlte sich so an, als ob hinter der Gummi- bzw. Silikonabdeckung des Powerbuttons der eigentliche Mikrotaster nicht mehr da ist. Man drückt sozusagen ins Leere – kein „Klick“, kein haptisches Feedback eines Buttons. Meine Vermutung ist, dass sich der Mikrotaster ins Gehäuseinnere verabschiedet hat. Äußerlich ist die GPS Remote vollkommen unversehrt.

Ich war davon ausgegangen, dass die Meldung beim Insta360-Support einen zeitnahen Austausch zur Folge hat. Leider kämpfe ich nun schon seit mehr als 2 Wochen mit dem Support. Mails werden hin- und hergeschickt, ich habe Fotos geschickt, habe nun auch noch ein Video aufgenommen, in dem ich das Problem nochmals beschrieben habe. Die defekte Fernbedienung liegt immer noch bei mir zu Hause, ich habe bis jetzt keinen Ersatz erhalten. Die Konversation mit Insta360 scheint bislang nur dazu zu dienen, Insta360 davon zu überzeugen, dass überhaupt ein Defekt vorliegt…

Das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Gerade für mich als Gelegenheitspiloten sind die Gleitschirmtage im Jahr gezählt. Ärgerlich. Ich hätte mir einen schnelleren, unkomplizierteren Support gewünscht!

Die Insta360 GPS-Action-Fernsteuerung – ein meiner Meinung nach gutes Produkt. Leider ist mein Exemplar trotz äußerlicher Unversehrtheit defekt und somit nutzlos. 🙁

2023 – Feltre

7. April 2023 Berge

Juchu, ein neues Fluggebiet! 🙂

Dank Moni und Ferdi habe ich in diesem Frühjahr das Fluggebiet um Feltre kennenlernen dürfen! Der zentrale Startplatz ist der Monte Aveno, der verschiedene Startrichtungen ermöglicht und auch fürs Toplanden geeignet ist. Für Gleitschirmflieger könnte es sich allerdings als problematisch erweisen, dass es keinen Shuttlebetrieb o.ä. gibt. Hochfahren, fliegen und wieder toplanden wäre eine Option. Hoch zu laufen ist natürlich eine andere. Wer (wie ich) nur eine Ausrüstung mit Normalgewicht und -Packvolumen besitzt, wird allerdings sicherlich zurückhaltend sein, da hochzulaufen.

Wir waren in der Fluggruppe mit eigenem Shuttle unterwegs, sodass dieses Problem nicht bestand! 🙂 Oben angekommen, präsentierte sich der Monte Aveno weniger als Berg mit dediziertem Gipfel. Vielmehr hat man den Eindruck, auf einem Hochplateau zu stehen, das bei unserem Besuch noch dazu einem Meer aus Frühjahrsblühern glich – einfach wundervoll.

Wir haben den Weststartplatz genommen, der groß genug ist, dass mehrere Schirme nebeneinander ausgelegt werden können. Der Hausbart steht in Sichtweite, was sehr komfortabel ist. Bei unserem Besuch war es ein wenig diesig und dennoch war die Rundumsicht fantastisch! Wenn man das Glück hat, hier an einem klaren Tag unterwegs zu sein, muss das Panorama aber bombastisch sein. Auf der einen Seite die Dolomiten, auf der anderen Seite der Monte Grappa & Co. und dazwischen geschwungene Flussläufe, Bergseen, Stauseen, schroffe Felsen, tiefe Täler, kleine vorgelagerte Hügelchen, pitoreske Ortschaften und und und…

Geflogen sind wir natürlich auch… und wie! Ferdi, Chris, Andreas und ich haben im Hausbart Höhe gemacht und sind schließlich losgeflogen. Andreas hatte beim ersten Talsprung ein wenig Pech, sodass wir fortan nur noch als Trio unterwegs waren. Für mich als XC-Anfänger war dieser Flug ein Riesenerlebnis! Ein neues Fluggebiet – also musste jede Rippe, jeder Berg auf dem Weg beurteilt werden. Wo könnten Thermiken stehen, welche Ecken sind leeverseucht, wo sollte man es einfach laufen lassen, an welcher Stelle die Thermik bis zur Wolke ausdrehen usw. Dank Ferdis unglaublich hilfreicher Funkkommunikation hatte ich zu jeder Zeit ein richtig gutes Feedback und habe dadurch sehr, sehr viel gelernt. Und dies alles in dieser wunderschönen Landschaft! Es war zwar etwas diesig, was die Fernsicht entsprechend eingeschränkt hat. Dafür poppten immer wieder interessante Gipfel und Täler aus dem Dunst heraus, die zuvor noch unsichtbar waren – eine wundervolle Atmosphäre! 🙂

Nach rund 30 XC-Kilometern fehlten mir dann nur rund 50 m Höhe, um die nur wenig über mir stehende rettende Thermik zum Weiterflug nutzen zu können. Da hätte ich besser zuvor noch ein bisschen kurbeln sollen. Nach meiner Außenlandung in Peron war ich aber kein bisschen enttäuscht, sondern vollgepumpt mit Endorphinen und auch ein bisschen stolz, mit Ferdi und Chris so weit geflogen zu sein. Die beiden haben sich dann ihren Tag versüßt, indem sie den Flug noch bis Belluno fortgesetzt und sogar den ganzen Weg zurück geschafft haben! Toll!

Kurze Zusammenfassung des Fluges.

Für mich ergab sich durch die Außenlandung die Gelegenheit, mal die andere Seite des XC-Fliegens kennen zu lernen: Das Zurückkommen. Zunächst packte ich meine Sachen, hab‘ was gegessen – bei dem riesigen Dauergrinsen auf meinem Gesicht gar nicht so einfach – und bin dann in Richtung Startplatz losgelaufen. Zehn Kilometer war ich guten Mutes unterwegs, bis es langsam anfing, ein wenig beschwerlich zu werden. Ich habe halt doch keine Hike&Fly-Ausrüstung. Und rund 15 kg mit DEM besch*piep*enen Packmaß sind auf Dauer keine Freude. ;-D Und just in dem Moment hielt vor mir Andrea, ein freundlicher Italiener, der einen Umweg gefahren ist, um mich die restlichen 25 km zum Gleitschirm-Clubhouse in Feltre zu fahren. 🙂

Was für ein toller Tag! Vielen Dank an Ferdi, Chris, Moni und den netten Italiener Andrea. 🙂

2023 – Bassano

6. April 2023 Berge

Was für ein Luxus – reichlich zwei Wochen Bassano, aufgeteilt in vier Tage Einfliegen, fünf Tage XC-Kurs mit Ferdi und über einer Woche Gruppenfliegen und Zusammensein mit guten Freunden! 🙂

Gleitschirmflieger werden schon nervös gezuckt haben: Über zwei Wochen gutes Wetter? Im März? Naja, so ganz hat das leider nicht geklappt… Während ich in den ersten beiden Urlaubsteilen quasi an jedem Tag gut fliegen konnte, wurde es in der letzten Woche wettertechnisch spannend. Deutlich niedrigere Temperaturen, Föhn, starker Föhn, Regen und zwischendurch aber eben auch fliegbare Passagen, obgleich mit teilweise recht anspruchsvollen Bedingungen. Insgesamt war der Frühjahrsaufenthalt in Bassano für mich überaus ergiebig. Fast 29 Flugstunden sind deutlich mehr, als ich mir zuvor in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte!

2023 Bassano – meinereiner in Richtung Flachland – vielen Dank an Ferdi für das Bild! 🙂

Was ging fliegerisch? Eine Menge! 🙂
Ich hatte mehrere Flüge mit mehr als 30 XC-km und war dabei mehrmals über 3 Stunden, einmal sogar fast 4 Stunden in der Luft. Besonders zufrieden bin ich, dass ich dabei gute flugtaktische Entscheidungen getroffen habe und abends keine Reuemomente hatte. Die Starts und Landungen waren allesamt solide bis gut und auch die Wetteranalysen gehen mir mittlerweile flüssiger von der Hand – alles Punkte, mit denen ich mehr als zufrieden bin.

Natürlich gibt es aber auch noch sehr viel zu verbessern: Konsequenter Beschleunigereinsatz ist ein Thema. Zudem will die 4h-Marke geknackt werden. Dies wird mir sicherlich aber nur dann gelingen, wenn ich es schaffe, im Flug etwas zu essen und auch regelmäßig zu trinken. Dies wiederum wird nur klappen, wenn das Wasserlassen in der Luft gelingt. 😉

Schön war’s Bassano, bis zum nächsten Mal! 🙂

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