Der erste Hunni

13. April 2025 Berge

Die ersten Tage unseres diesjährigen Abstechers nach Bassano waren nicht direkt von Euphorie und Vorfreude geprägt. Am Anreisetag regnete es, für die darauf folgenden Tagen prognostizierten fast alle Wettermodelle Föhn und damit grenzwertige Bedingungen, jedenfalls nicht das Wetter, was wir uns für unser kleines Projekt vorgestellt hatten. Wir wollten nämlich in diesem Urlaub unseren ersten Hunderter aka „Hunni“ fliegen und damit aus dem Klub der „UHUs“ (Unterhunderter) in den der „ÜHUs“ wechseln. Jawohl, Gleitschirmpiloten sind speziell. 😉 Doch nach und nach verbesserten sich die Prognosen, sodass sich für uns ein paar viel versprechende Flugfenster ergaben, in denen die Wolkenbasis mit rund 1500m hoch genug war und nicht mit zu viel Gegenwind zu rechnen war.

Der Plan
Der Flugplan war klar: Wir wollten am Beppi starten, zunächst nach Osten bis zum Monte Tomba, also bis kurz vors Piavetal, fliegen und dort den östlichen Wendepunkt setzen. Fortan sollte es nach Westen gehen, am Startplatz vorbei, über das Brentatal, und über den Rubbio und Lusiana bis nach Schio. Dort würde die große Talquerung zum Monte Sumano auf dem Plan stehen. Der westliche Wendepunkt sollte rund einen Kilometer westlich vom Monte Calliano sein. Schließlich müssten wir dann noch den Weg zurück nach Bassano fliegen und hätten unseren ersten Hunderter im Sack! Klingt machbar, und Teile davon waren wir beide ja auch schon wiederholt geflogen. Also los…

Flugübersicht – zunächst ging es nach Osten, dann nach Westen und wieder zurück…

Der Flug nach Osten
Am Startplatz warteten wir, bis die Thermik an war und starteten dann zügig. Der Weg in Richtung Osten warf keine neuen Fragen auf. Ich beeilte mich, drehte die Thermiken nicht aus, sondern flog in der Höhe ab, die ich für den nächsten Thermikanschluss brauchte. Ich wollte diesen ersten Flugteil einfach möglichst schnell abspulen, um hintenraus mehr Zeit zu haben. So war ich dann auch recht zügig am östlichen Wendepunkt und kehrte in Richtung Westen um. Und dann passierte es… Ich war einen Tucken zu tief und schaffte es auf dem Rückweg nicht ganz zur ersten sicheren Thermik und sackte im flachen Bereich unter die Geländekante. Ich merkte, wie ich mich über mich selbst geärgert habe. Hätte ich doch die letzte Thermik einfach ein bisschen länger ausgedreht, wäre das Problem gar nicht entstanden. War ich zu offensiv gewesen? Die einsickernde Enttäuschung war spürbar und lähmte mich für ein paar Sekunden. Doch dann schob ich die fatalistischen Gedanken beiseite, besann ich mich auf meine „fliegerischen Skills“ und buddelte mich auch relativ zügig wieder aus. Dass ich an dieser Stelle mental nicht weiter abgerutscht bin, freut mich richtig. Noch vor ein paar Jahren hätte ich an dieser Stelle vermutlich den Flug abgebrochen (und mich danach tierisch darüber geärgert)! Cool, dass das jetzt anders läuft, das ist für mich ein großer Erfolg! 🙂

Weiter nach Westen
Der weitere Weg nach Westen war fliegerisch kein Problem. Der Startplatz war schnell passiert, nun stand der Brentasprung an. Etwas nördlich des Oststartplatzes stand eine schöne Thermik, die für die Querung erforderliche Höhe hatte ich also schnell erreicht und flog los. Direkt auf der gegenüberliegenden Talseite konnte ich gleich wieder Höhe machen und so ging es dann auch weiter. Die Bärte standen da, wo ich es mir dachte. Ich flog die Themiken konsequent an, adaptierte meine Linie immer wieder und befand mich nach 2,5 Flugstunden vor dem weitem Schiotalsprung. Hier kurbelte bereits ein Segelflugzeug, zu dem ich mich gesellte – mit Segelflugzeugen zu fliegen, ist immer wieder cool! 🙂 Ich konnte in diesem Bart noch einmal gut aufdrehen und im Anschluss die lange Talquerung nutzen, um etwas zu essen und zu trinken. Gerade auf längeren Flügen ist es für mich besonders wichtig, hin und wieder etwas zu trinken. Das hält meine Konzentrationsfähigkeit oben und liefert neue Kräfte! Die Snacks habe ich eigentlich nur zum Trainieren der Handgriffe in Vorbereitung auf hoffentlich irgendwann noch längere Flüge gegessen.

Unentdeckte Weiten
Am Monte Sumano mit seiner ikonischen Jesus-Statue ging es wieder gut hoch – ab jetzt kam Neuland für mich. Weiter war ich in Bassano noch nie geflogen. Wir hangelten uns weiter in Richtung Westen vor und kurbelte das erste Mal am Tag eine Thermik bis in die Wolke aus. Schon bald kam der Wendepunkt in Sicht. Ich versicherte mich am Funk noch einmal bei E. – „Das ist doch schon der Wendepunkt, oder?“. Was für ein schönes Gefühl! Über die Hälfte war bereits geschafft, jetzt mussten wir „es „nur noch“ zurück fliegen. E. und ich waren ja direkt hintereinander gestartet, sind aber Großteile der Strecke getrennt voneinander geflogen. Hin und wieder haben wir uns dann in der Luft wieder getroffen, haben eine Thermik gemeinsam gekurbelt, bis wir andere Wegabschnitte wieder unterschiedlich angegangen sind. Am westlichen Wendepunkt drehten wir noch einmal bis in die Wolke auf und machten uns auf den Heimweg.

Beinaheunfall
Nein, ich bin nicht aus dem Himmel gefallen, und doch wäre es beinahe zu einem unschönen Zwischenfall gekommen – zumindest für E. … 😀 Weiter oben habe ich ja geschrieben, dass ich während der Talquerung etwas getrunken hatte. Nun, was oben nachgefüllt wird, muss unten wieder raus, nicht? So natürlich auch beim Fliegen. Wir nutzen dafür Urinalkondome, die Hinterlassenschaften werden dann auf direktem Weg über einen Schlauch nach außen geführt. Ich hatte mir dafür eine Stelle ausgesucht, in der am Boden garantiert keine Wanderer unterwegs sein konnten. E. flog etwas tiefer ca. 30 Meter vor mir, es konnte also nichts schief gehen! Ich kontrollierte noch einmal alles: War der Schlauch fest? Hatte sich keine Verbindung gelöst? Schaute das Schlauchende auch tatsächlich aus dem Gurtzeug heraus? Das ist nämlich immer so ein Thema – schließlich will man ja nicht sein Gurtzeug, den Rettungsschirm und die Kleidung einsauen… Check, check und check, also los! Und wie es so aus dem Schlauch tröpfelte und sich bei mir die damit verbundene Erleichterung einzustellen begann, bemerkte ich, wie E. vor mir eine Wende einleitete und quasi direkt in Richtung meiner Tröpfeleien zu fliegen begann! 😀 Glücklicherweise konnte ich noch schnell einen Haken schlagen und E. die unangenehme Überraschung ersparen! Puh, alles gut gegangen!

Der Weg zurück
Nach dieser kleinen Aufregung am westlichen Wendelpunkt ging es also wieder zurück. Bis zum Monte Sumano zeigten Themikwolken die Bärte an, aber auf Höhe der Jesusstatue ging das Basteln los…. Gleich mehrere Piloten hatten an der Stelle Probleme, zügig aufzudrehen. Irgendwie zog nichts richtig durch. Wir probierten es hier und da – es reichte aber überall bei weitem nicht aus, um den Rücksprung über das weite Tal in Angriff nehmen zu können. Letztlich habe ich dann etwas abseits der anderen doch einen guten Bart gefunden, konnte aufdrehen und machte mich alleine auf den Rückflug übers Tal. Auf der Gegenseite konnte ich zunächst nur hochachtern, weiter oben fand ich dann aber sehr schöne Thermiken, die mich ruckzuck wieder an die Basis katapultierten. Geschafft! 🙂 Der weitere Weg zurück zum Brentatal war dann ein toller Mix aus Wolkenfliegen und sehr schönen Gleitpassagen. Ich hatte eine gute Linie gewählt, kam gut voran, konnte immer wieder ohne Umwege aufdrehen, fand schließlich auch vor der Brenta noch einmal einen guten Bart, querte das Tal und kam auf der Gegenseite mit deutlicher Überhöhung über dem Oststartplatz an!

Und die Kür
Eigentlich war jetzt alles geschafft! Nur noch am Garden Relais landen, und der Hunni wäre im Sack. 🙂 Ich flog noch einmal zu den Südstartplätzen, macht jenseits der Drachenrampe noch einmal richtig Höhe und flog dann in Richtung Garden Relais ins Flache. Auf dem Weg dahin fand ich noch einen Flachlandbart, kurbelte ihn genüsslich aus und verlängerte den Flug noch ein kleines bisschen in Richtung Süden, bevor ich dann endlich nach 6,5 Flugstunden überglücklich am Garden Relais gelandet bin! Natürlich habe ich sofort das Vario gecheckt, den Flug hochgeladen und noch einmal gescheckt – tatsächlich, der Hunni war geschafft! 🙂 Ich spürte einen Mix aus Erleichterung, Stolz und Glück, stand noch eine Weile in voller Montur da, bis ich es dann endlich wirklich realisierte und die Anspannung von mir abfiel. Nun war ich also kein UHU mehr, sondern bin nun im Klub der ÜHUs. 😉

Was für ein Schnappschuss! Danke, U. 🙂 Links lande ich, rechts landet E. (Der Wind wechselte sehr schnell von Süd auf West und zurück, sodass wir aus verschiedenen Richtungen anfliegen.)

Zahlenspielerei
Der erste Hunni ist so eine Sache. Aber sagt es wirklich etwas über das Können einer Pilot:in aus, ob nun 99,8 oder 100,1 XC-Kilometer zurückgelegt worden sind? Sicherlich nicht. Sind Zahlen generell Schall und Rauch? Ist jeder Hunni gleich viel wert? Klar, in der XC-Szene sind die zurückgelegten Kilometer natürlich DIE Metrik, was auch sonst? Ich kann mich natürlich auch nicht davon frei machen, und doch war mir das immer ein bisschen zu wenig. Irgendwie spielen noch viele andere Punkte eine Rolle. Wie waren denn die Bedingungen? War der Flug für mich selbst herausfordernd? Habe ich Dinge geschafft, die früher für mich nicht erreichbar gewesen wären, steht der Flug also auch für (m)eine persönliche fliegerische Entwicklung? Musste ich im Flug selbst Entscheidungen treffen und bin selbst offensiv und eigenständig geflogen? Oder bin ich „nur“ jemandem hinterher geeiert?
Vermutlich stellen sich diese Fragen nur, weil mir das Fliegen an sich zunehmend flüssiger von der Hand geht, auch wenn da natürlich noch jede Menge Potenzial nach oben ist.

Ich freue mich über meinen ersten Hunni, weil es für mich eben nicht „Fliegen nach Zahlen“ war, bei dem ich lediglich einem Strecken-Crack hinterher geflogen wäre und quasi keine Entscheidungen hätte treffen müssen. Nein, von Anfang an habe ich den Flug in die eigenen Hände genommen, habe die flugtaktischen Entscheidungen selbst getroffen und war einen Großteil der Strecke auch alleine unterwegs, auch wenn im weiteren Umfeld immer mal wieder Mitflieger am Himmel waren. Diesen bin ich aber bewusst nie stumpf hinterher geflogen, sondern habe im Flug immer abgewogen, ob sich deren Entscheidungen (wo stehen die besten Thermiken, wie ist die günstigste Linienwahl, bis zur welcher Höhe kurbelt man eine Thermik, wann fliegt man ab zur nächsten usw.) mit meinen Einschätzungen decken und habe mich dann sehr oft auch anders entschieden und bin gut damit gefahren! Und ich freue mich sehr darüber, dass ich im Osten die für mich psychologisch heikle Stelle gut gemeistert hatte. Der Flug war für mich also kein Geschenk, auch wenn die Bedingungen sehr gut waren.

Und erst das Überwinden dieser Hindernisse, das selbst bestimmte Fliegen und meine persönliche fliegerische Entwicklung dahin macht diesen Hunni für mich zu einem Meilenstein! Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich nun offensichtlich in der Lage bin, auch die längeren Strecken zu fliegen, ohne auf direkte Hilfe anderer angewiesen zu sein. Und ich freue mich riesig, dass ich mit meinem Mentor E. fliegen kann, ohne ihn aufzuhalten. Und das macht mich schon ein wenig stolz! Dass auch E. an diesem Tag seinen ersten Hunni geschafft hat, setzt dem Ganzen dann natürlich noch die Krone auf! 🙂

Was geht besser?
Fliegerisch bin ich eigentlich zufrieden. Ich habe das umsetzen können, was ich mir vorgenommen hatte. Um in Zukunft noch besser und effizienter unterwegs sein zu können, muss ich allerdings daran arbeiten, mein Fluginstrument intensiver zu nutzen. Das geht mir ATM noch nicht so flüssig von der Hand, besonders in turbulenteren Bedingungen. Aber besonders in Gegenden, in denen ich mich nicht gut auskenne, ist es unumgänglich, zumindest ab und zu über die Bildschirmseiten des Variometers huschen zu können, ohne das als Last/Anstrengung zu empfinden. Aber das wird schon noch…

Die Umarmung am Landeplatz mit E. und U., das Knuddeln der „süßesten Hündin weit und breit“ aber auch die lieben Gratulationen und Kommentare der Flugfreunde werden mir noch lange in Erinnerung bleiben! Ich freue mich auf weitere tolle weite und lange Flüge! 🙂

Flugdetails auf DHV-XC

Fliegen am Rana

10. April 2025 Flachland

Wer in Nordtschechien mit dem Gleitschirm fliegen möchte, kommt an den Fluggebieten Zlatnik, Krupka und Rana eigentlich nicht vorbei! In diesem kleinen Artikel soll es um den Rana gehen, den ich mir so wie die anderen beiden fantastisch schönen Fluggebiete zu Beginn der 25er Flugsaison erschlossen habe – endlich! 🙂

Der Rana liegt im Norden Tschechiens und ist von Dresden aus in knapp 1,5h Autofahrt erreichbar, eignet sich also gerade noch als Feierabendfluggebiet. Der längliche Hügel ist in erster Näherung von Osten nach Westen ausgerichtet ist, verfügt über einen Nord- und einen Südstartplatz und entsprechende Landeplätze. Der südliche der beiden Landeplätze ist sehr gut über eine Straße erreichbar, der zugehörige Parkplatz befindet sich quasi in Sichtweite. Direkt daneben lädt ein urig-gemütliches Café zu Landebier, Landekaffe und Co. ein. Dort ist dann auch die Parkgebühr von 2€ zu entrichten. Eine Flycard o.ä. muss am Rana nicht erworben werden.


Auf der Nordseite parkt man direkt am nördlichen des Landeplatzes. Die Zufahrt erfolgt hier über einen Feldweg, der im Trockenen völlig problemlos zu befahren ist, bei meinem Besuch nach einem Regentag allerdings zur „Rana Rally Stage #1“ mutiert war, die mit Schlamm ohne Ende, hohen Spurrinnen, tiefen Löchern und Rampen auf den ersten Blick allerdings auch der WRC gut zu Gesicht gestanden hätte.
„Aber was ist schon so ein bisschen Dreck – Challenge accepted…“ raunte ich halblaut zu mir herüber. Endlich würden sich die unzähligen Simulatorstunden in „Richard Burns Rally“, „Dirt Rally 2.0“ & Co. bezahlt machen… Und so rutschte ich ambitioniert durch den Schlamm und hatte zu Beginn noch irren Spaß dabei, bis ich mir dann doch eingestehen musste, dass ich eben kein WRC-Auto unterm Hintern hatte, sondern gerade dabei war, ein Stadtautochen mit Frontantrieb durch den Matsch zu quälen, dessen Öffnungen sich zunehmend mit Schlamm füllten. Kein Scherz, tags darauf habe ich sogar im Auspuff Schlamm gefunden… 😀 Und so war es dann wohl auch nicht die schlechteste Idee, dass ich meine aufkeimende Rally-Karriere nach drei Vierteln des Weges an den Nagel gehängt habe und zum Südparkplatz gefahren bin. Bei Licht betrachtet, spielt es aber gar keine Rolle, auf welcher Seite des Berges das Auto steht. Der Rana ist ja nur ein kleines Hügelchen, entsprechend kurz sind die Wege. Nach der letzten Landung war es an diesem Tag sogar noch ein cooler Abschluss des Flugtags, über den Hügel zurück zum Auto zu schlendern – Zeit, die Tracks hochzuladen und den Flugtag in Ruhe noch einmal Revue passieren zu lassen…

Und fliegerisch?
Ok, am Rana kann man also Auto fahren und wandern – wie sieht es denn nun mit dem Fliegen aus? Mittlerweile war ich einige Mal am Rana und habe dieses tolle Fluggebiet bei den unterschiedlichsten Wetterbedingungen kennen lernen können:

Schwache…
Gleich bei meinem ersten Besuch am Rana waren die Bedingungen zunächst eher suboptimal. Der Wind war nämlich deutlich schwächer als angesagt, die Windfahne am Gipfel dümpelte unmotiviert vor sich hin, kaum ein Lüftchen zog den Hang hinauf, keine Thermik weit und breit. Entsprechend kurz waren die Flügchen, aber das machte ganz und gar nichts. Es war mein erstes Mal am Rana, ich war in guter Gesellschaft unterwegs und wir haben einfach versucht, die sehr kurzen Abgleiter so lange wie möglich auszudehnen, jeden minimalen Heber auszunutzen, in den Wenden möglichst wenig Höhe zu verlieren und sind nach den Landungen einfach wieder hochgelaufen, um es noch einmal zu versuchen! Hike&Fly-Modus also, meine beiden liebsten Outdoor-Hobbies kombiniert. 🙂 Und es hat sich gelohnt, an diesem Tag am Rana zu bleiben! Nach und nach frischte der Wind nämlich auf, sodass wir nach den ersten drei Abgleitern dann doch noch rund eine Stunde im Hangaufwind soaren konnten und fast bis zum Sonnenuntergang in der Luft waren! Was für ein Tag! 🙂

… stärkere…
Dann gab es auch Besuche, bei denen der Wind nur ein kleines bisschen stärker blies, gerade stark genug, um meinem Schirm im dynamischen Hangaufwind halten zu können. An solchen Tagen kommt es darauf an, dass möglichst wenige Piloten am Hang unterwegs sind und man nicht an ungünstigen Stellen wegen der Vorflugsregeln das sehr schmale Aufwindband verlassen muss. Dann verliert man nämlich sehr schnell an Höhe und steht ganz schnell am Landeplatz. Diese schwachen Bedingungen eignen sich aber wunderbar dazu, Kurventechniken zu trainieren, feinfühlig auf jedes Steigen und Sinken zu reagieren usw. 🙂

… und fast ideale Bedingungen …
Und dann gab es natürlich auch noch die richtig guten Tage! 🙂 So hatte ich im Winter einmal beste Soaring-Bedingungen und war so lange am Stück in der kalten Luft, bis ich meine Finger nicht mehr spüren konnte! 🙂
Der Knaller waren allerdings die Tage, an denen starker Wind und bereits recht hoch reichende Thermik mehrstündige Thermikflüge ermöglicht haben – und das im Februar! Was für ein Erlebnis! Die Aussicht von weiter oben war einfach fantastisch und ich habe eine Ahnung davon bekommen, welches Potenzial dieses tolle Fluggebiet hat. Und das alles quasi direkt vor der Haustür! Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn die Tage länger werden, die Thermiken kräftig durchziehen und Streckenflüge möglich machen!

Heroischer Selbstversuch mit anhänglichen Minimonstern
Der Rana hat aber nicht nur fahrerische und fliegerische, sondern noch ganz andere Herausforderungen für mich bereit gehalten… Was aus einiger Entfernung nach fürs Hanglanden prädestinierten Bergflanken aussah, entpuppte sich nämlich sehr rasch als dritter oder vierter Vorhof der Hölle (ich habe irgendwann aufgehört zu zählen), als ich den Schirm bei einer Hanglandung abgelegt hatte, ihn zu einer Rosette zusammenraffen wollte und dabei die Art von ungesundem Widerstand spürte, der jedem Piloten das Blut in den Adern schockgefrieren lässt… Am Rana wimmelt es nämlich nur so vor dornenbestückten Sträuchern und Büschen – gefühlt in allen Formen & Größen. Nach 20 Minuten hatte ich dann endlich die Gleitschirmleinen aus den kleinen fiesen Dornendingsies gepopelt und kann diesen „Spaß“ wirklich nicht zur Nachahmung empfehlen… 😉 An den Startplätzen wiederum haben sich mehr oder weniger stark eingerissene Gummimatten als Leinenfänger herausgestellt – auch hier lohnt sich also ein genauer Blick!

Tritt in den Hintern
Übersieht man so einen „Einschlaufer“, kann dies Folgen haben – klar. Als service-orientierter Schreiberling habe ich natürlich auch dies für Dich ausprobiert… Als ich nach einem meiner Rana-Flugtage zu Hause meinen Schirm wegräumen wollte, ihn nochmal gelüftet und in seinem Zellpacksack verstaut hatte und gerade noch den Reißverschluss schließen wollte, grinste mich doch tatsächlich eine gerissene Bremsgallerieleine an…

„So ein Mist, der Schirm ist doch noch fast neu!!“ schoss es mir durch den Kopf, und eventuell ist auch der ein oder andere Ausdruck gefallen, der hier nicht unbedingt wiederholt werden muss… Das war wirklich kein schöner Moment! Ich hatte noch nie Reparaturen an meinen Gleitschirmen vorgenommen, erst recht nicht an den Leinen. Da sollte man nämlich tatsächlich wissen, was man tut. Und ich hatte bis dato keine Ahnung. Zu guter Letzt hat sich diese Nerverei aber als „dornige Chance“ (sry für dieses unbeholfene Wortspiel 😀 ) entpuppt. Es blieb mir ja nun gar nichts anderes übrig, als mich endlich einmal etwas genauer mit dem Thema zu beschäftigen. Und schließlich war der Leinenwechsel gar nicht so schlimm, wie ich es zuvor befürchtet hatte:
Die betroffene Leine aus dem Leinenplan des Schirmmodells heraussuchen, neue Leine via Kontaktformular bei Sepp von der Flugschule Hochries bestellen, zwei Tage auf die Post warten, dann alle anderen Leinenverbindungen bis zur defekten Leine entknoten/entschlaufen, die neue Leine einknoten und wieder alle anderen Leinen in der richtigen Reihenfolge anknüpfen…. Klingt nervig, ist es aber eigentlich nicht. Man muss es halt einmal gemacht haben. Und das habe ich ja nun und bin irgendwie sogar dankbar, dass mir der Rana im Bereich Schirmreparatur ein bisschen auf die Sprünge geholfen hat. Es muss jetzt trotzdem nicht gleich wieder vorkommen. Daher: Augen auf am Start- und Landeplatz! Nicht nur am Rana!

Was bleibt? Was wird?
Ich bin froh, dass ich mir nach und nach all die wunderschönen Fluggebiete in Nordtschechien erschließe und nun auch den Rana kennen gelernt habe! So viele Möglichkeiten, fast direkt vor der Haustür! Letztlich zeigt meine Flugstatistik, wie oft man am Rana in die Luft kommen kann, wenn man das Fluggebiet auf dem Schirm hat: In den ersten drei Monaten der 25er Flugsaison war ich 6 Mal am Rana und habe bei 21 Flügen insgesamt 11,5 Stunden in der Luft verbracht. Und das im Winter! Das ist ja schon mal äußerst viel versprechend. 🙂

Wie soll es nun weitergehen? Nun, ich hoffe, dass ich in der aktuellen Saison noch viele Stunden am Rana verbringen kann. Wirklich weggeflogen bin ich vom Rana ja noch nicht, das steht aber ganz fett und doppelt unterstrichen auf meiner To-Do-Liste. Das Fluggebiet ist unglaublich attraktiv, landschaftlich bezaubernd und lädt gerade dazu ein, auf Entdeckungstour zu gehen bzw. zu fliegen… 😉

Startplatz-Infos

Da stand ich also vor der Qual der Wahl:
Was sollte ich an diesem Sonntag machen? Fliegen natürlich. Klar, aber das war ja nicht die Frage. Es galt zu entschieden, wohin die Reise gehen sollte: Zum Frauenberg bei Sondershausen oder zum Rammelsberg vor den Toren von Goslar? Die Wetterprognosen unterschieden sich nur marginal, letztlich habe ich mich für den Rammelsberg entschieden. In diesem Fluggebiet war ich nämlich noch nie, das würde eine Premiere werden! Und als Bonus gab es die Aussicht, gute Freunde und „die süßeste Hündin weit und breit“ treffen zu können! 🙂

Hike & Fly
Rammelsberg aka „Rammi“ also. Die knapp 3h Fahrt vergingen wie im Fluge und so stand ich gegen 10 Uhr auf dem Parkplatz am Landeplatz und machte mich auf den Weg zum Startplatz. Der Pfad ist steil und führt fast in gerader Linie den Berg hinauf und war trocken, sodass ich Gas geben konnte und schon nach einer knappen halben Stunde oben angekommen bin. Wenn man sich Zeit lässt, braucht man bei normalem Tempo vielleicht 40 Minuten. Wenn die Wege nass sein sollten, wird es vermutlich an einigen Stellen deutlich beschwerlicher – dann mag vielleicht das vom lokalen Verein betriebene Shuttle die bessere Wahl sein!

Gesamtstrecke: 976 m
Maximale Höhe: 607 m
Minimale Höhe: 429 m
Gesamtanstieg: 186 m
Gesamtabstieg: -13 m
Gesamtzeit: 00:18:40
Download file: Rammi.gpx

Früher war der Startplatz von Bäumen umgeben, der ganze Berg war bewaldet. Mittlerweile ist aufgrund schlimmer Borkenkäferjahre alles viel lichter geworden, was allerdings auch dazu führt, dass der Berg früher am Tag thermisch aktiv wird. Als ich oben angekommen bin, war davon allerdings noch nichts zu spüren. Kein Lüftchen, aber ich wollte ja ohnehin erst einmal einen Abgleiter machen, um mich mit dem Startplatz und dem Landeplatz vertraut zu machen. Also habe ich zügig ausgepackt und bin schnell gestartet… Tatsächlich habe ich in den wenigen Flugminuten dann auch nicht die Ahnung eines Hauches eines Hebers gespürt, hatte aber Zeit genug, ein bisschen mit dem Schirm zu spielen und meinen Blick schweifen zu lassen. Obwohl die Fernsicht noch deutlich von der Inversion getrübt war, bekam ich schon einen guten Eindruck von der landschaftlichen Attraktivität dieses Fluggebietes: Berge, Täler, Flüsse, Talspeeren und Goslar mit all den schönen Bauwerken, der historischen Stadtmauer und den Wehrtürmen. Das hat schon was! 🙂

Die guten Freunde U. und E. wollten erst später vor Ort sein – ich schaute kurz auf die Uhr. Super, da müsste eigentlich noch ein Abgleiter reinpassen! 😀 Also hab ich das Spielchen wiederholt: Zusammengepackt, mit Vollgas den Berg hoch (diesmal nur 18 Minuten ;-D ) und noch einen Abgleiter gemacht. Der Landeplatz am Rammi ist riesig, fällt aber über zwei Seiten deutlich ab, was Landungen spannend werden lassen kann, wenn der Platz thermisch aktiv ist… Das Timing war perfekt: Kaum war ich gelandet, trudelten U. und E. ein, sodass wir nun gemeinsam und für mich zum dritten Mal an diesem Tag den Berg hoch liefen, diesmal ein bisschen gemächlicher.

Der „richtige“ Flug – ab zur Basis
Mittlerweile war einiges los am Startplatz. Vielleicht 20 Pilot:innen machten sich bereit, besprachen das Wetter, fachsimpelten und hatten einfach eine gute Zeit. U. wollte nicht auf die richtig gute Thermik warten, startete bald und hatte schon bald über dem Landeplatz eine schöne Thermik. Nun wurde es am Startplatz hektisch. Es war zu spüren, dass die Luft deutlich aktiver wurde. Und so habe ich mich auch schnell fertig gemacht, um die Zeit möglichst optimal nutzen zu können. Diesmal stand der Startplatz gut im Wind, sodass ich meinen geliebten Iota DLS rückwärts aufzog und binnen Sekunden eine Thermik hatte, die mich bis auf über 1000m hoch katapultierte. Woohoo! 🙂 Wie geil war das denn?!
Und so ging es weiter. Ich erkundete erst ein bisschen die direkte Umgebung des Rammis und folgte dann für einige Kilometer einer wundervollen Wolkenstraße nach Nordwesten. Was für ein tolles Gefühl, mal direkt an der Wolkenkante, mal direkt unter der Basis fliegen zu können und dabei die wundervolle Aussicht auf die Stauseen und die wirklich sehr schöne Landschaft genießen zu können! 🙂

Als ich den Stausee hätte überfliegen müssen, verließ ich die Wolkenstraße, bog in Richtung Goslar ab, überflog die Stadt, holte mir am Rammi wieder Höhe und kurbelte endlich auch ein bisschen mit E., der noch gar nicht lange in der Luft war, weil er während U.s Flug auf die kleine süße Hündin aufgepasst hatte. Irgendwann trennten sich aber unsere Wege, und ich bin noch ein Stück nach Nordosten geflogen. So langsam wurde es mir aber an den Fingern sehr, sehr kalt. Die Übungen zum Aufwärmen brachten leider auch nichts mehr, sodass ich schließlich nach 100 Minuten landen gegangen bin.
Was für eine schöne Premiere am Rammi, was für ein schöner Flug – immerhin der zweitweiteste Flug am Rammi, der an diesem Tag auf den einschlägigen Portalen hochgeladen worden ist. Das Grinsen hatte ich an diesem Tag noch sehr lange auf dem Gesicht. Und mindestens genauso lange hat es gedauert, bis sich meine Hände wieder komplett warm angefühlt haben…

Detaillierte Fluginfos auf DHV-XC

Fazit
Hatte ich mich morgens bei der Fluggebietswahl richtig entschieden? Tja, am Frauenberg wurden an diesem Tag einige sehr lange Flüge gemacht: einige schicke Dreiecke und sogar ein 65km-Streckenflug! Wow! Andererseits hatte ich ein neues Fluggebiet kennengelernt und war ja auch insgesamt knapp zwei Stunden in der Luft. Ich würde sagen, es steht unentschieden… 😉 Alles in allem bin ich aber wirklich froh, dem nördlichsten Flugberg Deutschlands mal einen Besuch abgestattet zu haben und mir damit wieder ein neues Fluggebiet erschlossen zu haben. Und last not least hatte ich eine sehr schöne Zeit mit guten Freunden und der „süßesten Hündin weit und breit“. 🙂

Lessons learnt:
– Elektrisch beheizbare Handschuhe kaufen!!!!
– Das nächste Mal folge ich der Wolkenstraße so lange wie ich kann! 🙂


Allen relevanten Infos zum Fluggebiet: https://www.hdgv.de/fluggebiete/rammelsberg/

Dieser Flugtag ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Glück nicht alleine aus bloßen Kilometerzahlen und persönlichen Bestleistungen besteht. Mhm? Hä? Was? Wovon redet der Mann? Nun, der Reihe nach… 😀

Mittlerweile ist es bei mir zur täglichen Routine geworden, an jedem Tag mehrmals das Wetter zu checken, um potenziell gute Gleitschirmtage möglichst nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Bei einem dieser Kontrollgänge durch die verschiedenen Wetterportale und -Apps war uns aufgefallen, dass ein paar Tage später am Frauenberg eigentlich gute Bedingungen herrschen sollten: Die Thermikprognose spuckte nutzbare Höhen von rund 1500m aus, der Wind aus Südost sollte die richtige Stärke haben – perfekt also, oder?

Also habe ich Urlaub beantragt, habe am Flugtag ein paar Stunden im Auto verbracht und stand dann gegen Mittag in guter Gesellschaft am Startplatz. Zunächst schauten wir noch etwas unschlüssig in den Himmel. Flatternde Vögel zeigten deutlich an, dass die Thermik noch nicht durchzog. Es war ein „blauer Tag“, es gab also keine Wolken als Thermik-Anzeiger. Zudem war es diesig, und die Windvorhersage hatte sich nach hinten raus deutlich verschlechtert. Also warteten wir noch ein bisschen, bis wir den Eindruck hatten, dass sich vor dem Hang etwas tat. Dann spürten wir Bewegung in der Luft, also los jetzt…

Binnen kürzester Zeit waren wir drei Piloten in der Luft und fanden auch sehr schnell eine Thermik, die uns auf rund 1000m beförderte. Kurbeln in der Gruppe ist immer wieder ein absolutes Highlight für mich. Und wenn es dann noch gute Freunde und Bekannte sind – besser geht’s kaum! Als wir oben angekommen waren, flogen wir ab und ließen uns vom Wind nach Nordwesten versetzen. Doch schnell wurde uns klar, dass das kein guter Streckenflugtag werden würde. Wir fanden nämlich keine Anschlussthermiken, die es uns erlaubt hätten, immer wieder aufzudrehen und so eine längere Strecke absolvieren zu können.

Also haben wir uns nach knapp 10 Kilometern ein Landefeld gesucht und standen bereits nach einer halben Stunde wieder am Boden. Mmpf… Blöd, oder? Naja, irgendwie schon, auf der anderen Siete auch nicht! Denn nun begann für mich das Abenteuer der Rückreise zum Startplatz. Flugfreund S. war auf dem Nachbarfeld gelandet, hatte ruckzuck zusammengepackt und lief bereits zur Hauptstraße, als E. und ich uns dann auch in Bewegung gesetzt haben. Die Zug- und Busverbindungen waren ungünstig und somit keine Option, uns noch einen zweiten Flug zu ermöglichen! Wir wollten aber noch einmal fliegen. Möglichst vor 16 Uhr, denn dann sollten die Windbedingungen mehr und mehr in den nicht fliegbaren Bereich rutschen. Aber noch war ja Zeit für einen zweiten Flug…

Also strategisch günstig an einer Kreuzung aufgestellt und Daumen raus… 😉
Zu zweit trampen ist allerdings so eine Sache, zumal mit unseren großen Gleitschirmrucksäcken auf dem Rücken. Dieses Gepäck weckt zwar einerseits die Neugier der Vorbeifahrenden. Allerdings kann das XXL-Gepäck auch schnell zu einem Platzproblem werden, wenn mehrere Piloten mitgenommen werden wollen… Und so warteten wir und 15 Minuten und fanden es mehr als kurios, dass viele SUVs, Mini-Vans, Mini-Busse und große Geländewagen an uns vorbeigefahren sind und ausgerechnet ein Kleinwagenfahrer anhielt, um uns mitzunehmen. Was für ein Glück… 🙂

Wir sprangen am Sondershausener Friedhof raus, passierten im Eiltempo den Nordlandeplatz und stapften zügig zum Startplatz hoch, kamen dort nur etwas später als S. an, der schon eher Tramperglück hatte und machten uns fertig für den zweiten Flug. Mittlerweile waren die Bedingungen spannend… Starke Böen und insgesamt undefinierte Bedingungen würden vermutlich nur einen kurzen Flug zulassen. Und so war es dann auch. In der Luft hatte ich teilweise schöne Soaring-Bedingungen, dann hackte es plötzlich sehr unangenehm, die Turbulenzen nahmen deutlich zu und sollten ja nach hintenraus noch deutlich zulegen. Und so entschieden wir uns nach rund einer Viertelstunde, landen zu gehen. Alles richtig gemacht, mehr war aus dem Tag einfach nicht rauszuholen!

Nach dem obligatorischen Landeplatzschwätzchen habe ich E. noch nach Hause gebracht. Zuvor haben wir aber noch einen Zwischenstopp in einem zauberhaften Kaffee in einem winzigen Dorf eingelegt und dort ultraleckeren Kuchen gekauft, den wir uns dann bei E. in Ruhe haben schmecken lassen. Und so blieb glücklicherweise auch noch Zeit, beim Kaffee die wohl süßeste Hündin weit und breit zu streicheln, bevor ich mich dann gegen 17 Uhr auf den zweieinhalbstündigen Heimweg gemacht habe…

Wenn man den Tag bei Licht zusammenfegt, war die Flugausbeute natürlich spärlich und enttäuschend! Und dennoch war es für mich ein wunderschöner Tag! Zeit mit guten Freunden zu verbringen, die man leider nicht jeden Tag sehen kann, zwar kurze aber sehr interessante Flüge zu haben, zum Startplatz zurück zu trampen und dann noch einen schnellen Hike zum Startplatz zu haben… all das wiegt für mich deutlich schwerer als der Malus der mageren Flugausbeute. Und es ist ja nur eine Frage der Zeit, mal richtig gute Bedingungen zu erwischen! Dann hoffentlich ebenfalls mit guten Freunden und Bekannten! 🙂


Flug1: Ausführliche Fluginfos über den Ministreckenflug
Flug2: Ausführliche Infos über den Quicky vor dem schlechten Wetter

In diesem Jahr war ich das erste Mal am Krupka fliegen und bin ein bisschen verliebt … 🙂 Der Startplatz nicht weit hinter der tschechisch-deutschen Grenze liegt erfreulicherweise gerade mal 40 und ein paar Zerquetschte Autominuten von Dresden entfernt und ist damit geradezu prädestiniert, mir auch mal nach der Arbeit in die Luft zu verhelfen! 🙂 Der Krupka stellt aber mitnichten nur eine „Notlösung“ dar, sondern ist ein unglaublich attraktives Fluggebiet – fliegerisch und landschaftlich!

Die Gegend ist einfach traumhaft schön! Im Süden sind viele kleine kegelförmige Hügel und Bergchen in der Landschaft verstreut, man kann architektonisch interessante Schlösser, Burgen und Aussichtstürme entdecken, dazwischen erstrecken sich Felder und Wiesen, es gibt zahlreiche Seen und kleine Ortschaften und im Norden liegt das Erzgebirge und weiter nordöstlich die Sächsische Schweiz. Egal, in welche Richtung man fliegt, die Landschaft zaubert einem ein Grinsen ins Gesicht!

Um diese Aussicht perfekt genießen zu können, muss man natürlich aber erst einmal in die Luft kommen. Und das ist beim Krupka deutlich einfacher als in vielen anderen Fluggebieten. Die meisten Höhenmeter lassen sich nämlich mit dem eigenen Auto, dem Bus der Linie 582484 (am WE aller 2h, in der Woche stündlich) oder einem Sessellift absolvieren. Danach wartet dann nur noch eine Miniwanderung mit wenigen Höhenmetern auf einen. Ich bevorzuge allerdings eine andere Methode, nämlich das Auto direkt am Landeplatz zu parken und und den kompletten Aufstieg zu Fuß zu machen: Wenn man sich ganz viel Zeit lässt, muss man eine Gehzeit von ca. einer Stunde veranschlagen. Ich mag es zügiger – bei Vollgas ist der Aufstieg nach einer reichlichen halben Stunde erledigt – zugegeben man selbst dann auch ein bisschen… 😉 Aber ich liebe es einfach, den Flugtag so zu beginnen. Meine favorisierte Route ist diese hier:

Gesamtstrecke: 3034 m
Maximale Höhe: 633 m
Minimale Höhe: 246 m
Gesamtanstieg: 389 m
Gesamtabstieg: -1 m
Gesamtzeit: 00:42:50
Download file: Krupka2.gpx

Es gibt aber auch noch viele andere Wege zum Startplatz. Das Wegenetz ist groß und ermöglicht den Zugang aus allen Himmelsrichtungen. Wenn man es denn geschafft hat, erwartet einen ein großer, vollständig mit Matten ausgelegter und recht steiler Schneisenstartplatz, der aber keine Fragen aufwirft. Wenn es thermisch ist, stehen die Bärte direkt nach dem Rausfliegen links und rechts am Hang. Allerdings sollte man sich nicht verbasteln, weil man spätestens 150m unter dem Startplatz zum Landeplatz abfliegen sollte. Um diesen zu erreichen, muss man es nämlich noch über einige Neubaublöcke schaffen, was sich bei starkem Gegenwind als spannend herausstellen kann… 😉 Besser, man macht sich mit dieser ungewöhnlichen Konstellation mal bei einem Morgenabgleiter in halbwegs toter Luft vertraut. Ich habe es jedenfalls genau so gemacht und war bei den darauf folgenden Flügen deutlich entspannter… 😉

Meinereiner im Anflug auf den Landeplatz. Im Hintergrund ist der Startberg zu sehen. Die Kamera steht genau auf dem Landeplatz.

Und fliegerisch?
Bis jetzt war ich 3x am Krupka, bei jeweils unterschiedlichen Bedingungen. Mein erster Flug war ein chilliger, leicht verlängerter Abgleiter – klar, das ist nichts Besonderes.

Aber bereits im nächsten Flug ging es ordentlich nach oben. Ich bin nach dem Start erst ganz kurz nach Westen, dann aber recht zügig ein ganzes Stück nach Osten geflogen und habe anschließend noch einen Miniabstecher ins Flache unternommen. Inklusive Außenlandung auf einem der zahlreichen (noch) unbestellten Felder.

Mein bislang schönstes Flugerlebnis am Krupka war ein Feierabendflug, bei dem ich nur bis mittags arbeiten war, schnell zum Fluggebiet gefahren und mit Vollgas den Berg hochgelaufen bin und dann ein schönes Dreieck fliegen konnte. Die Thermiken standen besonders in östlicher Richtung entlang der Ridge und katapultieren mich auf über 1000m. ich konnte mich mehrere Querrippen nach Osten vorarbeiten und immer wieder auf über 1000m aufdrehen. Dann bin ich umgekehrt, habe den Startplatz wieder passiert und wollte den westlichen Teil der Ridge erkunden. Dort hat das Gelände aber nicht so schön definierte Abrisskanten, und ich habe mich deutlich schwerer getan, durchziehende Thermiken zu finden. Mein Highlight bei diesem Flug war aber der ausgedehntere Ausflug ins Flache, wo ich über Solarpanel-Arealen und einem Parkplatz hoch reichende Thermiken gefunden habe und den Flug deutlich ausdehnen konnte und dabei viel Zeit hatte, den Blick schweifen zu lassen:

Dass es auch anders geht, hat bereits der darauf folgende Tag gezeigt. Die Vorhersagen waren ähnlich, der Wind kam aber etwas mehr aus Westen und das Thermikpotenzial war etwas geringer. Das sorgte dann dafür, dass das Fliegen an der Ridge sehr hackig war und im Flachland (für mich) nichts zu holen war. Aber auch das gehört dazu, nicht jeder Flug kann geil-geil-geil sein! Und dennoch hatte auch dieser Flugtag einen für mich tollen Moment parat: Nachdem der Flug eigentlich recht viel versprechend gestartet war, ging es nämlich nur noch runter, die anderen Piloten um mich herum haben ebenfalls nichts mehr gefunden und sind alle landen gegangen. Ich habe mich also auch bereits auf den Landeanflug vorbereitet, als mein geliebter Iota DLS plötzlich kaum wahrnehmbar nach rechts zog. Und tatsächlich – aus einem Nullschieber entwickelte sich ganz allmählich ein 0,2m/s-Steigen. Ich hielt mich an der Minithermik fest und kurbelte und kurbelte. Später ging es mit über 1m/s hoch und letztlich mit über 2m/s – das alles in einem Rutsch von ganz unten bis ganz hoch – was für ein schöner Low Save! 🙂

Was kommt?
Ich freue mich jedenfalls sehr, so ein schönes Fluggebiet quasi direkt vor der Haustür zu haben! Mein Ziel für dieses Jahr ist es, dass geflogene Dreieck in alle Richtungen deutlich zu erweitern. Drückt die Daumen, dass das klappt… 😉


Fluggebietsinfos
Fluggebietsinfos #2

Was macht man mit einem freien Sonntag? Ausschlafen? In aller Ruhe frühstücken und ganz langsam den Tag beginnen? Oder doch lieber eine zweieinhalb stündige Fahrt (pro Strecke) mit der vagen Hoffnung auf einen verheißungsvollen Flugtag auf sich nehmen? Rund eine Femtosekunde lang habe ich das Für und Wider in aller Gründlichkeit durchdacht und bin zur einzig möglichen Entscheidung gelangt: fliegen natürlich!

Und so stand ich bereits gegen 10 Uhr im Kreise einiger bekannter und neuer Gesichter am Landeplatz des Frauenbergs in der Nähe von Sondershausen. Der Berg ist nicht sehr hoch, bietet aber Startplätze in drei Richtungen an! Heute würden wir den Oststartplatz nehmen. Es war Soaring-Wind angesagt, und es bestand eine gewisse Möglichkeit, dass es zarte Winterthermik geben könnte! Also beendeten wir unser Schwätzchen, setzten uns in Bewegung und liefen zügig den Berg hoch. Es ist keine lange Wanderung, man ist ungefähr eine knappe halbe Stunde unterwegs.

Die Startvorbereitungen waren schnell erledigt, zerrten allerdings eine etwas nervige Nachlässigkeit in der Vorbereitung ans Licht: Ich hatte mir zu Hause zwei Paar Handschuhe herausgelegt, ein ultradickes und ein dünneres. Kurz vor der Abfahrt hatte ich mich dann für die dicken entschieden, dummerweise aber leider nur den jeweils rechten Handschuh beider Paare eingesteckt. Ich hatte also zwei rechte Handschuhe und keinen linken. Bei den Temperaturen in der Luft von unter 0° und dem anstehenden Flugwind von knapp 40 km/h war das euphemistisch ausgedrückt natürlich eher suboptimal… 😉

Der Schnitt der Handschuhe machte ein „Andersrumtragen“ unmöglich, also blieb die eine Hand vorerst ungeschützt… Wir hatten perfekten Startwind und waren binnen weniger Minuten in der Luft. Die Soaringkante am Frauenberg ist nicht sehr groß, das Timing zwischen uns vier Piloten war aber recht gut, sodass sich die meisten halten konnten. Und dann setzte langsam das Kribbeln in der linken Hand ein…. gefolgt von einem pulsierendes Stechen, sodass ich bereits nach 13 Minuten landen gegangen bin, obwohl ich mich noch länger im Hangaufwind hätte halten können. Kurz durchgezählt: Alle fünf Finger waren noch da, und es dauerte dann auch gar nicht sooo lange, bis ich sie wieder spüren konnte… 😀

Nächste Runde:
Hochlaufen, auspacken, guten Wind abwarten und erneut starten. Diesmal verpackte ich die Hand so in der Jacke, dass nur noch zwei Finger rausschauten. So ging’s es deutlich besser. Und das war gut so, denn neben dem Soaringwind waren plötzlich auch Thermikblasen zu spüren, die den Flug deutlich verlängerten: Erst einige Heber und dann endlich konnte ich eindrehen, kurz darauf sogar den Startplatz überhöhen und synchron mit anderen kurbeln. Diese Momente des gemeinsamen Fliegens machen mir immer besonders viel Spaß: Mit anderen Pilot:innen in einer Thermik auf gleicher Höhe gemeinsam synchron aufdrehen! Ich liebe es! Aber so richtig zog die Thermik noch nicht durch, sodass wir bald schon erneut am Landeplatz standen und uns gegenseitig begeistert von den Flugeindrücken berichteten.

Auf rund 1000m Höhe über dem Frauenberg. 🙂

Der Tag sollte hintenraus besser werden, also noch einmal hoch… Schnell!
Ein Flug sollte sich an diesem Tag nämlich noch locker ausgehen! Jetzt hatte ich einen Leihhandschuh von einem Freund, was für eine Wohltat! 🙂 Nach dem Start ging es nun nämlich sofort hoch. Die Thermik zog, also drehte ich ein und kurbelte in einem Rutsch bis auf knapp 1000m! Was für eine Aussicht! Was für ein Glück, Anfang Februar solche Momente erleben zu können! Was sind dann schon ein paar Stunden Fahrt? Fahrt? Welche Fahrt? 😉
Ich ließ mich mit dem Wind übers Tal im Norden versetzen, fand zwischendurch immer wieder Thermiken, um die beim Geradeausflug verlorenen Höhenmeter wieder gut zu machen. Das Spielchen habe ich einige Male wiederholt, kehrte dann zum Frauenberg zurück und machte noch einen Abstecher in Richtung Süden, um letztlich nach rund 50 Minuten überglücklich zu landen!

Was für ein Tag! Schon wieder hatte ich ein für mich neues Fluggebiet kennen gelernt und dabei dann noch so tolle Flüge und eine ultraschöne Zeit mit den anderen gehabt! Das hat sich wirklich gelohnt! 🙂

Fluginfos auf DHV-XC.

Fliegen am Zlatnik

15. März 2025 Flachland

Nachdem ich das letzte Jahr fliegend in Laucha habe ausklingen lassen, hatte ich bereits auf der Heimfahrt einen jener An-die-Stirn-Klatsch-Momente, die durchaus geeignet sind, ein Leben in neue Bahnen zu lenken… Zu groß formuliert? Mhm, schauen wir mal, aber ich denke nicht. 😉 Bislang habe ich die Winter nämlich immer damit verbracht, mich zwar theoretisch mit Gleitschirmthemen zu beschäftigen, die Ausrüstung zu optimieren, mich in schöne Fluggebiete zu träumen, letztlich aber völlig unterflogen und damit frustriert zu Hause zu sitzen und hibbelig der Saisoneröffnung im Frühjahr entgegen zu fiebern.

Das wollte ich in diesem Jahr ganz anders angehen. In erträglicher Reichweite – Das ist übrigens eine Metrik, die je nach Wetterlage und wie lange der letzte Flug bereits zurückliegt verschieden interpretiert werden kann und wird… 🙂 – findet sich eine Vielzahl von interessanten Fluggebieten, die ich alle noch nicht kannte und nach und nach abklappern wollte.

Den Anfang hat in diesem Jahr der Zlatnik in Tschechien gemacht, der in nur rund einer Stunde Entfernung ja fast schon als lokales Fluggebiet anzusehen ist. Und so begab es sich, dass ich Ende Januar mein Gleitschirmzeug und die ganz dicken Handschuhe eingepackt habe und – schwupps – am Fuße des kleinen Bergs stand. Man parkt quasi direkt neben der Schnellstraße am Friedhof und hat dann nur noch eine kurze Wanderung zum Startplatz vor sich, der nach Süden/Südwesten ausgerichtet ist. Vor dem Start muss man sich telefonisch am Flugplatz Most melden – ab und an werden direkt über dem Zlatnik Fallschirmspringer herausgelassen, was für beide Seite … öhm … zumindest suboptimal wäre. Der Anruf verhindert dann recht zuverlässig die Doppelbeanspruchung des Luftraumes. 😀 Die Telefonnummer des Flugplatzes aber auch eines sehr netten und hilfsbereiten dt.-sprachigen Ansprechpartners und etliche andere Hinweise, z.B. über Vogelschutzzeiten usw., sind an der Infotafel direkt am Startplatz beschrieben.

Und so stand ich dann also kurz nach 12 Uhr alleine am Startplatz. Der Wind passte perfekt, sodass ich mich recht zügig fertig gemacht habe und alsbald in der Luft war. Was für ein tolles Gefühl… mitten im Winter zu fliegen und den ganzen Berg für mich alleine zu haben!! Fliegen! Im Januar! 🙂 Ich habe das Soaring im Hangaufwind wirklich genossen, habe in der Luft rumgespielt, verschiedene Flugtechniken ausprobiert und hatte die ganze Zeit ein breites Grinsen auf dem Gesicht, was sich da auch noch einige Stunden recht hartnäckig hielt… 😉 Nach 50 Minuten ließ der Wind dann plötzlich nach, und ich bin kurz darauf auf der leicht abschüssigen Wiese direkt neben dem Friedhof gelandet.

Was für ein toller Einstieg in die 2025er Saison! Nicht nur, weil ich tatsächlich die beste Zeit des Tages erwischt hatte, sondern weil ich bereits Pläne im Kopf hatte, mir all die Gebiete in der Umgebung zu erschließen. Dieses Gefühl der Vorfreude auf neue Gegenden, auf spannende Begegnungen und natürlich vor allem auf tolle Flüge war und ist einfach unbeschreiblich! 🙂

Typisches „Wimmelbild“ eines Soaring-Tages, an dem man nur im dynamischen Hangaufwind spielt.

Flug-Infos auf DHV-XC.

Winterpause?

12. März 2025 Flachland

Kennst Du das auch? Du hast Dich über die Jahre in irgendeiner Nische Deines Lebens mit einem Zustand arrangiert, den Du selbst zwar irgendwie als unerfreulich oder zumindest als suboptimal empfindest, stellst den Status Quo aber schon lange nicht mehr in Frage… Naaaa? Erwischt? Oder doch nicht?

Naja, ich habe zu Beginn des Jahres bei mir jedenfalls so einen blinden Fleck entdeckt und kann mich im Nachhinein nur wundern, dass erst jetzt der Groschen gefallen ist! Wovon ich rede?

Von der Winterpause beim Gleitschirmfliegen… In den vergangenen Jahren habe ich mich im Winter zwar mit dem Fliegen beschäftigt: Ich habe Videos geschaut, Bücher gelesen, Artikel studiert, Ausrüstung optimiert und Pläne für den weiteren Jahresverlauf geschmiedet. Nur eines habe ich nicht gemacht: Fliegen!

Was mir die letzten Jahre entgangen ist, zeigen die ersten beiden Monate in diesem Jahr:

In diesem Jahr habe ich bislang fast jede Gelegenheit genutzt, um in die Luft zu kommen. Dabei habe ich alleine im Januar und Februar fünf für mich neue, bequem erreichbare Fluggebiete entdeckt, war bereits 30 Stunden in der Luft, habe viele wirklich nette Menschen kennen gelernt und einfach eine tolle Zeit gehabt! 🙂

Ich habe in der Zeit enorm viel gelernt:
Beim Starten bei stärkerem Wind, beim Toplanden, beim Reparieren der Ausrüstung und natürlich beim eigentlichen Fliegen. 🙂 Mir ist aber auch auf einer anderen Ebene wieder einmal klar geworden, dass es sich wirklich lohnt, ausgetretene Pfade zu verlassen, neugierig zu bleiben und sich auf Neues einzulassen…

Und so gibt es viel zu berichten: Über unzählige wundervolle Momente beim Fliegen am Frauenberg, in Laucha, in Knobelsdorf, am Rana und am Krupka…

Stay tuned und miste vielleicht auch bei Dir mal aus! 😉

Wie es manchmal so geht…. Am letzten Tag des Jahres scrolle ich früh durch Instagram & Co., freue mich für alle, die im Winter Wonderland der Alpen Ski-Touren unternehmen können oder sogar ein paar Stunden in der Luft verbringen und merke aber auch, wie dabei gleichzeitig bei mir ein bisschen Wehmut einsickert.
Doch dann stolpere ich über Julias Posting auf Instagram (danke, danke, danke dafür 🙂 ), in dem sie über einen genialen Flugtag im Fluggebiet Laucha nordwestlich von Leipzig schreibt… „Stimmt ja, Laucha!!! Moment mal, das war ja erst vorgestern! Geht da heute vielleicht was?“ geht es mir durch den Kopf! Das Gebiet hatte ich bis dato beim tgl. Wetter- und Platzcheck nicht auf dem Schirm, weil es doch ein Stückchen entfernt ist.

Aber das wäre doch DIE Gelegenheit, noch am letzten Tag des Jahres ein für mich neues Fluggebiet entdecken zu können! Und meiner neuen Liebe, meinem Iota DLS, würde die Luftveränderung sicherlich auch gefallen. Und mir würde es garantiert auch gut tun. Macht es ja immer, wenn es in die Luft geht. 🙂 Also schnell in Windy & Co. die Bedingungen kontrolliert: Check – viel versprechend, eigentlich sogar ideal! 🙂

Keine drei Stunden später stehe ich an der Geländekante von Laucha, lasse mich vom lokalen Piloten Matthias in die Geländebesonderheiten einweisen und stehe schon bald mit meinem Schirm in guter Gesellschaft einiger bekannter Paradopia-Gesichter ein Stück hinter der Kante und versuche, mit dem sehr starken Wind zu spielen. In der ersten halben Stunde ist ein ein sehr einseitiges Vergnügen… 😀 Der Wind ist einfach zu stark und zu turbulent, zumindest am Boden. Ich lasse mich kräftig durch- aber nicht abschütteln und werde belohnt! 🙂 Für einige Momente lässt der Wind ein bisschen nach, sodass ich mit dem Schirm vor zur Kante handeln kann. Und schwups bin ich in der Luft! 🙂

In der Luft sind ideale Bedingungen! Ich gleite an der Kante entlang, beobachte Greifvögel, die ebenfalls im dynamischen Hangaufwind zu spielen scheinen. Nach und nach füllt sich die wenige Hundert Meter lange Hangkante mit vielen Schirmen. Alle haben sie ihren Spaß!

Was für ein Glück, das Jahr so beschließen zu können! 🙂 Der ganze Stress der letzten Wochen, all der Kram, der sich im letzten Quartal aufgetürmt hat, fällt von mir ab! In diesem Moment spüre ich nur noch mich, die Freiheit, den Wind, die Sonne, die anderen Piloten und bin überglücklich! 🙂

Auf, dass uns allen das kommende Jahr viele solcher magischer Momente bescheren möge!

Happy New Year, happy landings! 🙂

Ende des Jahres lasse ich die Saison Revue passieren. Dabei kommen mir einige Flüge und Erlebnisse in den Sinn, die ich wohl nie vergessen werde. Eines meiner absoluten Highlights war zweifellos meine „kleine Gletscherrunde“ im Stubaital – aus verschiedenen Gründen, aber der Reihe nach…

Die Gletscherrunde im Stubai beschreibt einen Gleitschirmflug, der am Kreuzjoch, also relativ weit vorne im Stubaital, beginnt, über die beiden Burgställe führt, das Oberbergtal hinauf in Richtung der Dreitausender verläuft, dann einen mehr oder weniger großen Bogen über die Gletscher im hinteren Bereich des Stubais beschreibt, retour dem Stubaital folgt und schließlich in Neustift bzw. Fulpmes endet.

Für mich steht diese Gletscherrunde gefühlt schon ewig auf meiner persönlichen Das-muss-ich-unbedingt-mal-fliegen-Liste! Ich erinnere mich, wie ich als A-Schein-Schüler in den Unterrichtspausen vor dem Schaukasten der Flugschule stand, in dem u.a. diese Flugroute eingezeichnet war. Schon damals habe ich mir ausgemalt, wie schön es wohl wäre, in einem längeren Flug über all die vertrauten Gipfel, Berghütten und Gletscher des Stubais zu fliegen!

Aber irgendwie hatte es bislang nie geklappt. Meistens war das Wetter nicht entsprechend, aber letztlich war ich persönlich wohl auch noch nicht so weit. Am eigentlichen fliegerischen Können lag es dabei bestimmt nicht, Hemmungen und Selbstzweifel haben es aber einige Male verhindert, hinter der Rinnenspitze weiterzufliegen. Dank der fantastischen Fluglehrer Ferdi, Simon und den guten Freunden E. und U. taue ich in Sachen XC-Fliegerei aber zunehmend auf. Die Hemmungen sind im Wesentlichen der Neugier gewichen, an die Stelle der Selbstzweifel rücken erfreulicherweise langsam kühle Einschätzungen der aktuellen Lage.

Und so stand ich also Anfang August am Kreuzjoch mit einem High-B-Tester, den ich bislang nur bei einigen kurzen Abgleitern und in absolut ruhiger Thermik hatte ausprobieren können und wollte mal schauen, was der Tag so bringt. Der Startplatz war gut gefüllt. Die Vorhersagen waren fantastisch, hatten allerdings den kleinen Haken, dass der Tag recht spät anfangen und erst hintenraus besser werden sollte. Also Para-Waiting in brütender Hitze… Schluck… Auf gute Startbedingungen zu warten, ist für mich nach wie vor eine Herausforderung, auch wenn ich zunehmend geduldiger werde. Glücklicherweise ließen schattiges Plätzchen und ein interessantes Gespräch mit einem anderen Piloten die Wartezeit wie im Flug (haha 😉 ) vergehen.

Blick zur Rinnenspitze und Rinnensee (Oberbergtal).

Als dann endlich der erste und kurz darauf der zweite Pilot durch die Inversion durchkamen, machte auch ich mich zügig fertig. Der Start verlief problemlos, allerdings zog der Hausbart direkt rechts neben dem Startplatz noch nicht durch. Also Wechsel nach Norden an den Bart, der normalerweise der Bergbahn folgt. Hier ging es viel besser, sodass ich schon wenige Minuten später den Startplatz deutlich überhöht hatte und den Flug in Richtung der Burgställe beginnen konnte. Hier und da waren einzelne andere Piloten unterwegs, ich hatte aber keine direkten Vorflieger. Am Hohen Burgstall bog ich ins Oberbergtal ab und folgte der Ridge in Richtung Rinnenspitze. Dort müsste ich es dann schaffen, auf deutlich über 3000m aufzudrehen, um die Passage über die Gletscher beruhigt angehen zu können. Na mal schauen…

Bis jetzt klappte alles wie am Schnürchen. Die Thermiken standen genau da, wo ich es mir dachte, mein Iota DLS war deutlich gesprächiger als mein Epsilon 9, aber auf der angenehmen Seite, ohne mich zu überfordern. Also weiter! Über der Rinnenspitze konnte ich noch gut Höhe machen und dabei den wundervollen Blick auf den Lüsener Ferner, den Rinnensee und in Richtung der höheren 3000er des Stubais genießen. „Heute klappt’s!“ dachte ich mir und flog weiter. Von jetzt an war es Neuland für mich. Ich querte einen kleinen Gletscher, checkte beim Überblick einige Male, dass der Notausgang nach hinten noch offen ist und ich umkehren könnte, falls ich keine weiteren Thermiken finden würde. „Alles gut, weiter!“

Doch an diesem Tag schien tatsächlich alles zu klappen. Ich flog den nächsten Bart an und drehte ihn aus, dann noch einen und noch einen und hatte dann gleich die Dresdner Hütte in Sicht. 🙂

Vermutlich hätte ich es an diesem Tag auch schaffen können, den Flug in Richtung Sölden deutlich zu verlängern. Ich wollte aber nichts erzwingen und ließ es bei der kleinen Gletscherrunde bewenden. Bei der Querung des Stubaitals war dann endlich Zeit, etwas zu essen und zu trinken und dabei den wundervollen Ausblick zu genießen. Vor mir lag der tosende Grawa-Wasserfall, rechts davon die beiden Trögler und die Dresdner Hütte, dahinter Schaufelspitze & Co.! Wenn ich mit dem Schirm über diese wundervolle Landschaft fliegen kann, erfüllt mich jedesmal ein tiefes Glücksgefühl! Hach! Auf dem Weg zurück habe ich dann noch den Habicht, den Zwölfer und Elfer passiert und habe den Flug noch bis vor zur Serles und hinüber zum Startplatz verlängert, um dann letztlich überglücklich in Neustift zu landen.

Ich freue mich riesig, dass ich mir diesen lang gehegten Traum erfüllen konnte und dabei den größten Teil der Strecke alleine unterwegs war! Der Iota DLS hat sich bewährt, sodass ich meinen geliebten Epsilon 9 mittlerweile in gute Hände abgegeben habe und nun in der High-B-Klasse unterwegs bin. In der kommenden Flugsaison hoffe ich auf eine Fortsetzung dieses schönen Fluges – dann will ich die „große Gletscherrunde“ angehen, die im Süden und Osten noch deutlich länger ist, und rückzu noch dem Habicht von oben zuwinken! 🙂

Flug-Details auf DHV-XC.

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