Streckenfliegen fetzt! 🙂 Was für ein erfüllendes Hobby Gleitschirmfliegen doch ist!

Nachdem mich eine Erkältung die fliegbaren Brückentage rund um den 1. Mai und Christi Himmelfahrt im Bett verbringen ließ und ich dazu verdammt war, den anderen via Live Tracking beim Fliegen zuzuschauen, war der Frust gewaltig! Mmpf, da hatte meine Gleitschirmsaison mit dem fantastischen Streckenflugseminar mit Ferdi in Bassano so toll angefangen, und nun das…

Umso glücklicher war ich, als Windy & Co. für den Pfingstmontag gutes Flugwetter voraussagten. Und so bin ich zeitig aufgestanden, habe mich mal wieder in den Zug gesetzt und stand pünktlich um 11 Uhr an der Winde in Beilrode. 🙂 Beim ersten Schlepp fand ich keine durchziehende Thermik und hatte bereits nach 10 Flugminuten wieder festen Boden unter den Füßen. Aber das war kein Problem, der Tag sollte „hintenraus“ besser werden, es war sogar eine Tendenz zu Überentwicklungen vorhergesagt. Davon war zu diesem Zeitpunkt aber weit und breit noch nix zu sehen. Überall standen schöne Thermikwolken am Himmel, und der Wind war auch nicht zu stark. Also stand ich alsbald wieder am Schleppseil und folgte dem Protokolls für Windenstarts, während der Startleiter meine Ansagen via Funk an den Windenführer weitergab:

  • „Pilot und Gerät startklar.“ (Der Schirm liegt sauber ausgelegt hinter mir, alles ist kontrolliert, ich bin eingehängt und mit dem Seil verbunden.)
  • „Pilot eingehängt.“ (Alles nochmal kontrolliert.)
  • „Seil anziehen.“ (Das Seil wird langsam angezogen, sodass es unter Spannung kommt.)
  • „Seil straff.“ (Das Seil ist straff.)
  • „Fertig.“ (Luftraum frei? Wind ok? Daraufhin wird das Seil weiter angezogen, ich ziehe den Schirm auf, kontrolliere die Kappe.)
  • „Staaaaaaarrrrrrrt.“ (Wenn mit dem aufgezogenen Schirm alles stimmt. Der Windenführer gibt nun Gas und man hebt ab.)

Zack, schon ging es los! 🙂 Direkt nach dem Ausklinken hatte ich den Eindruck, dass man Schirm nach rechts zog. Sehr gut, da musste also eine Thermik stehen! Ich folgte der leichten Tendenz und hatte nach wenigen Sekunden einen Aufwind mit recht starkem Windversatz, der mich langsam aber stetig auf rund 1000m brachte. Währenddessen gesellte sich der Streckenflug-Crack Toralf Hase zu mir, bog aber kurz darauf in Richtung Torgau ab. Ich hatte mir für den Tag aber etwas anderes vorgenommen: Ich wollte zum ersten Mal (halbwegs) planvoll losfliegen, den Bahngleisen folgen und somit in der Luft meine Bahnfahrt nach Hause abkürzen.

Also los… Ich kam gut voran, kurbelte die Thermiken in nordöstliche Richtung aus, näherte mich in den Gleitphasen wieder der Bahnstrecke an, um mich im nächsten Thermikbart wieder etwas mit dem Wind versetzen lassen zu können. Unterwegs zeigten mir zwei Störche eine Thermik, was an sich ja schon ein tolles Erlebnis gewesen wäre. Die beiden spielten aber regelrecht in der Thermik! Der eine drehte auf, tauchte dann unter den anderen, um kurz darauf wieder aufzudrehen. Fantastisch schön, so etwas hatte ich zuvor noch nie beobachten können! 🙂

Ich überquerte kleine Waldstücke, Felder, kleine Siedlungen und Dörfer und war nach einer reichlichen Stunde in komfortabler Höhe über Falkenberg angekommen. Was für eine Aussicht auf den Ort, den kleinen See, die sich kreuzenden Bahnlinien… Aber Moment mal, für meinen Geschmack war da eine Bahnlinie „zu viel“… 😉 Ich wusste, dass ich in Falkenberg grob nach Süden abbiegen musste, mir war aber nicht klar, dass es dort neben der West-Ost-Trasse (A), der ich bislang gefolgt war und der Nord-Süd-Trasse (B) auch noch einen dazwischen diagonal verlaufenden Schienenstrang (C) gibt. Shit, welche war denn jetzt „meine“? Irgendwann würde ich ja landen müssen und wollte dann nicht irgendwo im Nirgendwo stehen, sondern möglichst nah an einer Bushaltastelle oder einem Bahnhof einer Linie in meiner Richtung sein.

Tja, B oder C?

Klar, GoogleMaps hätte helfen können. Mittlerweile wurde es in der Luft aber turbulenter, sodass ich es nicht geschafft habe, mein Handy sinnvoll zu bedienen. Letztlich habe ich mich dann für die schräg verlaufende Bahnlinie entschieden, der ich noch einige Kilometer gefolgt bin, um dann nach insgesamt knapp 30 XC-km mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht auf einer schönen großen Wiese sicher zu landen. Was für ein toller Flug! Ein kurzer Check in der Karten-App bestätigte meine Entscheidung für die diagonal verlaufende Bahnlinie, alles richtig gemacht. 🙂 Also packte ich zusammen und wanderte noch 40 Minuten entlang eines mit Seerosen bewachsenen Kanals zum Bahnhof von Bad Liebenwerda und bekam unterwegs auch noch Emus und Esel zu sehen! ESEL!! 🙂 <3 Kaum hatte ich das Gleis erreicht, fuhr auch schon mein Zug ein! 🙂

Was für ein toller Flugtag! Ich bin froh, dass ich im Flachland endlich mal losgeflogen bin und einen (kleinen) Streckenflug gemacht habe! Und was habe ich gelernt? Was kann ich beim nächsten Mal besser machen? Flugtechnisch hat eigentlich alles ganz gut geklappt. Ich verbrate aber immer noch zu viele Ressourcen bei dem Gedanken an die Optimierung des Heimweges. Das geht besser! Entweder ich mache mir am Vortag einen fixen Flugplan, dem ich dann folge. Oder ich fliege einfach und kümmere mich konsequent erst nach der Landung um den Anschluss an die Öffis. Mal schauen, wie das beim nächsten Mal klappt.

Danke an die netten Windenleute in Beilrode. Hoffentlich bis bald! 🙂

Flug-Details auf DHV-XC.de

Ende März 2024

Was sich bereits in den beiden vergangenen Jahren bewährt hat, scheint nun erfreulicherweise irgendwie zur Tradition zu werden… 😉 Wieder einmal hatte ich das unverschämte Glück, mein Flugjahr mit Ferdinand „Ferdi“ Vogels XC-Kurs in Bassano beginnen zu können! Dies ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit, schließlich ist die Liste der Interessenten für seine Kurse lang, ich meine laaaaaaaaaaaaaang!

Es ist eben schon längst keine Geheimnis mehr, dass Ferdi neben seinen Tätigkeiten als Renndirektor der Redbull X-Alps, als Teilnehmer des Weltcups und anderer Meisterschaften, als Testpilot und Webinar-Dozent und zig anderen Aktivitäten eben auch noch ein begnadeter Fluglehrer und last not least einfach ein angenehmer Zeitgenosse ist!

Status Quo vor dem Kurs?

Wie war mein Stand vor dem Kurs? Als ich meine vergangene Saison Revue passieren ließ, war ich eigentlich recht zufrieden: Ich hatte meine Airtime auf deutlich über 60h ausbauen können, hatte an zwei Sikus teilgenommen, hatte mehrere neue Fluggebiete kennen gelernt und dabei einige sehr schöne längere Flüge machen können. Zudem war ich Ferdis Ratschlägen gefolgt:
Nach der vorsichtigen Annäherung an das Thema „Liegegurtzeug“ war ich über Siku-Teilnahmen und zig Flügen systematisch umgestiegen und fühle mich in meinem Lightness3 pudelwohl. Und mittlerweile gehe ich auch öfter ins Gas, auch in turbulenteren Bedingungen.

Wohin soll die Reise gehen?

Das klingt soweit alles ganz passabel, allerdings stellt sich natürlich die Frage, welche Defizite ich selbst noch sehe. Da muss ja was sein, schließlich hatte ich mich ja erneut für einen XC-Kurs angemeldet. Nunja, das ist ein weites Feld… 😀
So war ich noch nie länger als 4 Stunden in der Luft und hatte immer das Gefühl, in der Nähe dieser Marke in ein mentales Tief zu fallen. Zudem habe ich in der Fluganalyse oft mit einigen meiner flugtaktischen Entscheidungen gehadert: Hier hätte ich eine Thermik besser nicht auskurbeln sollen, sondern nach MacCready eher weiterfliegen müssen. Da wäre hingegen eine zusätzliche Portion an Geduld angebracht gewesen. Dort wiederum wäre eine andere Linienwahl sinnvoller gewesen.

Ich hatte mir für den Kurs vorgenommen, Ferdi meinen Flugstil im Liegegurtzeug (Kurbeltechnik, Gewichtsverlagerung, Körperposition) überprüfen zu lassen. Außerdem wollte ich ein noch besseres Verständnis für gute flugtaktische Entscheidungen gewinnen und komfortabel ohne Zwang die 4h-Marke überwinden. Wenn im Kursverlauf dabei ein paar längere XC-Flüge herausspringen sollten, wäre das natürlich auch höchst willkommen! 🙂

Also los

Der Ablauf der Kurstage war wie gehabt:
Nach dem gemeinsamen Frühstück in Monis fantastischer Unterkunft Casa del Cuore gleich unterhalb des Oststartplatzes fand ein ausführliches Morgenbriefing statt, in dem das Wetter und die daraus resultierenden Flugoptionen sowie noch einige Theorieeinheiten zu verschiedensten Themen, z.B. Wetter, Flugtaktik, Flugtechnik, Fluggelände und Ausrüstung besprochen wurden.

Allerdings konnte Moni diesmal gesundheitsbedingt nicht vor Ort sein – mittlerweile geht es ihr aber erfreulicherweise wieder besser! 🙂 Sie wurde von Jenny Söder vertreten, was ganz hervorragend funktioniert hat. Jenny ist nicht nur den Bus (aka „Zebra“) gefahren, sie hat auch die Startplatzbetreuung sowie die Start- und Landeanalyse übernommen und mit ihrer ultranetten Art und ihrem Fachwissen viel zum Gelingen des Kurses beigetragen! Die Flugpläne waren natürlich nicht in Stein gemeißelt, sondern wurden im Tagesverlauf dem Wetter und der Form der Kursteilnehmer:innen angepasst. Im Nachmittag bzw. abends fanden dann ausführliche Debriefings statt, in deren Verlauf Ferdi die Flüge ausgewertet hat und mit den Kursteilnehmer:innen viele Kleinigkeiten besprochen hat, die verbesserungswürdig waren. Beim Plaudern während des gemeinsamen Abendessens gabs dann unzählige spannende Insights in Ferdis Aktivitäten.

Auch wenn ich es in meinen früheren Artikeln über Ferdis XC-Kurse schon mehrfach beschrieben habe, will und muss ich es dem geneigten Leser hier noch einmal schildern, wie fantastisch gut Ferdis Kursführung ist:
Ferdi startete immer als erster und flog zur ersten Thermik vor, wo sich dann alle versammelten. Hatte eine Teilnehmer:in Probleme, die Thermik zu finden oder sauber zu zentrieren, war er sofort zur Stelle. In seinen Kursen ist es ganz normal, dass er eben noch vorne im Pulk kurbelt und während des Fluges über Funk taktische Entscheidungen begründet sowie Kleinigkeiten bei den Pilot:innen in seiner Umgebung korrigiert, wenige Augenblicke später aber bereits zu Nachzügler:innen hinabspiralt ist und ihnen beim Anschluss hilft. Natürlich ohne dabei die anderen aus dem Blick zu verlieren. Währenddessen findet er noch Zeit, Luftaufnahmen von den Teilnehmer:innen zu machen, mit Jenny zu telefonieren und die aktuelle Flugplanung anzupassen. Und all dies mit einer Engelsgeduld und einem netten Ton mit klaren Ansagen und – was für mich besonders wichtig ist – ohne zu viel zu sagen. Die Ansagen kommen genau im richtigen Moment im richtigen Ton und klar formuliert!
Jeden Tag standen wir staunend am Landeplatz und fragten uns, wie er das alles wieder gemacht hat! Dabei spornt er zwar hin und wieder an, er übt aber niemals Druck aus, ganz im Gegenteil: Entscheidungen einiger Teilnehmer:innen, Flüge vorzeitig abzubrechen oder wegen nachlassender mentaler Fitness ganz auszulassen, ist er mit großem Respekt begegnet und hat täglich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, in sich hereinzuhören, seine eigenen Grenzen zu kennen. Wie Simon Winkler auf dem Siku-Gebiet ist Ferdi für mich im XC-Sektor DIE BENCHMARK für einen Fluglehrer!

Fliegerische Höhepunkte

Auch in diesem Jahr sind uns einige schöne Flüge gelungen, von denen mir zwei sicherlich ganz besonders in Erinnerung bleiben werden. Vermutlich sind sie für mich (unabhängig von der Länge und Dauer) so wertvoll, weil es eben keine „Geschenke“ waren, sondern mir an etlichen Stellen vieles abverlangt haben. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass das alles so gut geklappt hat.

Campeggia – Lago di Lago
Nach dem Start am Campeggia, sind wir erst zur Drachenrampe, dann zurück zum Oststartplatz und wegen des Westwindes letztlich aber konsequent nach Osten geflogen. Ich habe zum ersten Mal das Piavetal gequert, was sehr spannend ist, weil in dieser Gegend kaum Landeplätze vorhanden sind (man müsste letztlich entweder direkt am Fluss oder auf kleinen Wegen zwischen Telefon- und Stromleitungen landen) und einem langsam aber sicher die Höhe ausgeht. Glücklicherweise haben wir auf der anderen Talseite aber sofort Anschluss gefunden und sind dann von Rippe zu Rippe über mehrere kleinere Talsprünge hinweg bis zum Col Vinsentin geflogen, haben dort den Wendepunkt gesetzt und sind dann noch ein Stückchen zurückgeflogen. Wegen der fortgeschrittenen Zeit und des damit ungünstig werdenden Sonnenwinkels und dem zackigen Gegenwind haben wir den Flug dann am Lago die Lago beendet.
Während des ganzen Fluges musste ich die Nachteile meines Low-B-Schirmes ausgleichen, um mit den schnelleren High-B- und C-Schirmen der anderen mithalten zu können. Entsprechend war ich größere Teile des Fluges alleine unterwegs und bin ein bisschen stolz darauf, dabei die richtigen taktischen Entscheidungen getroffen zu haben.
Am Ende standen tatsächlich 5 Stunden Airtime auf der Uhr – mit 77.4 XC-km und 174.7 km über Grund mit großem Abstand mein bis dato längster und weitester Flug! 🙂
Flugdetails auf DHV-XC.

Campeggia – Monte Sumano – Bassano – Garden Relais
„Bis dato“, denn bereits einige Tage später ist uns ein noch längerer Flug gelungen, der es ebenfalls in sich hatte und dem ich auf meiner kleinen Seite einen eigenen Artikel gewidmet habe. Diesmal waren wir über 6 Stunden in der Luft, wir sind ein Dreieck geflogen mit knapp 90 XC-km und über 180 km über Grund. 🙂
Flugdetails auf DHV-XC.

Und nun?

Was hat mir der Kurs gebracht?
Eine Menge! Zunächst einmal fantastisch schöne Tage mit netten Kursteilnehmer:innen und dem für mich idealen Trainerpaar Ferdi & Jenny. Dann natürlich die vielen interessanten Gespräche, die vielen kleinen Details, mit denen ich Wissenslücken füllen konnte und Dinge einordnen konnte, die sich das Jahr über angesammelt hatten.

Und fliegerisch?
Ich bin erleichtert und froh, dass ich die 4h-Marke völlig problemlos überwinden kann, wenn ich einer sinnvollen Aufgabe folgen kann. Ich werde also in Zukunft ein größeres Augenmerk auf die Flugplanung legen und diese dann auch kleinteiliger in der Luft anpassen. In Sachen Flugtaktik habe ich wieder einiges dazu gelernt – diesmal vor allem, was die Linienwahl bei starkem Gegenwind anbelangt.
Wie immer waren Ferdis Hinweise in der Luft überaus aufschlussreich und die Debriefings eine wahre Fundgrube… Ich sehe mich in meiner Systematik für den Liegegurtumstieg bestätigt und bin froh, dass ich mir in meinem ersten Jahr mit der neuen Ausrüstung keinen Quatsch angewöhnt habe, sondern flugtechnisch solide unterwegs bin. Approved by Ferdi sozusagen… 😀
Als einzigen Hinweis hat mir Ferdi mitgegeben, dass ich von meinem Low-B-Schirm ausgebremst werde und mich eventuell mal nach einem High-B-Schirm umschauen könnte, wenn ich das wöllte. Diesen Rat werde ich beherzigen und habe mir für den Sommerflugurlaub bereits als Testschirm einen Advance Iota DLS gebucht. Ich bin schon gespannt, wie groß der Unterschied sein wird.

Vielen Dank an Ferdi, Jenny & Moni sowie an Ulrich, Markus, Micha, Marina und alle anderen! 🙂

So viel Glück muss man erstmal haben… Noch einige Tage zuvor standen die Hänge rund um Bassano noch in dichten Wolken, klassisches Abgleiterwetter also, wenn man überhaupt in die Luft kam. Ans Streckenfliegen war nicht einmal im Traum zu denken. Und nun stand ich bei bestem Flugwetter am Campeggia und sah Ferdi beim Starten zu. Wieder einmal war ich einer der Teilnehmer an Ferdis jährlichem XC-Kurs in Bassano, und pünktlich zu Kursbeginn stellte sich das traditionell gute Frühjahrswetter im Gleitschirmflieger-Mekka ein. 🙂

Prev 1 of 1 Next
Prev 1 of 1 Next

Ferdi machte direkt vor dem Startplatz ein paar Höhenmeter und flog dann in Richtung der Südstartplätze ab. Kurze Zeit später war ich an der Reihe, zog meinen Eps9 auf und folgte ihm zur südlichen Geländekante. Die Bedingungen waren wirklich gut, die Arbeitshöhe lag bei über 2000m, der Westwind war etwas stärker als vorhergesagt. Für den ersten Flugabschnitt war das aber sogar eher vorteilhaft. Schließlich wollten wir zunächst nach Osten bis kurz vors Piavetal fliegen, dort den Wendepunkt setzen, dann so weit wie möglich nach Westen und schließlich wieder zurück nach Bassano fliegen. Allen Wetter-Modellen zufolge sollte der Wind im Tagesverlauf nachlassen – eigentlich perfekt für unseren Flugplan.

Ruckzuck hatte ich die Südstartplätze überhöht. Die Thermiken waren kräftig und standen an ihren üblichen Spots vor der Stella, zwischen Falknerei und Bepi Tapetti und an der Drachenrampe. Während ich schon über dem Monte Grappa kurbelte, waren die meisten der anderen Kursteilnehmer aber auch die vielen wartenden Piloten an den Südstartplätzen noch gar nicht in der Luft, weil sie einen Helikoptereinsatz vor der Stella aussitzen mussten. Ferdi parkte sich in der Luft, um auf die anderen Kursteilnehmer warten zu können. Ich meldete mich per Funk ab, um schon mal alleine zum ersten Wendepunkt zu fliegen. Wegen des Helieinsatzes waren nur sehr wenige Schirme in der Luft – für Bassano ist das bei diesen Flugbedingungen absolut ungewöhnlich und eine fantastische Gelegenheit, den Blick schweifen zu lassen.

Ich genoss den Ausblick auf den Pannetone, auf Feltre, wo wir im vergangenen Jahr einen tollen XC-Flug machen konnten, und den Fernblick in Richtung der Dolomiten! Wundervoll! Wegen des starken Rückenwindes kam ich bereits wenige Minuten später in der Nähe des ersten Wendepunktes an, flog allerdings nicht ganz so weit nach Osten wie wir es noch im Morgenbriefing geplant hatten, und das war gut so! Auf dem Rückweg stand ich nämlich voll im Wind und hatte alle Hände voll zu tun, wieder zurück zu den Südstartplätzen zu kommen. Sehr starkes Sinken, große Lee-Bereiche, heftige Turbulenzen und eine vollbeschleunigte Vorwärtsfahrt von teilweise nur 5 km/h gestalteten für mich den Flug dahin anspruchsvoll und sehr spannend… 😉 Umso glücklicher war ich, auf Höhe des „Wohnwagens“ wieder halbwegs vernünftige Luft gefunden zu haben und alsbald erneut deutlich über den Startplätzen kreisend auf die anderen warten zu können.

Monte Grappa und Dolomiten im Hintergrund

Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ferdi mit einigen der anderen Kursteilnehmer aufgeholt hatte und mit mir in derselben Thermik drehte. Mittlerweile hatte der Westwind tatsächlich etwas nachgelassen, sodass wir die Brentaquerung in Angriff nehmen wollten und auf einen langen und weiten Flug hoffen konnten. 🙂 Etwas nördlich vom Oststartplatz machten wir ein letztes Mal Höhe und versuchten es… Ferdi und zwei andere Kursteilnehmer kamen mit guter Höhe auf der anderen Brentaseite an. Bei mir wurde es etwas knapper… Erst kurz vor der anderen Talseite fing es zu „blubbern“ an, was mir dann doch noch die nötigen Höhenmeter bescherte… Puhhh…

Während der Brenta-Querung mit Gegenverkehr im unteren Stockwerk von den Wettkampfpiloten des Flory Cups.

Also weiter Richtung Westen… Das Gelände bis ca. 3 km hinter Rubbio war mir von früheren Flügen bereits vertraut, dann kam Neuland! Super! Wir kamen gut voran. Ferdi, M. und R. flogen etwas voraus, ich kurbelte die Thermiken etwas länger aus, um die Schwächen meines Schirmes im beschleunigten Flug im Vergleich zu den High-B- und C-Schirmen der anderen etwas kompensieren zu können. Das funktionierte super, wenig später überflogen wir bereits das malerische Örtchen Lusianna, das ich bislang nur aus Tutorial-Videos kannte. Kurz vor dem großen Talsprung bei Schio kurbelten Ferdi und ich um 180° versetzt dann wieder gemeinsam in derselben Thermik – ich liebe diese Momente. 🙂

Nach der Talquerung erreichten wir den Fuß des Monte Summano in für meinen Geschmack etwas zu „überschaubarer“ Höhe, doch Ferdi machte uns Mut: Normalerweise käme man noch deutlich tiefer an. Und die Rippen des Berges würden ohnehin immer gehen.
Und so war es dann natürlich auch. 🙂 Die Statue auf dem Monte Summano war schnell überhöht, wir setzten nach kurzer Absprache unseren westlichen Wendepunkt und traten die Rückreise an…

Über dem Monte Summona und der ikonischen Statue, Blick nach Westen.

Ferdi, M., A. waren wieder etwas voraus, hatten den Bart am Monte Summano bereits ausgekurbelt und waren mittlerweile schon auf dem Weg, das breite Tal zu überqueren. Ich hatte den Bart verpasst und suchte mit anderen Piloten auf Höhe der Statue nach alternativen Thermiken. Endlich fanden wir etwas vorgelagert eine schwache Thermik, machten einige Meter Höhe und flogen ab… Von einer komfortablen Höhe konnte allerdings keine Rede sein. Zunächst waren wir zu viert, die anderen drei Piloten drehten allerdings in Talmitte ab – für mich mit meinem Schirm war das allerdings keine Option. Shit, also alleine weiter… Während der Querung schaute ich mich bereits nach Außenlandeplätzen um. Wenn ich den Einstieg in eine rettende Thermik nicht finden sollte, waren zumindest schon mal mehrere potenziell gute Landewiesen in der Nähe. Für Plan B war also gesorgt! 🙂

So konnte ich dann tatsächlich etwas entspannter auf die Suche nach einer Thermik gehen. Und dann kam mir auch schon Ferdi entgegen geflogen und zeigte mir den Einstieg. Schon bald hatte ich wieder sehr viel Höhe unter dem Schirm und war überglücklich. Das war die letzte kritische Stelle des Fluges. Bassano war zwar noch weit weg, allerdings standen perfekte Thermikwolken vor uns – der weitere Flug sollte also kein Problem sein! Was für ein Genuss! 🙂 Mit Rückenwind im Geradeausflug und nur gelegentlichen Kurbeleinlagen waren wir wieder sehr schnell vor Bassano. A. brach den Flug ab, ich folgte Ferdi und M., die westlich von Bassano einige in einer Flachlandthermik drehende Piloten ausgemacht hatten.

Prev 1 of 1 Next
Prev 1 of 1 Next

Ich hatte große Bedenken, dass die Thermik nicht mehr aktiv sein würde, wenn ich die anderen erreichen würde. Denn dann läge das große Bassano zwischen mir und dem Landeplatz am Garden Relais – eine ungemütliche Vorstellung. Also meldete ich mich ab und flog direkt zum kleinen Friedhofshügel vor dem Landeplatz Paradiso, wo ich einen sehr schicken Bart fand, den ich bis knapp über 1000m AGL auskurbeln konnte. Sehr schick! Nach 6 Stunden und über 80 XC-Kilometer (rund 187km über Grund) eine gemütliche Flachlandthermik auskurbeln! Noch im letzten Jahr hatte ich bei mir bei ca. 3h Airtime kleine mentale Tiefs feststellen können, aus denen ich mich aktiv rausziehen musste. Diesmal war ich aber noch recht frisch und flog noch einmal nach Süden ins Flache. In etwas Entfernung stand eine viel versprechende Wolke, die dann aber doch zu weit entfernt war. Also drehte ich um und beendete diesen Flug glücklich und etwas stolz am Landeplatz Garden Relais.

Vielen Dank an Ferdi, M. und R. für das tolle Erlebnis! 🙂 M. und Ferdi konnten die Thermik westlich von Bassano auskurbeln und den Flug noch ein wenig verlängern. Auch für M. war dies ein persönlicher neuer Rekord. Glückwunsch!

Flugdetails auf DHV-XC.

Tataaa, die Entscheidung ist gefallen, allerdings nicht erst „jetzt“, wie die Überschrift eventuell suggerieren könnte, sondern bereits Mitte letzten Jahres, als ich im Liegegurtzeug einen Siku bei Simon Winkler gemacht habe und bei meinem Manöverprogramm keinerlei Probleme hatte. Ich habe mich fürs Advance Lightness 3 entschieden, das aus meiner Sicht eine gute Kombination aus recht hoher passiver Sicherheit, Robustheit und einem akzeptablen Preis darstellt.

Und natürlich habe ich die Winterpause genutzt, um mir neben einigen anderen sinnvollen und anderen weniger nützlichen Ausrüstungsupgrades auch noch die optionale Cockpitscheibe für das Gurtzeug zu kaufen und sie bislang natürlich noch nie eingesetzt. Naja, vielleicht mal, wenn es wirklich kalt ist… 😀

„Du kommst aus Dresden und warst noch nie in Beilrode an der Winde? Noch nie?“

Diese Frage hatte ich in der letzten Zeit des öfteren gestellt bekommen… Ja, wieso hatte das bislang eigentlich noch nicht geklappt? Bislang bin ich immer nur in Cottbus an der Winde geflogen, ganz selten auch mal in Großenhain. Dabei ist Beilrode, das kleine Örtchen unweit von Torgau, ja nun wirklich nicht weit von Dresden entfernt! Bei Licht betrachtet ist es verkehrstechnisch sogar besser angebunden als Cottbus, zumindest wenn man so wie ich des öfteren mit dem Zug anreisen möchte/muss. Lediglich 2h Zugfahrt und ein Katzensprung vom Bahnhof zum Startgelände klingen überschaubar, also habe ich mich neulich mal auf die Socken gemacht. 🙂

Auf dem Weg zum Bahnhofhof beobachtet: Ein Heißluftballon startet von den Elbwiesen.

Die Wetterprognosen waren nicht schlecht, es war aber mitnichten ein „Hammertag“. Und das kam mir sogar ein wenig gelegen. Ich wollte mich ja eigentlich nur mal mit dem Fluggelände vertraut machen, die lokalen Piloten kennenlernen und mein neues Liegegurtzeug an der Winde ausprobieren, damit dann an guten Thermiktagen nicht alles neu für mich ist und der Stresslevel auf einem überschaubaren Niveau bleibt. Nicht, dass ich im Umgang mit dem neuen Equipment große Herausforderungen erwartet hätte. Es sind aber oft Kleinigkeiten, die sich bei einem Ausrüstungswechsel ändern. Was verstaue ich am günstigsten in welchen Gurtzeugtaschen, damit im Flug nichts drückt und wichtige Dinge auch in der Luft erreichbar bleiben? Ändert sich etwas an den eingespielten Abläufen der Startvorbereitung? Und wie fühlt sich das Liegegurtzeug beim Windenstart an? Würde der Beinsack beim Startlauf im flachen Gelände stören? Und zu welchem Zeitpunkt des Windenschlepps setzt man sich eigentlich ins Gurtzeug? Fragen über Fragen… 😀

An der Winde in Beilrode – noch zieht die Winde. In wenigen Augenblicken bin ich fast senkrecht über der Winde und löse dann die Verbindung.

Wie sich sehr schnell herausgestellt hat, sind die Beilroder Locals sehr nett, entspannt und hilfsbereit! Ich habe mich sofort wohl gefühlt und habe dann auch gleich mit meinen Startvorbereitungen begonnen. Das Advance Lightness 3 hat an der Vorderkante des Sitzbereiches noch ein Staufach, in dem ich die Schirmhülle, das Ersatzshirt für die Heimfahrt und das Erstehilfeset unterbringen konnte. So bleiben für das Staufach am Rücken nur noch der Trinksack, die Helmhülle, der Packsack und Kleinkram – perfekt! Die beiden Beinsacktaschen sind zurzeit noch ungenutzt und in der Cockpittasche ist auch noch reichlich Platz – sehr gut! Dort finden völlig problemlos beispielsweise noch etwas zu essen, dickere Handschuhe und Kamerazubehör Platz! 🙂

Der erste Windenschlepp im Liegegurtzeug verlief problemlos. Wie sich herausgestellt hat, ist es am besten, wenn ich bald nach dem Start in den Beinsack schlüpfe, die Beine aber anziehe und erst nach dem Ausklinken strecke. Klar, wie soll das auch anders funktionieren? Von schräg unten verläuft ja schließlich das Schleppseil, eine frühzeitige Beinstreckung ist also ausgeschlossen. 🙂 Dann konnte es ja jetzt ums Fliegen an sich gehen! 🙂
Der erste Flug war ein reiner Abgleiter. Macht ja nix, das war ja für heute eigentlich sogar eingeplant. Auch der nächste Flug war nur unwesentlich länger. Den dritten Flug konnte ich dann allerdings auf deutlich über eine Stunde ausdehnen und beim Thermikkurbeln in aller Ruhe die Aussicht bis zum Horizont genießen. So sehr ich das Fliegen in den Bergen liebe, so sehr faszinieren mich diese schier endlosen Aussichten im Flachland. Aber schaut selbst….

Beim Kurbeln in der Nähe von Torgau.

Auch wenn an diesem Tag kein wirklich langer Flug dabei war, hatte ich nach dem Landen doch ein sehr breites Grinsen auf dem Gesicht. Mittlerweile war ich schon mehrere Male in Beilrode und hatte jedesmal schöne Flüge! Sehr cool, dass ich endlich in diesem Fluggebiet unterwegs bin – ich freue mich schon auf die kommende Flugsaison! 🙂

Tipp: Der lokale Flugverein betreibt eine Website mit einem Windenkalender.

Werfenweng im September

5. Oktober 2023 Berge

Eigentlich wollten wir ja eine ganze Woche in Slowenien fliegen, doch ein heranrauschendes Tief hätte uns sicherlich erst einige „spannende“ Nächte in unseren Zelten und danach fliegerisch wenig ergiebige Tage beschert. Also haben wir kurzerhand unsere Behausungen im Camp Gabrje abgebaut und sind nach Werfenweng ausgewichen, um dort die letzten beiden Urlaubstage bei hoffentlich besseren Bedingungen zu verbringen. Was für eine gute Entscheidung, wir haben einen glatten Volltreffer gelandet! Nicht nur wurde die „etwas“ längliche neunstündige Heimfahrt aus Slowenien in zwei kürzere, gut verdaubare Häppchen aufgeteilt. Wir hatten zudem großes Glück mit dem kurzfristig gebuchten Quartier etwas außerhalb von Werfenweng und was noch viel wichtiger war: mit dem Wetter!

Der Bischling inmitten eines Wolkenmeeres. Zentral vorne der Süd- und der Weststartplatz, ganz rechts die Bergbahn, halbrechts im Hintergrund der Hochkönig, zentral ganz hinten die hohen Dreitausender… 🙂

Ganz typisch für Werfenweng war der Bischling am frühen Vormittag zwar noch komplett von einem Wolkenmeer umgeben – wunderschön aber natürlich nicht fliegbar, sodass wir zunächst bei einem Kaffee noch Slowenien-Erinnerungen ausgetauscht haben und Pläne für den Tag geschmiedet haben. Ideal waren die Bedingungen sicherlich nicht: An den Bergketten im Süden standen Föhnmauern, sodass wir sicherheitshalber keine Streckenflüge in Angriff nehmen wollten. Die Wetterprognose war aber allemal gut genug, um lokal im Bereich des Bischlings und des Tennengebirges stundenlang fliegen zu können! Strike! 🙂

Seele baumeln lassen und einfach nur die wundervolle Aussicht genießen… 🙂

So sind in den beiden Tagen um die zehn Flugstunden zusammengekommen, die ich intensiv genutzt habe, um in den verschiedensten Bedingungen mein neues Gurtzeug noch besser kennen zu lernen. Dabei sind mir drei Erlebnisse ganz besonders in Erinnerung geblieben:

Als ich am Hochthron, einem markanten Gipfel am Rand des Tennengebirges, in einer recht starken Thermik aufdrehte, huschte plötzlich ein Schatten über mein Gesicht. „Das wird doch nicht…? Doch, juchu!“ In einer Entfernung von vielleicht 3m zu meinem linken Außenflügel tauchte ein Steinadler auf und flog synchron mit mir einige Thermikkreise, bevor er noch einige Augenblicke vor meinem Schirm verweilte, um dann endgültig weiterzuziehen! Was für eine magische Begegnung und unbeschreiblicher Glücksmoment! 🙂
Leider hatte sich meine Insta360 X3 schon vor längerer Zeit abgeschaltet, und wegen der anspruchsvollen Thermik konnte ich die Hände nicht von den Steuerleinen nehmen, um die Handykamera zu zücken…

Am zweiten Tag in Werfenweng bin ich im späten Vormittag gestartet und konnte mehrere Stunden in den verschiedensten Bedingungen fliegen: Zunächst waren die Thermiken noch sehr schwach, später standen sehr starke Bärte über dem Bischling und am Tennengebirge, in denen es quasi wie im Expressfahrstuhl nach oben ging. Besonders gefreut habe ich mich, dass die Ballooning-Klapper-Lektion aus dem diesjährigen Siku mit Simon Winkler bei mir verfangen hat. Diese Art von Kappenstörungen kann entstehen, wenn ein sehr starkes Steigen abrupt nachlässt. In solchen Situationen kann es dann zu Leinenentlastern kommen, die großflächige Klapper mit allen potenziell unangenehmen und gefährlichen Folgen nach sich ziehen können. Dank des Unterrichts von Simon Winkler war ich aber auf der Hut und hatte alles im Griff. Danke, Simon! 🙂


An diesem Tag fand am Bischling die Österreichische Meisterschaft der Vereine statt. Bei derlei Wettbewerben starten alle Teilnehmer rechtzeitig vor dem eigentlichen Start des Wettbewerbs und versuchen sich in einem vorgegebenen virtuellen Startzylinder in der Nähe des Startplatzes optimal zu positionieren. Wenn dann endlich das Rennen freigegeben wird, müssen die Piloten so schnell wie möglich die von der Rennleitung vorgegebenen Wegpunkte abfliegen.
Ich war schon längst in der Luft und konnte aus der Ferne verfolgen, wie sich der Startzylinder langsam füllte und sah dann plötzlich, wie der Schwarm der Wettkampfpiloten auf mich zuflog. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt direkt an der Wolkenunterkante am Hochthron und hatte einen fantastischen Ausblick auf das Gewusel! Um ja keinem Teilnehmer im Weg zu stehen, „parkte“ ich mich in einiger Entfernung, studierte die verschiedenen Flugtaktiken der Teilnehmer und konnte etwas später sogar ein Stück mitfliegen – toll!

Am letzten Tag waren wir bereits mehrere Stunden in der Luft und haben uns dann im Spätnachmittag im wundervollen Licht der schon relativ niedrig stehenden Sonne zu einem langen Gruppenflug entlang des Tennengebirges zusammengefunden. Hier und da haben wir gemeinsam aufgedreht und konnten die Landschaft und das Gruppenfliegen noch ein letztes Mal in diesem Jahr in vollen Zügen genießen! 🙂

Könnte ein letzter Flug schöner sein? Wolken- und Lichtspiel am Hochkönig! 🙂 Hoffentlich bis bald!

Nun hat es also doch geklappt! Wir sind in Slowenien! Irgendwie konnten wir noch ein paar Urlaubstage zusammenkratzen und sitzen nun vor unseren Zelten im Camp Gabrje, einem kleinen Campingplatz unweit von Tolmin, schlürfen die letzten Schlucke Kaffee und können unser Glück kaum fassen. Wenige Meter hinter uns windet sich das malerisch schöne Flüsschen Soča in einem wundervollen Türkis das Tal hinunter. Auf der anderen Seite blicken wir auf den vorderen Teil der Ridge, die das Fluggebiet so beliebt macht: Schier endlose Berg- und Felsformationen, die von wenigen Taleinschnitten unterbrochen, bis nach Italien reichen und unglaublichen Gleitschirmspaß verheißen.

Camp Gabrje wird zu einem guten Teil vom Gleitschirmpiloten bevölkert, denn die (Flug-)Infrastruktur ist außergewöhnlich: Der Zeltplatz verfügt über einen eigenen Landeplatz und organisiert und betreibt Shuttle-Busse zu den beiden nächsten Startplätzen – bequemer geht es nicht! Der Kobala-Startplatz befindet sich unweit des Camps oberhalb von Tolmin am östlichen Ende der Ridge, der Stol ist deutlich weiter entfernt und befindet sich zwei Talquerungen weiter ungefähr auf halbem Weg nach Italien. Wir entscheiden uns für den Kobala und sitzen schon bald in einem von drei Shuttle-Bussen, die sich eine abenteuerlich enge Bergstraße hochschlängeln. Wer hier hinter dem Steuer sitzt, braucht wirklich gute Nerven!

Der Endgegner… 😉

Als wir am Startplatz ankommen, ist hier schon einiges los: Drachen stehen aufgebaut und warten auf ein Startfenster, Gleitschimpiloten hocken fachsimpelnd beieinander, nesteln an ihren Ausrüstungen herum und schauen abwechselnd in den Himmel und in ihre Wetterapps, es ist aber noch niemand in der Luft. Noch zieht die Thermik nicht durch, Geduld ist angesagt. Einige wenige starten doch, werden aber schnell den Berg hinuntergespült und bestätigen damit die Entscheidung der noch Wartenden…

Blick vom Kobala-Westartplatz, heute gehen wir aber am Oststartplatz in die Luft.

Parawaiting ist ganz klar eine Disziplin, in der ich noch Trainingsbedarf habe! Ich werde schnell ungeduldig und fange mir dann oft lustige Kommentare der Flugfreunde ein.. Heute sollte ich aber auf keinen Fall zu zeitig starten. Wenn ich hier nach dem Start absaufe, muss ich erst irgendwie zum Campingplatz zurückkommen, dort das nächste Shuttle buchen und dann wieder hochfahren. Das würde mich locker 2-3 Stunden und damit vielleicht sogar den ganzen Flugtag kosten…

Gut, dass ich mich mit Kumpel E. noch einmal über die Details der Flugroute und der neuralgischen Punkte unterhalten kann. Er war vor Jahren schon einmal hier, hat unseren Kurzurlaub organisiert und kann uns viele Tipps zum Gelände und der Flugtaktik geben. Unser heutiger Flugplan ist gleichermaßen simpel wie aufregend: Nach dem Start vom Oststartplatz müssen wir Höhe machen, weil bereits direkt neben dem Kobala die erste Talquerung ansteht. Ist diese gemeistert, können wir uns den ersten Teil einer Ridge entlang arbeiten. Danach kommt ein riesiger Kessel, der wahrscheinlich nicht direkt überflogen werden kann, sondern in einem großen Bogen entlang der höheren Berge im Nordosten überwunden werden muss. Dann kommt schon Kobarid, der nächste große Talsprung. Erst danach werden wir uns an der schier endlosen Ridge befinden, die am Stol vorbei bis nach Italien führt. Puh, die Aufregung und Vorfreude wachsen…

Endlich scheinen sich die Bedingungen zu verbessern: die ersten Piloten starten und können sich halten. Allerdings ist es wohl alles andere als ein Selbstläufer. Heftige Kappenbewegungen lassen auf kleinräumige und kräftige Thermiken schließen, zudem muss man an diesem Tag früher oder später im Lee aufdrehen. Ruhiges Thermikkurbeln steht somit heute wohl nicht an. Wir machen uns fertig. Ein letzter Check, und los gehts:

Der Start gelingt mir gut, nun beginnt die Arbeit. Schnell gelingt es mir, den Startplatz zu überhöhen – puh, das wäre geschafft! Doch ab einer gewissen Höhe macht sich das Lee zunehmend bemerkbar und der Schirm über mir fühlt sich nicht mehr gut an. Weiter hinten sehe ich E. aufdrehen, doch bevor ich zu ihm rüber fliegen kann, um in seiner Thermik aufzudrehen, kommt von ihm über Funk die Warnung, dass das alles kein Spaß sei und definitiv nicht empfehlenswert sei. Ok, dann versuche ich es an einer anderen Stelle. Und an einer weiteren. Endlich schaffe ich es als einer von wenigen Piloten, die nötigen Höhenmeter zu kurbeln, um den ersten Talsprung zu meistern.

Mittlerweile ist E. ist in einer kleinen Gruppe auf die andere Talseite gewechselt und ist schon längst nicht mehr in Sicht. Ich habe also keine Vorflieger mehr und bin alleine unterwegs, die Aufregung steigt. Würde ich jenseits des Tales Thermik finden? Doch noch ist es nicht soweit, noch habe ich Zeit, bei der Querung die wunderschöne Landschaft zu genießen. Hohe Berge, malerische Täler, dazwischen kleine Hügel, wundervolle Flussläufe und Seen – was für ein Glück es doch ist, hier fliegen zu können! 🙂

Schnell noch etwas trinken und schon komme ich auf der anderen Talseite an. Ich hatte eine exponierte Rippe anvisiert, an der ich Thermik finden müsste und tatsächlich zieht es hoch und lässt mich schnell über die Kante steigen. Ich spüre, wie die Anspannung in mir etwas nachlässt. Vor mir liegt eine ansteigende Ridge, an der sich leicht die Thermikabrisskanten ausmachen lassen, sodass ich mich gut voranhangeln kann.

Nach dem ersten Talsprung habe ich gleich Thermikanschluss – so kann es bitte weitergehen… 😉

Das ging schnell, ich befinde mich schon am großen Kessel, beschließe aber, ihn nicht im weiten Bogen auszufliegen, sondern in gerader Linie zu queren. Auf der anderen Seite habe ich ansteigende Hänge ausgemacht, an denen ich eigentlich Thermikanschluss finden müsste. Doch als ich da ankomme, ist außer kleinen Hebern nichts, verdammt! Ich befinde mich nun direkt an der Kobarid-Talquerung und komme nicht über 1100m hinaus. Diese Höhe reicht nie, um in einem Rutsch das Tal zu überfliegen. Allerdings befindet sich auf halben Wege, mitten im Tal das Hügelchen Kuk, das wir liebevoll „Mittelpocke“ getauft haben. Wenn ich dort Thermikanschluss bekommen würde, wäre der zweite Teil der Talquerung einfach machbar. Falls nicht, würde ich allerdings irgendwo in Kobarid landen müssen und wäre dann auf den „Abholdienst“ einer der Flugfreunde angewiesen. Ich will diesen Fall aber nicht einfach so einkalkulieren, fliege daher eher konservativ und entschließe mich zur Umkehr.

Auf dem Rückweg habe ich den Kessel schnell überwunden, allerdings finde ich keine Thermik. Es gelingt mir nicht, erneut über die Ridge zu kommen. Ich kratze noch ein wenig direkt am Hang, entschließe mich dann aber doch zu einer Außenlandung, die mir gut gelingt. Ich packe in aller Ruhe zusammen und laufe die rund 3km zurück zu den anderen, die bereits gelandet sind. Aus unserer Fluggruppe ist nur noch E. in der Luft. Wie sich später am Abend herausstellen wird, befand er sich vor dem letzten Talsprung an exakt derselben Stelle in exakt der selben Höhe wie ich. Im Gegensatz zu mir ist er allerdings losgeflogen, hat tatsächlich über der Mittelpocke Thermik gefunden hat und konnte den Flug entlang der Ridge noch viele Kilometer verlängern. Er hatte mir das alles sogar noch gefunkt – ich hatte seinen Funkspruch aber komplett missverstanden und war davon überzeugt, dass er mich mit einem anderen Piloten verwechselt hat.

„Verdammt, das war eine gute Gelegenheit, die ich ausgelassen habe…“ schoss es mir durch den Kopf! Doch schon bald überwog die Freude über meinen gelungenen Soloflug in dem für mich neuen Fluggebiet. 🙂

An den folgenden Tagen sind wir noch einige Mal vom Kobala gestartet – ich hatte beispielsweise einen sehr coolen Flug mit E., in dessen Verlauf wir erst zusammen mit Geiern geflogen sind, anschließend den Talsprung bei Kobarid absolviert haben, die lange Ridge bis etwas hinter den Stol geflogen sind und es wieder nach Hause geschafft haben. Es war aber auch noch ein zweiter aufregender Soloflug dabei. 🙂
Ich bin überglücklich, endlich mal in Slowenien fliegen gewesen zu sein! Mein Dank geht an E. – ohne Dich wäre das nicht möglich gewesen! 🙂 Ich freue mich schon aufs nächste Mal! 🙂

Tracklog meines ersten Flugs im Tolminer Fluggebiet.

Beim Gleitschirmfliegen gibt es immer wieder Momente, in denen ich vor Glück platzen könnte! Eines dieser absoluten Hochgefühle wurde mir in diesem Jahr in Slowenien beschert!

Gerade noch hatte ich an einer Bastelstelle alle Hände voll zu tun, um mich wieder auszugraben und den Flug mit einem Freund fortsetzen zu können, der einen Berg weiter mit deutlich mehr Höhe auf mich wartete. Ich kratzte also am Hang, versuchte jeden noch so kleinen Heber mitzunehmen und fand dann endlich Anschluss. Mit diesen paar Metern mehr Höhe war es dann plötzlich recht einfach – puh, die Schwierigkeit war gemeistert. 😉 Kaum flog ich wieder in Richtung des nächsten Wegpunktes, glaubte ich, in einiger Entfernung einen großen Vogel auszumachen. Dann noch einen und noch einige andere. Für Alpendohlen waren sie deutlich zu groß, Bussarde vielleicht oder Adler? Aber so viele an einer Stelle? Und dann realisierte ich es endlich!

Dies waren Geier, die direkt neben Gleitschirmen gemütlich in der Thermik aufdrehten. Es ratterte in meinem Kopf: Mönchsgeier? Nein, das müssen Gänsegeier sein! Gut ein halbes Dutzend dieser großen Flugkünstler drehten erst in einiger Entfernung, doch schon bald direkt über mir – was für ein Gefühl! Und dann bemerkte ich im Augenwinkel eine Bewegung auf meiner Höhe! Einer der Geier flog direkt an mir vorbei, drehte den langen Hals zu mir rüber und schaute mich an, während er vorüberglitt. Herrlich!

Das ist für mich die Essenz des Gleitschirmfliegens. Mitten in der der Natur zu sein, ohne störend einzugreifen. Die Insta360 X3 rückt diese nahen Motive mit ihrer Weitwinkligkeit leider unwirklich in die Ferne. So muss man schon genau hinschauen, um die Vögel auf den Bildern erkennen zu können. In meiner Erinnerung sind sie aber immer noch präsent. 🙂

Kampl – Kesselspitze (2728m) – Kalbenjoch (2226m) – Serles (2718m) – Wildeben – Kampl

Nun saß ich also wieder in meiner Pension am Frühstückstisch und genoss den herrlichen Blick auf die Kesselspitze und die Serles, die beiden prominenten Berge im vorderen Teil des Stubais. Den Aufstieg zur Kesselspitze musste ich am Vortag wegen aufziehender Gewitter abbrechen, doch nun schien sich das Wetter endlich etwas beruhigt zu haben: Bis auf einige prognostizierte Regenschauer war in Windy, Meteoblue & Co. nichts Bedrohliches zu sehen! Fantastisch! 🙂

2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze
2023: Frühstück mit Blick zur Serles und Kesselspitze

Diesmal hatte ich mir eine Tour überlegt, in der ich ein für mich noch unbekanntes Gebiet des Stubais erkunden können würde: Auf der Kesselspitze (2728m) war ich schon, auch der Serles (2718m) hatte ich schon einen Besuch abgestattet. Allerdings hatte ich die Berge noch nie miteinander verbunden! Dafür hatte ich mir den Weg über das an der „Rückseite“ der beiden Gipfel gelegene Kalbenjoch (2226m) herausgesucht! 🙂

In Windeseile hatte ich gefrühstückt, den Rucksack gepackt und stand schon kurz darauf in Kampl am Startpunkt meiner Wanderung. Nun ging es also zunächst zur Kesselspitze hinauf! Den Aufstieg kannte ich ja bereits von früheren Wanderungen und freute mich dennoch erneut darauf. Der Weg ist wegen seiner Steilheit (bei höherem Tempo) herausfordernd und recht abwechslungsreich. Während es im unteren Bereich durch den Wald geht, folgen später Latschen-, Grat- und Geröll- sowie Felspassagen mit wundervollen Blicken in die Tiefe und die Umgebung! 🙂 Ab ca. 2000m war ich in den Wolken unterwegs, die sich immer mal wieder ausdünnten und schöne, geheimnisvolle Blicke in die Umgebung freigaben, um sich kurz darauf wieder zu einer weißen Wand zusammen zu schließen.

Nach rund 2,5 Stunden stand ich am Gipfelkreuz der Kesselspitze, einem meiner Lieblingsberge im Stubai, und schaute ins Rund: Viel war nicht zu sehen und dennoch war es spannend: Lugte da hinten der Habicht (3277m) aus den Wolken? Schwups, schon war wieder alles weiß! Und das da drüben war doch die Kirchdachspitze (2840m), oder? Zack, wieder war alles weiß! 😀 Von meinen nächsten Wanderzielen war ebenfalls nichts zu erahnen. Ich gönnte mir ein kleines 2. Frühstück, und dann ging es auch schon weiter. Von nun ab also Neuland! 🙂

Der Weg zum Kalbenjoch führt zunächst ein wenig am Kesselspitzengrat entlang und schlängelt sich dann über Geröllpassagen nach unten. Wenig später ändert sich der Charakter der Wege: alles wurde grüner, offener, weiter! Der Weg war komplett unproblematisch, und es gab viele Gelegenheiten, die Aussichten zu genießen. Hier und da zeigten sich Gämsen! Erst eine, dann eine weitere und später sogar ein ganzer Familienverband! Was für ein schönes Erlebnis!

Am Kalbenjoch hätte ich noch einen Abstecher auf die Pfeilspitze unternehmen können. Im Anbetracht der noch vor mir liegenden Kilometer und Höhenmeter habe ich aber darauf verzichtet und bin direkt nach links abgebogen und folgte nun einem leicht ansteigenden Weg, der sich auf halber Höhe am Berg entlangschlängelte. Schon bald kam das Serlesjöchel in den Blick, die mächtige Serles verbarg sich aber noch hinter den Wolken.

Am Serlesjöchel habe ich dann tatsächlich 5 andere Wanderer gesehen. Wir waren aber mit unterschiedlichen Zielen unterwegs, sodass ich schon kurz darauf wieder alleine unterwegs war. Ansonsten war ich den ganzen Tag alleine unterwegs. 🙂 Ich liebe solche Wanderungen – für mich ist dann das Naturerlebnis noch viel intensiver und die Chancen, einige Wildtiere zu sehen, sind natürlich viel größer! 🙂

Noch immer stand die Serles in den Wolken, mittlerweile regnete es auch wieder und das Wetterradar gab keinerlei Anlass für den Hauch von Hoffnung auf eine tolle Aussicht vom Gipfel. Ich bin natürlich trotzdem aufgestiegen… 😉 Gleich zu Beginn muss man eine kleine Leiterpassage und seilversicherte Stellen überwinden, die im Trockenen völlig unproblematisch sind, im Nassen aber ganz gelegen kommen. Später windet sich der Weg in Geröllserpentinen nach oben und wird erst kurz vor dem Gipfel felsiger. Wie erwartet, war die Aussicht von der Serles an diesem Tag …. schnittfest… ;-D Doch wenig später zog es auf dem Weg zurück zum Serlesjöchel immer mal wieder kurz auf:

Nun hatte ich alle Höhenmeter hinter mir, von nun an ging es also nur noch rund 1700m nach unten zum Ausgangspunkt der Wanderung. Der Weg vom Serlesjöchel zur Wildeben-Hütte ist steil und führt größtenteils über Geröllserpentinen nach unten:

Auf halbem Weg zurück ins Stubaital liegt der Berggasthof Wildeben, ein wundervolles Plätzchen mit netten Wirten, in dem ich immer Halt mache, wenn ich in der Nähe bin. Diesmal habe ich einen Kaiserschmarrn, ’nen Almdudler und den größten Kaffee auf der Karte bestellt und ließ beim Essen den Tag noch einmal Revue passieren:

Eigentlich war ich ja wieder einmal zum Gleitschirmfliegen ins Stubai gekommen. Aber wie so oft in den letzten Jahren hatte Petrus andere Pläne! Und dennoch war ich glücklich! Diese Wanderungen alleine in den Bergen sind für mich wirkliche Glücksmomente und füllen meine Akkus auf. Es fühlt sich fast schon falsch an, dabei von einem „Plan B“ zu sprechen. Es fühlt sich einfach „anders wunderbar“ an. Beim Fliegen genieße ich die Ruhe und die Aussicht aus der Luft, das Wandern schenkt mir aber auch wundervolle Momente, die ich nie vergessen werde. 🙂

Die letzten 700m hinab ins Stubaital habe ich dann im Eiltempo absolvieren müssen, weil ich die Supermarktöffnungszeiten geringfügig aus dem Blick verloren hatte und dringend noch etwas einkaufen musste! Naja, challenge accepted and accomplished! ;-D

Eine wundervolle Wanderung! Die Passagen rund um die Serles und der Kesselspitze würde ich nur bei trockenem Wetter und Trittsicherheit empfehlen. Den Abstieg vom Serlesjöchel ins Stubaital sollten Wanderer mit Problem(ch)en im Kniebereich meiner Meinung nach vermeiden. Der Weg ist extrem steil und wegen des Gerölls sehr rutschig. Dann wäre die Alternative über Maria Waldrast mit anschließender Bahnfahrt nach unten sicherlich sinnvoller. Eine Wetterlage mit etwas höherer Wolkenbasis kann vermutlich auch nicht schaden, dann ergeben sich quasi den ganzen Tag über wundervolle Ausblicke! 🙂

Disclaimer

Ich gebe hier nur meine eigenen Eindrücke von der Tour und den Schwierigkeiten wieder. In den Bergen seid Ihr natürlich eigenverantwortlich unterwegs. Informiert Euch bitte bei den ultrafreundlichen Bergführern im Bergführerbüro in Neustift in der Nähe der Kirche und/oder zieht Literatur zu Rate. Viel Spaß! 🙂

Gesamtstrecke: 18779 m
Maximale Höhe: 2713 m
Minimale Höhe: 1039 m
Gesamtanstieg: 2262 m
Gesamtabstieg: -2255 m
Gesamtzeit: 08:45:43

Wer mich fragt, was mich am Fliegen so fasziniert, muss sich in der Regel auf eine ausschweifende Antwort einstellen. Oftmals gerate ich dann in Nullkommanix ins Schwärmen und berichte begeistert von den Facetten dieses grandiosen Zeitvertreibs, die mir besonders wichtig sind: Vom erhebenden Gefühl, mich eins zu fühlen mit der Natur. Davon, wie oft ich staunend die sich mit jedem gewonnenen Höhenmeter verändernden Perspektiven auf diese wunderschönen Landschaften genieße. Wie erfüllend es für mich ist, mit Freunden zu fliegen und mich mit ihnen anschließend über die gemeinsamen Erlebnisse austauschen zu können. Huch, es geht schon wieder los… 😉 Dabei will ich diesmal eigentlich davon berichten, dass auch eine selbst gestellte Herausforderung und deren Umsetzung ein unglaublich schönes Gefühl sein kann.

Aber zurück zum Anfang. Letzten Herbst saß ich im Büro und schielte immer wieder ins Live Tracking – Freunde hatten noch ein paar Urlaubstage zusammengekratzt, in Werfenweng tolles XC-Wetter erwischt und einen 6-stündigen XC-Flug hingelegt – für mich eine riesige Motivation, etwas ähnliches selbst einmal zu versuchen.

Im 2023er Flugurlaub in Werfenweng ergab sich dann die Gelegenheit, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Das riesige Dreieck, das sich ein Freund am Vorabend bei der Streckenbesprechung in sein Vario programmiert hatte, war ganz klar mindestens eine Nummer zu groß für mich. Schließlich verfügt er nicht nur über einen schnelleren Schirm, sondern hat mir 10 Jahre Flugerfahrungen voraus… Mein Plan war, einfach ein gutes Stück mitzufliegen, bei jedem Wendepunkt einen Teil der Strecke wegzulassen, sodass am Ende eigentlich auch ein Dreieck für mich rausspringen sollte.

Tracklog: Start am Bischling, Landung in Bischofshofen

Nach einem chilligen Morgenabgleiter mussten wir uns mit der nächsten Auffahrt beeilen, denn mittlerweile zog der Hausbart am Bischling schon durch, und über den exponierten Abrisskanten der geplanten Flugstrecke standen bereits wunderschöne Thermikwolken! Also nichts wie los! Nach dem Start konnten wir schnell zur Wolkenbasis aufdrehen. Ich war so aufgeregt, dass mir blöderweise sogleich ein Fehler unterlief. Anstatt in Thermiknähe auf die anderen zu warten, eierte ich 2-3 Minuten ein wenig planlos umher, machte vorschnell den ersten Talsprung und hatte auf der anderen Talseite aufgrund von Abschattungen keinen Anschluss. Verdammt! Ich musste also zurückfliegen, erneut Höhe machen und es erneut versuchen. Mittlerweile hatte ich den Mitfliegern gefunkt, dass sie nicht auf mich warten sollten. Ich würde nachkommen. Dies bedeutete aber auch, dass ich von da ab größtenteils alleine fliegen würde.

Nach dem Fehler direkt nach dem Start bin ich mittlerweile zum zweiten Mal an der Wolkenbasis über dem Bischling… Jetzt kann es losgehen! Der Gebirgszug zentral am Horizont ist das Dachsteingebirge – das ist das grobe Ziel.

Nachdem ich erneut an der Wolkenbasis über dem Bischling angekommen war, flog ich diesmal konsequent den Frommerkogel an, fand über dem Gipfelkreuz Thermik, drehte etwas auf und flog sogleich weiter. Wann immer es ging, stieg ich in den Beschleuniger. Einerseits wollte ich aufholen, zugleich war der konsequente Beschleunigereinsatz eine meiner Hausaufgaben aus dem letzten XC-Training. Über dem Ostmaisspitz fand ich nach kurzem Suchen eine Hammerthermik, die mich in kurzer Zeit nach oben spülte und somit optimal auf den großen Talsprung über das Lammertal bei St. Martin vorbereitete. Auf der anderen Seite hatte ich zunächst nur Nullschieber, fand aber alsbald einen schicken Bart. Puh, alles richtig gemacht!

Nach dem ersten großen Talsprung hatte ich zunächst nur Nullschieber und musste mich durchbeißen, doch jetzt bin ich endlich wieder an der Basis. Jetzt noch ein Stück geradeaus in Richtung Dachstein, dann auf die andere, von der Sonne beschienene Seite der Ridge (rechts im Bild) wechseln und gen zweiten Wendepunkt, St. Johann.

Nachdem ich ein Stück in Richtung Dachsteingebirge geflogen war, setzte ich meinen Wendepunkt, wechselt auf die Südseite der Ridge und flog anschließend direkt in Richtung St. Johann im Pongau, meinem zweiten Wendepunkt.

Tolle Aussicht auf das Dachsteingebirge! Hier bin ich schon auf dem Weg, auf die andere Seite der Ridge zu queren. Ich fliege also rechts aus dem Bild heraus und biege dann erneut 90 Grad nach rechts ab und folge der Ridge in Richtung St. Johann.

Eigentlich lief dann alles wie am Schnürchen. Ich machte Basis, wenn ich die Höhe brauchte, erwischte den Talsprung zwischen Eben und Altenmark im Pongau perfekt, sodass ich auf der anderen Seite sofort Anschluss hatte.

Hinten rechts das Dachsteingebirge, hinten zentral das Tennengebirge. Ich hatte unter der dunklen Wolke (rechts im Bild zu sehen) sehr schön Höhe machen können und konnte den weiten Talsprung relativ entspannt angehen.

Es dauerte zwar ein Weilchen, bis ich dort wieder eine komfortable Höhe hatte, die Flugtaktik schien aber zu stimmen, was einen interessanten Effekt auf meine Psyche hatte: Flogen zu Beginn noch nennenswerte Selbstzweifel mit, stiegen die Zuversicht und mein Selbstvertrauen im Laufe des Fluges doch deutlich an.

Nordwestlich von Moos machte ich mir kurz Sorgen, weil Abschattungen aufkamen. Doch dann zog mir ganz deutlich der herrliche Duft von frisch gewendetem Heu in die Nase – was für eine Erleichterung, denn schon ging es hoch! 🙂 Kurz vor Sankt Johann im Pongau konnte ich nochmals richtig aufdrehen und hatte einen wundervollen Blick über das Salzachtal, rüber zum Hochkönig und in die andere Richtung zu den Gasteiner Bergen.

Voll beschleunigt in Richtung Abrisspunkt, wo ich auch sofort die vermutete Thermik fand. Dahinter das Salzachtal, rechts hinten das Tennengebirge, zentral hinten der Hochkönig und links hinten die Gasteiner Berge – hach, was für ein geiles Hobby! 🙂

Doch was jetzt? Direkt in Richtung Werfenweng zurückfliegen? Oder doch die Talquerung riskieren und vielleicht sogar dem Hochkönig einen Besuch abstatten?

An dieser Stelle hätte ich vermutlich die erste Option wählen sollen und es wahrscheinlich zurück zum Bischlinglandeplatz geschafft. Ich habe mich allerdings für die Talquerung entschieden, der Hochkönig schien mir so nah zu sein! Allerdings habe ich keine durchziehende Thermik gefunden. An dieser Stelle des Salzachtals ist dies aber kein Problem, weil es dort nur so vor guten Landeplätzen wimmelt. Ich querte das Tal noch einmal und peilte eine Geländekante an, die als Abrisskante fungieren könnte. Aber keine Chance, da war einfach nix! Mein Plan B war eine riesige Landewiese direkt in Bischofshofen. Landeeinteilung und Landung waren gut – ein gelungener Abschluss dieses schönen Streckenfluges! 🙂

Überglücklich stehe ich am Landeplatz in Bischofshofen mit Blick auf den Hochkönig und kann es noch gar nicht richtig fassen, was für einen schönen Flug ich erleben durfte! 🙂

Was für ein wundervoller, herausfordernder und befriedigender Tag! Ich freue mich riesig, dass mir dieser XC-Flug gelungen ist! Vor allem, weil ich größtenteils alleine unterwegs war, dabei gute flugtaktische Entscheidungen getroffen habe und diese zudem gut umgesetzt habe. Auch scheine ich mich immer mehr mit dem konsequenten Beschleunigereinsatz anfreunden zu können, was für längere Flüge enorm wichtig ist! Dass am Ende ein 43er FAI-Dreieck herausgesprungen ist, ist ein schöner Bonus! 🙂
Wo Licht ist, findet sich aber normalerweise auch Schatten…. Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Ganz klar direkt nach dem Start: Ich hätte nicht vorschnell aus dem Startbart herausfliegen sollen. Und am Ende des Fluges hätte ich gut auf das Hochkönigabenteuer verzichten können und mich besser auf das Schließen des Dreiecks konzentrieren sollen.

Das geflogene Dreieck wird mir in kommenden Werfenweng-Urlauben ein schöner Ausgangspunkt für weitere Flüge sein. Vielleicht gelingt es mir, die einzelnen Dreiecksseiten noch auszudehnen – einerseits direkt bis zum Dachstein, auf der gegenüberliegenden Seite bis zum Fulseck!

Ich freue mich schon aufs nächste Mal! 🙂

« Vorherige SeiteNächste Seite »