Wenn man sich zu diesem Thema informiert, prasseln viele Meinungen auf einen ein: Für die einen kommen Liegegurtzeuge wegen einer erhöhten Eindrehgefahr, also letztlich aus Sicherheitsgründen, nicht in Frage. Andere empfehlen den Wechsel vom Sitz- auf ein Liegegurtzeug bereits nach wenigen Flugstunden. Streckenpiloten schwören auf den Leistungsgewinn. Kaltwetterpiloten führen den Windschutz an und erwähnen länger warm bleibende Füße, Beine und Blasen…

Was macht man denn nun… Erschwerend kommt hinzu, dass diese unterschiedlichen Meinungen nicht nur an Stammtischen, sondern von äußerst ernst zu nehmenden „Altvorderen“ der Gleitschirmszene geäußert werden, zu denen ich aufblicke! Mist! 😉 Die letzte von mir identifizierte Gruppe soll hier nicht unerwähnt, dafür selbstverständlich unbeachtet bleiben – die Damen und Herren, denen die Ästhetik und ein vermeintlicher Statusgewinn die ausschlaggebenden Argumente für den Erwerb eines Liegegurtzeuges gewesen zu sein scheinen…

Werfenweng

Doch wie fliegt es sich nun eigentlich in einem Liegegurtzeug? Wie funktioniert die Gewichtsverlagerung? Fühlt es sich im Vergleich zu einem Sitzgurtzeug vielleicht instabil an? Und wie ist das eigentlich mit dem Ein- und Ausstieg? Ich habe da natürlich so manche Ausgabe der unter Gleitschirmpiloten bekannten Kössen-Bloopers vor Augen, bei denen immer wieder Piloten bei der Landung nicht aus dem Gurtzeug herausgekommen sind und infolge dessen mit äußerst niedrigen B-Noten gelandet sind, wenn man das so nennen kann.. 😀

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mir ein Liegegurtzeug ausgeliehen, um mich der Beantwortung dieser Fragen zu nähern. Meine Wahl fiel dabei wegen seiner relativ hohen passiven Sicherheit auf das Advance Lightness 3. Die erste potenzielle Baustelle, das Anlegen des Gurtzeugs, war nicht der Rede wert. Zwei solide Schnallen und ein simples Befestigungssystem des Beinsacks machen die Startvorbereitungen nicht wirklich komplizierter als bei meinem Sitzgurtzeug Advance Success 4 – sehr gut!

Vor dem Tennengebirge.

Nächster Halt: Das Verstauen der Füße nach dem Start. Dabei hatte ich so meine Momente… Ohne Zuhilfenahme von mindestens einer Hand ist es mir bei 6 Flügen nicht gelungen, mit den Füßen in das Gurtzeug reinzukommen. Ich weiß, dass man dieses Problemchen mit einem kleinen Gummi, den man am Schuh und dem Beinsack befestigt, umgehen kann. Aber gut zu wissen, wie sich das ohne Helferlein anfühlt.

Nun kam der wichtigste Part: Das Fliegen. Angefangen habe ich in toter Morgenluft – keine Turbulenzen, keine Thermiken, also einfaches Gleiten. Es macht Spaß. Gewichtsverlagerungen werden durch die Füße bzw. deren Druck gegen das Fußbrett initiiert und fühlen sich intuitiv an. Mein erster Eindruck war, dass das für mich gut machbar ist. Rollen und Stabilisieren nur über Gewichtsverlagerungen hat sofort geklappt. Gut, das ist zumindest meine „Innensicht“. Da müsste ganz sicher nochmal ein Fluglehrer draufschauen, damit ich mir keinen Quatsch antrainiere…

Doch wie ist das in (ruppiger) Thermik, wenn es dann doch zu unerwarteten, von außen induzierten Pendelbewegungen kommt, die man fix stoppen können sollte? Auch das habe ich beim letzten Flug in Werfenweng ausprobieren können. Bei starken Thermiken, die mit teilweise integrierten 5m/s hochzogen, hatte ich keine Probleme. Bei „hackigem Thermikmist“ auch nicht wirklich. Mhm, es sieht gut aus!

Die Übersicht nach unten leidet natürlich ein wenig, allerdings konnte ich zumindest bei meinem Testmodell am Beinsack vorbei nach unten schauen. Und letztlich könnte man ja auch die Beine anziehen. Einen Punkt habe ich nicht ausprobiert: Allerdings gehe ich davon aus, dass das Handling von Urinalkondomen im Liegegurtzeug bei weitem angenehmer ist als im Sitzgurtzeug. Schließlich sitzt man nicht im Freien und viele Liegegurtzeuge haben eine entsprechende seitliche Austrittsöffnung. Nun bin ich mit meinen Flügen der 4h-Klasse noch lange kein XC-Crack, sodass dieses Thema noch nicht ganz oben auf der Liste steht. Aber das kann ja noch kommen…

Der letzte Punkt auf meiner Liste waren die Landungen. Kössen-Bloopers-Prophylaxe, sozusagen… Nachdem ich festgestellt habe, wie leicht man tatsächlich aus dem Gurtzeug kommt, wenn man das rechtzeitig vor der Landung macht, war ich auch in diesem Punkt beruhigt.

Mhm, was hat mir der Test nun gebracht?

Eigentlich nur eins: Ich schließe den Kauf eines Liegegurtzeugs nicht kategorisch aus, es hat mir großen Spaß gemacht, und ich habe mich beim Fliegen sicher gefühlt.

Ungeklärt ist, ob die Sicherheitsbedenken tatsächlich ausgeräumt werden können. Vermutlich werde ich das ganze Programm nochmal in einem Siku durchgehen. Mit echten Kappenstörungen und ’nem Experten am Funk, der hoffentlich helfen kann, wenn dabei doch etwas schief geht…

Für mich ist es immer ein großes Glück, neue Fluggebiete erkunden zu können. Wenn dies dann noch im Kreise der Flugfreunde passiert – umso besser! 🙂

In unserem Urlaubsgebiet Werfenweng war unfliegbares Wetter vorausgesagt worden, die Prognosen für das Zwölferhorn oberhalb von St. Gilgen am Wolfgangsee waren jedoch nahezu ideal: Mittlerer Wind aus Nord bis Nordwest sowie gute Thermikprognosen. Die Entscheidung, an diesem Tag diesem Fluggebiet einen Besuch abzustatten, war also verständlicherweise schnell gefällt… 😉

Die Landewiese in St. Gilgen fällt in zwei Richtungen leicht ab, ist aber riesig und aus der Luft sehr leicht identifizierbar. Vom Landeplatz aus läuft man knapp 10 Minuten durch einen schönen Randbereich von St. Gilgen zur zentral gelegenen Bergbahn.

Auf dem Weg zur Bergbahn…

Wichtig zu wissen: Gleitschirmpiloten müssen vor Fahrtantritt zwingend eine Tagesmitgliedschaft im lokalen Flugklub erwerben. Dies kann direkt am Ticketschalter der Talstation erledigt werden.

Blick vom Zwölferhorn

Wenn man am Zwölferhorn aus der Bahn steigt und die wenigen Meter zum steilen Startplatz direkt unterhalb des Gipfels (1522m) hochläuft, eröffnet sich einem ein Panorama, das wirklich beeindruckt: Direkt am Fuße des Berges liegt der Wolfgangsee mit seinem türkisblauen Wasser. In Richtung Norden kann man hinter einer letzten Bergkette bereits das Flachland sehen, etwas westlicher lugt der Mondsee hinter Hügeln hervor. Und auf der anderen Seite komplettieren die richtigen Berge das Panorama – fantastisch! 🙂

Wegen der Luftraumsituation im Westen (CTR von LOWS usw.) hatten wir uns einen kleinen Streckenflug in Richtung Südosten überlegt. Der Bergwerkskogel oder der Sonntagskogel am südöstlichen Ende des Sees sollte der Wendepunkt sein, die Rückroute sollte mehr oder weniger direkt am Ufer des Wolfgangsees verlaufen. Eigentlich…. 😀

Blick gen Südosten – links der Wolfgangsee. 🙂
Blick nach Nordwesten: Im Vordergrund der Wolfgangsee mit St. Gilgen, links das Zwölferhorn und hinten rechts der Mondsee. 🙂

Obwohl wir an einigen Stellen Basis knapp jenseits der 2000m machen konnten, haben wir unsere XC-Träume an diesem Tag schnell ad acta gelegt. Südöstlich des Zwölferhorns sind wir derart runtergespült worden, dass es uns wenig sinnvoll erschien, es zu riskieren, irgendwelche Bastelabenteuer zu starten. Dann doch lieber ein nicht weniger schönes Alternativprogramm genießen – ich bin über den See rausgeflogen, habe das Panorama auf mich wirken lassen, einige Thermiken ausgekurbelt, ein bisschen „rumgespielt“ und wegen des im Laufe des Tages zunehmenden Windes eine herausforderne, gute Landung … 😉

Am Ende des Tages hatten wir ein paar Flugstunden mehr auf der Uhr, ein dickes Grinsen auf dem Gesicht und mit St. Gilgen für kommende Werfenweng-Urlaube einen perfekten Plan B, wenn am Bischling Nord-Wind ansteht. Perfekt! 🙂

Insta360-Support

15. April 2023 Ausrüstung

Update 24.04.2023

Weiter unten hatte ich noch beschrieben, dass ich vom Insta360-Support etwas enttäuscht war. Meine nagelneue Insta360 Action Fernsteuerung hatte bereits nach einem Tag die Zusammenarbeit verweigert und der Kontakt mit Insta360 verlief zunächst etwas schleppend.

Letztlich wurde mir aber doch geholfen – gerade habe ich meine Kamera mit einer nagelneuen (Austausch-)Fernbedienung gekoppelt und alles funktioniert so, wie man es sich vorstellt! Danke an Insta360! Mögen hoffentlich bald Flugtage kommen, an denen ich das Schätzchen nutzen kann. 🙂


15.4.2023

Für den XC-Urlaub in Bassano hatte ich mir neben der Insta360 X3 auch noch Selfie Sticks, Zusatzakkus und die neue Insta360 GPS-Action-Fernsteuerung (jawohl, das ist der auf der Hersteller-Website angegebene offizielle Name) gekauft, da in der Kamera ja leider immer noch kein GPS-Modul verbaut ist. Wie der Name schon vermuten lässt, befindet sich jedoch in der Fernbedienung eine GPS-Einheit.

Das Gerät dient also nicht nur dazu, die Kamera ein- oder auszuschalten bzw. Aufnahmemodi zu wechseln, sondern versorgt die Kamera auch mit einem GPS-Signal, sodass die Aufnahmen dann über entsprechende Lokalisationsmetadaten verfügen. Die Kamera habe ich bei einem für guten Support bekannten Großhändler, die Fernbedienung und Kleinkram leider direkt bei Insta360 erworben, weil sie zu dem Zeitpunkt nur direkt beim Hersteller verfügbar war…

Bereits nach einem Flug war der Power-Button defekt. Es fühlte sich so an, als ob hinter der Gummi- bzw. Silikonabdeckung des Powerbuttons der eigentliche Mikrotaster nicht mehr da ist. Man drückt sozusagen ins Leere – kein „Klick“, kein haptisches Feedback eines Buttons. Meine Vermutung ist, dass sich der Mikrotaster ins Gehäuseinnere verabschiedet hat. Äußerlich ist die GPS Remote vollkommen unversehrt.

Ich war davon ausgegangen, dass die Meldung beim Insta360-Support einen zeitnahen Austausch zur Folge hat. Leider kämpfe ich nun schon seit mehr als 2 Wochen mit dem Support. Mails werden hin- und hergeschickt, ich habe Fotos geschickt, habe nun auch noch ein Video aufgenommen, in dem ich das Problem nochmals beschrieben habe. Die defekte Fernbedienung liegt immer noch bei mir zu Hause, ich habe bis jetzt keinen Ersatz erhalten. Die Konversation mit Insta360 scheint bislang nur dazu zu dienen, Insta360 davon zu überzeugen, dass überhaupt ein Defekt vorliegt…

Das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Gerade für mich als Gelegenheitspiloten sind die Gleitschirmtage im Jahr gezählt. Ärgerlich. Ich hätte mir einen schnelleren, unkomplizierteren Support gewünscht!

Die Insta360 GPS-Action-Fernsteuerung – ein meiner Meinung nach gutes Produkt. Leider ist mein Exemplar trotz äußerlicher Unversehrtheit defekt und somit nutzlos. 🙁

2023 – Feltre

7. April 2023 Berge

Juchu, ein neues Fluggebiet! 🙂

Dank Moni und Ferdi habe ich in diesem Frühjahr das Fluggebiet um Feltre kennenlernen dürfen! Der zentrale Startplatz ist der Monte Aveno, der verschiedene Startrichtungen ermöglicht und auch fürs Toplanden geeignet ist. Für Gleitschirmflieger könnte es sich allerdings als problematisch erweisen, dass es keinen Shuttlebetrieb o.ä. gibt. Hochfahren, fliegen und wieder toplanden wäre eine Option. Hoch zu laufen ist natürlich eine andere. Wer (wie ich) nur eine Ausrüstung mit Normalgewicht und -Packvolumen besitzt, wird allerdings sicherlich zurückhaltend sein, da hochzulaufen.

Wir waren in der Fluggruppe mit eigenem Shuttle unterwegs, sodass dieses Problem nicht bestand! 🙂 Oben angekommen, präsentierte sich der Monte Aveno weniger als Berg mit dediziertem Gipfel. Vielmehr hat man den Eindruck, auf einem Hochplateau zu stehen, das bei unserem Besuch noch dazu einem Meer aus Frühjahrsblühern glich – einfach wundervoll.

Wir haben den Weststartplatz genommen, der groß genug ist, dass mehrere Schirme nebeneinander ausgelegt werden können. Der Hausbart steht in Sichtweite, was sehr komfortabel ist. Bei unserem Besuch war es ein wenig diesig und dennoch war die Rundumsicht fantastisch! Wenn man das Glück hat, hier an einem klaren Tag unterwegs zu sein, muss das Panorama aber bombastisch sein. Auf der einen Seite die Dolomiten, auf der anderen Seite der Monte Grappa & Co. und dazwischen geschwungene Flussläufe, Bergseen, Stauseen, schroffe Felsen, tiefe Täler, kleine vorgelagerte Hügelchen, pitoreske Ortschaften und und und…

Geflogen sind wir natürlich auch… und wie! Ferdi, Chris, Andreas und ich haben im Hausbart Höhe gemacht und sind schließlich losgeflogen. Andreas hatte beim ersten Talsprung ein wenig Pech, sodass wir fortan nur noch als Trio unterwegs waren. Für mich als XC-Anfänger war dieser Flug ein Riesenerlebnis! Ein neues Fluggebiet – also musste jede Rippe, jeder Berg auf dem Weg beurteilt werden. Wo könnten Thermiken stehen, welche Ecken sind leeverseucht, wo sollte man es einfach laufen lassen, an welcher Stelle die Thermik bis zur Wolke ausdrehen usw. Dank Ferdis unglaublich hilfreicher Funkkommunikation hatte ich zu jeder Zeit ein richtig gutes Feedback und habe dadurch sehr, sehr viel gelernt. Und dies alles in dieser wunderschönen Landschaft! Es war zwar etwas diesig, was die Fernsicht entsprechend eingeschränkt hat. Dafür poppten immer wieder interessante Gipfel und Täler aus dem Dunst heraus, die zuvor noch unsichtbar waren – eine wundervolle Atmosphäre! 🙂

Nach rund 30 XC-Kilometern fehlten mir dann nur rund 50 m Höhe, um die nur wenig über mir stehende rettende Thermik zum Weiterflug nutzen zu können. Da hätte ich besser zuvor noch ein bisschen kurbeln sollen. Nach meiner Außenlandung in Peron war ich aber kein bisschen enttäuscht, sondern vollgepumpt mit Endorphinen und auch ein bisschen stolz, mit Ferdi und Chris so weit geflogen zu sein. Die beiden haben sich dann ihren Tag versüßt, indem sie den Flug noch bis Belluno fortgesetzt und sogar den ganzen Weg zurück geschafft haben! Toll!

Kurze Zusammenfassung des Fluges.

Für mich ergab sich durch die Außenlandung die Gelegenheit, mal die andere Seite des XC-Fliegens kennen zu lernen: Das Zurückkommen. Zunächst packte ich meine Sachen, hab‘ was gegessen – bei dem riesigen Dauergrinsen auf meinem Gesicht gar nicht so einfach – und bin dann in Richtung Startplatz losgelaufen. Zehn Kilometer war ich guten Mutes unterwegs, bis es langsam anfing, ein wenig beschwerlich zu werden. Ich habe halt doch keine Hike&Fly-Ausrüstung. Und rund 15 kg mit DEM besch*piep*enen Packmaß sind auf Dauer keine Freude. ;-D Und just in dem Moment hielt vor mir Andrea, ein freundlicher Italiener, der einen Umweg gefahren ist, um mich die restlichen 25 km zum Gleitschirm-Clubhouse in Feltre zu fahren. 🙂

Was für ein toller Tag! Vielen Dank an Ferdi, Chris, Moni und den netten Italiener Andrea. 🙂

2023 – Bassano

6. April 2023 Berge

Was für ein Luxus – reichlich zwei Wochen Bassano, aufgeteilt in vier Tage Einfliegen, fünf Tage XC-Kurs mit Ferdi und über einer Woche Gruppenfliegen und Zusammensein mit guten Freunden! 🙂

Gleitschirmflieger werden schon nervös gezuckt haben: Über zwei Wochen gutes Wetter? Im März? Naja, so ganz hat das leider nicht geklappt… Während ich in den ersten beiden Urlaubsteilen quasi an jedem Tag gut fliegen konnte, wurde es in der letzten Woche wettertechnisch spannend. Deutlich niedrigere Temperaturen, Föhn, starker Föhn, Regen und zwischendurch aber eben auch fliegbare Passagen, obgleich mit teilweise recht anspruchsvollen Bedingungen. Insgesamt war der Frühjahrsaufenthalt in Bassano für mich überaus ergiebig. Fast 29 Flugstunden sind deutlich mehr, als ich mir zuvor in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte!

2023 Bassano – meinereiner in Richtung Flachland – vielen Dank an Ferdi für das Bild! 🙂

Was ging fliegerisch? Eine Menge! 🙂
Ich hatte mehrere Flüge mit mehr als 30 XC-km und war dabei mehrmals über 3 Stunden, einmal sogar fast 4 Stunden in der Luft. Besonders zufrieden bin ich, dass ich dabei gute flugtaktische Entscheidungen getroffen habe und abends keine Reuemomente hatte. Die Starts und Landungen waren allesamt solide bis gut und auch die Wetteranalysen gehen mir mittlerweile flüssiger von der Hand – alles Punkte, mit denen ich mehr als zufrieden bin.

Natürlich gibt es aber auch noch sehr viel zu verbessern: Konsequenter Beschleunigereinsatz ist ein Thema. Zudem will die 4h-Marke geknackt werden. Dies wird mir sicherlich aber nur dann gelingen, wenn ich es schaffe, im Flug etwas zu essen und auch regelmäßig zu trinken. Dies wiederum wird nur klappen, wenn das Wasserlassen in der Luft gelingt. 😉

Schön war’s Bassano, bis zum nächsten Mal! 🙂

Bereits im vergangenen Jahr hatte ich die Gelegenheit, am XC-Seminar mit Ferdinand „Ferdi“ Vogel in Bassano teilnehmen zu können. Das ganze Jahr über habe ich Ferdis Tipps reflektiert, versucht, in den leider viel zu wenigen Flugstunden an meinen Baustellen zu arbeiten und in allen Facetten des Gleitschirmfliegens ein Stückchen voran zu kommen. Als sich im November 2022 dann für mich die Möglichkeit eröffnete, auch am 2023er Training teilzunehmen, war die Buchung nur noch eine Formalität… Natürlich wollte ich! 🙂

Um nach der flugarmen Winterzeit vor dem Seminar wieder ein wenig Luft unter meinen Epsilon 9 zu bekommen, bin ich schon einige Tage vor dem Seminarstart nach Bassano gefahren. Wie vor jedem Flugurlaub gestalteten sich die Tage vor der Abreise spannend: Wie würde das Wetter werden? Würde es fliegbar sein? Vielleicht sogar gut? Und bähm: Alles hat gepasst! An jedem Tag konnte geflogen werden und wie! 🙂

Erste kleine Strecke zum Eingewöhnen vor dem Kurs

So konnte ich an den Eingewöhnungstagen vor dem Seminar bereits etliche Flugstunden sammeln, sodass ich mit deutlich gesunkener Nervosität und dafür umso größerer Vorfreude zu Monika „Moni“ Ellers Casa del Cuore hochgefahren bin. Monis Fly & Bike Lodge befindet nur wenige Kehren unterhalb des Oststartplatzes, also im oberen Hangbereich. Von da aus hat man nicht nur einen fantastischen Blick über Bassano del Grappa und kann an klaren Tagen am Horizont Venedig erahnen, dank des eigenen Startplatzes und etwas vorgelagerten Landeplatzes kann man sogar quasi direkt aus der Unterkunft abheben.

Gefühlt knüpfte das Seminar genau an der Stelle an, an der wir uns im vergangenen Jahr voneinander verabschiedet hatten. Moni hatte alles Organisatorische bestens im Griff, das Haus und die Zimmer waren liebevoll vorbereitet und Ferdi stieg in seiner aus den Youtube- und DHV-Webinars bekannten ultranetten Art in die Vorstellungsrunde ein. Einige kannten sich bereits aus dem vergangenen Jahr, für mich waren aber auch einige neue Gesichter dabei, mit denen ich hoffentlich auch in Zukunft in Kontakt bleiben werde!

Die Seminartage waren viergeteilt:

  • Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde das Wetter analysiert und dabei das fliegerische Potenzial des Tages besprochen. Wo könnte man fliegen? Welche Besonderheiten würden auf die Teilnehmer warten? Wie würde man die Flüge anlegen, welche Wendepunkte setzen usw.
  • Dann sind wir zum jeweiligen Startplatz gefahren. Vor dem eigentlichen Start wurde noch einmal detailliert besprochen, wie sich das Wetter entwickelt hatte: Gab es mittlerweile Unterschiede zur Prognose? Waren bereits andere Piloten in der Luft? Wann würde der beste Startmoment sein? Welche Routenwahl würde welche Pros und welche Cons bieten? Dabei hat Ferdi immer gemahnt, dass wir zu jeder Zeit die Flugbedingungen analysieren sollen. Kein einfaches Rumstehen – es wurde beobachtet, diskutiert und dabei wurden zahllose Details besprochen.
  • Nach dem Start haben wir versucht, in der Gruppe zu fliegen, also gemeinsam aufzudrehen, auf Strecke zu gehen usw. Wie bereits im Vorjahr, ist Ferdi wieder in der Luft um die Teilnehmer gewuselt, hat per Funk Fehler angesprochen, Möglichkeiten aufgezeigt, flugtaktische Entscheidungen besprochen und begründet. Gerade war er noch vor den Teilnehmern, um auszukundschaften, wie sich eine Stelle anfühlt, schon tauchte er wieder ab, um Nachzüglern den Anschluss zu erleichtern. Dies alles mit Kommentaren, die genau zu rechten Zeit, im optimalen Ton und – was für mich besonders wichtig ist – im idealen Umfang ankamen. Also kein „Zuquatschen“, sondern ein mit wenigen Worten freundliches Ansprechen, manchmal auch ein etwas mahnenderer Weckruf, aber stets in dem für mich perfekten Ton. Nach jedem Flug haben wie Teilnehmer uns gefragt, wie ihm das alles in dieser herausragenden Qualität gelingt!
  • Im Debriefing wurde dann der Flugtag sehr detailliert besprochen. Was hatten wir richtig gemacht? Gibt es Verbesserungspotenzial? Wie hatte sich das Wetter entwickelt? Hatten wir das Optimum herausgeholt? Wie war es den Teilnehmern ergangen? Welche kritischen Stellen gab es und wie sind wir damit umgegangen? Nichts blieb offen, alles wurde analysiert! Diese Gespräche waren für mich eine wundervolle Gelegenheit, meine eigenen über den Tag gesammelten Eindrücke und Erfahrungen zu analysieren und zu besprechen – sehr wertvoll und lehrreich!

Und dann gab es ja noch jeden Tag das ultraleckere Abendessen, das der ehemalige Gastronom Tarek, ein anderer Seminar-Teilnehmer, gezaubert hat. Tarek, gepriesen seist Du für Deine Kochkünste! 🙂

Fliegerische Höhepunkte

Drei Flüge sind mir besonders im Gedächtnis geblieben – aus verschiedenen Gründen:

XC-Flug in Feltre
Als Bassano an einem Tag wegen eines prognostizierten starken Westwindes nur wenig Potenzial versprach, sind wir nach Feltre ausgewichen und vom Monte Avena gestartet, den man als Privatmensch mangels Shuttlebetriebs nicht ohne Weiteres sinnvoll nutzen kann. Für mich war dieser Tag besonders wertvoll, weil ich dieses Fluggebiet noch nicht kannte. Kurz nach Mittag sind wir gestartet und nach dem ersten Aufdrehen an die Basis zu viert auf Strecke gegangen. Nach dem ersten Talsprung musste ein anderer Teilnehmer leider aussteigen, sodass es wir dann nur noch zu dritt unterwegs waren. Was für eine atemberaubend schöne Landschaft! Hohe Gipfel, schroffe Felsen, tiefe Täler, Stausseen, kleine Bergseen, Flussläufe mit interessant geschwungenen Flussbetten – ich konnte mich nicht satt sehen! Aber auch die Bedingungen waren spannend. Die Windsituation entsprach nicht ganz den Prognosen, entsprechend mussten wir uns umstellen und von Rippe zu Rippe, von Thermik zu Thermik hangeln. Für mich waren viele lehrreiche Passagen dabei, in denen Leesituationen beurteilt werden und flugtaktische Entscheidungen getroffen werden mussten. Nach rund 30km ist mir dann eine solche Entscheidung zum Verhängnis geworden. Ich hatte es versäumt, hoch genug aufzudrehen, und prompt an der nächsten vermuteten sicheren Thermikquelle nichts gefunden, sodass ich den Flug abbrechen musste. Ich konnte mental aber schnell umschalten und habe die Gelegnheit genutzt, Außenlandungen zu üben und bin nach einer sauberen Landeinteilung gut gelandet. Ferdi tat es am Funk leid, dass ich abgetropft war. Für mich waren es aber ultraspannende 30km XC in einem neuen Fluggebiet – toll! Und hätte ich nicht landen gehen müssen, hätte ich Andrea nicht kennengelernt: Als ich bereits 10km in Richtung Feltre zurückgewandert war, hielt plötzlich ein netter Italiener und erkundigte sich, ob er mich mitnehmen könne! Wir hatten die restlichen 25km zurück zu den anderen ein interessantes Gespräch übers Fliegen, das Leben in Italien und viele andere Dinge. In Feltre waren Ferdi und Chris bereits wieder gelandet – sie waren nicht nur noch ein Stückchen jenseits meines Landeplatzes weitergeflogen. Sie hatten es sogar geschafft, bis zum Startplatz zurück zu fliegen! Was für ein Tag, für alle Beteiligten!

Misslungene Brentaquerung
Nanu, eine misslungene Brentaquerung soll ein Highlight sein? Ja, für mich schon! Nach einem bereits mehrere Stunden dauernden Flug flogen wir über dem Oststartplatz ab. Bis Talmitte passte die Peilung, doch dann wurde mir klar: Nein, das wird nichts. Der Gegenwind hatte mich schon so weit runtergedrückt. Also habe ich abgebrochen, bin umgekehrt und habe noch versucht am Gegenhang Höhe zu machen – vergebens. Rechtzeitig habe ich mich zur Landung entschieden, eine passende Außenlandewiese gesucht, eine gute Landeeinteilung gemacht und sicher gelandet. Genau mit diesen beiden Entscheidungen, die Querung zum richtigen Zeitpunkt zu beenden und später das Hangkratzen rechtzeitig abzubrechen, um die Ressourcen für eine gute Landeeinteilung und Landung zu verwenden, bin ich sehr zufrieden! Dies machte dann auch den eigentlich verkürzten XC-Flug für mich zu einem Erfolg.

XC-Flug über die Brenta
Eigentlich wollten wir den vorausgesagten Westwind nutzen, um einen One-Way-Flug in Richtung Osten zu unternehmen, also das Piavetal zu überqueren, oder kurz davor zu landen, um dann am nächsten Startplatz östlich davon noch einen weiteren Flug in Angriff nehmen zu können. Doch dann kam es anders: Wie geplant flogen wir zunächst nach Osten. Kurz vor dem Piavetal zog es dann aber nicht mehr durch und der Westwind war auch deutlich schwächer als erwartet. Also kehrten wir nach Westen um und hangelten uns gegen den Wind vor. Zwischendrin hatte ich eine Bastelstelle, an der ich einige Zeit investieren musste, um wieder genügend Höhe zu bekommen. Moni, die an diesem Tag mitflog, gab wertvolle Tipps, sodass wir aber schon bald wieder in komfortabler Höhe über dem Oststartplatz kreisten. Also los, dann auf die andere Seite des Brentatales. Diesmal bin ich in ausreichender Höhe angekommen und habe mich auf der anderen Talseite wieder hochgekämpft. Erst hangnah etwas mühsam, später sehr chillig in den vorgelagerten Thermiken. Ferdi und zwei andere Teilnehmer sind am Rubbio topgelandet. Ich habe die Möglichkeit, meine erste Toplandung zu machen, aber ausgeschlagen. Ich hatte schon über drei Stunden Flugzeit auf der Uhr und meine Konzentration war nicht mehr auf ihrem Höhepunkt. Also sind Moni und ich zurückgeflogen, hatten noch einen schönen Flug im Flachen und sind nach insgesamt rund 4 Stunden sicher gelandet.

Danke an Ferdi für das Bild! 🙂

Das Seminar war für mich wieder ein Volltreffer. Unzählige interessante Gespräche, viele wertvolle Tipps und Anregungen, die mich in den kommenden Monaten noch beschäftigen werden. Inklusive der Vorbereitungstage über 19 Flugstunden, die Einführung in ein neues Fluggebiet und das überaus angenehme Privileg, mit netten Menschen viel Zeit verbracht haben zu dürfen!

Herzlichen Dank an alle Beteiligten! Hoffentlich bis bald! 🙂


https://flybassano.com

https://ferdinand-vogel.de

Semonzo – Bepi Tappeti (834m) – Semonzo

Was macht denn ein Bepi-Artikel im Wanderbereich? Das ist doch ein Gleitschirm-Startplatz!

Nun, nachdem zu Hause um 1:30 Uhr in der Früh der Wecker gebimmelt hatte und ich nach rund 10 Stunden Autofahrt das rund 1000km entfernte Gleitschirm-Mekka Bassano erreicht hatte, war zwar noch recht viel vom Tag übrig, allerdings nicht mehr von meiner Konzentrationsfähigkeit. Also habe ich mal die Hike-and-fly-Route zum Gleitschirmstartplatz Bepi Tappeti erkundet. Der Gleitschirmpacksack blieb natürlich in der Pension, ich brauchte ja nur leichtes Gepäck.

Traumhaftes Wanderwetter! Wegen der Flugwetterprognose für die Folgetage mit bester Laune ausgestattet, machte ich mich von meiner Unterkunft in Semonzo aus auf den Weg. Vorbei an einer Eselweide kreuzte ich schon bald die Straße zu den Startplätzen und folgte zunächst einer kleinen Bergstraße, die in die andere Richtung hinauf ging. Nach wenigen Hundert Metern wechselte ich auf einen Wanderweg, der zunächst flach anstieg und durch ein Meer an Frühjahrsblühern führte.

Wenig später zweigte der Pfad in den Wald ab und schlängelte sich fortan in zumeist steilen Serpentinen den Berg hinauf. Was sich vielleicht etwas dröge liest, war in Realität aber sehr abwechslungsreich. Immer wieder konnte ich durch die Bäume hindurch einen Blick auf Semonzo, das benachbarte Borso del Grappa und die weitere Umgebung erhaschen. Mal war die ikonische Kirche unweit des Landeplatzes zu sehen, mal in der Ferne die vorgelagerte sanfte Hügelkette oder die malerisch schöne kleine Erhebung mit dem römischen Turm nebst Friedhof. Und dies alles bei wundervollem Vogelgesang! Die rund 40 Serpentinen waren schnell absolviert, und nach einem letzten Steilstück stand ich nach rund einer Stunde am unteren Ende des Startplatzes – für mich eine völlig neue Perspektive! Normalerweise betrete ich den Platz von der Straße aus von oben.

Am Startplatz war bei diesem Wetter natürlich voller Betrieb. Links und rechts reihten sich die auf einen freien Spot wartenden Piloten, fertig vorbereitet, ihre Schirme zur Tulpe zusammengezogen. In der Mitte der erst vor kurzem mit textilem Untergrund ausgestattete Startplatz, von dem sich in schneller Abfolge Piloten in die Luft begaben. Ich verfolgte das Gewusel eine zeitlang und freute mich schon auf die Folgetage, an denen ich hoffentlich viele Flugstunden sammeln können würde. Kurz darauf kramte ich die Wanderstöcke aus dem Rucksack, und nahm den selben Weg nach unten. In Semonzo stattete ich noch dem kleinen Tante-Emma-Laden einen Besuch ab und musste natürlich auch noch einmal bei den süßen Eseln vorbeischauen … Diese Plüschohren, hach! 🙂 🙂

Eine schöne kleine Wanderung ohne nennenswerte Schwierigkeiten!

Gesamtstrecke: 9688 m
Maximale Höhe: 823 m
Minimale Höhe: 192 m
Gesamtanstieg: 664 m
Gesamtabstieg: -657 m
Gesamtzeit: 02:26:15

Dies sind die kleinen Videoschnipsel, die ich auf Youtube hochgeladen habe. Nix Aufregendes aber schöne Momente, an die ich mich gerne erinnere.

Schöner XC-Flug im Rahmen des XC-Kurses mit Ferdi.

Start am Campeggia, Flug über den Monte Grappa in Richtung Piave, zurück nach Westen, Brenta-Querung, weiter bis nach Schio und zurück nach Bassano.

Über 6h Airtime, 85 XC-km - danke, Ferdi! 🙂

https://de.dhv-xc.de/flight/1840188
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Wanderbilder

27. Februar 2023 Wanderbilder

Auf dieser Seite seht Ihr einen losen Mix aus Wanderbildern von einigen Touren der letzten Jahre. Viel Spaß beim Stöbern… 🙂

Flugbilder

26. Februar 2023 Bilder

Hier lade ich ab und an einige Gleitschirmbilder hoch. Viel Spaß beim Anschauen… 🙂

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